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Möhring, Hannes; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weltkaiser der Endzeit: Entstehung, Wandel und Wirkung einer tausendjährigen Weissagung — Mittelalter-Forschungen, Band 3: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.29153#0415

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fang 899 ohne größere Mühe die Küstenstadt al-Qatlf besetzen. Im folgenden Jahr
wählte er Hagar, den befestigten Hauptort der Bahrain-Oasen, als Angriffsziel. Da
die Belagerung, die schließlich zur Zerstörung von Hagar führte, mehr als 20 Mo-
nate dauerte, ließ al-Gannäbi sich nicht weit davon in al-Ahsä' nieder, wo er wie ein
Fürst zu residieren begann. Weitere Beduinenstämme schlossen sich ihm frei-
willig an oder wurden mit Waffengewalt dazu gezwungen. Dagegen scheiterte der
Versuch des abbäsidischen Kalifen, die Oasen von Bahrain wieder unter seine Kon-
trolle zu bringen, denn die von Basra aus nach Süden geschickten 2000 Mann wur-
den vernichtend geschlagen. Während al-Gannäbi den Oberbefehlshaber mit einer
herausfordernden Botschaft an den Kalifen zurückschickte, ließ er die übrigen an-
geblich rund 700 Gefangenen tötend
Als um 900 der vierte Großmeister der Ismä'iliten und spätere erste fätimi-
dische Kalif al-Mahdl billäh den Anspruch erhob, selbst der Mahdi zu sein und
nicht nur dessen Stellvertreter, kündigten die ismäTlitischen Zellen im Träq und in
Bah-rain ihrer bisherigen Führung in Salamya die Gefolgschaft auf. Indem die
Qarmaten daran festhielten, daß der siebente Imäm Muhammad ibn IsmäVl als
Mahdi zu erwarten sei, erklärten sie den selbsternannten Mahdi in Salamya zum
Betrüger und gingen ihren eigenen Weg^L
Abü Sa'id al-Gannäbi soll als Datum für das Erscheinen des Mahdi das Jahr
300 islamischer Zeitrechnung, also die Jahre 912 oder 913, vorausgesagt haben. Aber
während dem fätimidischen Mahdi-Prätendenten im Maghreb die Reichsgründung
gelang, blieb der von den Qarmaten erwartete Mahdi aus. Vielleicht hängt die Er-
mordung des Abü SaTd al-Gannäbi und mehrerer qarmatischer Missionare im Som-
mer 913 mit dieser Enttäuschung zusammen. Mit 16 Jahren mündig geworden,
übernahm im Januar 923 Abü Fähir Sulaimän, einer der jüngeren Söhne des Abü
SaTd, die Führung der Qarmaten von BahrahVW
Nachdem diese noch zu Lebzeiten seines Vaters im Sommer 912 den Süq von
Basra überfallen^, dann aber zehn Jahre lang keine Angriffe mehr unternommen
hatten, bekämpfte Abü Tähir das 'abbäsidische Kalifat wieder aktiv, da der Wesir 'Ali
ibn Tsä, der die Ruhe mit Geld und Waffenlieferungen erkauft hatte, im August 923
seines Amtes enthoben und eingekerkert worden war. Durch Brieftaubenpost da-
von in Kenntnis gesetzt, eroberten Abü Tähirs Beduinen schon vier Tage später in
nächtlichem Angriff abermals die Stadt Basra. Beutebeladen brachen sie erst nach
17 Tagen in die Heimat auPW
Damit nicht genug, überfielen die Bahrain-Qarmaten im Frühjahr 924 drei von
Mekka in den Träq zurückkehrende Pilgerkarawanen und machten dabei unermeß-
liche Beute - Pilger von Rang wurden erst gegen Zahlung von Lösegeld freigelassen,
Frauen und Kinder dagegen versklavt. Im Jahr darauf traten die Qarmaten den Pil-
gern schon auf dem Hinweg entgegen, weshalb diese umzukehren beschlossen. Bei
der Verfolgung gelang es den Qarmaten sogar, Küfa zu besetzen und auch diese Stadt
tagelang zu plündern - selbst die eisernen Tore nahmen sie mit. Diese Ereignisse hat-

140 Vgl. ebd., S. 58-60; GLACow, al-Mütadid, S. 111-115.
141 Vgl. HALM, Reich des Mahdi, S. 64-67.
142 Vgl. ebd., S. 225 h
143 Vgl. ebd., S. 176.
144 Vgl. ebd., S. 225 f.

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