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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0067

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Anfangs war dazu blos ein Monument bestimmt, welches in der dem Texte beige-
fügten Uebersicht als das Grabmal Peters von Dalberg und seiner Gemahlin angegeben
ist; ich halte es jedoch jetzt nach genauerer Untersuchung für das des Johann, Käm-
merers von Worms, Ritters, genannt von Dalberg, -j- 1415 und seiner Gemahlin Anna
von Bickenbach, wie auch in Mollers deutschen Denkmälern richtig angegeben wird. *)
Den Grund meiner ersten Angabe behalte ich mir jedoch vor, tiefer unten zu entwickeln.

Diesem Denkmale sind nun auf vorliegendem Blatte noch zwei andere beigefugt,
welche damit in sehr naher Beziehung stehen. Das zuerst angekündigte steht in der
Mitte, vermuthlich lag es ursprünglich wagerecht, und zwar so, wie man es bei Denk-
malen aus dieser Zeit gewöhnlich findet, auf einem Untersatze in der Höhe von einigen
Fuss über dem Boden. Auf diesem Untersatze war auch vermuthlich die Inschrift an-
gebracht, welche dann zurückblieb, als man das Monument in späterer Zeit senkrecht
aufstellte. **) Gegenwärtig befindet sich dieses Grabmal in der zweiten Seitenkapelle
der linken Abseite von oben, unter dem untern Fenster. Zu bemerken ist noch, dass
es aus zwei Theilen besteht. Die Figur des Ritters nämlich ist, mit den beiden Spitz-
säulen rechts und links, von der Figur der Frau durch einen senkrechten Durchschnitt
völlig getrennt, wie auf dem Aquatintablatte zu sehen, so, dass der Stein, worauf der
Ritter dargestellt ist, zuerst für sich allein bestanden zu haben scheint. Da aber der
andere Stein, worauf die Frau ausgehauen ist, blos eine Spitzsäule zur Linken der
Figur hat, mit der rechten Seite jedoch an den Stein des Ritters anschliesst, so scheint
dieser Theil später angefügt 5 welche Meinung noch mehr Wahrscheinlichkeit erhält,
wenn man die Arbeit der Verzierungen an beiden Theilen in der Wirklichkeit sorg-
fältig vergleicht. Auch weicht dies Denkmal, von den übrigen in dieser Kirche,
durch die Stellung der Figuren nebeneinander ab, indem hier die Frau zur Rechten des
Ritters steht. Die Gewänder beider Figuren sind übrigens einfach angelegt und es
herrschen darin gute Motive. Der Ritter mit eisernen Handschuhen, einem am Halse
hervorragenden Panzerhemde, und Beinschienen, das kurze weite Gewand um den Leib

*) Nach Humbrachta „Höchste Zierde Teutschlandes" war dieser Johann Churpfälzischer Hofmeister und
Rath und der erste, der den Namen Dalberg angenommen, weil er seinen Vetter, Heinrich Kämmerer
zu Dalberg, geerbt. Humbracht gibt den Tod der Ann« im nämlichen Jahre an; Nach ihm passen
auch die Wappen der Ahnen auf diesem Grabmale, insofern sie bekannt sind, ziemlich.
*•) Mehrere andere Grabmale aus späterer Zeit in unserer Kirche, sind hingegen, wie man deutlieh sehen

kann , gleich dazu angeordnet um senkrecht aufgestellt zu werden.
—) Durch diesen Umstand würde dann freilich die Angabc des Sterbejahres der Frau, nacli Humbracht,
gegen diese reelle Urkunde etwas zweifelhaft. Indessen wird seine Authenticität, hei Nachrichten die
sich auf frühere Jahrhunderte erstrecken, auch noch durch einige andere Entdeckungen, welche weiter
unten angeführt werden sollen, schwankend erscheinen.
 
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