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Petersen, Eugen; Niemann, George [Editor]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0200

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zuzuerkennen. Venus in diesem Motiv muss für Caesar eine Bedeutung gehabt
haben, und es bedarf keiner Worte, dass dies eben für die Genetrix ein weit an-
gemessenerer Ausdruck ist als die von Kekule vorgezogene Trägerin der Victoria,
die viel eher eine Victrix ist. Es kann nicht ohne Beziehung zu Caesar sein, dass
eben um die Zeit, wo Arkesilaos an seiner Venus arbeitete, der dieser zugewiesene
Typus auf einem Denar des M.' Cordius erscheint, mit der leichten Abänderung,
dass die Göttin statt die Rechte auf die Hüfte zu legen, darin eine Wage hält.1)
Entscheidend für Reifferscheid fällt aber jetzt ins Gewicht, dass das Mediceische
Relief (Taf. III Platte VII) nicht mehr als Antoninisch zu gelten hat, sondern als
Augusteisch, und nicht bloß das, sondern als Darstellung des Mars Ultor-Tempels
erwiesen ist. Es rückt damit aus der dritten Stelle, die es in Kekules Liste ver-
wandter Venusbilder einnimmt, in die erste, noch vor das ravennatische. In diesen
beiden Reliefs ist nun sehr deutlich Venus eben als Genetrix hingestellt: im
Marsgiebel steht sie zwischen Mars und Romulus — und wäre es gar, was oben
abgewiesen wurde, Anchises! — mit Roma und anderen Vertretern Roms vereint;
und dass Venus hier wirklich als Ahnmutter zwar nicht des ersten, doch des
zweiten Romulus gedacht war, machte ja die Gegenüberstellung des Tempels der
M. Mater Idaea am Fries der Pax noch klarer. Im ravennatischen Relief sodann
ist jedesfalls Augustus mit seinem Hause dargestellt, einst er gewiss in der Mitte
des Ganzen. Und selbst wenn dort allein Tiberius neben Livia-Venus stand, so
genügte das, um begreiflich zu machen, weshalb die Gemahlin des Augustus eben
in der Form der Genetrix neben ihrem Mars erscheint; wieviel mehr also, wenn
neben Tiberius auch noch Drusus, ihr anderer Sohn, zu erkennen wäre.2)

Es ist also die Venus des Arkesilaos, eines der ersten ,neuattischen' Werke.
So wie sie in ihrem Prachttempel auf dem Forum Iulium im Jahre 46 v. Chr.
aufgestellt war, wurde sie vom Augusteischen Künstler im Giebel des Mars-
tempels neben Mars wiederholt. Man sollte sehen, dass Caesars Werk von
Augustus fortgesetzt wurde, wie ja auch das Forum Augustum sich baulich an
das Iulium anschloss. Uber den künstlerischen Wert des nach Plinius nicht
ganz fertig gewordenen Werkes des Arkesilaos sind wir zu urtheilen nicht

1) Bei Kekule, Taf. II 4; Babelon monn. republ.
I S. 382 setzt die Münze vers 705 ou peu apres.
Aus andern Stempeln des Cordius schließt man, dass
er mit Pompeius im Osten gewesen sei. Könnte die
Wage, das Symbol der Münzmeister, hier nicht als
Schicksalswage verstanden sein? Anders Reifferscheid
bei Wissowa, a. a. O. S. 39.

2) Rechts neben Augustus waren vielleicht einst
Julia und ihre Söhne in der Zeit vor ihrer Ver-
bannung dargestellt, alle zusammen nicht wie zur
Zeit lebende — Drusus war ja todt — sondern
heroengleich zwischen der wirklichen Göttin Venus
links und Roma (?) rechts. Hauser, Neuatt. Rel. S. 80
sah richtig, dass jene Figur links eine mythische ist.
 
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