Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien (16.1913)

51.’ Das Mausoleum (nach G. Niemann).

Bemerkungen zu G. Niemanns Rekonstruktion des Diokletianspalastes
in Spalato.

1. Die Prostasis des Mausoleums.
George Niemann hat in seinem Werke, „Der
Palast Diokletians in Spalato“ Fig. 90 und Tafel XII
die Prostasis des Mausoleums so rekonstruiert, daß
ihr Mittelschiff von einer Tonne überdeckt ist, welche
nach vorne dem Peristyl zu sich öffnet, nach rück-
wärts mit dem First ihres Zeltdaches bis zum Scheitel
der halbkreisförmigen Öffnung über dem Mausoleums-
portale reicht. S. 71 rechtfertigt er diese Rekon-
struktion, indem er die erwähnte Öffnung nicht als
Fenster, sondern als Entlastungsbogen über dem
Türsturze nach Analogie des Vestibültores (S. 56)
erklärt und kassettierte gebogene Gewölbesteine
(Fig. 88), die sich in der Nähe vom Schutte eines
abgerissenen Hauses fanden, als Bestandteile der von
l) Diese Bemerkungen geben in verkürzter Form
den Inhalt zweier in serbo-kroatischer Sprache ver-
faßten Artikel im Bull. dalm. XXXIV (1911) S. 99 ff.
und XXXV 1912, S. 67 ff. wieder, welche zwei

der ganzen Anlage „mit Notwendigkeit“ geforderten
Tonne ansieht. Gegen diese Argumentation Niemanns
erheben sich mir Bedenken, und zwar vermag ich
mich mit keiner seiner Thesen einverstanden zu er-
klären 9·
Die Behauptung, daß nach der ganzen Anlage,
d. i. nach der Form des Bauwerkes, ein Tonnen-
gewölbe vorhanden gewesen sein mußte, ist durchaus
nicht stichhaltig; im Gegenteil, sowohl die konstruk-
tive als auch die ästhetische Notwendigkeit ver-
langte, daß das Dach der Prostasis nicht höher sei
als jenes des Umganges (Pteron). Die Verdeckung
des halbkreisförmigen Fensters des Mausoleums durch
das Dach der Prostasis, ist nicht nur unschön, son-
dern überhaupt unmöglich: denn wenn das einzige
früher erschienene Aufsätze (Bull. dalm. XII 1889
Suppl. S. 35 ff. und XIII 1890 S. 108 ff.) weiter aus-
gestalten.