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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 16.1913

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Láng, Margarete: Goldarbeiterrelief in Budapest
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https://doi.org/10.11588/diglit.45419#0317

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Μ. Läng, Goldarbeiterrelief in Budapest

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Goldarbeiterrelief in Budapest.

In der antiken Skulpturensammlung des Museums
der bildenden Künste in Budapest befindet sich das
Bruchstück eines römischen Grabreliefs dessen
giebelförmige Bekrönung uns eine interessante Szene
aus dem antiken Handwerkerleben vor Augen führt.


24: Relieffragment in Budapest.

Außer der Bekrönung ist von dem Denkmal nur
links der obere Teil mit dem realistisch-charak-
teristischen Porträtkopf des Verstorbenen erhalten,
auf der andern Seite war wohl das Bildnis der
Gemahlin oder eines andern Familienmitgliedes an-
gebracht. Leider fehlt auf der rechten Seite auch ein

Stückchen des Giebelfeldes, doch läßt sich die Dar-
stellung trotz des fehlenden Teiles und der ober-
flächlichen Ausführung mit ziemlicher Sicherheit
deuten (Fig. 24 und 25) 2).
In der Mitte des Giebelfeldes sitzt ein Mann
nach links, in einem einfachen Arbeitergewand,
auf einem niedrigen Schemel, dessen Füße mit
Querleisten untereinander verbunden sind. Vor
ihm steht auf einem großen, viereckigen Block
ein kleiner Amboß von eben derselben Form,
auf den eine längliche, dünne Platte gelegt ist.
In der hoch erhobenen Rechten hält er einen
spitzen Doppelhammer und ist im Begriff, damit
einen kräftigen Schlag auf die Platte auszuführen,
die er mit einer in der Linken gehaltenen Stange
auf dem Amboß festhält. Links sehen wir einen
zweiten Arbeiter, in kurzem Gewand, en face,
etwas vornübergeneigt, hinter einem niedrigen,
länglichen Tisch stehen, an dem er mit mehreren
rundlich aussehenden Gegenständen hantiert. Die
Form derselben ist am besten an dem in der
Mitte des Tisches frei liegenden Stücke zu er-
kennen, während er die anderen mit den auf-
gelegten Händen verdeckt; auch scheint er ähn-
liche Gegenstände in den Händen zu halten.
Ganz links in der Ecke ist ein zweiter, niedriger
Tisch aufgestellt, auf dem drei ganz gleichge-
formte Gegenstände stehen, die — den leicht
geschweiften Konturen nach — wohl als Gefäße
gedacht sind; an dem rechts stehenden Exemplar
ist der obere Rand auch plastisch angedeutet,
während die beiden nach der Ecke zu stehenden
Stücke etwas undeutlich dargestellt sind. Nach der
rechten Seite zu, hinter dem am Amboß arbeitenden
Mann steht ein Mann, en face, in kurzer Arbeiter-
tracht, der in der vorgestreckten Rechten einen an
Ketten herunterhängenden Gegenstand, wohl eine
Wage, bringt; zwei Ketten und der obere Rand der
Schale sind deutlich zu erkennen, während der Balken

1) S. Katalog Nr. 115. Relief aus Marmor;
ΟΌ46 h., 0‘39 br. Aus Rom. Flavische Zeit. — Die
Erlaubnis zur Veröffentlichung verdanke ich der
Güte des Herrn Hofrates G. v. Terey.
2) Herr Dr. A. Hehler, der sich zuerst mit
dem Relief in einer Rezension über den Katalog
der Skulpturensammlung beschäftigte (s. Berliner
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XVI Beiblatt.

Philologische Wochenschrift, XXXIII, 15, S. 472)
und mich, nachdem sein Manuskript schon einge-
sendet war, aufforderte, unabhängig von seiner
Meinung die meinige abzugeben, ist auch ungefähr
zu demselben Resultat gelangt, was mir für die
Richtigkeit der Deutung sehr erfreulich zu sein
scheint.
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