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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0067

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wand nur Quadrierung-; die Frontseite ist in ihrer ganzen Breite von Pilaster zu
Pilaster offen. Ein dünner Pfosten wird einwärts wie am rechten Pilaster befestigt
gesehen. An diesem Pfosten und seinem, der Perspective wegen nicht sichtbaren
linken Gegenstück scheinen die niedrigen Gitterthüren befestigt zu sein, welche,
obwohl geschlossen, doch den größeren Theil des Tempelinneren den Blicken offen
lassen. Da sitzen zwei männliche Götter nebeneinander, beide mit nacktem Ober-
körper, mit Gewand um den Schoß, beide die Linke hoch am aufgestützten Schaft —
ob Lanze oder Scepter ist nicht kenntlich — in der vorgehaltenen Linken die
übliche Opferschale. Die beiden Krummstäbe, welche im Giebel schräg gegen
eine Schale in der Mitte gelegt sind, geben, auch wenn wir sie als die Abzeichen
der Auguren und Pontifices ansehen, keinen Anhalt, die beiden Götter zu benennen.
Nur das eine mögen wir noch unmittelbar aus der Darstellung entnehmen, dass
diese Götterzweiheit zu der vorgehenden Cultushandlung, zum Feste, das gefeiert
wird, eine gewisse Beziehung hat, nicht bloß deshalb, weil sie überhaupt dar-
gestellt ist, sondern auch, weil ihr Heiligthum festlich bekränzt ist: ein schwerer
Lorbeerkranz hängt von den Capitälen bis auf die Schwelle herab. Es ist eine der
gewöhnlichen Inconsequenzen in der Perspective, dass der Kranz links sichtbar
ist, rechts hinter dem Pilaster verschwindet, statt umgekehrt; eine zweite die,
dass die Blätter des Kranzes so groß sind, außer allem Verhältnis.

Rechts, am glatten Fugenschnitte, ragt oben noch der Ast einer Eiche herein,
die, wie ein Baum so oft, den Altar beschattet. Dieser ist kein mit dem Meißel
künstlich bearbeiteter, sondern aus rohen Steinen aufgeschichtet, als gehöre er
zu einem schlichten, ländlichen Cultus. Ein Lorbeerkranz ist über ihn gehängt,
und oben auf dem Altar sieht man am Fugenschnitt noch einen Apfel liegen,
ein weiteres Merkmal ländlich schlichter Darbrinoamo-. Links neben dem Altar
steht ein Opferdiener, ein Camillus, dessen mit Lorbeer umkränztes Haar hinten
in einen zierlichen Zopf geflochten und nach dem Scheitel hinauf gebunden ist.
Der Knabe ist barfuß, mit der üblichen gegürteten Tunica bekleidet, die am
Ärmel als aus doppeltem Stoff bestehend zu erkennen ist, wie bei vielen
Personen des Frieses. In der gesenkten Rechten trägt er die Kanne, das
praefericiilinir. über den linken Arm hängt das befranzte Handtuch, die mappa,
und auf der Linken emporgehalten ruht eine Schale von ähnlicher Form wie
die über den Fruchtschnüren des inneren Frieses angebrachten. Diese Schale ist
voller Früchte, unter denen auch wieder Äpfel und Piniennüsse kenntlich sind,
und neben denen in absichtlicher Deutlichkeit ein Zweiglein von Lorbeer liegt.1)

') Ebenso liegt das Zweiglein auf der Schale, welche eine merkwürdige weibliche Marmorfigur, die
 
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