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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0078

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unbelebter Blätter vorziehen, und so dem Bildhauer ein neues Feld zu lange schon
ersehnter Selbsttätigkeit eröffnen. Kurz er würde durch eine sichere Ueberzeugung,
fern von der Lieberschätzung irgend eines Styles geleitet, und ohne Vorurtheil, die zum
Zwecke geeigneten Mittel richtig zu wählen wissen, und so jedem Vorwurfe der Nach-
ahmung und des Mangels an Originalität kräftig begegnen. Vorzüglich aber würde der
Künstler, frei von aller Selbstgefälligkeit, seine Gedanken und Entwürfe möglichst oft
auch Andern zur Beurtheilung mitzutheilen kein Bedenken tragen: indem die Wieder-
belebung und Anwendung eines Baustyles, der so lange misskannt und vernachlässigt
worden, um so mehr die achtsamste Berücksichtigung und die grösste Vorsicht erfordert,
weil heut zu Tage der Baukünstler für sich allein steht, da hingegen die grossen
Werke des Mittelalters aus dem innigsten Zusammenwirken so vieler vortrefflicher
Männer in den Bauhütten zur Vollkommenheit gediehen.

Das zwanzigste Blatt (Erläuterungsblatt.)

Dieses Blatt enthält folgende Stücke in geometrischer Zeichnung. Den schon früher
berührten Aufriss der nördlichen Vorlage des Kreuzes mit dem Giebel Fig. 1 und ein-
zelne Theile beider Giebel zur grösseren Deutlichkeit in dreimal grösserem Maasse,
Fig. 2 und 3. Die Durchschnitte der alten Pfosten stehen ausserdem wieder, doppelt
so gross als diese Einzelheiten, selbst unter denselben. Beide Durchschnitte sind aus
einem Quadrate gebildet und die jungen Pfosten entwickeln sich daraus gerade so, wie
bei den Fenstern: der zweite nämlich ist halb so breit wie der alte Pfosten, und der
dritte halb so breit wie der zweite.

Eine der Wandnischen, Fig. 4, deren sich zwei im mittleren Chore und eine
in jedem Seitenchore befinden: der Längendurchschnitt auf dem 4. Blatte zeigt die zwei,
auf der rechten Seite, an ihrer richtigen Stelle; die auf der Linken stehen diesen gerade
gegenüber. Ohne Zweifel haben diese Nischen ursprünglich zu Sitzen für die Chor-
sänger gedient. Im Spitzbogen ist mit der Construction eine leichte Verzierung hervor-
gebracht, indem sich der mittlere, vorne zugespitzte, Rundstab von den Spitzbogen
selbst ablöst, und in kleinen Halbbogen bis zum oberen mittleren Kreise steigt, wo er
sich wieder mit dem Hauptbogen vereinigt. Hierbei muss jedoch noch bemerkt werden,
dass der Durchschnitt des Bundstabes, so lange er sich in den kleinen Bogen frei hinauf
bewegt, die Form von dem Durchschnitte hat, welcher an der Seite dieser Zeichnung
bei a steht. Die übrigen Durchschnitte liegen im Grundrisse, welcher auf der rechten
 
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