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Gawril Kazarow, Ein neuer Beiname der Diana
Iuppiter ipse duas aequato examine lances
sustinet. Suet. Vesp. 25: examine aequo von
einer slatera, aber nicht im Sinne von Schnellwage,
sondern einer gleicharmigen Wage. Isid. Etvm.
XVI 25, 4: trutina est gemina ponderum lances
aequali examine pendens. Daß hier überall vom
,,Gleichgewicht“ die Rede ist, ist klar, desgleichen,
daß man mit der Grundbedeutung nicht mehr das
Auslangen findet; denn nicht die Tragschnur ist
„gleich“, sondern etwa die Winkel, die sie beider-
seits mit dem Wagebalken bildet. Diese Vorstellung
von dem Verhältnis der vertikalen Tragschnur zum
Wagebalken, also etwa das, was man Ausschlag
(ροπή) nennt, ist durch das gleiche Wort examen
ausgedrückt worden (s. o. Sp. 198). In Glossen be-
zeichnet es sogar die Wage selbst: Corp. gloss. lat.
II 322, 38, III 269, 73, V 42, 17 = 102, 18. Und
hieher ist vielleicht auch Pers. -Sat. V 100 zu ziehen:
diluis elleborum certo conpescere puncto nescius
examen. Das bezieht Nowotny Sp. 26 mit dem
Scholiasten auf eine Schnellwage, und zwar ähnlich
der aus Verona (Fig. 61) und erklärt: „Du verstehst
es nicht, die Skala an einem bestimmten Punkte
(hier im Sinne von Teilstrich) zu fixieren.“ Da
examen, wenn es einen Bestandteil der Wage be-
deutet, nach dem Gesagten nur die Aufhängevor-
richtung sein könnte, was hier keinen Sinn gäbe,
wird es an unserer Stelle für die ganze Wage stehen.
Dann paßt auch conpescere besser, ‘das ja in der
Regel soviel heißt als: etwas sich Bewegendes zum
Stillstände bringen. Gemeint ist der Gleichgewichts-
punkt oder die Gleichgewichtslage, die der Un-
kundige beim Wägen nicht herstellen kann. Weiche
von beiden Arten der Wagen dem Dichter vor-
schwebte, läßt sich nicht entscheiden, da bei dieser
Auffassung beides denkbar ist. Das ganze Instrument,
und zwar eine Wage mit zwei Schalen, ist auch zu
verstehen im Cod. Theod. XII 7, 1 (s. o. Sp. 27
und 203).
Innsbruck. JULIUS JÜTHNER
Ein neuer Beiname der Diana.
Im Jahre 19IO wurde in unmittelbarer Nähe
von Pleven (Nordbulgarien) ein Ex-voto an Diana
entdeckt und im Lokalmuseum zu Pleven unter-
gebracht, wo es sich noch heute befindet. Nach
einer Privatmitteilung über den Fund haben wir die
Inschrift im Bull, de la soc. arch. Bulgare I 1910,
S. 117 Anm. 5 notiert. Dank der archäologischen
Gesellschaft in Pleven, die uns eine Photographie
zur Verfügung stellte, haben wir heute die Möglich-
keit, dieses interessante Denkmal zu veröffentlichen.
Vierseitige Ara aus Kalkstein, an drei Seiten
profiliert, im obersten Glied der Vorderseite zwei
Reliefakroterien, der Oberteil von hinten und teilweise
von vorne abgestoßen, auch unten etwas beschädigt,
hoch 0-7J m, breit 0^29 m, dick 0‘22 m; Buchstaben-
höhe Z. I: 0’04m, Z. 2 und folg.: o'O3m (Fig. 63).
Die Inschrift lautet:
Deanae
Germetith-
ae sacrum
M(arcus) Julius Ni-
5 ger voto
posuit.
Z. 1: e statt i; vgl. Kaiinka, Ant. Denkm.
Bulg. S. 439; Z. 5 : voto statt votum, Kaiinka Nr. 125,
146 mit der Bemerkung S. 135.
Der bis jetzt unbekannte Beiname Germetitha
scheint thrakisch zu sein; wir dürfen ihn vielleicht
mit den bekannten thrakischen Ortsnamen Γερμάς,
Γερμεννή, Γερμανία1) in Zusammenhang bringen.
Dieses Ex-voto an Diana wirft einiges Licht auf
eine Inschrift2), die in den Ruinen des sogen. „Kailak“
J) Procop., de aedif. IV 4 (Haury p. 122);
Tomaschek, Thraker II 2, 88. Über die Ruinen von
Germania vgl. Jirecek, AEMOest. X 71, außerdem
die in der Rev. arch. 1913 I, 344 Anm. 3. zitierte
Literatur.
2) Kazarow, Bull. soc. arch. Bulg. I 116; Cagnat
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XVI Beiblatt.
et Besnier, RA 1911 II 213. Seure, RA 1912,1, 320;
die Inschrift lautet: [pro salute imp. L. Septimii~\
Severi el Antonini [et Getae Caesaris} et Juli(a)e
Aug(ustae') lerritorio Dianensiu(m\ P. Ael[i\iis Vic-
torinu[s\ ex mag(istro') et... . decur[ionuin decrelo}.
Der Name Getas ist eradiert.
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Gawril Kazarow, Ein neuer Beiname der Diana
Iuppiter ipse duas aequato examine lances
sustinet. Suet. Vesp. 25: examine aequo von
einer slatera, aber nicht im Sinne von Schnellwage,
sondern einer gleicharmigen Wage. Isid. Etvm.
XVI 25, 4: trutina est gemina ponderum lances
aequali examine pendens. Daß hier überall vom
,,Gleichgewicht“ die Rede ist, ist klar, desgleichen,
daß man mit der Grundbedeutung nicht mehr das
Auslangen findet; denn nicht die Tragschnur ist
„gleich“, sondern etwa die Winkel, die sie beider-
seits mit dem Wagebalken bildet. Diese Vorstellung
von dem Verhältnis der vertikalen Tragschnur zum
Wagebalken, also etwa das, was man Ausschlag
(ροπή) nennt, ist durch das gleiche Wort examen
ausgedrückt worden (s. o. Sp. 198). In Glossen be-
zeichnet es sogar die Wage selbst: Corp. gloss. lat.
II 322, 38, III 269, 73, V 42, 17 = 102, 18. Und
hieher ist vielleicht auch Pers. -Sat. V 100 zu ziehen:
diluis elleborum certo conpescere puncto nescius
examen. Das bezieht Nowotny Sp. 26 mit dem
Scholiasten auf eine Schnellwage, und zwar ähnlich
der aus Verona (Fig. 61) und erklärt: „Du verstehst
es nicht, die Skala an einem bestimmten Punkte
(hier im Sinne von Teilstrich) zu fixieren.“ Da
examen, wenn es einen Bestandteil der Wage be-
deutet, nach dem Gesagten nur die Aufhängevor-
richtung sein könnte, was hier keinen Sinn gäbe,
wird es an unserer Stelle für die ganze Wage stehen.
Dann paßt auch conpescere besser, ‘das ja in der
Regel soviel heißt als: etwas sich Bewegendes zum
Stillstände bringen. Gemeint ist der Gleichgewichts-
punkt oder die Gleichgewichtslage, die der Un-
kundige beim Wägen nicht herstellen kann. Weiche
von beiden Arten der Wagen dem Dichter vor-
schwebte, läßt sich nicht entscheiden, da bei dieser
Auffassung beides denkbar ist. Das ganze Instrument,
und zwar eine Wage mit zwei Schalen, ist auch zu
verstehen im Cod. Theod. XII 7, 1 (s. o. Sp. 27
und 203).
Innsbruck. JULIUS JÜTHNER
Ein neuer Beiname der Diana.
Im Jahre 19IO wurde in unmittelbarer Nähe
von Pleven (Nordbulgarien) ein Ex-voto an Diana
entdeckt und im Lokalmuseum zu Pleven unter-
gebracht, wo es sich noch heute befindet. Nach
einer Privatmitteilung über den Fund haben wir die
Inschrift im Bull, de la soc. arch. Bulgare I 1910,
S. 117 Anm. 5 notiert. Dank der archäologischen
Gesellschaft in Pleven, die uns eine Photographie
zur Verfügung stellte, haben wir heute die Möglich-
keit, dieses interessante Denkmal zu veröffentlichen.
Vierseitige Ara aus Kalkstein, an drei Seiten
profiliert, im obersten Glied der Vorderseite zwei
Reliefakroterien, der Oberteil von hinten und teilweise
von vorne abgestoßen, auch unten etwas beschädigt,
hoch 0-7J m, breit 0^29 m, dick 0‘22 m; Buchstaben-
höhe Z. I: 0’04m, Z. 2 und folg.: o'O3m (Fig. 63).
Die Inschrift lautet:
Deanae
Germetith-
ae sacrum
M(arcus) Julius Ni-
5 ger voto
posuit.
Z. 1: e statt i; vgl. Kaiinka, Ant. Denkm.
Bulg. S. 439; Z. 5 : voto statt votum, Kaiinka Nr. 125,
146 mit der Bemerkung S. 135.
Der bis jetzt unbekannte Beiname Germetitha
scheint thrakisch zu sein; wir dürfen ihn vielleicht
mit den bekannten thrakischen Ortsnamen Γερμάς,
Γερμεννή, Γερμανία1) in Zusammenhang bringen.
Dieses Ex-voto an Diana wirft einiges Licht auf
eine Inschrift2), die in den Ruinen des sogen. „Kailak“
J) Procop., de aedif. IV 4 (Haury p. 122);
Tomaschek, Thraker II 2, 88. Über die Ruinen von
Germania vgl. Jirecek, AEMOest. X 71, außerdem
die in der Rev. arch. 1913 I, 344 Anm. 3. zitierte
Literatur.
2) Kazarow, Bull. soc. arch. Bulg. I 116; Cagnat
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XVI Beiblatt.
et Besnier, RA 1911 II 213. Seure, RA 1912,1, 320;
die Inschrift lautet: [pro salute imp. L. Septimii~\
Severi el Antonini [et Getae Caesaris} et Juli(a)e
Aug(ustae') lerritorio Dianensiu(m\ P. Ael[i\iis Vic-
torinu[s\ ex mag(istro') et... . decur[ionuin decrelo}.
Der Name Getas ist eradiert.
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