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Münchner kunsttechnische Blätter.
Mr 5.
deshalb dieser ersten Arbeit alle mögliche Sorgfalt zu-
wenden, um so mehr, als ja die Objekte, die für An-
streicharbeiten oder Lackierungen oder Malerei in
Frage kommen, sehr verschieden sind und ganz un-
gleiche Eigenschaften haben. Angestrichen wird ja
alles Mögliche, Holz und Stein, Eisen und andere Me-
talle, Glas, Papier, Kork, Linoleum, Asphaltpappe usw.,
und dass ein Anstrich auf Glas oder Metall anders zu
machen ist als einer auf weichem Holz oder auf Mörtel-
verputz, ist eigentlich selbstverständlich.
Hier lässt sich leicht eine reinliche Scheidung
treffen, indem man als Grundsatz aufstellt, dass für
alle nicht porösen Stoffe eine Grundierung mit
wasserlöslichen Bindemitteln nicht zulässig ist und nur
Oel- oder Lackfarben dafür in Betracht kommen. Auf
allen porösen Flächen aber kann ebensogut das ölige
Bindemittel durch ein wasserlösliches ersetzt werden,
mit der Einschränkung allerdings, dass die betreffenden
Flächen auch zugleich trocken sein müssen, da ein
wasserlösliches Anstreichmaterial auf feuchtem Grunde
naturgemäss nicht trocknen und demgemäss seinen
Zweck nicht erfüllen kann.
Hiernach kommt also für sämtliche Metalle, ferner
Glas und Linoleum, unter allen Umständen nur eine
Grundierung mit öligem Bindemittel in Betracht, ebenso
für Gegenstände, die schon mit einem Oel- oder Lack-
farbenanstrich, Politur oder dergl. versehen sind, ob sie
nun aus Holz oder Papier, aus Stein oder Gips, Mörtel-
putz oder Zement sind.
Für die anderen Grundierungsarten bleiben dem-
nach noch zunächst alle neuen, aus Holz gearbeiteten
Gegenstände, ferner Wand- und Deckenflächen mit
irgendeinem Verputz, endlich mit Papier oder sonst
einem porösen Stoffe bekleidete Flächen. Auf diesen
Flächen sind aber Grundierungen mit Leimlösung oder
einem Emulsions-Grundiermittel unter allen Umständen
ohne Nachteil anwendbar, wenn -— wie schon oben
gesagt ist — die Grundfläche trocken ist. Auf feuch-
tem oder gar ganz nassem Grunde hält aber auch eine
Oelfarbengrundierung nicht; dieser Nachteil ist also
keine besondere Eigenschaft der wasserlöslichen Grun-
diermittel.
(Fortsetzung folgt.)
Tempera-Pasteli Bössenroth.
Die Firma Vereinigte Farben- und Lack-
fabriken, vormals Finster & Meisner, München
gibt bekannt, dass die von ihr hergestellten neuen
Pastellfarben nunmehr im Handel erhältlich sind.
Aus dem Prospekt mögen die folgenden Sätze
hier angereiht werden:
Die Anwendungsart des Tempera-Pastel-
les ist die gleiche wie bei allen bisherigen
Pastellfarben, bietet jedoch folgende Vor-
teile und Anwendungsmöglichkeiten:
1. Samtige Weichheit und Geschmeidig-
keit, absolute Fixierbarkeit ohne jede Ton-
veränderung, ohne Nachdunkeln, ohne Ein-
busse des typischen Pastellreizes. Das Bössen-
roth-Fixativ reagiert chemisch (erhärtend) auf die im
Pastellstifte als Bindemittel enthaltenen Eiweisskörper.
Die Fixierung kann ohne jeden Nachteil so oft erfolgen,
als der Künstler es für notwendig hält. Bei grösseren
Arbeiten ist es ratsam, mindestens jeden Abend zu
fixieren. Denn auf der fixierten Fläche sitzt jeder
Strich und Ton vorzüglich, sodass das Weiterarbeiten
ein angenehmes und sicheres ist. Das öftere Fixieren
leistet auch Gewähr für genügende Erhärtung aller
Farbschichten. Wie allgemein bekannt, legt man das
Bild beim Fixieren flach, um das Ablaufen von sich
etwa bildenden Tropfen zu verhüten. Nach der Fixie-
rung ist das Pastellbild gegen Transport, Erschütterung,
Abstauben gänzlich unempfindlich und kann sogar ohne
Schaden zu nehmen mit Wasser abgespült werden.
2. Eine im bisherigen Pastell nie erreichte
intensive Farbenkraft. Diese ist dadurch erzielt,
dass beim Bössenroth-Pastell die reinen ungebrochenen
Pigmente vollwertig ausgenutzt werden können, und
dass die Kreide, das bisherige Aufhellungsmittel, als
solches gänzlich ausgeschlossen wurde. An Stelle der
Kreide tritt das Zinksulfid-Weiss, das unter allen tech-
nischen Verhältnissen seine absolute Deckfähigkeit und
Körperlichkeit bewahrt.
3. Tempera oder Gouache und aquarell-
artiges Malen. Ist nur genügend Farbstoff locker,
pastellartig auf der Btldßäche aufgetragen, so feuchtet
man diese mittels Zerstäuber (Fixierrohr) leicht mit
Wasser an und kann sofort zum Malen übergehen, denn
es entstehen jetzt auf den leisesten Druck des Pinsels
klare geschlossene Tempera-Töne. Diese nassen Tem-
pera-Töne gehen nach dem Trocknen wieder genau
auf den Tonwert des trockenen Stiftes zurück, ganz
gleich, ob der Charakter des Tones ein deckender oder
lasierender war. (Die reinen Farbstifte, wie Nr. 2, 6,
30, 34 usw., sind ohne weiteres aquarellartig zu ver-
wenden.) Wird statt der Wasserbefeuchtung gleich das
Fixativ benutzt, so ist die Malerei nach dem Trocknen
sofort von unzerstörbarer Festigkeit und bietet eine
vorzügliche Grundlage zur Weiterentwicklung für jed-
wede Arbeitsweise.
4. Die Möglichkeit, mit diesem Paste 11 nass
zu malen und trocken weiterzuarbeiten, hebt
diebisherigenunüberwindlichen,technischen
Schwierigkeiten der Tempera-Malerei völlig
auf. Die unhxierte Farbe kann, wie bei jeder Kohlen-
zeichnung, mit Brot herausgenommen werden.
3. Wahl jedes beliebigen, wenn nur etwas
körnigen und gering saugenden Malgrundes:
Papier, Pappe, Holz, Leinwand, verputzte Wand.
6. Kombinationen mit allen vorhandenen
Techniken, wie Oelfarbe, Tempera, Kasein,
Fresko, Aquarell und Gouache: Mit dem Tem-
pera-Pastell kann man selbstverständlich jede Arbeit
untermalen. Man kann in jedem Stadium einer Arbeit
(in jedweder anderen Technik) korrigierend eingreifen.
Der grosse Wert liegt aber in der Möglichkeit des
„Letzte-Hand-Anlegens" an Kunstwerke jeder beliebigen
Technik. Die Fixierung wirkt dabei nur anf das Tem-
pera-Pastell und bleibt gegen das kombinierte Material
neutral. Will z. B. der Künstler ein fertiges und ßxiertes
Pastellbild aus seinem duffen Oberflächenlicht in glän-
zendes Tiefenlicht verwandeln, so firnisst er mit Harz-
firnis (wie jedes andere Temperabild). Das Bild wird
natürlich viel tiefer im Ton, aber von überraschend
eigenartiger Technik und schöner satter Leuchtkraft
der Farben.
7. DasTempera-Pastell erlaubt demKünst-
lerdasfreiesteArbeiten ohne jede technische
oder physikalische Rücksicht, da durch die
molekülare Zusammensetzung des Farbenauf-
trages jedes Springen und Reissen und durch
das Fehlen jeder trübenden oder fettenden
Bindung ein Nachdunkeln ausgeschlossen ist.
Zur Herstellung werden nur die in der Normal-Farben-
skala aufgestellten Pigmente verwendet; Blei-, Kupfer-,
Arsen-Verbindungen sind als gesundheitsgefährlich
gänzlich ausgeschlossen.
Eine Reihe hervorragender Künstler Deutschlands
haben sich überaus anerkennend durch Gutachten ge-
äussert.
Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Münchner kunsttechnische Blätter.
Mr 5.
deshalb dieser ersten Arbeit alle mögliche Sorgfalt zu-
wenden, um so mehr, als ja die Objekte, die für An-
streicharbeiten oder Lackierungen oder Malerei in
Frage kommen, sehr verschieden sind und ganz un-
gleiche Eigenschaften haben. Angestrichen wird ja
alles Mögliche, Holz und Stein, Eisen und andere Me-
talle, Glas, Papier, Kork, Linoleum, Asphaltpappe usw.,
und dass ein Anstrich auf Glas oder Metall anders zu
machen ist als einer auf weichem Holz oder auf Mörtel-
verputz, ist eigentlich selbstverständlich.
Hier lässt sich leicht eine reinliche Scheidung
treffen, indem man als Grundsatz aufstellt, dass für
alle nicht porösen Stoffe eine Grundierung mit
wasserlöslichen Bindemitteln nicht zulässig ist und nur
Oel- oder Lackfarben dafür in Betracht kommen. Auf
allen porösen Flächen aber kann ebensogut das ölige
Bindemittel durch ein wasserlösliches ersetzt werden,
mit der Einschränkung allerdings, dass die betreffenden
Flächen auch zugleich trocken sein müssen, da ein
wasserlösliches Anstreichmaterial auf feuchtem Grunde
naturgemäss nicht trocknen und demgemäss seinen
Zweck nicht erfüllen kann.
Hiernach kommt also für sämtliche Metalle, ferner
Glas und Linoleum, unter allen Umständen nur eine
Grundierung mit öligem Bindemittel in Betracht, ebenso
für Gegenstände, die schon mit einem Oel- oder Lack-
farbenanstrich, Politur oder dergl. versehen sind, ob sie
nun aus Holz oder Papier, aus Stein oder Gips, Mörtel-
putz oder Zement sind.
Für die anderen Grundierungsarten bleiben dem-
nach noch zunächst alle neuen, aus Holz gearbeiteten
Gegenstände, ferner Wand- und Deckenflächen mit
irgendeinem Verputz, endlich mit Papier oder sonst
einem porösen Stoffe bekleidete Flächen. Auf diesen
Flächen sind aber Grundierungen mit Leimlösung oder
einem Emulsions-Grundiermittel unter allen Umständen
ohne Nachteil anwendbar, wenn -— wie schon oben
gesagt ist — die Grundfläche trocken ist. Auf feuch-
tem oder gar ganz nassem Grunde hält aber auch eine
Oelfarbengrundierung nicht; dieser Nachteil ist also
keine besondere Eigenschaft der wasserlöslichen Grun-
diermittel.
(Fortsetzung folgt.)
Tempera-Pasteli Bössenroth.
Die Firma Vereinigte Farben- und Lack-
fabriken, vormals Finster & Meisner, München
gibt bekannt, dass die von ihr hergestellten neuen
Pastellfarben nunmehr im Handel erhältlich sind.
Aus dem Prospekt mögen die folgenden Sätze
hier angereiht werden:
Die Anwendungsart des Tempera-Pastel-
les ist die gleiche wie bei allen bisherigen
Pastellfarben, bietet jedoch folgende Vor-
teile und Anwendungsmöglichkeiten:
1. Samtige Weichheit und Geschmeidig-
keit, absolute Fixierbarkeit ohne jede Ton-
veränderung, ohne Nachdunkeln, ohne Ein-
busse des typischen Pastellreizes. Das Bössen-
roth-Fixativ reagiert chemisch (erhärtend) auf die im
Pastellstifte als Bindemittel enthaltenen Eiweisskörper.
Die Fixierung kann ohne jeden Nachteil so oft erfolgen,
als der Künstler es für notwendig hält. Bei grösseren
Arbeiten ist es ratsam, mindestens jeden Abend zu
fixieren. Denn auf der fixierten Fläche sitzt jeder
Strich und Ton vorzüglich, sodass das Weiterarbeiten
ein angenehmes und sicheres ist. Das öftere Fixieren
leistet auch Gewähr für genügende Erhärtung aller
Farbschichten. Wie allgemein bekannt, legt man das
Bild beim Fixieren flach, um das Ablaufen von sich
etwa bildenden Tropfen zu verhüten. Nach der Fixie-
rung ist das Pastellbild gegen Transport, Erschütterung,
Abstauben gänzlich unempfindlich und kann sogar ohne
Schaden zu nehmen mit Wasser abgespült werden.
2. Eine im bisherigen Pastell nie erreichte
intensive Farbenkraft. Diese ist dadurch erzielt,
dass beim Bössenroth-Pastell die reinen ungebrochenen
Pigmente vollwertig ausgenutzt werden können, und
dass die Kreide, das bisherige Aufhellungsmittel, als
solches gänzlich ausgeschlossen wurde. An Stelle der
Kreide tritt das Zinksulfid-Weiss, das unter allen tech-
nischen Verhältnissen seine absolute Deckfähigkeit und
Körperlichkeit bewahrt.
3. Tempera oder Gouache und aquarell-
artiges Malen. Ist nur genügend Farbstoff locker,
pastellartig auf der Btldßäche aufgetragen, so feuchtet
man diese mittels Zerstäuber (Fixierrohr) leicht mit
Wasser an und kann sofort zum Malen übergehen, denn
es entstehen jetzt auf den leisesten Druck des Pinsels
klare geschlossene Tempera-Töne. Diese nassen Tem-
pera-Töne gehen nach dem Trocknen wieder genau
auf den Tonwert des trockenen Stiftes zurück, ganz
gleich, ob der Charakter des Tones ein deckender oder
lasierender war. (Die reinen Farbstifte, wie Nr. 2, 6,
30, 34 usw., sind ohne weiteres aquarellartig zu ver-
wenden.) Wird statt der Wasserbefeuchtung gleich das
Fixativ benutzt, so ist die Malerei nach dem Trocknen
sofort von unzerstörbarer Festigkeit und bietet eine
vorzügliche Grundlage zur Weiterentwicklung für jed-
wede Arbeitsweise.
4. Die Möglichkeit, mit diesem Paste 11 nass
zu malen und trocken weiterzuarbeiten, hebt
diebisherigenunüberwindlichen,technischen
Schwierigkeiten der Tempera-Malerei völlig
auf. Die unhxierte Farbe kann, wie bei jeder Kohlen-
zeichnung, mit Brot herausgenommen werden.
3. Wahl jedes beliebigen, wenn nur etwas
körnigen und gering saugenden Malgrundes:
Papier, Pappe, Holz, Leinwand, verputzte Wand.
6. Kombinationen mit allen vorhandenen
Techniken, wie Oelfarbe, Tempera, Kasein,
Fresko, Aquarell und Gouache: Mit dem Tem-
pera-Pastell kann man selbstverständlich jede Arbeit
untermalen. Man kann in jedem Stadium einer Arbeit
(in jedweder anderen Technik) korrigierend eingreifen.
Der grosse Wert liegt aber in der Möglichkeit des
„Letzte-Hand-Anlegens" an Kunstwerke jeder beliebigen
Technik. Die Fixierung wirkt dabei nur anf das Tem-
pera-Pastell und bleibt gegen das kombinierte Material
neutral. Will z. B. der Künstler ein fertiges und ßxiertes
Pastellbild aus seinem duffen Oberflächenlicht in glän-
zendes Tiefenlicht verwandeln, so firnisst er mit Harz-
firnis (wie jedes andere Temperabild). Das Bild wird
natürlich viel tiefer im Ton, aber von überraschend
eigenartiger Technik und schöner satter Leuchtkraft
der Farben.
7. DasTempera-Pastell erlaubt demKünst-
lerdasfreiesteArbeiten ohne jede technische
oder physikalische Rücksicht, da durch die
molekülare Zusammensetzung des Farbenauf-
trages jedes Springen und Reissen und durch
das Fehlen jeder trübenden oder fettenden
Bindung ein Nachdunkeln ausgeschlossen ist.
Zur Herstellung werden nur die in der Normal-Farben-
skala aufgestellten Pigmente verwendet; Blei-, Kupfer-,
Arsen-Verbindungen sind als gesundheitsgefährlich
gänzlich ausgeschlossen.
Eine Reihe hervorragender Künstler Deutschlands
haben sich überaus anerkennend durch Gutachten ge-
äussert.
Vertag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).