Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0097

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
89

aber ist wegen ihrer geschmackvollen Forin besonders zu berücksichtigen. Zwei Schluss-
steine, Fig. 8 und 9, sind aus der rechten Abseite und hier noch nachträglich hinge-
zeichnet, da ihre launigte mit ähnlichen Theilen der äussern Fa^ade übereinstimmende
Erfindung, und die leichte Ausführung derselben nicht unbemerkt zu bleiben verdient.
Alle vier noch erhaltene Schlusssteine auf dieser Seite sind in derselben Art, doch völlig
verschieden unter sich, bearbeitet.

Auf dem 35. Blatte ist bei Fig. 1 der Grund- und Aufriss des nördlichen Ein-
ganges, dem geschmackvollen Portale des südlichen gegenüber, dessen geometrische
Zeichnung das Titelblatt zu diesem Werke ausmacht, im 24. Theile der natürlichen
Grösse aufgerissen. Als gegen Norden gelegen ist dieser Eingang kleiner als der süd-
liche, und durch seine starken Glieder besonders damit contrastirend, wobei noch zu
bemerken, dass die Thüröffnung viereckigt ist, indem der Raum zwischen der oberen
Spitzbogenconstruction mit Stein ausgefüllt ist. — Die Construcüon des Fensters in den
Vorlagen des Kreuzes nach den Abseiten hin, von Aussen , zeigt Fig. 2 mit dem dazu
gehörigen Grundrisse, von Innen setzen sich dieselben Glieder dieses Fensters auf eine
viel schrägere Abflachung, genau so, wie sie an den oberen Fenstern des Schiffes zu
sehen ist. Figur 3 giebt den Grund- und Aufriss eines der Fenster an den Seiten-
cliöien, wozu unten noch die Glieder des Sockels in der Hälfte der natürlichen Grösse
gestellt sind. — Die Wendeltreppe aber, welche unter das Dach der linken Vorlage
des Kreuzes hinaufführt (der Grundriss der Kirche zeigt ihre Stelle), ist im Grund- und
Aufrisse bei Fig. 4, mit dem Eingange dazu, dargestellt. Die ebenso einfache als
zweckmässige Einrichtung dieser Treppe verdient vorzüglich bemerkt zu werden; denn
wenig Raum und Aufwand an Material erfordernd (ihr Durchmesser beträgt nicht volle
6 Fuss}, verdient sie in jedem soliden Privathause als eine feuerfeste Nebentreppe nach-
geahmt zu werden. Selbst der Raum den die geöffnete Thüre auf der rechten Seite,
um die Achse X gedreht, nothwendig einnehmen muss, ist dabei klüglich berechnet.
Eine der Stufen, welche bei einer Höhe von 6 Zoll ein völlig bequemes Aufsteigen
zulässt, ist daneben bei Fig. 5 noch einmal so gross, nämlich a von vorne, b von oben
und c von hinten angedeutet. Der links an diesen Stücken abgeschnittene Theil ist in
die Mauer eingelassenj die punktirte Linie bei b zeigt denjenigen Theil, der jedesmal
von der folgenden Stufe bedeckt wird. Eine ganz besondere Berücksichtigung und
Geschicklichkeit erfordert übrigens die Rückseite der Stufe, welche von der, sicli von
einer auf die andere fortsetzenden Spirallinie an, bei c zur Linken mit -f bezeichnet,
bis zur senkrechten Tangentenlinie an der Mittelsäule, zur Rechten ebenfalls mit -J- be-
zeichnet, in einer sanft übergehenden Fläche construirt, und dadurch das spiralförmige
Gewinde eines Schneckenhauses nachahmt, wesshalb dann auch diese Art von Treppen
die Benennung „Schneckentreppen" erhalten haben. Des Vergleiches wegen ist ferner

23
 
Annotationen