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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0050

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henden Fenstern Manches abgehandelt wurde, was auch wieder auf dieses anwendbar
ist, so möge die vorliegende Erklärung hiermit, als genügend, geschlossen seyn.

Die Höhenverhältnisse der St. Katharinenkirclie zu Oppenheim, nach

dem Querdurchschnitte.

Vitruv fordert bei heiligen Häusern schon die geziemendeste Uebereinstimmung der
einzelnen Glieder zur Gesammtmasse. *) Er stellt dabei den menschlichen Körper als
Vorbild auf und setzt die Verhältnisse desselben sehr ausführlich auseinander. So wie
hier jeder einzelne Theil dem Zwecke des Ganzen auf das Vollkommenste entspricht
und gerade dadurch die höchste Schönheit hervorgebracht wird, woran Nichts zu viel
und Nichts zu wenig ist, so sollen auch die Gotteshäuser durch die bestimmtesten Ver-
hältnisse einem erhabenen Zwecke angemessen seyn.

Von dieser Wahrheit waren die Schöpfer des teutschen Kirchenbaustyles auf das
Innigste durchdrungen, wovon uns die aufmerksame Zergliederung der wenigen, übrig
gebliebenen Denkmale dieses reinen Styles hinlänglich überzeugt. Schon bei dem Grund-
risse unserer Kirche zu Oppenheim wurden, auf dem 8. Blatte, die Verhältnisse ihrer
wagerechten Ausdehnung gründlich auseinander gesetzt. Diese Verhältnisse jedoch in
meiner Zeichnung aufzufinden, war mir um so erfreulicher, als ich die Aufnahme der
Kirche nach Messungen bewerkstelligt hatte, wobei ich das Vorhandenseyn dieser Ver-
hältnisse noch nicht ahnete.

Hat aber der Kunstfreund an dieser Entdeckung Antheil genommen, so darf ich
hoffen, dass er mit gleicher Theilnahme die Höhenverhältnisse dieses Gebäudes durch-
zugehen bereit seyn wird. Die "Verhältnisse des alten Manuscriptes, dessen Inhalt uns
Herr Stieglitz mittheilt, finden hierbei seltener Anwendung, als bei dem Grundrisse; es
soll darauf jedoch bei vorkommender Uebereinstimmung jedesmal hingedeutet werden.

Da sich das ganze Gebäude nothwendig nach seinem inneren Zwecke entwickeln
muss, so kommt hier billig zuerst die Höhe des Chores, des Kreuzes und des Schiffes

*) Similiter vero sacrarum aedium membi-a, ad universam totins magnitudinis summam, ex partibus sin-
gulis convenientissimum debent hal>ere commenguum responsum. — — — — —, Ergo si ita natura com-
uosuit corpus hominis, uti proportionibus membra ad summam figurationem ejus respondeant, cum causa
constituisse videntur antiqui, ut etiam in operum perfeeiionibus singulorum membrorum ad universam
Figurae speciem habeant commensus exaetionem. Igitur cum in Omnibus operibus ordinea traderent, id
maxime in aedibus deormn, in quibus Operum laudes et culpac acternae solent permanere. — Vitruv.
Lib. III. Cap. I.
 
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