Μ. Läng, Goldarbeiterrelief in Budapest
68
67
25: Giebelfeld ries Reliefs Fig. 24.
und der untere Teil der Schale etwas verwischt
sind. Mit der Linken, von der jedoch nur der
obere Teil des Oberarmes erhalten ist, scheint
er eine Geste nach rechts zu machen, wo wahr-
scheinlich noch eine Person, sicherlich sitzend, dar-
gestellt war.
Die Szene stellt zweifellos die verschiedenen
Vorgänge einer Gold- oder Silberwerkstatt dar3).
Daß der am Amboß hämmernde Mann das Metall-
blech in kaltem Zustande bearbeitet, ist sowohl aus
dem Fehlen der die Feuerarbeiter kennzeichnenden
Mütze als aus dem Fehlen eines Schmelzofens zu
ersehen. Der Ofen müßte aus rein praktischen Grün-
den in der Nähe des Ambosses stehen; auch hätte
er schwerlich in dem abgebrochenen Winkel des
dreieckigen Giebelfeldes Platz finden können. Diese
Art der Verarbeitung konnte man nur bei den leicht
dehnbaren Metallen, hauptsächlich den Edelmetallen
anwenden, die durch Hämmern, Treiben, Pressen
und Stanzen auch in kaltem Zustande verschiedene
Formen und Verzierungen annehmen konnten4). Zu
dieser Vermutung paßt auch die Wage, die der Mann
von rechts heranbringt, um das kostbare Material
daran abzuwägen. Es scheint eine Schnellwage, bloß
mit einer, an den langen Ketten herunterhängenden
Schale zu sein5), die der Mann mit der rechten Hand
am Wagebalken festhält, während er mit der linken
eine Bewegung nach der andern Seite zu macht, wo
wahrscheinlich der Besteller oder Käufer saß, von
dem entweder das Rohmaterial zur Verarbeitung ab-
gewogen übernommen wurde oder dem die fertigen
Sachen, ebenfalls abgewogen, übergeben wurden6).
Schwieriger läßt sich die Arbeit des links am Tische
sitzenden Mannes erklären. Daß hier Goldblättchen
sortiert und verpackt würden 7), scheint mir wegen der
rundlichen Form der vermeintlichen Pakete nicht
sehr wahrscheinlich3). Es könnten eher Formen oder
Stanzen sein, deren vertieft oder erhöht angebrachte
Reliefverzierungen den zwischen zwei Blechplatten
gelegten Gold- oder Silberblättchen am Amboß ein-
gehämmert wurden.
Die links in der Ecke stehenden Gegenstände
sind sicherlich fertige Gefäße, mit aufgelegten Gold-
oder Silberverzierungen, die wahrscheinlich auf Be-
stellung verfertigt wurden.
So schließen sich die verschiedenen Vorgänge
zu einer einheitlichen Handlung zusammen, was
sicherlich für die Richtigkeit der vorgeschlagenen
3) Daß bei den Römern vielfach derselbe Mann
Gold- u. Silberarbeiter war, ist auch inschriftlich be-
zeugt, s. Bliimner, Technologie u. Terminologie IV
S. 306.
4) S. Blümner a. a. O.
3) Vgl. Baumeister, Denkmäler des klass. Alter¬
tums III S. 2078 ff.
6) Vgl. Blümner a. a. O.
7) S. Helder, Berl. Phil. Wochenschr. XXXIII
15 S. 472.
8) S. E. Pernice, Aurifex Brattiarius, Jahrb. d.
Inst. 1911, S. 288.
68
67
25: Giebelfeld ries Reliefs Fig. 24.
und der untere Teil der Schale etwas verwischt
sind. Mit der Linken, von der jedoch nur der
obere Teil des Oberarmes erhalten ist, scheint
er eine Geste nach rechts zu machen, wo wahr-
scheinlich noch eine Person, sicherlich sitzend, dar-
gestellt war.
Die Szene stellt zweifellos die verschiedenen
Vorgänge einer Gold- oder Silberwerkstatt dar3).
Daß der am Amboß hämmernde Mann das Metall-
blech in kaltem Zustande bearbeitet, ist sowohl aus
dem Fehlen der die Feuerarbeiter kennzeichnenden
Mütze als aus dem Fehlen eines Schmelzofens zu
ersehen. Der Ofen müßte aus rein praktischen Grün-
den in der Nähe des Ambosses stehen; auch hätte
er schwerlich in dem abgebrochenen Winkel des
dreieckigen Giebelfeldes Platz finden können. Diese
Art der Verarbeitung konnte man nur bei den leicht
dehnbaren Metallen, hauptsächlich den Edelmetallen
anwenden, die durch Hämmern, Treiben, Pressen
und Stanzen auch in kaltem Zustande verschiedene
Formen und Verzierungen annehmen konnten4). Zu
dieser Vermutung paßt auch die Wage, die der Mann
von rechts heranbringt, um das kostbare Material
daran abzuwägen. Es scheint eine Schnellwage, bloß
mit einer, an den langen Ketten herunterhängenden
Schale zu sein5), die der Mann mit der rechten Hand
am Wagebalken festhält, während er mit der linken
eine Bewegung nach der andern Seite zu macht, wo
wahrscheinlich der Besteller oder Käufer saß, von
dem entweder das Rohmaterial zur Verarbeitung ab-
gewogen übernommen wurde oder dem die fertigen
Sachen, ebenfalls abgewogen, übergeben wurden6).
Schwieriger läßt sich die Arbeit des links am Tische
sitzenden Mannes erklären. Daß hier Goldblättchen
sortiert und verpackt würden 7), scheint mir wegen der
rundlichen Form der vermeintlichen Pakete nicht
sehr wahrscheinlich3). Es könnten eher Formen oder
Stanzen sein, deren vertieft oder erhöht angebrachte
Reliefverzierungen den zwischen zwei Blechplatten
gelegten Gold- oder Silberblättchen am Amboß ein-
gehämmert wurden.
Die links in der Ecke stehenden Gegenstände
sind sicherlich fertige Gefäße, mit aufgelegten Gold-
oder Silberverzierungen, die wahrscheinlich auf Be-
stellung verfertigt wurden.
So schließen sich die verschiedenen Vorgänge
zu einer einheitlichen Handlung zusammen, was
sicherlich für die Richtigkeit der vorgeschlagenen
3) Daß bei den Römern vielfach derselbe Mann
Gold- u. Silberarbeiter war, ist auch inschriftlich be-
zeugt, s. Bliimner, Technologie u. Terminologie IV
S. 306.
4) S. Blümner a. a. O.
3) Vgl. Baumeister, Denkmäler des klass. Alter¬
tums III S. 2078 ff.
6) Vgl. Blümner a. a. O.
7) S. Helder, Berl. Phil. Wochenschr. XXXIII
15 S. 472.
8) S. E. Pernice, Aurifex Brattiarius, Jahrb. d.
Inst. 1911, S. 288.