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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0048

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entsprechen soll, ehe man zur wirklichen Ausführung schreitet, erst eine sorgfältige
perspectivische Zeichnung und zwar von dem Standpunkte aus zu machen, woraus der
zu erbauende Gegenstand in der Folge am meisten betrachtet werden wird. *} Wollte
man aber hierbei, wie dieses gar häufig geschieht, einen Standpunkt annehmen, der in
der Wirklichkeit unmöglich aufgefunden werden kann und bei der Localität des Gebäu-
des wegen seiner Entfernung unstatthaft ist, so würde dieses gar wenig eine richtige
Anschauung fördern. So zeigt sich die Abdachung unter dem Fenster, über dem Spitz-
bogen des Portales in dem perspectivischen Bilde, von einem passenden Standpunkte aus
angesehen, ganz verkürzt und in einem ganz richtigen Verhältnisse, da sie sich doch
in der geometrischen Zeichnung fast zu breit und sehwer ausnimmt. Eine breite Unter-
sicht unter den Fenster- (TKaff-) Sims, welche die perspectivische Ansicht gewährt,
erscheint in der geometrischen Zeichnung gar nicht. Mehrere Verschiedenheiten und
Abweichungen dieser Art aber, wird der aufmerksame Beschauer bei der weiteren Ver-
gleichung beider Zeichnungen finden. Dabei aber muss ich bemerken: dass die Glas-
malerei in dem Fenster über dem Eingange ergänzend zugefügt worden, sowie auch die
Bildsäule der heil. Katharina, welches ich aber schon früher angezeigt habe, und dass
der Sockel, der um die ganze Kirche geführt ist (der Schrägesims}, auf diesem
Bilde zu einer dritten Stufe zum Eingange vereinigt worden ist, welches um so eher
statthaft zu sein schien, als dieser Sockel, erst nach einer späteren Berichtigung, um
einige Zoll tiefer gestellt und auch etwas grösser gemacht worden ist. Dieses war in
der ersten Zeichnung aus dem Grunde versehen worden, weil der Stein an dieser Stelle
fast gänzlieh verwittert ist; so dass man bloss durch die Uebereinstimmung mit dem
Ganzen auf die eigentliche Höhe desselben schliessen konnte. Durch die Hinzufügung
der dritten Stufe aber, gewinnt der Eingang selbst noch ein höheres und leichteres An-
seilen. Möge dieses Bild den Beschauer freundlich einladend ansprechen.

Zwölftes Blatt. Das zweite Fenster in der rechten Abseite.

Durch eine wohlberechnete Mannigfaltigkeit, ist dieses Fenster wieder im Gegen-
satze mit der danebenstehenden Rose. Die Steinconstruction desselben scheint dem
Querdurchschnitte der Kirche selbst, entsprechend angeordnet; in der Mitte das höhere

*) Species dispositionis, quae graece dicuntur t$'sm. hae sunt: Ichnograplna. Ortographia, Sciographia. —

— — —----item Sciographia est frontis, et laterum ahscedentium aduinbratio, ad circinique

centrum oranhim linearum, responsus. Dieses bemerkt schon Vitruv. Lib. I, Cap. II.
 
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