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28

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 7.

wohi für jeden Deutschen selbstverständlich und natio-
nal PHicht! In erster Linie wäre hierbei aber die
Frage zu beantworten, weiche deutschen Aquarell-
farben den bis jetzt als beste anerkannten Farben der
Firma Winsor & Newton gleichkommen? Der Ein-
sender hat, so berichtet er, mit „Schönfeld" keine
guten Erfolge erzielt und bemängelt an den Schmincke-
Horadamschen Aquarellfarben!, „sie trocknen in den
Näpfchen derart steinhart ein, dass sie sogar einem
Borstpinsel widerstehen". Also wo bekommt man die
Aquarellfarben in Näpfchen und Tuben (bes. chines.
Weiss), die denen von Winsor & Newton am ähn-
lichsten sind?
In der Zuschrift heisst es weiter: „Dann finde
ich immer noch Robersons Medium als vorzüg-
lichstes Anreibemittel für eingeschlagene noch un-
fertige Oelbilder. Karma-Firnis verliert nicht seine
unangenehme Klebrigkeit; es wird vieles angepriesen,
es wäre mir sehr erwünscht zu wissen, was von den
vielen dem Roberson Medium am ähnlichsten ist?"
„Ferner ist der, sogar auch hier (Göttingen) er-
hältliche Nouveau Vernis ä Tableau No. 3, Retuschier-
firnis fürOelfarbenvonS oehneeFrere sinParis, meiner
Meinung nach leider noch durch kein deutsches
Fabrikat ersetzt. Sollte es ein solches geben, so
wäre ich sehr dankbar, es zu erfahren."*
„Es ist wohl aller bester Wille jetzt und ferner
nur deutsche Waren zu kaufen. Aber es darf nicht
heissen: kauft sie nur, weil es deutsche Waren sind,
sondern wenn wir immer über dem Ausland stehen
wollen, so müssen unsere Sachen vollkommen so
gut sein. Einige Webereien und pharmazeutische
Präparate müssen wir auch noch den englischen
gleichwertig darstellen lernen (?), damit wir ganz von
England unabhängig sind in allem. Vielleicht beant-
wortet die Werkstatt der Kunst die drei Fragen."
Damit schliesst die Zuschrift.
Als Antwort auf die obige Zusendung möge fol-
gendes dienen: Wir sind durch die jahrzehntelange
Friedenszeit und durch den dadurch erleichterten
Warenaustausch so sehr daran gewöhnt, das Material
von dorther zu nehmen, wo es erhältlich ist, dass
unsere Fabriken für Künstlerfarben für Einzel er-
Zeugnisse ausländischer Provenienz wenig Interesse
daran haben mochten, mit dem sehr gut eingeführten,
von den Künstlern bevorzugten Material des Auslands
in Konkurrenz zu treten. Dies gilt vor allem von
Material für Illustrationszwecke, wie Kartons, Aquarell-
papiere, schwarze und weisse Deckfarbe und dgl.;
auch die in jahrhundertelanger Uebung hochent-
wickelte Fabrikation der englischen Aquarellfarben
gehört hierher, obwohl sich unsere Fabrikate von
Schönfeld und Horadam-Schmincke neuestens den
englischen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen zeigen.
Dass die Farben in Näpfchen nach langer Zeit
steinhart eintrocknen, halte ich sogar für einen Vor-
zug! Wenn der Krieg noch lange dauern sollte, dann
müssen unsere Künstler sich eben daran gewöhnen,
inländische Fabrikate zu verwenden, und ich sehe nicht
ein, warum das Permanent chines. Weiss von Schön-
feld oder Schmincke und die schwarzen Tuschen von
Günther Wagner minderwertiger sein sollten als „Al-
banin und Process Black" der Engländer? Für fran-
zösische Pastellfarben, die bekanntlich, was Lichtbe-
ständigkeit betrifft, sehr zu wünschen übrig lassen,
haben wir in unseren Dresdener und neuestens in
Bössenroths Pastellfarben reichlichen Ersatz. Unsere
Künstlerfarbenfabriken werden auch sicher für „Spe-
zialmarken" wie Robersons Medium oder Retuschier-
firnisse ä la Soehnöe Freres gleichwertigen Ersatz
schaffen, wenn dafür ein Bedürfnis vorliegt. Das
erstere ist nach Church-Ostwald S. 131 zu ersetzen
durch eine Mischung von Kopallack, Mohn- oder Lein-
öl und eine Spur weisses Wachs, die man sich im

Atelier leicht selbst bereiten könnte. Soehnöe's Re-
tuschierfirnis ist nach Eibner S. 434 eine Lösung von
Dammar in Weingeist, mit Rosmarinöl oder Lavendel-
öl parfümiert. Der Gebrauch des letzteren ist wegen
seiner Sprödigkeit in der Oelmalerei überhaupt nicht
zu empfehlen (s. Linke-Adam S. 106). Also fort mit
allen solchen Präparaten, die wir längst hätten meiden
sollen, denn sie gehören zu der Sorte von „Geheim-
mitteln,^ von denen sich zu befreien eine dringende
Notwendigkeit ist. Sollte der Krieg ein äusserer An-
lass sein, hierin endlich Wandel zu schaffen und dem
Künstler die Einsicht erschlossen, nur solche Materialien
(Firnisse, Malmittel usw.) zu gebrauchen, deren ge-
naue Zusammensetzung bekannt gegeben wird (wie
es die Behörde von medizinischen Präparaten ver-
langt!), dann könnten unsere Künstler für ihr Schaffen
nur Vorteil daraus ziehen.
Für unsere Versuchslaboratoren böte sich jetzt
der Anlass, durch genauere Analysen festzu-
stellen, ob oder in welcher Hinsicht Aus-
landsprodukte den unsrigen überlegen sind,
und es wird diese Frage jedenfalls in nächster Zeit
zu erörtern sein. Vorerst heisst es aber auch darin
Geduld haben, denn der Leiter der Münchner Ver-
suchsanstalt, Prof. Eibner, ist z. Z. im Felde und wurde
bereits durch das „Eiserne Kreuz" ausgezeichnet (wozu
wir herzlich gratulieren!), und auch die übrigen che-
mischen Institute unserer Akademien werden vorerst
kaum Müsse finden, sich mit diesen Fragen zu be-
schäftigen. Also später! E. B.
Reinigen von Pinsein.
Man sollte meinen, dass die Ansichten über einen
scheinbar so einfachen Gegenstand wie die Pinsel-
reinigung, so schreibt die „Farben-Zeitung" (Berlin),
nicht wesentlich auseinandergehen könnten, und doch
ist es der Fall. Selbst für die Säuberung und sonstige
Behandlung eines Pinsels nach seiner Benutzung mit
Oelfarbe bedient man sich der verschiedensten und
zum Teil ganz ungeeigneten Verfahren. In den meisten
Fällen, wo ein Pinsel binnen wenigen Tagen wieder
benutzt werden soll, bewahrt man ihn lediglich in
Wasser auf, und zwar indem man ihn hineinhängt, um
die Verkrümmung der Borsten zu verhüten. Es bildet
das geradezu eine allgemeine Praxis, und doch ist sie
nach Ansicht der Pinselfabrikanten unbedingt zu ver-
werfen. Wasser beraubt die Pinsel ihrer Elastizität,
macht sie also schliesslich unbrauchbar. Ein noch
schlimmerer Feind derselben ist Terpentinöl, das nicht
nur die Borsten erweicht, sondern auch das Farben-
pulver im Pinsel emportreibt, so dass sich ein be-
ständig wachsender Farbenkern bildet, der die freien
Borstenenden mehr und mehr verkürzt und es ver-
schuldet, dass sie sich auseinanderspreizen. Diese
Wirkung des Terpentinöls lässt sich deutlich beobachten,
wenn man auf einem Stückchen Glas einen Tropfen
leichtflüssige Farbe verschmiert und auf den Fleck
einen Tropfen Terpentinöl faüen lässt. Dieser stösst
dann rundrum das Farbenpulver zurück. Die geeig-
netste Flüssigkeit für die Aufbewahrung von farbnassen
Pinseln bildet rohes Leinöl, das man am besten durch
Zusatz des fünften Teiles seiner Menge bzw. von
20 Proz. Terpentinöl verdünnt. Bleibt das Gefäss mit
dem Leinöl gut zugedeckt, so hält sich letzteres sehr
lange Zeit, vorausgesetzt, dass man aus dem aufzube-
wahrenden Pinsel durch vorheriges Reiben und Aus-
drücken möglichst viel Farbe entfernt. Firnis- bzw.
Lackpinsel bleiben in Leinöl aufgehängt ebenfalls
weich, doch ist in diesem Fall Firnis ungleich emp-
fehlenswerter, und zwar ganz besonders die Sorte,
für die der Pinsel benutzt worden ist.
 
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