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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0096

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Das vierte Fenster der linken Abseite, zum 37. Blatte -gehörig, ist ebenfalls
enger als die drei andern auf dieser Seite. Es war vor einigen Jahren noch so erhalten,
dass es mit wenig Zusätzen auf dem Papier restaurirt Averden konnte. Der darin rechts
erscheinende Christus mit der zum Segen erhobenen Rechten und die auf einem Zettel
beigefügte Schrift, alles noch ziemlich erhalten, deutet offenbar auf den in der Abtheilung
daneben stehenden Petrus, von welchem jedoch nur noch ein kleines Stückchen blaues
Gewand übrig war, und dessen Figur daher ergänzend zugefügt worden ist. Ebenso
war es leicht, den unteren Theil des daneben wieder knieenden Christus, welcher gänzlich
fehlte nach dem noch erhaltenen Kopfe passend anzufügen; der gegenüber schwebende
Engel aber ist völlig zugesetzt, indem in diesen beiden Gefachen nichts als weisses Glas
zu sehen war. Diese Figur wurde indess genau nach den Worten des Evangeliums, ohne
Kelch oder Kreuz, und dem Byzantinisch - Teutschen Style, der übrigen Glasmalerei
möglichst getreu, dargestellt. In den beiden übrigen Abtheilungen links erscheinen die
vier sogenannten grossen Propheten: Jesaias, Jeremias, Ezechiel und Daniel, als welche
von Jesus Christus vorzüglich geweissagt haben. Auf eine ganz eigenthümliche Weise
sind dabei die Propheten, welche während der Babylonischen Gefangensehaft der Israeliten
lebten, mit kleinen, oben in eine Spitze ausgehenden, weissen Hüten bedeckt, während
Jesaias, vGr der Gefangenschaft, mit blossem Haupte dargestellt ist; eine Auszeichnung,
die dem Gebrauche der damaligen Zeit entlehnt scheint, wo die Juden wirklich spitze
Hüte und Mäntel zum Zeichen ihrer Botmässigkeit zu tragen verbunden waren. Auch
auf einem der Medaillons in dem obenerwähnten Chorfenster tragen die Israeliten beim
Durchgange durch das rothe Meer, der ägyptischen Sklaverei entrinnend, ebenfalls solche
weisse spitzige Hüte.

Theile aus der Sakristei, der nördliche Eingang, Wendeltreppen u. s. w.

auf dem 34. und 35. Blatte.

Unter Figur 1,2, 3 und 4 sind, auf dem 34. Blatte, die mit Laubverzierungen
auf das künstlichste umgebenen Knäufchen in der Sakristei abgebildet, wovon Figur 5
den Grund- und Figur 6 den constructiven Aufriss zeigt; wobei jedoch, da die Winkel
der Mauer, worin diese Knäufchen stehen, verschieden sind, (man sehe den Grundriss
der Kirche auf dem 8. Blatte} die mit a und b bezeichneten Hälften zusammenpassen. —
Die Figur 7 zeigt eine kleine Wandnische in den Seitenkapellen neben dem Altare, zur
Aufstellung der Messgefässe, worunter auch der Grundriss angedeutet ist; es sind deren
noch mehrere, mit einiger Modification ähnliche in der Kirche befindlich, diese Nische
 
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