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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0058

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den Kelchen hervorwachsen, und dass die auf langen, schlanken Stengeln zwischen
Deckblatt und Hauptstengel hervorsprossenden Blüten sich um diesen herumlegen.
Dazu das Gethier zwischen den Ranken. Auf dem einzig erhaltenen Schaft des
rechten Paares fehlt es, am andern Paare ist es reichlich vorhanden; am rechten
Pilaster freilich nur zu oberst ein Vogel, der sein Junges füttert, tiefer ein empor-
kriechender Scorpion, ein Schmetterling; auf dem andern zu oberst wieder ein
Vogel, der ein Insect erschnappt, ein Käuzchen, das eine in seinen Fängen sich win-
dende Schlange mit den Flügeln schlägt, tiefer ein Adler, der auf einem erbeuteten
Hasen sitzt. Auch die Auswahl des Gethiers und die ungleiche Vertheilung haben
die Rankenpilaster mit den Rankenplatten gemein: kleine Vögel, Schlange, Scor-
pion hier wie dort, aber auf den Rankenblöcken fast alles auf den kleinen Ranken-
systemen der Frontseite: nur ein einziges Vöglein zwischen den ausgedehnten
Verschlingungen der linken Seitenwand.

Dazu endlich die Maßgleichheit, selbst in der Verschiedenheit; denn auch an
dem Altarhof hatten wir Pilasterbreiten von 0-375m oder o-38m (halbe von 0-20"')
und 0*365m. Technisch verschieden sind allerdings diese vier Pilaster von den
übrigen Mittelpilastern, indem bei den einen nur die Capitäle besonders gearbeitet
und in kastenartige Vertiefungen eingefügt waren; bei den andern dagegen Pilaster
und Capitäle aus einer Platte gearbeitet, zusammen eingefügt gewesen sein müssen.
Genaueres wird sich erst sagen lassen, wenn einmal die Reliefs und mit ihnen
die Pilaster aus der Wand genommen sein werden. Wie sie jetzt, nur wenig
vorragend, beiderseits vom Stuck eingeschlossen sind, vermag man sie kaum anders
als plattenartig, zum Einfügen gearbeitet, zu denken.

Freilich sind nun diese vier Pilaster weder mit gerade aufsteigenden Pflanzen
verziert, wie die außen am Altarbau stehenden, noch glatt, wie die an der Innen-
seite. Leicht versteht man aber, weshalb außen neben den Rankenfeldern nicht
auch die Pilaster mit ähnlichen Ranken verziert wurden, sondern auch im Ornament
das gerade Aufsteigen der Pilaster zur Geltung gebracht wurde. Innen dagegen,
wo an der ganzen unteren Wand an Pilastern und mehr noch am TabuHmim die
Senkrechte alleinherrschend war, lag kein Grund vor, die Ranke am Pilaster
zu vermeiden. Die Schlichtheit des Inneren gegenüber dem reichen Äußeren ließ
sich früher1) so erklären, dass man die Blicke nicht von der heiligen Handlung
habe abziehen wollen. Jetzt werden wir die Erklärung ein wenig anders fassen
müssen. Vier reich verzierte Pilaster, die nur dem Inneren angehören können und
selbst wiederum in zwei Paare sich sondern, finden nur an einer Stelle Platz; für

*) Ära Pacis S. 185, wo an die Zugehörigkeit der Rankenpilaster noch nicht gedacht wurde.
 
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