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Pfälzer Bote für Stadt und Land (29) — 1894

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Nr. 31 - Nr. 40 (9. Februar - 20. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44153#0154

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i auch wieder auf die Wahln zu

vied zu ſprech
und habe namentlich die Donaueſchinger Reichstags-
wahl gegen ihn (Redner) zu kehren geſucht. Das


gerade die Donauejchinger-Wahl habe fehr Deutlich
gezeigt, wie der Nationalliberalizmus in Baden zurück»


dadiſcher Nationalliberafismus vom wirklichen Libe-
ralismus entfernt iſt. Bei der Donaueſchinger Wahl


durch das perſoͤnliche Patrouatsrecht das er
aber nicht ſo verſtehe/ als habe ſich der Inhaber des
ſelben um die Kirche beſonders verdient gemacht —
beſtimmte Patronatspfarrer im öffentlı-
Hen Gebrauch ihrer Rechteals Staats-
btrgerzu hemmen! Wer noch Näheres wiſſen
wolle könne e& bei ihm erfahren. Für die National-
liberaͤlen ſei die Donaueſchinger Wahl — auf die er
bei anderer Gelegenheit einmal eingehender zu ſprechen
kommen werde, auf keine Weiſe eine Ehre; er würde
ſich ſchämen, wenn er auf dieſe Art gewählt
Kiefer habe einmal der Kurie mit Entziehung der


tige, der in Donaueſchingen in der Kichtung gemachie
Verſuch genire ihn ſcheinis nicht. Bei diefer Reichs-
lagewahl ſeien Circulare, Aufforderungen und Auf-
ruſe verſchiedenen Inhalts, wie Gelduͤnterſtützungen,
wie dies bei allen Paxteien vorkomme, vom Centtal-
koniite verſandt worden, auf einigen ſtanden die


Domkapitular3. Das greift nun Fiefer auf zu dem
— Borwurf, dieſe Domkapitulare, von denen zwei


ſonders durch ihre autliche Stellung die Geiſtlichen


ſtehen, ohne ſein Rennome zu risliren, ſo beſtimmt
zu konſtatiren, wer zu unſerem Centralkomite gehört
und wer nicht, und ſich als Wiſſender auf-
zuſpielen, während er in Wirklichkeit nichts wiffe?
Die betr. Damfapitulare haben einfach in ihrer
Eigenſchaft als Staatsbürger gehandelt; er b e d au-
_ erve mur, daß es nicht durchweg bei unſeren
katholiſchen Geiſtlichen ſo * beſtellt iſt, daß es ſo
_ mandje gibt, die bei den Wahlen an die großherzog-
lichen Pfarreien denken und die meinen, daß die Heute
erwaͤhnten Berichte ein Hindexniß werden kfönnen, eine
— gewünfchte großherzogliche Pfarrei zu bekonimen
Uebrigens werde Fieſer doch nicht verlangen, daß wir


ral! Geiſtliche anderer Koufefſionen treten ja auch
alg Agitatoren auf, natürlich für die Nationalliberalen


_ verfteht ſich ganz von ſelbſt, deßhalb könne man ung
reinesſwegz vorwerfen, wir trieben konfeſſionelle Poli-
tik, durch ihre Augriffe zwingen uns die Liberaͤlen,
dieſe kirchlichen Dinge zu vertheidigen. Fieſer habe
auch das Gebiet der gemiſchten Ehe geftreift; der
Alttkatholik Fieſer werde hoffentlich aus ſeiner kathol.
Zeit noch jo viel wiſſen, daß die Lehre der Ehe in
der katholiſchen Kirche durch ein Dogma feſtgeſetzt
iſt an dem nichts geändert werden kann, andere Rou.
feſſionen machten es aber ohne Dogma gerade ſo.
Hedner zeigt es an einem ſpeziellen Fall aus ſeiner


habe zugeſtanden, daß er über die politiſche Agitation
der Geſſilichen B e r icht e einfordere (Eifenlohr : öffent:
liche Agitation). Naiürlich „Öffentliche“. Sie werden
es dach nicht auch kontroliren laſſen wollen, wenn


redung pflegt? Ke in Niniſter hat das Recht,
die Staats bürger! ſo lange ſie ſich in ber
Ausübung ihrer ſtaatsbürgerlichen Rechte, im Rah-
men dieſes Rechtes bewegen überwachen zu laͤffen,


_ Baudelt. Die politifhe Thätigkeit der Seiftlichen geht


Daß die Geiſtlichen ſtets von Gendarmen überwacht
werden, auch außer den Wahlzeiten, habe er nicht ge-


und darumer giebt es welche, die nicht immer objektiv
iind, die Berichte kommen in s Miniſterium, der Geift-
liche kennt ihren Juhalt nicht, kann ſich gegen etwaige
Unrichtigkeit

nnter keinen Umſtänden habe eine Regierung, und
heiße der Miniſter wie er wolle, das Recht, Geiſtliche
‘ überwachen zu laſſen Der Staatsminiſter beſtreite,
daß die badiſche Kirchenpolitik von jeher ein autika-
Holiſches Gepräge getragen und erinnere an Karl-
Friedrich. IJa Großherzog Leopold ſei auch ein wohl-
wollender Fürſt geweſen und haͤbe die Kirchenpoliik
ſehr enkgegenkommend gehandhabt. Das thue aber
dar nichts zur Sentenz einer Gefetzgebung.
das Geſetz von 1888 jetzt in demſelhen —— aus-
geführt würde, der in den ſiebziger Jahren herrſchte,
dann wäre es recht hart, e& könnten gar keine Kna-
benkonvikte beſtehen. Der Herr Staatsminiſter habe
es abgelehnt, unſeren beſtimmten Fragen auf kirchen-
dolitiſchem Gebiet eine beſtimmte Erklärung folgen zu







er ſei durch eigenthümliche Wendungen den
Forderungen ausgewichen aber er (Rednery deute
Zuch deſſen Schweigen nicht gerage ungüuſtig, ja er
freue ſich über manches, was der Miniſter gefagt
habe Die Regieung brauche keine Angſt vor der ſi
beralen Partet zu haben; wenn wir wieder uichts er
‚ "reichen, trifft die Verantivortung einzig und allein die
Regierung, denn ſelbſt über den Widerſtand Fieſer's
lonmt ſie hinaus, wenn ſie nur will. ;
‘ Schluß folat)

ſſſſſſ und conferuative. —

Nur despotiſche Fürſten verlangen von barbari-




den chriſtlichen Staaten leiten die Fürſten ihre Gewalt
zwar von Gottab, geſtatten aber auch den Unterthanen,
über die öffentlichen Augelegenheiteſ mitzuberathen u
mitzuentſcheiden, ſie laſſen ſich von ihnen wohlbegrün-
dete Bitten und Beſchwerden vortragen. Darum
haben faſt alle chriftlichen Staaten ihıe Boltsvertre-
tung, durch welche der Furſt mit ſeinem Voſte und
das Volt mit ſeinem Fürften ſpricht. So iſt's auch
im deutſchen Reichstag der Fall und der Kaiſer ſelbſt
will haber, daß ihm die Anliegen und Beſchwerden
ſeines Volkes zur Kenntuiß gebracht werden. E3 iſt
viel beſſer, wenn das Volk ſeine Klagen zur rechten
Zeit und am rechten Ort vorbringen kann, als wenn
e® ungehört bleibt und verbittert wird. Dieſer Wahr-
heit muß auch jeder richtige Volksvertreter ſtets ein-
gedenk bleiben. —*E **
In Preußen herrichte, wie auch in andern Ländern,
odriges Jahr gtoße Futternoth und wurde, da ;
die geplagten Bauern ihr Vieh nicht gern verhungern
laſſen oder zu Shottpreiſen hergeben mögen, eben
vielorts auf den Weg des „Forfifrevels“ für Futter
deſorgt Die Folge waren maſſenhaft verhängtẽ hohe
Forſtfrevelſtrafen In der Landtagsſitzung vom 9. Jau.
fragte nun ein Abgeordneter in ruhigſter Form au,
ob und in welchem Umfange die Regierung geneigt
ſei, für Vergehungen die wegen des aͤußerordentlichen
Vothſtands als entſchuldbax betrachtet werden könnten,
Allerhöchſten Orte Begnadigung zu be-
antragen! Dabei hob der Sprecher ausdrücklich
hervor, datz unentſchuldbare Fälle im Intereſfe
des obrigkeitlichen Auſehens und zum Schutz des

— —

— —


ſollten und daß e& ihm gänzlich fernliege, irgendwie
in die Allerhöchſten Entſchließuugen eingreifen zu
wollen. 2 ; — —
' Bn einer ſolch ruhigen Anfrage konnte nun doch
kein vernünftiger Menſch einen Eingriff in die
‚ Kronrechte erblicken, was ſelbſt der Laudſchafts-
miuiſter p. Heyden anerkannte. Dieſer berſprach
ſogar, erforderlichen Falls für Begnadigung einzutreten,
nur könne von keinem algemeinen Straferlaß die
Rede ſein, ſondern jeder einzelne Fall müffe von ihm
zuerſt geprüft werden, was bereits im Werk ſei Mit.
dieſer Verſicherung gab ſich der Frageſteller zufrieden
und waͤre die ganze Angelegenheit erledigt gemefen,
wenn nicht ein — confervativer Volkspertreier fich
berufen gefühlt hätte, der ſchwerbedrohten Krone zu
Hilfe zu kommen. Dieſer, ein gewiſſer Dr Klaſing,
erklärte, daß die Confervativen mit aler
Entſchiedenheit der Zuterpellation (dem
Frageſteller) Ichroff a blehnend gegenübher: |
ſtänden Dies ſei ein Eingriff in die Kronrechte,
die fönigl. Macht ſei älter, als die Verſaſſung. Es
hedeute ſchon einen Verfuch der Verſchiebung der
Gewalt, wenn man dem Könige Begnadigungsgründe }
vorlege, dadurch ſei das Brivateigenthum übechaupt
in Frage geſtellt, dann dürfe man, fügte er noch
geiſtreich hinzu, aus Noth ſogar die Scheiben ein-
ſchlagen. Von allen Seiten, die Couſervativen aus-
4 erfolgte hierauf lebhaftes Ziſchen und
; Lachen. i . ; ;
Ein Centrumsmann bemerkte hierauf dem
ſonderbaten Lolkspertreter, daß fein Uebereifer
ſich nur aus ſeiner jungen parlamentariſchen
‚ Zhätigkeit erllären laſſe und empfahl ebenfalls
dem Herrn Minifter, mit Rückſicht auf die große
Nothlage des Voltes thunlichſt Milde walten zu
laſſen Desgleichen machte ein Lib eraler geltend,
daß es ſich hier um gar keinen Eingriff in diẽ Kron-
rechte handle, und daß dem jungen Redner etwas
mehr parlamentariſche Erfahrung noth thäte. Nach-
dem }odanı noch mehrere andere Redner gegen die
Auffaſſung Dr. Klaſing's proteſtirt und auf die große
Vothlage des Landvolles hingewieſen hatten, war die
Angelegenheit erledigt, das heißt: der Miniſter wird
Einem Verſprechen gemäß prüfen, welche einzelue
Vergehen wegen ihres dringenden Nothfalles eni-
ſchuldbar und darum der Krone zur Begnadigung
vorzulegen ſeien * ;
Wir ſehen hieraus, daß in mauchen Fragen,
namentlich auf dem Gebiete der Landwirthihaft,
alle Parxteien dem gedrückten Volke helfen köunten
venn alle Vertretex desſelben die Bedürfniſſe des
Voltes kännten und für dasſelbe ein warnes Herz
hätten. Der Herr Dr. Klaſing hat ſich ſcheint's noch
keine Sorgen darüber gemacht, wie man in ſchlechten












SFahren Futter u
Er meint eben! Str
werden Das iſt aber nicht
weiſe eines Volksvertreters.



Aus der ganzen Ver-
ein herzhaftes
n ben hin, Werth
und Wirkung hat Und darum gehöüren in die Reichs-
und Landtage Männer gewählt, welche die Bedürf-


Darum wäre ein
Mann wie Dr. Klaſing, mein Mann nichtt!

_ Deutfhes. Keid,
* Berlin, 15 Febr. Wie verlautet, hat der

Kaiſer auf dem geſtrigen parlamentariſchen Abend-
ſchoppen bei den Minifterpräfidenten Eulendurg ſehr




Als Sriag für den letztelen billigen Eifendahntrans-
port befürwortete er lehhaft eine Ausdehnung unſerer
Langlbauten Der Kaifer ſprach auch über den ruff.
Handelvertrag und die Währungsfrageee

Mainz 14, Febr. Der hochwſt. Herr Biſchof
hat den Tod ſeiner jüngſten Schweſter zu beklagen,


ſchweſtern in der Tibzeſe Rottenburg angehörte und
auf verfchiedenen Stationen, zuletzt als Oberin des
Aoſters und Inſtitutes Maria Roſengarten zu Wurzad.
Der hochwürdiaſte Herr hatte ſie verfloffenen Herbft
in Gemieinſchaft mit ſeinen hieſigen Geſchwiſtern noch
beſucht. Die Verſtorbene erlag einem Aufall det
Influenza. — 4 —

— Serlin, 15 Febr.
Das Extraoxdinaxium des Voſtetats wird nach langer
Debatte Üüber die Nothwendigkeit “ einzelner Roftbanuten,
Jotwie den dabei betriebenen Lurus 8 den Beſchluͤſſein
der Budgeifommiffion genehmigt. Bei dem Kapitel: Ein-,
nahmen entipinnt fich eine längere Debatte über die von -
der Kommiliion. vorgenommene Erhöhung des Etatsanſatzes

um 3'2 Milionen.. * 2 *
Der Etatzanfatz der Kommiſſion wird ſchließlich an
genommen Morgen Etat des Auswärtigen. —
— Auslaud.
_ * Parts, 15. Febr. In den Wandelgaͤngen der
Lammer heißt e8, mehrere Abgeordnete wollien der




liche Berichte über aͤnarchiſtiſche Prozeſſe fowie über
Hinxichtungen in den Tagesblaͤttern verboten würden. .
* Brüfel, 15. Febr. Die Heutigen Blötter
fordern die Regierung auf, an der Grenze Makregelı
zu treffen, damit keine franzöfijden, drutſchen un
talieniſchen Anarchiſten in Belgien eindringen Fönnten, -
er jeßige Augenblick fet ſchlecht gewählt, foldgen
Fndividuen die SGafjtfreundjchaft zu gemähren. .

* Qondon, 15. Febr. Geftern Abend während
einer Rede des Sozialiftenführers William in einer
Verſammlung der Arbeitslofen‘ erfolgte eine große..
Detonation. Man entdeckte, daß Ddiefelbe durch die
Erploſion einer zwiſchen zwei Steine gelegten Betarde
hervorgerufen worden war. Uuglucke ſind richt vor- .
gekommen. —ß 4 —





— Hen
Badiſcher Landtag
(Bweite Rammer)
(38. öffentl. Sitzung der II. Kammer.), ...
Karlsruhe 15. Febr.

— Tagesordnung: Fortſetzung des Kultusbud-
gets; Spezialberathung. Beim Titel der Dotation
des Erzbiſchofs ergreifi Abg. Wader das Wort u.


furz. Beim Titel tath Stiftungsrath, behaupte
Abg Rüdt eS ſeien ihm eine Reihe Beſchiverden


wolle die Sache einſtweilen zur Kenntniß der RN,gies
rung bringen, behalte ſich weitere Schritte in Der
Preſſe vor. Staatsminiſter Nolt bemerkt, es feien
ihm Heſchwerden nicht zugekommen. Titel 6 Zuſchuß
zur altkathol. Kirche wird gegen die Stimmen des
Centrums angenommen Auch die übrigen Titel wer-
den genehmigt. — 2. Punlt der Taͤgesordnung
Budget des Miniſterium des Innern.
Renedeh polemifirt Namens der Freiſinnigen
gegen die Mitwirkung der Beamten und der AUmts= .


er kein Vertrauen zur Regierung bei aller Anerken-


Miniſterium ſcharf an unter beſonderem Ginweis auf
die Amtsverkündiger, die bei den Wahlhn haarſträu-
hende Dinge gebracht haͤtten. Der Centrumsantrag
(die Kammer moͤge die Regierung erfuchen, in jedem

Kreis ein öffentliches Verkündigungsblatt einzuführen,







 
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