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C. Watzinger
erörtert werden; zuvor aber seien einige allgemeine Bemerkungen über die Stel-
lung der Meidiasgattung innerhalb der gleichzeitigen attischen Vasenmalerei vor-
ausgeschickt.
I.
Wenn man die Entwicklung der attischen Vasenmalerei in nachparthenoni-
scher Zeit überblickt, so scheinen sich im wesentlichen zwei Hauptrichtungen zu
scheiden, denen wohl auch zwei Strömungen der großen Malerei entsprochen
haben werden, eine mehr altmodische und eine moderne. Die eine bleibt in Inhalt,
Stil und Komposition im Geleise der ,polygnotischen‘ Malerei der phidiasischen
Zeit, die sie höchstens in äußerlichen Dingen, wie Tracht und Frisuren, moder-
nisiert, die andere sucht, soweit es jetzt für den Vasenmaler überhaupt noch
möglich war, den Errungenschaften einer neuen Malerei nachzukommen und zu-
gleich die alten Stoffe in neue Formen zu gießen. Zum Belege seien einige der
wichtigsten Erscheinungen in dieser Zeit hervorgehoben. In die Mitte der ersten
Reihe, der Zeit und dem Stil nach, gehört eine große, einheitliche Vasengruppe,
deren ,polygnotischerf Charakter von Rizzo, wie mir scheint, richtig gefühlt worden
ist, und zu der ich, im einzelnen von Rizzo abweichend, mit Sicherheit folgende,
bedeutendere Ärasen rechnen zu können glaube: den Theseuskrater in Bologna:
Mon. Suppl. 21. 22. —Marsyaskrater in Bologna: Pellegrini, Vasi delle Necropoli
Felsinee n. 301 Fig. 82. 83. — Marsyas-Dionysosamphora in Ruvo: Mon. VIII 42;
Hallisches Winckelmannsprogr. V. — Theseus-Marsyas-Krater von Kamarina: Mon.
ant. XIV Taf. I. — Herakles’ Apotheose, Pelike in München: Furtwängler-Reichhold
Taf. 109, 22). —- Erichthonioskrater: Mon. III 30. — Parishydria in Berlin: Gerhard,
Apulische Vasenbilder C 1. — Parishydria in Palermo: Gerhard a. a. O. D 1. —
Kadmoshydria in Berlin: Wiener Vorlegeblätter Ser. I 7. — Aphroditehydria in
Athen: Athen. Mitteilungen 1907 Taf. IX3). — Parishydria, Suessulae: Römische
Mitteilungen 1887 Taf. XII. — Kadmoshydria, Ermitage: Compte rendu 1860
Taf. 5. —- Ein gemeinsames, besonders auffallendes Merkmal dieser Vasen ist die
Zeichnung des geraden Profils der Personen mit den kleinen, spitzen, oft aufge-
stülpten Nasen. Gürtelkränze und in die Gewänder eingestickte Muster kommen
nur auf den jüngeren Stücken des Ateliers häufiger vor. Die Zeichnung ist sicher
und flott, aber flüchtig und bei den Nebenfiguren nachlässig; der Stil ist, wenn
auch lockerer und freier, doch seiner Art nach noch der der Parthenonzeit.
2) Diese Pelike wird von Hauser a. a. Ο. II Text 3) Ducati, Memorie S. III nr. 19 ordnet die
S. 225 noch in die Mitte des V. Jhs. datiert: dagegen Hydria unter die Vasen im Stil des Meidias.
schon Zahn, Berl. phil. Wochenschr. 1910 Sp. 912.
C. Watzinger
erörtert werden; zuvor aber seien einige allgemeine Bemerkungen über die Stel-
lung der Meidiasgattung innerhalb der gleichzeitigen attischen Vasenmalerei vor-
ausgeschickt.
I.
Wenn man die Entwicklung der attischen Vasenmalerei in nachparthenoni-
scher Zeit überblickt, so scheinen sich im wesentlichen zwei Hauptrichtungen zu
scheiden, denen wohl auch zwei Strömungen der großen Malerei entsprochen
haben werden, eine mehr altmodische und eine moderne. Die eine bleibt in Inhalt,
Stil und Komposition im Geleise der ,polygnotischen‘ Malerei der phidiasischen
Zeit, die sie höchstens in äußerlichen Dingen, wie Tracht und Frisuren, moder-
nisiert, die andere sucht, soweit es jetzt für den Vasenmaler überhaupt noch
möglich war, den Errungenschaften einer neuen Malerei nachzukommen und zu-
gleich die alten Stoffe in neue Formen zu gießen. Zum Belege seien einige der
wichtigsten Erscheinungen in dieser Zeit hervorgehoben. In die Mitte der ersten
Reihe, der Zeit und dem Stil nach, gehört eine große, einheitliche Vasengruppe,
deren ,polygnotischerf Charakter von Rizzo, wie mir scheint, richtig gefühlt worden
ist, und zu der ich, im einzelnen von Rizzo abweichend, mit Sicherheit folgende,
bedeutendere Ärasen rechnen zu können glaube: den Theseuskrater in Bologna:
Mon. Suppl. 21. 22. —Marsyaskrater in Bologna: Pellegrini, Vasi delle Necropoli
Felsinee n. 301 Fig. 82. 83. — Marsyas-Dionysosamphora in Ruvo: Mon. VIII 42;
Hallisches Winckelmannsprogr. V. — Theseus-Marsyas-Krater von Kamarina: Mon.
ant. XIV Taf. I. — Herakles’ Apotheose, Pelike in München: Furtwängler-Reichhold
Taf. 109, 22). —- Erichthonioskrater: Mon. III 30. — Parishydria in Berlin: Gerhard,
Apulische Vasenbilder C 1. — Parishydria in Palermo: Gerhard a. a. O. D 1. —
Kadmoshydria in Berlin: Wiener Vorlegeblätter Ser. I 7. — Aphroditehydria in
Athen: Athen. Mitteilungen 1907 Taf. IX3). — Parishydria, Suessulae: Römische
Mitteilungen 1887 Taf. XII. — Kadmoshydria, Ermitage: Compte rendu 1860
Taf. 5. —- Ein gemeinsames, besonders auffallendes Merkmal dieser Vasen ist die
Zeichnung des geraden Profils der Personen mit den kleinen, spitzen, oft aufge-
stülpten Nasen. Gürtelkränze und in die Gewänder eingestickte Muster kommen
nur auf den jüngeren Stücken des Ateliers häufiger vor. Die Zeichnung ist sicher
und flott, aber flüchtig und bei den Nebenfiguren nachlässig; der Stil ist, wenn
auch lockerer und freier, doch seiner Art nach noch der der Parthenonzeit.
2) Diese Pelike wird von Hauser a. a. Ο. II Text 3) Ducati, Memorie S. III nr. 19 ordnet die
S. 225 noch in die Mitte des V. Jhs. datiert: dagegen Hydria unter die Vasen im Stil des Meidias.
schon Zahn, Berl. phil. Wochenschr. 1910 Sp. 912.