Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0095

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
87

die Märtyrer und link« die Streiter der christlichen Kirche vorgebildet; die Einfassungen
sind auf beiden Seiten abermals sinnreich veraiannigfaltigt ; zu bedauern ist es indessen,
dass von diesem Fenster, bis auf die zwei hier gezeichneten Abtheilungen, fast alles mit
fremdartigen Stücken und weissem Glase ausgefüllt ist. — In dem Fenster zur Linken
des mittleren ist das Andenken der vorzüglichsten Wohlthäter unserer Kirche auf eine
ausgezeichnete Weise geehrt. Ihre Wappen werden jedes von einer männlichen und
weiblichen Figur emporgehalten, vielleicht um dadurch anzuzeigen, dass auch die Frauen
an der der Kirche zugewendeten Unterstützung Antheil genommen. Auf dem vorliegenden
Blatte sind zwei dieser Abtheilungen, ebenfalls wieder durch einen kleinen Zwischenraum
von den oberen getrennt, gezeichnet. Doch geboren diese nicht an den untern Theil
des Fensters, der hier blos um seine Steinconstruction zu zeigen, dargestellt ist; vielmehr
erscheinen sie darin in folgender Ordnung: zuoberst stehen nebeneinander zwei Wappen
teutscher Könige, ein schwarzer Adler in einem goldenen Felde, von gekrönten Schild-
haltern emporgehoben, wodurch ohne Zweifel vermuthlich Richard von Cornwallis und Rudolph
von Habsburg angedeutet werden sollten. Eines derselben ist in der linken untern
Abtheilung auf diesem Blatte zu sehen. Auf der rechten Seite in diesem Fenster folgen
dann ferner, das auf dem Blatte in der rechten untern Abtheilung gezeichnete Wappen:
ein rother Leoparde mit zwei Schweifen im goldenen Felde und darunter die übrigen auf
der rechten Seite des Blattes gezeichneten Wappen nach der Ordnung von der Rechten
zur Linken 5 sowie auf der linken Seite in demselben Fenster die auf dem Blatte zur
Linken stehenden Wappen. Die unteren Gefache dieses Fensters sind mit Backsteinen
ausgefüllt. Nur zu drei dieser Wappen haben übrigens die Eigener ausfindig gemacht
werden können: das rothe Rad im goldenen Felde gehört der Familie von Bolanden ; das
roth uni schwarz senkrecht getheilfe Feld mit weissen Querstreifen den Albich von
Dexheim; und der, eine Rose haltende Arm im blauen.Felde den Wolfskehl zur Wolkenburg;
alle drei Familien sind längst erloschen. Die zu beiden Seiten über den einzelnen Wappen
stehenden Abtheilungen stellen die einfachen Verzierungen der meist aus weissem Glase
bestehenden Fenster zu beiden Seiten des Chores dar; welche vom Schiffe der Kirche
aus wenig oder gar nicht gesehen werden können; man erkennt hierin deutlich die Absicht
des Baumeisters, dem Chore, unbeschadet des Totaleindruckes, mehr Helle zu verschaffen;
mögten diese eben so einfachen als elegant behandelten Glasteppiche auch heut zu Tage,
da wo man in Gebäuden, besonders in Kirchen etwas von farbigtem Glase anzubringen
sich bestimmt findet, Nachahmung finden. Der dazu erforderliche Kostenaufwand ist auf
jeden Fall nicht sehr bedeutend, und das schwarze Dessin wäre auch auf mattgeschliffene
grünlichweisse Scheiben mit schwarzer Oehlfarbe aufgetragen, sehr dauerhaft. Der
Durchschnitt und Grundriss des unteren Theiles der Chorfenster, nebst dem Maassstabe
von einem Zolle Rheinländisch zum Fusse ist unten beigefügt.
 
Annotationen