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102

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 22.

roten /^-Modifikation existiert*). Dadurch, dass man ver-
schiedene Mengen dieser Zustandsformen nebeneinander
entstehen iässt, erhält man die ganze Skala der im
Handel befindlichen Kadmiumfarben von Zitronengelb-
hell bis Dunkelorange bis Tieforangerot. Ueber die
Verhältnisse des Kadmiumsulfids werde ich noch später
unten einige Ausführungen bringen, wenn hierfür durch
die nachstehenden Darlegungen das Verständnis des
Lesers vorbereitet sein wird.
Es würde hier zu weit führen, wenn ich über die
verschiedenen teils erkannten, teils vermuteten inneren
Ursachen der besprochenen Zustandsformen, die ein
und derselbe feste Stoff annehmen kann, sprechen
würde. Ich möchte nur anführen, dass man im grossen
ganzen diese Zustandsformen unter dem Begriffe der
„Isomerie" zusammenfasst und besonders folgende drei
Gruppen dabei unterscheidet:
1. Gleichgewichtsisomerie.
Existenz eines mit der Temperatur verschiebbaren
dynamischen Gleichgewichtes, z. B. Schwefel
löslich ^ Schwefel unlöslich.
2. Physikalische Isomerie.
Verschiedenheit der gesetzmässigen Anordnung der
Moleküle eines Stoffes im Raume , wodurch ver-
schiedene Molekularkomplexe auftreten können,
wobei aber die Einzelmoleküle identisch sind.
3. Chemische Isomerie.
Diese greift in den Aufbau des Moleküls selbst ein;
es findet intramolekulare Umwandlung statt, so
dass sich die Struktur des Moleküls (Atomum-
lagerung innerhalb des Moleküls) und der Energie-
inhalt ändert, während das Molekulargewicht
unverändert bleibt.
a) Metamerie.
Das Einzelmolekül wird ohne Aenderung der Mole-
kulargrösse modifiziert.
b) Polymerie.
Das Molekül wird unter Aenderung der Molekular-
grösse modifiziert.
Weitere Zustandsänderungen.
Nun ist eine weitere Bedingung des Auftretens be-
stimmter Zustandsformen fester Stoffe in Betracht zu
ziehen, welche ganz besonders bei der Herstellung
der Stoffe, hier der Malerfarbstoffe, eine bedeut-
same Rolle spielt und bisher mehr empirisch-praktisch
beobachtet als wissenschaftlich untersucht wurde. Wer
in der Lage war, längere Zeit chemische Stoffe aller
Art und auch Farbstoffe in grösseren Mengen herzu-
stellen, dem steht hier eine reiche Erfahrung zu Gebote,
welche durch neue Untersuchungen bestätigt wird. Es
ist in einer Reihe von Arbeiten durch Kohlschütter**)
gezeigt worden, dass feste Stoffe in Form sehr
verschiedenen Aussehens und Verhaltens er-
halten werden können, ohne dass eine de-
finierte Isomerie anzunehmenist. Der Unter-
schied ist in diesen Fällen lediglich in der Struktur
oder dem Verteilungszustande des Stoffes zu suchen,
mit anderen Worten, die verschiedenen Zu-
standsformen dieser Art stehen in Beziehung
zu dem Bildungsvorgang, insofern eine bestimmte
Reaktion einen Stoff in bestimmter Gestalt entstehen
lässt, während eine andere denselben Stoff wieder in
einer dafür charakteristischen Form liefert. Die Zu-
standsform kann ein und demselben Stoffe nur im
Momente des Entstehens aufgeprägt werden, und es
genügt häufig, um sie hervorzubringen, eine bestimmte
*) Siehe Georg Büchner: Ueber Schwefelkad-
mium und die verschiedenen Kadmiumfarben
des Handels. Chemiker-Zeitung 1887, Nr. 72 u. f.,
ferner ebenda 1891, 20 und 80, 120.
**) Zeitschrift für Elektrochemie 1914.

Darstellungsform zu wählen. Derartige Formen er-
scheinen daher als Ergebnis des Bildungsvorganges mit
der ganzen Summe seiner allgemeinen und besonderen
Bedingungen und werden als „Bi ldungs formen"
wirklich isomeren Formen gegenübergestellt. Diese
Formen sind also nicht der Ausdruck des molekularen
Baues, sondern das Ergebnis desBildungsvorganges,
der zu dem betreffenden Stoff in der besonderen Zu-
standsform führt. Durch diese Tatsachen erklären sich
die mannigfachen, oft verlachten, komplizierten alten
Vorschriften und Rezepte, die die Herstellung eines
Stoffes von einer ganz besonderen Struktur bezwecken,
auch erhellt die Wichtigkeit der stets genau ein zu-
halt enden Fabrik ationsbedin gungen zur Erzie-
lung derrichtigenMalerfarbsto ff e. Desgleichen
beruht hierauf die Wichtigkeit von Fabrikationsge-
heimnissen und der grosse Wert der Patentliteratur,
welche sich in vielen Fällen eben auf solche Besonder-
heiten einer Darstellungsweise erstreckt. Es, gehtauch
daraus hervor, dass für Malerfarbstoffe mit der
„Reinheit" allein nur ein Teil der Anforderung er-
füllt ist; vor allem ist die für die Verwendung derselben
nötige Struktur Erfordernis; und unter Umständen
kann ein unreiner Farbstoff mit der richtigen Struktur
ausgezeichnet, ein reiner Farbstoff mit fehlerhafter
Struktur unbrauchbar sein. (Fortsetzung folgt.)
Bequemes Transportieren nasser Stu-
dien.
Wohl jeder Kollege hat es schon empfunden, wie
ermüdend es ist, eine Leinwand, auch wenn es wind-
still ist, zu tragen, wie krampfhaft man da zugreifen
muss, und schliesslich doch die schönsten Wischer auf
seiner Studie macht, und Beulen in die Leinwand
drückt.

Um mir das zu erleichtern, ich meine das Tragen
der Leinwand, nicht das Beulen durchdrücken — habe
ich mir einen bequemen und praktischen Bilderträger
anfertigen lassen, und nun habe ich, am Tatorte ange-
kommen, keinen lahmen Arm mehr und keinen Finger-
krampf.
Dieser in der Konstruktion äusserst einfache, ver-
nickelte Bilderträger wird an der inneren Seite des Keil-
rahmens oder Mittelsteges nur angesteckt, und hält
sehr fest. Er ist klein genug, um ihn in jeder Rock-
tasche unterzubringen. AufZureden von einigen Kolle-
gen habe ich mich entschlossen, diesen ges. gesch.
Bilderträger in grösserer Anzahl herstellen zu lassen
und gebe dieselben zum Preise von 1 Mk. das Stück
portofrei ab.
Robert Hahn, Dresden-A., Prager Strasse 49, III.

Vertag der Werkstatt der Konst (E. A. Seemann, Leipzigs.
 
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