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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0094

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weiss gelassen, die aus dem Kleeblatte ausgehenden Strahlen mit demselben rautenför-
migen Teppich ausgefüllt, und so auch die übrigen lläume mit der gleichartigen Ver-
zierung ergänzt worden. Bios das Innere des Kleeblattes mit dem gelben, den Schlüssel
woraus das Ganze hervorging, bezeichnenden, sechseckigten Sterne, der aus Sechs- und
Dreiecken gebildete Teppich in den von dem äusseren Kreise nach der Mitte gerichteten
Spitzen, {welcher jedoch aus dem Reste eines der oberen Fenster des Schiffes entlehnt
ist) und alle ausser dem Kreise befindliche Verzierungen sind ergänzend zugefügt. Die
im Kreise rund herumlaufenden Buchstaben scheinen das Gebet der Heiligen, „0 Gott
du Anfang und Ende der Welten" bezeichnen, zu sollen, in dem Augenblicke, wo das
zu ihrer Hinrichtung errichtete Rad, nebst allen Umstehenden vom himmlischen Feuer
verzehrt wird, worauf sie ihr Leben durch den ehrenvolleren Tod des Schwerdtes endet.
Dieses Fenster ist übrigens, da die ganze untere Abtheilung kürzer als die übrigen ist,
wie im Grundrisse auf dem 10. Blatte zu ersehen, besonders aussen bedeutend in die
an den Seiten herablaufenden Glieder hineingedrängt.

Von den Fenstern des Hauptchores giebt das 33. Blatt eine genaue Uebersicht.
In dem Mittelfenster welches auch hier in der Mitte steht, sind auf einem teppichartigen
Grunde Medaillons angebracht, worin auf der rechten Seite zwölf Hauptbegebenheiten
aus dem Leben unseres Heilandes, und auf der linken zwölf Parallelstellen aus dem alten
Testamente abgebildet sind, als: die Taufe Jesu Christi im Jordan, Gott opfert seinen
einzig geliebten Sohn der Erlösung des Menschengeschlechtes, und daneben das Opfer
Abrahams; die Anbetung des Erlösers durch die Weisen aus dem Morgenlande, wobei
der leitende Stern das der Menschheit bevorstehende Heil verkündet , und Noe, dein die
Taube in der Arche den Oehlzweig, als Zeichen der endlichen Errettung, zurückbringt.
Diese vier Stücke, welche noch erhalten sind, mögen daher die Idee des Ganzen ver-
gegemvärtigen, wobei jedoch bemerkt werden inuss, dass sie zwar gegeneinander über,
jedoch nicht an dieser Stelle standen, da die unterste Abtheilung die Verkündigung und
die oberste die Himmelfahrt Christi ohnfehlbar dargestellt haben muss *). Die Medaillons
des neuen Testamentes umschlingt ein lebendiger Zweig, während die des alten auf einem
Gewebe von starren Rauten ruhen. In den noch erhaltenen Verzierungen der Spitze
dieses Fensters leuchtet der sechseckigte Stern, der auch in dem mittleren Fenster des
Köllner Domchores sichtbar ist. — Durch einen kleinen Zwischenraum von diesen
Abtheilungen getrennt, jedoch senkrecht darunter, stellen zwei andere Abtheilungen die
Glasmalerei des dem mittleren zur Rechten stehenden Fensters dar; darin waren rechts

') In dem Grossherzoglichen Museum zu Daimstadt werden ähnliche Glasmalereien aus, der' Kirche zu

Wiipjjfen im Thsile aufbewahrt, worauf, his auf einige unbedeutende Abweichungen, ganz dieselben

Darstellungen angebracht sind , und welche unten mit der Verkündigung anfangen und oben mit der
Jlimmelfahrt endigen.
 
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