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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0039

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31

Die Hauptpfeiler im Kreuze, worauf zugleich der Thurm ruht, werden ihrer
wagerechten Ausdehnung nach durch die Durchschneidung der Grundmauer des Kreuzes
bestimmt und in die vier äusseren Winkel dieser Durchsclmeidung werden Säulchen
zum Tragen der Kreuzbogen der Gewölbe gestellt. Durch das Centrum dieser Säulchen
wird ferner, aus ihrem gemeinschaftlichen Mittelpunkte ein Kreis gezogen, auf welchem
acht Punkte in gleicher Entfernung von einander, wozu die Mittelpunkte der ersten
Säulchen schon gerechnet werden, den übrigen ebenfalls ihren Platz anweisen. Die
zwei auf jeder Seite dem ersten Säulchen beigefügten, haben mit diesem denselben
Durchmesser; die mittleren im Kreuz gegeneinander überstehenden- Hauptsäulen jedoch
springen mit ihrem Mittelpunkte auf den Ecken von Quadraten vor, deren Diagonale
zwischen den Mittelpunkten der beiden nebenanstehenden Säulchen gezogen wird. Das
Ganze löset sich demnach wieder in der äusseren Form des Vierecks auf, welches den
Pfeiler charakterisirt, dessen Stärke indess dem Auge durch die daran hervorragenden,
mit Hohlkehlen verbundenen Säulchen, verborgen wird. Der Grundriss auf der Erläu-
terungsplatte (5. Blatt) Fig. 3., ist übrigens geeignet, diese Erklärung deutlich nach-
zuweisen. So gibt auch , die Darstellung auf dem 10. Blatte unter Fig. 5. die Zeichnung
der aus diesem Pfeiler abgeleiteten Wandpfeiler des Kreuzes, deren Sockel rund sind,
welches mit besonderer Rücksicht auf den Ausgang durch die beiden Thüren des Kreuzes
angeordnet zu sein scheint, um dem Gedränge des Volkes keine scharfe Ecken ent-
gegenzustellen.

Die Pfeiler des Langhauses unterstützen gleich den vorerwähnten die Bogen
und Gewölbe. Hauptsächlich stehen sie unter den Spitzbogen, welche als Fortsetzung
der Grundmauer des Chores das Schiff von den Abseiten trennen (man vergl. Fig. 1.
auf dem 10. Blatte). Zu beiden Seiten aber setzen sich daran drei Säulchen an, wor-
aus die Kreuz- und Spitzbogen des Schiffes und der Abseiten entspringen und welche
auch die Wandpfeiler der Abseiten bilden (hierbei kommt Fig. 2. und 3. des zehnten
Blattes in Betracht). Hierdurch zunächst wurde die Gestalt der Pfeiler zu einem ver-
schobenen Vierecke bestimmt, weil doch der Raum im Lichten zwischen dem unteren
Hauptpfeiler des Kreuzes und dem demselben zunächst folgenden Pfeiler des Langhauses,
immer in gleiche Theile durch die Mitte des Parallelogramms der Abseiten getheilt wer-
den musste. Diese Verschiebung machte mir Anfangs, bei der Construction, besonders
wegen der Einteilung und Stellung der Sockel gegen die schräge äussere Linie,
manche Schwierigkeit, und zwar um so mehr, da sie von der Form des nach dem
rechten Winkel construirten Hauptpfeilers bedeutend abweicht und daher die im Spitz-
bogen fortgesetzten Glieder des Pfeilers im Langhause, auf die des Hauptpfeilers nicht
passten, weil daselbst die beiden Rundstäbe am Spitzbogen, welche vorne scharfe Kanten
erhalten, über die unter dem Knaufe stehenden Säulchen an zwei Zoll überstehen. Bei
 
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