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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0066

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einen kleinen Thurm in der Linken haltend, dann die hl. Margaretha mit dem Kreuze
(der Drache zu ihren Füssen, womit sie sonst wohl abgebildet wird, ist hier wegge-
lassen.) En der linken Abtheilung war nun zunächst eine Lücke, welche ich ergänzend
durch die hl. Ursula mit dem Pfeile ausgefüllt habe; ihr zur Seite steht die hl. Maria
Magdalena mit dem Salbengefäss, und zuletzt erblickt man die hl. Agnes mit dem Lamme.
Bei dieser Zusammenstellung aber ist zu bemerken, dass in der Mitte jeder Abtheilung
eine ungekrönte Heilige, die Barbara rechts, die Magdalena links aufgestellt sind. Wollte
man jedoch, wozu ich Anfangs nicht abgeneigt war, in Beziehung auf den oben ange-
deuteten Stadtmagistrat, durch die weiblichen Figuren vorzügliche Tugenden symbolisirt
annehmen, so hätte die Katharina mit Schwert und Bad, welches auch als Spiegel zu
nehmen wäre, die Gerechtigkeit, die Barbara mit dem Thurme die Stärke, die Margaretha
mit dem Kreuze den Glauben, die Magdalena mit dem verschlossenen Gefässe die Mässig-
keit und die Agnes mit dem Lamme die Sanftmuth darstellen können. Ausserdem kann
diesem Fenster wohl keine weitere Deutung untergelegt werden, denn die löwenartigen
Ungeheuer oben in den unregelmässigen Bäumen sind als blose Verzierungen anzusehen,
sowie auch die, in den Constructionen aus dem Viereck angebrachten Bilder der Sonne
und des Mondes. Mit vieler Berücksichtigung ist übrigens die Abwechselung der Farben
in den unteren Abtheilungen angebracht. Auch an diesem Fenster ist der untere Theil
durch die Flammen stark beschädigt worden. Die Ergänzung desselben musste daher,
theils aus der Analogie mit dem noch Bestehenden, theils aus Besten, die an andere
Orte versetzt sind, bewerkstelligt werden, damit nicht durch die offenen weissen Lücken
die Harmonie des Ganzen gestört werden möchte.

Einige Grabmale der Familie der Kämmerer von Worms.

Unsere Stiftskirche zur hl. Katharina war seit ihrer Erbauung Jbis zum 16. Jahr-
hunderte die Buhestätte ausgezeichneter Familien der rheinländischen Bitterschaft Es
würde daher in Beziehung auf die Kultur- und Kunstgeschichte unseres Vaterlandes
kein nutzloses Unternehmen sein, eine chronologische Folge ihrer Monumente zu bear-
beiten. Der Plan dieses architektonischen Werkes erlaubt jedoch keine solche Aus-
dehnung, und es konnte ihnen darin nur insofern ein Blatt gewidmet werden, als einige
dieser Grabmale im Geiste des Gebäudes selbst ausgeführt, zugleich, nebst den Figuren
* von Heiligen die ersten Motive zu den plastischen Versuchen unserer Vorfahren dar-
bietend, den religiösen Sinn charakterisiren, nach dem sich damals alle Kunst nothwendig
gestalten musste.
 
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