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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 16.1913

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Nowotny, Eduard: Zur Mechanik der antiken Wage, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.45419#0288

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7

E. Nowotny

8

Diese zwei mir bisher bekannt gewordenen Aus-
nahmen sind:
a) für eine kleine Wage: der eine Gold-
schmiedewerkstätte zeigende, später noch genauer
zu besprechende Teil des schönen Erotenfrieses im
Hause der Vettier in Pompeji, dessen Mittelstück oben
als Titelleiste wiedergegeben ist. Auf ihm erscheint
rechts ein aus einem Kästchen emporsteigender, wahr-
scheinlich hölzerner Ständer, an dem zwei Gold-
wagen, eine unter der andern aufgehängt sind2).


3 : Rekonstruktion einer Sclialenwage aus Pompeji.

balkenlänge ca. I' 15 m, Distanz der Schalen von
demselben etwa I m) wegen der dann notwendigen
Dicke aus rein praktischen Gründen um so weniger
vorauszusetzen ist, als ja die römische Kleintechnik
mit der Bronze wahrhaftig nicht sparsam umging,
so sollte man dann doch erwarten, daß eine solche
Säule oben und unten Metallbeschläge gehabt oder
wenigstens unten durch Metallnieten oder dgl. auf
einer größeren Standfläche befestigt war. Von alledem
erwähnt aber der Fundbericht nicht das geringste;
er zählt nur auf: . . . die 2 Schalen von 30 cm
Durchm. mit je 4 Haken, die darein eingreifenden
geflochtenen Ketten und den sie oben zusammen-
haltenden Schiebering und ihre hakenförmige obere
Endigung; endlich die ebenfalls in Schwanenhals-


fr) für eine große Marktwage das Polesaner Relief
bei Daremberg-Saglio III/2 S. 1224 Fig. 4469. Hier
könnte man sogar, wenn der plumpen Darstellung zu
trauen ist, daran denken, daß bei dieser Wage als
dem einzigen bisher bildlich überlieferten Beispiel
aus dem Altertum der Wagebalken nicht aufgehängt
ist, sondern, wie bei den besseren modernen Wagen,
auf einer Schneide balanciert.
Aber für die Annahme einer Tragsäule bei jener
oberwähnten (Fig. 3) pompejanischen Wage aus dem
Jahre 1904 fehlt in den mitgeteilten Fundtatsachen
jeder Anhaltspunkt. Denn selbst wenn diese Säule
(ebenso wie der Wagebalken) aus Holz gewesen sein
sollte, was bei der verhältnismäßigen Größe (Wage-

Haken ausgehenden hülsen- oder kappenartigen End-
beschläge des — demnach aus Holz zu denkenden —
Wagebalkens; sonst nichts als jenes fragliche, dort
als ornamento . ... da situarsi nella estremitä della
colonnina di sostegno erklärte Gerät und schließlich
ein Bronzestück oder einen Bronzestift: . . „ässe di
bronzo, ehe faceva da bilico; (der —- übrigens für einen
Nichtitaliener nicht sofort deutliche — Ausdruck
kann, wie mir technisch gebildete Italiener bestä-
tigten, nur auf die Drehpunkt-Achse des Wagebalkens
bezogen werden; von einem Zünglein wird nichts er-
wähnt, folglich scheint es der Restaurator, wohl
weil er es auf Grund der modernen Anschauung
vermißte, frei erfunden zu haben).

2) Ein ähnliches Kästchen mit Laden und dar-
aus emporsteigendem säulenförmigen Ständer für eine
Gold- oder Münzwage auf einem römischen Terra-

kottarelief des II. nachchristl. Jahrhunderts jetzt bei
Gummerus, Jahrbuch des deutsch. Inst. 1913 S. 72
Abb. 3.
 
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