Ephesische Bürgerrechts- und Proxeniedekrete aus dem vierten
und dritten Jahrhundert v. Chr.
Die Serie der von J. T. Wood in dem ephesischen Theater gefundenen
und in das Britische Museum gesandten Bürgerrechts- und Proxeniedekrete
(E. L. Hicks, IBM III 448—476) ist durch die österreichischen Grabungen im
Theater um 16 neue Nummern vermehrt worden, welche R. Heberdey im 2. Bande
der Forschungen in Ephesos S. 96 ff. N. 1 —16 veröffentlicht hat1). Im Herbst 1911
wurde dann im nordwestlichen Eck der sogenannten Verulanus-Hallen abermals
eine dazugehörige Quader gefunden und von Heberdey kopiert und im Frühjahr
1912 kamen bei der Untersuchung der antiken Basilika, in welche später die
große Marienkirche der Stadt eingebaut wurde2), noch drei weitere Blöcke zu-
tage. Das Alter der auf diesen verzeichneten, auch für die Geschichte der Koine
wichtigen Urkunden, ihre vielfachen Beziehungen zu historischen Persönlich-
keiten der ersten Diadochenzeit und die neuen Aufschlüsse über die Namen und
die Verteilung der ephesischen Chiliastyen, die wir ihnen verdanken, mögen eine
Veröffentlichung an dieser Stelle rechtfertigen.
Es sind hinten roh belassene, allseits mit Anschlußflächen versehene Wand-
quadern aus leicht bläulichem Marmor, die bei einer nahezu gleichen Höhe von
zwei (gemeingriechischen) Fuß (genau II h. o-57m, I und III h. je o-59m) ver-
schiedene Längen (I 1-25“, II 1-67™, III 170“) besitzen. Ihre Dicke schwankt von
0*355 (H) bis °‘42 (I und HI)· Zweifellos stammen sie aus dem Artemision3) und
sind nach dessen Zerstörung zu Bauzwecken in die lysimachische Stadt gebracht
worden. Wann dies geschah, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, doch
gehört die jetzige Aufstellung von II und III (I liegt im Schutte) jedenfalls erst
der Zeit nach Erbauung der byzantinischen Stadtmauer (im VII. Jahrhundert
n. Chr.) an.
Auf Seite 104 f. gibt Heberdey auch Nach-
träge zu den von Hicks veröffentlichten Texten.
2) S. oben XV 1912 Beiblatt 196 ff.
3) Daß alle hierher gehörigen Blöcke aus dem
Artemision stammen, lehrt der Inhalt der Dekrete
selbst, in welchen Aufzeichnung εις το όερον τής
Άρτέμιδος verfügt wird. Fraglich ist, welchem Gebäude
innerhalb des Peribolos sie angehörten. Die Anten-
quader bei Heberdey n. 1 — 5 hat eine Breite von
nur O‘59m, während unsere 0’42m dicken und hinten
roh belassenen Blöcke eine Mauerstärke von min-
destens o’qo“1 verlangen, ohne ein viel höheres Maß
auszuschließen. Vielleicht darf man an eine Halle,
ähnlich der des milesischen Delphinion, denken.
und dritten Jahrhundert v. Chr.
Die Serie der von J. T. Wood in dem ephesischen Theater gefundenen
und in das Britische Museum gesandten Bürgerrechts- und Proxeniedekrete
(E. L. Hicks, IBM III 448—476) ist durch die österreichischen Grabungen im
Theater um 16 neue Nummern vermehrt worden, welche R. Heberdey im 2. Bande
der Forschungen in Ephesos S. 96 ff. N. 1 —16 veröffentlicht hat1). Im Herbst 1911
wurde dann im nordwestlichen Eck der sogenannten Verulanus-Hallen abermals
eine dazugehörige Quader gefunden und von Heberdey kopiert und im Frühjahr
1912 kamen bei der Untersuchung der antiken Basilika, in welche später die
große Marienkirche der Stadt eingebaut wurde2), noch drei weitere Blöcke zu-
tage. Das Alter der auf diesen verzeichneten, auch für die Geschichte der Koine
wichtigen Urkunden, ihre vielfachen Beziehungen zu historischen Persönlich-
keiten der ersten Diadochenzeit und die neuen Aufschlüsse über die Namen und
die Verteilung der ephesischen Chiliastyen, die wir ihnen verdanken, mögen eine
Veröffentlichung an dieser Stelle rechtfertigen.
Es sind hinten roh belassene, allseits mit Anschlußflächen versehene Wand-
quadern aus leicht bläulichem Marmor, die bei einer nahezu gleichen Höhe von
zwei (gemeingriechischen) Fuß (genau II h. o-57m, I und III h. je o-59m) ver-
schiedene Längen (I 1-25“, II 1-67™, III 170“) besitzen. Ihre Dicke schwankt von
0*355 (H) bis °‘42 (I und HI)· Zweifellos stammen sie aus dem Artemision3) und
sind nach dessen Zerstörung zu Bauzwecken in die lysimachische Stadt gebracht
worden. Wann dies geschah, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, doch
gehört die jetzige Aufstellung von II und III (I liegt im Schutte) jedenfalls erst
der Zeit nach Erbauung der byzantinischen Stadtmauer (im VII. Jahrhundert
n. Chr.) an.
Auf Seite 104 f. gibt Heberdey auch Nach-
träge zu den von Hicks veröffentlichten Texten.
2) S. oben XV 1912 Beiblatt 196 ff.
3) Daß alle hierher gehörigen Blöcke aus dem
Artemision stammen, lehrt der Inhalt der Dekrete
selbst, in welchen Aufzeichnung εις το όερον τής
Άρτέμιδος verfügt wird. Fraglich ist, welchem Gebäude
innerhalb des Peribolos sie angehörten. Die Anten-
quader bei Heberdey n. 1 — 5 hat eine Breite von
nur O‘59m, während unsere 0’42m dicken und hinten
roh belassenen Blöcke eine Mauerstärke von min-
destens o’qo“1 verlangen, ohne ein viel höheres Maß
auszuschließen. Vielleicht darf man an eine Halle,
ähnlich der des milesischen Delphinion, denken.