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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 16.1913

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Hauser, Friedrich: Ein neues Fragment des Mediceischen Kraters
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https://doi.org/10.11588/diglit.45419#0048

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F. Hauser

Medici zu Rom1). Nach seiner Überführung in die Florentiner Sammlungen
unterzog man ihn einer zweiten Ausbesserung2), die sich durch blankere Farbe
des Marmors abhebt; sie beschränkt sich aber, abgesehen von einem später
zu nennenden Zusatz, auf Einflicken neuer Säume längs den alten Brüchen
oder Einsetzen unbedeutender Splitter. Die unvermeidlichen Stöße des Trans-
portes mögen wohl die dünnen Wandungen des verkitteten Kelches aus den
Fugen gebracht haben. Da nun aber selbst an Ergänzungen wieder geflickt
wurde und weil die Oberfläche, gelinde gesprochen, stark geputzt ist, so
erweist sich die Scheidung von Alt und Neu am Krater als eine gar heikle
Aufgabe, welche dem Beobachter, der keinen Schwamm oder andere wirk-
samere Mittel anwenden darf, nicht in allen Punkten seine Zweifel hebt.
Eine Begrenzung der modernen Zusätze müßte, mit Worten angegeben,
notwendigerweise sehr umständlich ausfallen und der Leser hätte, am Ende der
Beschreibung angelangt, wieder vergessen, was er zu Anfang- erfuhr. Darum
habe ich in der sachlich treuesten Abbildung, ganz treu ist auch sie nicht3),
ebenso wie auf zwei photographischen Ansichten der Vase die ergänzten Teile
schraffiert und diese Vorlagen in Abbildung (Fig. 19, 20, 21) wiedergeben
lassen. Meine Beobachtungen über den Umfang des Echten weichen in einem
für die Erklärung- der ganzen Szene bedeutsamen Punkte von den seither
veröffentlichten Angaben ab: am Götterbild auf dem Pfeiler sind außer
den Füßen auch noch ein Teil der rechten Wade, die von langem Gewände

1) Ein älterer Hinweis als der im Diarium des
Cassiano dal Pozzo, das um 1650 verfaßt wurde, ist
mir bis jetzt nicht bekannt (Schreiber, Sächsische
Berichte 1885, S. 110). Abbildungen: Sandrart, Deut-
sche Akademie (1675) I I, 4 Taf. aa; Bartoli, Ad-
miranda 2 (1693) Taf. 18, 19; Montfaucon, Antiquite
Expliquee II 1 (1722), S. 192; Piranesi, Vasi (1778)
Taf. 54; Tischbein, Homer (1801) III 17, danach
Millin, Gallerie Mythologique 155, 556; Galleria
di Firenze, Serie IV vol. III (1824) Taf. 156, 157,
relativ beste Wiedergabe des Frieses; ungenau
wiederholt von Conze, Vorlegeblätter V 9. An-
sicht der ganzen Vase: Michaelis, Kunstgeschichte9
385. Erwähnt oder besprochen: Bellori gibt seine
Deutung in Namensbeischriften auf Bartolis Tafeln.
Volkmann, Nachrichten von Italien II 2 (1777) S. 371;
Lanzi, Descrizione della R. Galleria di Firenze, mir
unzugänglich (nach Dütschcke 1782 erschienen); Heyne
bei Tischbein, Homer a. a. O.; Meyer, Kunstge-
schichte III 384; Uhden, Akad. Berlin 1812 S. 80;

Zannoni, im Text zur Galleria di Firenze S. 254—264;
Jahn, Beiträge 388; Friederichs, Bausteine I n. 778;
Friederichs-Wolters n. 2113; Dütschcke, Oberitalien
III n. 537 und S. XXI; Heydemann, Oberitalien 76;
Hauser, Neuattische Reliefs 75 ; Robert im 50. Ber-
liner Winckelmanns-Programm 19; Robert, Römi-
sches Skizzenbuch 49; Amelung, Führer Florenz
n. in. —■ Überführung nach Florenz: Documenti
Musei d’Italia IV 77 n. 2. — Der Marmor mit seinen
reichlichen Glimmerschichten dürfte pentelisch sein.
2) Nach Angabe Volkmanns, Nachrichten I 577
und 574 wurden an den um 1777 ™ Palazzo Pitti
aufbewahrten Niobiden vom Direktor der Bildhauer-
akademie Namens Vincenzo Spinazzi oderSpinacci neue
Ergänzungen ausgeführt. Derselbe Mann oder seine
Schüler werden wohl auch die Vase malträtiert haben.
3) Sie vergißt die Schwertscheide an der ersten
Figur links; der Zweig in der Hand des Mädchens
müßte sich mehr fächerförmig ausbreiten. Stilistische
Treue wird ja kaum jemand erwarten.
 
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