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Pfälzer Bote für Stadt und Land (29) — 1894

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Nr. 191 - Nr. 200 (24. August - 4. September)
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—— UnterhaltungsSbeilage. ı etS vierteljährlich





Anzeige-Blatt für die Amtabezirie“ Heidelberg,
— Qadenburg, Weinheim, Scdhwegingen, Whilippbabhurg,







































120 ß „ ol {ag:— Befltelungen Viesloch/ Bruchſal Breiten, Necdargemüns, Mosbad,
2* —— — ——— 4 — — ; Eberbach, Guchen, Walldürn, ©.-Bichofh., Wertheimze,
( — — — z 4 drns — — von Gebr. — e
X 198 Berantıp. Redakteuz: Zoß Cmerins, ptelbus Sqmötag, den 1, Scptember 1894. — — — 4

Ftreiflichter vom Katholikentag.
— (Eigener Bericht des „Pfälzer Boten”.) —
8 Köln, 29. Aug. Die buntprächtig geſchmückten
pa öBen des alten /hHeiligen öln erfirahlten geftern
© eintretender Dunkelheit in einer feenhaften Bes
tb»—fl“llnq.' Ganz Köln ſchien auf den Beinen, um
3u Chren des Comm ſfar Fürften zu Löwenſtein
d des Präſidiums der Generalverſammlung veran-
eten Fackelzug vorbeipafſiren zu laſſen An dems
een betheiligien ſich in ſehr ſtaͤttlicher Menge die
MOlreichen VBereine der Stadt und der Bororte. —
halb 9 Uhr begann im großen Saale der Bür-
‘gefellichaft die Feitverjammlung; der geräumige
QQl mar vis auf das letzte Plätzchen gefüllt und
kei auch ein reicher Daͤmenflor vertreten. Der
filaliſche Theil wuͤrde ausgeführt von der Kapelle
weſtfäliſchen Pionier-Bataillons Nr. 7; den ge-
Nglichen Then haͤtte der rübmlichſt bekannte Nänner-
Sanoverein Polyhymnig übernommen. Mitglieder
Wollenburg führten in ausgezeichneter
Deije das heitere Bühnenwerkfejtjpiel Bechergaſſe
4, 102 oder:



























Wie mit Lieb und Luſt Alles zu
Üeichen ift“ auf. Gleichzeitig fand ftatt die Felt-
efammlung und 27jährigeS Stiftungsfeft der Kath.
— in Koͤlü im großen Saale des Frän-
reſend wie auch Armeebiſchof Belopotocki, Orterer
MD yiele andere Motabeln. U. a. ſprachen Weih-

Veit-Commers des Katholijhen Studenten-VBereinz
tas und des Verbaudes der Unitas-Coeten im
enſgale, ſowie die Feſtverſamwlung der Vereine für
gendliche Arbeiter im St Iojeph-WAiyl. *
Wo ſo viel des Belehrenden, Schönen, Unter-
tenden und Erheiternden geboten wird, da krinat
‘\ä_%abt' die Qual, und das iſt auch bei Ihrem
krichterſtatter der Fall. Leider kann man ſich auch
olchen Gelegenheiten nicht viertheilen, ſo wün-





mußz man ſich denu theiiweiſe darauf beſchränken,














Sut gefällt, Daß fie auZgezeichnet zufrieden jind mit
‚;‘“‚ was Köln ihnen in den
arund noch dieten wird! *
R Rüöln, 29. Aug In der St Maris Himmel-
“fmäf‘trd;e celebrirte geſtern Morgen Armeebiſchof
dpotody ein feierliches Pontificalamt nach der



— Lafio (1594); nach

‘ "Sajos, das Findelkind.
* Erzählung von A Mar by
die thräuenverdunkelten Augen voll zu dem Vater auf-
ügend, berichtete Sylvia waͤhrheitzattren von Ludwigs
D {hrem leßten Zujammentreffen . im Walde, wie unter
X zwingenden Gewalt des Augenbliks, als ſie aus ihrer
Nmadht ın jeinen Armen erwaͤchte, die Rieael von ihHren
5 und Lippen fich Wöften und beide einander Treue
* ehten fürz Leben. SIn meiner Überjirömenden Selig-
t" {o {chloß der marme beredie Mädchenmund, ‘ „wolte
* ‚Mit.. Qaj08 ſofort zu Dir eilen, keinen Augenblick
Fieed daß Du den Bund unjerer Herzen ſeanen wür-
* aber Qudwig, der Edie, Bejcheidene, hielt mich zurück:
a Na feiner Heimkehr woͤllte er den Kampf, wie er vor-
jaate, um fein Glück beginnen. Wir ſchieden ohne
4 der langen Trennung geſchriebene Liebesſchwüre
4 wir jind ja unfjerer Liebe und Treue gegen-
18 ficher.“ MNachdem Sylvia geendet, ſchaute {ie in falt
n eMlofer Spannung, mit, bang fiehendem Ausdruck in
„ und Mienen, zu, dem Vater empor/ bemüht, in ſeinem
N6 ihr Schicjal zu lejen. _ . ;
bru 9r Graf Lehnte wie ein Steinbild an der weniter-
— ohne dürch einen Laut, eine Bewegung die Re-
e au unterbrechen. Der Muth der Wahrheit, ı womit

‚Ore- Liebe vertheidigte, Dder herzbewegende Klang ihrer
Gc bliebenm nicht ohne Wirkung auf jein empörtes
— Sein Gerechtigfeıtzgefühl jagte ihm, Daß den
d gen Seelen kaum Schuld- beizumiefjen jei; er alein trug

. Derantwortung. rum hatte er den armen Zungen
ſetnen Ng Wa S Q








S—⏑


®
*

Hamilienkreis aufgenommen, ſtatt ihn fuͤr ſeine



55* freiiich - nicht‘ der Schatten eineS' argen Gedankens
—d»)é‚tbem_ Grafen gekommen angeſichts des regen ae-
Üterlidhen VBerkehr3 „ zwijden. jeinen Kindern und den
— Wer Konnte abnen, daß dDadurd, in dem
N fi„d}en—_em--‘unm“afienber Stolz ‘ gewedt wurde, Dder ihnt
ein — — — ſeinen beaehelichen Blick zur Zochter
nes Wohlthäters zu erheben. „Wie ein unverftändiger
































dem Amte predigte Pfr. Ditges von St. Cunibert
hierſelbſt über den ſeligen Petrus Caniſius, den erſten
Jeſuiten und großen Miſſionär Deutſchlands zur Zeit
der Reformation. HE
Um 11 Uhr begann in der Bürgergeſellſchaft die

Dr. Orterer verlas zunächſt einige Begrüßungs-
Telegramme, alsdann berichteten die Vorſitzenden der
verſchiedenen Ausſchüſſe über die Thätigkeit ihrer
Seftionen. Folgende Reſolutionen wurden einſtimmig
angenommen: Forderung der Unabhängigkeit des
Papſtes und Herſtellung des Kircheuſtaates (Graf

Dr. Hülskamp-München), Unterſtützung des Boni-
facius Vereins (Domkapitular Dr.. Wo ker⸗ Paderborn)
und einige weniger wichtige Letr. Warnung vor Leicht-
ſinniger Auswanderung u Förderung der chriſtl. Kunſt.
Bas Wetter hat fich herrlich aufgeklärt, infolge
deſſen iſt der Andrang und Vertehr auf den Straßen
ungeheuer Die vielen Feſt Verſammlungen geſtern
Abend ſind jämmtlich brillant verlaufen. Die her-
vorragenden Herren ſind von Local zu Local gezoͤgen,
haben ſich alſo förmlich zertheilen muͤſſen.
Zur heute Nachmittag ſtattgehabten II. 5 f fen t=
lichen General Verſammluͤng herrſchte ein kolofſaler
Andrang. — *
Der diesjährige Katholikentag trägt vor allem die
Signatur des Sammelns aufder ganzen
Linte, um mit geſchloſſener Kraft gegen den ge-
meinfamen Feind und an der Verwirklichung der wich-
tigſten Forderungen zu arbeiten Der Adel, auch der
ſchleſiſche, iſt auffallend ſtark vertreten, überhaupt alle
Schattu ungen von Fusangel bis Balleſtrem und
Matuſchka/ ſind da. Aber wie ein rother Faden laͤuft

Gemeinfamen, ſo in Yreichensperger&, Srteres
und Schorlemers Aeußerungen, vor allem ader in der
geſtern in der I. bffeutlichen Verſammlung Die
einen unbeſchreiblichen Eindruck anf die ‘ ca. 5000
— E A

Der Präſident der Verſammlung, Dr Otterer, iſt
von ziemlıch unbedeutendem Aeußern, aber ein ſehr

guter, ja feiner KHedner.

Or. Lieber tritt vorlaͤufig ubch zieuilich zurück

geſprochen, wie immer unter donnerndem Beifall Un
Diplomatie und berechneuder Vorausſicht u.. Vorſicht
dürfte ihm aber der bayeriſche Gymnafial Rector




weines Erachtens

nicht über ſein.

zum Windeſten— gteich, wenn
Huch Dr. Frhr..v. Schorlemer Aljt redete jebr


wieder die alte Fühlung und das frühere —


das feſt, der Köluer Katholikentag wird weſentlich
dazu heitragen, die in letzier Zeit etwas wankende
Einigkeit in alter Stärke neu zu befeſtigen
R.. Köln, 30 Aug. Geſtern Morgen begann der
3. Tag der Generalverſammlung mit einem feierlichen


celebrirt vom Herrn Prälat Propſt Jahnel aus
Berlin. In der 3. ge ſchloſſemen Generalver-


wunſch des lateiniſchen Patriarchen von Jeruſaͤlem,


wurde auf Antrag des Grafen Konrad Preyſing
beſchloſſen, die naͤchſtjährige Genexalverſammlung in


wird für ihre muthige und wackere Haltung bel der
lung ausgeſprochenn En6 2*

Vor aͤllem verdient Hervorhebung, daß die dies-
jährige Generalverſammlung die weitaus ſtaͤrkſtbeſuchte
vor allen bisherigen ift; 3342 Mitglieder



enthuſiaſtiſch / die namentlich vorgeſtern Abend veim
Jackelzuge, bei der Feſtverſammlung zum 27jährigen
Beſtehen des „kath. Volksvereins in Köln“ und in
hervorragender Weiſe bei der Feſtverſammlung mit
Damen in der Bürgergeſellſchaft ſich zeigte.

Verehrung derht Reliquienſtatt, deren


Die Betheiligung war ſehr ſtarl. Ausgeſtellt waren
zur Verehrung: Die Reliquien der h. Ddrei Könige


des h. Laurentius, h. Sebaſtianus, h. Gregorius von
Die Vertreter der kirchlichen und

zur Bierung Aufſtellung. Die feierliche Umtragung
der h. Reliquien war ein erhebendes Schauſpiel.
Hinter der hochw. Geiſtlichkeit nahmen im Zuge


ſowie die übrigen Mitglieder des Localcomitees.
Geſtern Abend wurde ein ganz beſonderer Genuß











brach Dornberg grollend aus. : „Wäre er ein Ehrenmann,
hätte er um ieden Preis ſeine Leidenſchaft deherrſchen
müflen, zochte es ihm, au noch ſo ſchwer fallen ; er hätte
Ihweigen müſſen, {tatt in Dir Wünfche und Hoffnungen zu
erweden, die nie, nie ſich erfüllen fönnen.“ — —
Sr hätte ſchweigen follen ?: !“ wiederholte ſie ſie, mit
zitternden Lippern ; wäre er {tumm gegangen, ſo daß ich
hätte fürchten müjfen, er liebte mich nicht, dann, ohne den
vichtſtrahl der Hoffnung — aglaube es mir, Bapa, hätte
ich in troftlojer Sehnſucht midh verzehrt, gleichwie die
Biume verkümmert, der man Luft und Wärme entzieht.”
Es wallte wie Mitleid in Graf Dornburs auf, doch
hald wurde er ſeiler Empfindung wieder Herr und ſaate
ftreng Das ſind romaͤntiſche Ideen! Der Menſch wurzelt

erfüllen ſich alle Wünſche, keiner wandelt in ewigem Son-
nenjdhein. Verzichten lernen, im Entjagen die Kräfte
ſtählen iſt unſer aller Mufgabe, auf daß wir feſt ſtehen in
Dunkeln Stunden. Es thut mir zwar weh, aber ih lann
Dir den Schmerz nicht erſparen, Sylvia ; Du mußt Deinem
phantaſtiſchen Scheinalück entſagen! Blicke mich doch nicht
mit ſo entfetzten Augen an, als ob es Dir anz Leben geht
Möge Dich die Gewißheit trölten, Ddaß in Deinem Alter
jede Wunde leicht vernarbt. Die Stunde, in der Du mir
danken wirſt für den gewaltthätigen Eingriff — wie Du
es wohl heutẽ nenn{t — in Deine vermeinten ‘ Herzens-
rechte, duͤrfte näher jein, als Du ahnit. Darun ſei vers
nünftig, Sylvia, und dente endlich daran, daß ein autes
wollte ſie in ſeine Arme ziehen | ; ; C
¶Sylvia ſank ihm zu ‚Füßen. „In' allent Andern will
ich mich freudis Deinem Willen fügen; nur trenne uns
nicht, Bapa! E3 kannn ja Dein Ernſt nicht ſein! Ludwia
aufgeben heißt für mich {terben, denn ich liebe ihn —. liebe


ihres, blaffen. GefichtesS.erfchütterte das Vaͤterhers; doch der
Graf wollte al3 Sieger das Zeld behaupten und durfte
deshalb feine Schwaͤche zeigen. „UmS Himmels willen !



Keine Scene!“ verwies er ſchroff; „lerne begreifen, daß X

ich Dein Beftes. will. Mein Blick feht weiter, alz Dein


Du heute nicht denkit, wuͤrden Dein Leben an der Seite


Empfinden verleten, Deinen Stolz verwunden. Sogar
die gejellichafıliden Beziehungen, zu Deinen Geſchwiſtern
Ließen 4 nicht aufrecht erbalten eine Herzoain kann

icht0 2 *

doch n
Hildegard iſt frei von Standesvorurtheilen,“ rief
Sylvia, noch immer Inieend ; „Ke und ihr Gaͤtte denken zu
groß und edel, um Anſtoß zu nehHmen an dem bürgerlichen
Schwager, den heide werth halten; Albrecht und Kurth
lieben und ſchäßzen Ludwig länaſt wie einen Bruder,
und einft, ſei deſſen überzeugt.

Rexwandten ebenbürtig zur Seite ſtellt Paya,“ ſie erhob
bittend die gefalteten Hände, „Du, ſo gut, jogereht —”
Weil ich gexecht zu ſein mich bemithe,“ fiel (
Dornburg in weicherem Tone ein, „darf ich Deiner kindi-
ſchen Thorheit nicht nadgeben. Einem
kann und darf mein
wermehr weichen, ganz davon abgejehen, daß Deiner als
Frau von Laugeneck ein glänzendes, ein beneidenswerth
glänzendes Loos wartet.“ Ein Laut bochſter Berwunderung
entfloh Sylvias Lippen ; e erbob ſich/ wie emporgeſchnelll
„Onfel — Onfel Qudwig?” ſtemmelte ſie verwirrt, „fagit
Du? —Ja, fo, Du hielteſt es bisher nicht der Mühe
werth, nach dem Namen deſſen zu fragen, der Dir die
Ehre erzeigt, Dich zu ſeiner Gattin zu waͤhlen Höre
enn: in Zufall ließ mich UudwigsS tiefe — eiit
deden, da erbot ich nich freimillig, für ihn den Brauf-
werber zu machen, in der beftimmten‘ Erwartung auf Dein
freubig: zuſtimmendes Ya l Und: nicht wahr,“ bei dieſen
Worten 30g der Eraf das behende Madchen zärtlih an
ſich und ſtrich Liebkojend über ihre heiße Stirn, „nun. D
weißt, der präctige, ſtattliche Ludwig von Langenek, den
Du länaſt herzlich gern haſt und-— bift Du - erft feine
von Lag zu Tag lieber aewinnen wirſt wirbt unı
ich — nun weigerit Du dich nicht länger, ſeine und
meine Wünſche zu erfüllen. Gorkſebung folgt.)











 
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