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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0068

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mit einem Gürtel befestigt, woran zu beiden Seiten Schwert und Dolch herabhängen,
steht in andächtiger, bescheidener Stellung, mit gefaltenen Händen, auf einem Löwen,
dem Sinnbilde von Tapferkeit und Grossmuth. *) Das Familienwappen der Kämmerer
von Worms ist an der Spitzsäule zu seiner Linken angebracht. Es ist besonders noch
mit dem Turnierhelm und der Helmdecke, sowie mit den Kleinodien geziert. Oben zur
Rechten des Ritters ist das Wappen der Crosstnutter von väterlicher Seite ([nach Hum-
bracht Juliane Bois von Waldeck) zu sehn, und unten zu beiden Seiten die Wappen
von noch zwei Ahnen, welche demnach die Mutter und Grossinutter von mütterlicher
Seite bezeichnen müssten; ■**) worüber indess der nähere Aufschluss fehlt. Die Frau
steht ebenfalls mit gefaltenen Händen auf einem Hunde, als dem Sinnbilde der Treue.
Ihr Anzug ist einfach und geschmackvoll, in jeder Hinsicht schicklich. Von den vier
Wappen ihrer Ahnen, welche des Raumes halber oben zusammengestellt sind, konnten
blos nahmhaft gemacht werden: oben zur Rechten der Figur das des Vaters, Conrad
von Bickenbach, und unter demselben das der Grossinutter von väterlicher Seite, einer
Schenkinn von Erbach, welche beide auch Humbracht anführt.

Heber beiden Figuren sind, zum Schutze ihrer Häupter gleichsam, zierlich gearbeitete
Thrönchen angebracht. Das ganze Monument war ehedem mit Farben bemalt, welches
aber, da die Wappen dabei, nicht besonders berücksichtigt scheinen, wohl nicht zum
Wesentlichen gehört. Nur darf nicht vergessen werden, dass die rothen Flächen, worauf
die Figuren ruhen, mit regelmässigen Büschen von grünen Zweigen verziert sind, die
das Auge einer Pfauenfeder umgeben. ***) Auch das Kleid des Ritters zeigt noch
hin und wieder schwache Spuren einer ähnlichen Verzierung.

Gerade zu den Füssen dieses Monumentes ist wagerecht in den Boden noch ein
anderer, ganz einfacher Grabstein eingefügt, zwar von sehr roher Ausführung, indem
die Zeichnung der Umrisse blos in den Stein vertieft eingehauen ist, jedoch in mancher
Hinsicht einiger Aufmerksamkeit würdig. Er ist auf der Platte zur Linken des
Beschauers zu sehen. Zuerst erhalten wir durch die Inschrift desselben: anno dni.
M.CCC.XLVIII. HL Kai. Iunii. 0 demudis. filia. pet. (petri) milic. (militis) de. behtols-
heim. Gewissheit über dieses Grabmal. Auch Humbracht giebt das Sterbejahr dieser
Demudis ebenso an, mit dem Zusätze: dass sie klein (noch jung) starb. Nimmt man

*) S. Proben des teutschen Reichsadels von Joh. Octav. Salver. Würsihurg 1775.

"*) Die Probe der vier Ahnen, welche hei den alten Turnieren dargelegt werden musste, wurde mit den
Wappen des Vaters, der Mutter, der Grossinutter -von väterlicher und der von mütterlicher Seite geführt.
(S. Proben des teutschen Reichsadels von J. O. Salver.)
'**) Im Mittelalter waren Pfauenfedern das Zeichen der höchsten Majestät; man findet in diesem Sinne
damit auf Gemälden sogar den Erzengel Gabriel beflügelt, so wie sie auch sonst oft in dieser Bedeutung
vorkommen.
 
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