Exſcheint täglid mit Ausnahme ber Sonu-
Breia vierteljährlid DE, 1.20 ohne Trägerlohn ı. Boll-
ufihlag. Beitellungen bei den Bofltanktalten u. bei der
— _ (Erpedition Zwingeritraße 7.
m Hedotfent: Ial Cremerits, Hauptitr. 121, Heidelberg.
für Stadt
Anzeige-Blatt jür die Amtabezirke Heidelberg,
Eberhech Sinsheim, Cppingen, Weinheim, Schweßgin-
gen, Wiesloch, Bruchjal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Tauberbiichofsheim/ Walldirn 2C. *
Druck u, Berlag Sebr., Juber, Heidelb., Zwingerftr.
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° Der „Aufruhr“ in „fiud)mt_tül)l — eine
ehre und Warnung für die reichen Grund-
beſiher und den armen Bauern.
ſich vor eiuigen Tagen bei Fuchzmühl in Bahern
abgeſpielt haben, die allgemeinſte Brachmng, denn es
önnen thaiſächlich ſämmiliche Augehörige des Deut-
ſchen Reiches nicht gleichgültig zuſehen, wie mitten in
niefſten Frieden und im eigenen Vaterlaude plöblich
ſo wilde Kriegsfeenen ſich abipielen, wie ſie ſeit dem
Es entſteht hieraus die Frage, ob die blutgefäͤrbten
derfelben durch ein Vergroͤherungsglas geſchaut haben
Wie immer bei ähnlichen Angelegenheiten, war auch
bin, ob die von den Zeitungen berichteten Gräueljcenen
ſich wirklich zugetragen, und ob die 50 Infanteriſten
ihre Botmäbigkeit nicht überſchritten haben.
ZBur richtigen Würdigung des Gauzen a, m Nie-
mand zu nahe zu treten muß übrigens auch die Ver-
aulaſſung zu den „Holzfreveln“
Bauern in Betracht gezogen werden; denn ein ge-
ı feren. Kechtöftanten ſich niemand unterſtehen darf, mit
Gewalt daͤs zu holen, was Andere ihm ohne Be-
rechiigung verweigern. In dieſem Irrthum lag, ein
offenes Verſchulden der Fuchzmühler Bauern. Des-
halb wäle e& aber faljch, aus Miileid mit den Fuchs-
mühlern vder gar aus grundfäßlich:r Boreingenoum:
menheit gegen Beamte und Militär die ganze Schuld
und Berantwortung auf dieſe abzuladen. In unſerer
autorilaͤtsloſen Zeit muß die pflichtgemäße Achtung
vor dem Glſetz und der Obrigkeit unter allen Um-
ſtäͤnden hoͤchgehalten und vertheidigt werden. Auch
die Furcht vor der Sozialdemokratie und ihrer ge-
werbsmaͤßigen Aus ſchlachtung jedes Falles, in welchen
ſich den Behörden eiwas anhängen läßt, darf nicht
u einer uͤbeririebenen Schärfe des Urtheils führen.
Denn wohin kämen wir, wenn die zur Aulxcchterhal-
tung der öffentlichen Ordaung und Sicherheit beru-
fenen geſetzlichen Organe ſich bei jedem Einſchreiten
ſagen müßten: Die öffentliche Meinung wird gegen
— ——
M Jadts.
ſcheint uns das Vorgeheu des Bezirksamtmannes an
dem verhängnißvollen Morgen nicht völlig richtig.
In einer aus dem Miniftertum des Innern ſtam-
menden Darſtellung der Corteſp Hoffmann? wird
zugegeben daß die Verhaftung des Bürgermeiſters u.
zweier Gemeindeausichukmitalieder nicht ohne Wirk-
ung geblieben ſei, indem ſich die Zahl der Frevler im
Walde faſt um die Hälfte verringert hatie. Unter
ſolchen Umſtänden ließ ſich immerhin erwarten, daß
auch ohne Blutvergießen die noch übrigen Aufſäſſigen
hätten zur Vernunft gebracht werden können.
brauchte ja nur mit den Verhaftungen forzufahren u.
diejenigen feſtzunehmen, welche als Raͤdelsführer zu
erkennen waren. Offenbar iſt der Bezirkzamtmann
mierlieutenant, dem Führer der militärtſchen Abthei-
lung zutrifft, hängt von dem Ergebniß der Unter-
ſuchung und von den dienſtlichen FInftruktionen ab.
Die Darſtellungen weichen bekanntlich ſehr von ein-
blatt? ſoll der niedergeſtochene Bater des BYBürgermei-
ſters mit erhobener Axt
daten vorgegangen ſein.
ſtaud geleiſtet haben Wer hat Recht? Die eidli-
chen Ausſagen werden darüber wohl mehr Licht ver-
breiten. Von militäriſcher Seite wurde geſagt. man
habe es jedenfalls erſt mit einem Kolbenaͤngriff ver-
ſuchen, aber nicht gleich im Laufſcheitt vorgehen ſollen.
Auch darüber. ob die Fliehenden mit Bajonnetſtichen
vorwärts getriehen worden ſein follen, weichen die
Berichte von einander ab. Die Behörden leugnen dies
beftimmt, die Fuchemühler behaupten es und berufen
ſich auf die vielen Verwundungen im Rücken. Wer
hat Recht?
Was nun das ganze Verhallen der Fuchsmühler
anbetrifft, ſo ſind denſelben gewiß im ausgedehnteſten
Maße mildernde Umſtände zuzubilligen und Niemand
die außer-
ordentlichen Umftände des Falles zu würdigen, als
das kgl. Bezirksamt in Tirſchenreuth, welches ſich
mehr als ein Mal mit den Aaſprüchen der Fuchs-
mühler offiziell zu beſchäftigen hatte. Es iſt mur zu
begreiflich, daß die Holzrechtler, nachdem ihnen zwei
volle Jahre lang ihr ſeit Jahrhunderten garantirtes
Holz aus dem Lehenswalde voreuͤthalten war, — nach-
dem auch daz Oberlandesgericht Nüruberg die Ablöf-
ung als unzuläſſig erklärt hatte, in die aͤußerſte Er-
regung geriethen, als das Oberſte Landesgericht in
— —⏑O
— — 2
München nicht nur die Ablöſung für zuläſſig erklärte,
ſondein auch den Anſpruch auf Fortbezug des Reche
holzes bis zur Einigung über Die Ablöſungsſumme
verwarf. Die Aufregung iſt, wie geſagt, begreiflich,
aber nie und nimmer hälte man dazu übergehen Diülr-
fen, den oberſten Richterſpruch mißachtend, zur Selbſt-
hilfe zu greifen. *
Die Fuchsmühler wollten durch 4 gewaltſames
Vorgehen den auf den Rechtsbuchſtaben pochenden
Gutsherrn zur Nachgiebigkeit zwingen, das war der
Zweck des Ganzen! Und Herr v. Zoller wird fih
heute ſelbſt fragen müſſen, ob er in jeder Hinſicht
Hälfte zu niedrig, und die Einſtellung der Holzliefer-
ung durch volle 2 Jahre hat die Leute nicht mürbe
gemacht, ſondern nur zum Aeußerſten gereizt. Man
darf natürlich auch mit Herrn v. Zoͤller nicht
ſtrenge ins Gericht gehen; er ſcheint von den Vor-
So wie aber
heute die Stimmung in der
letzte Spitze des formalen Rechtes treiben! Der ge-
ſunde Menſchenverſtand gibt oftmals der juriſtiſchen
Recht.
Inſtanz entgegenge etzte Entſcheidung findet! Ja dieſer
Hinſicht iſt leider Vieles faul in der althergebrachten
Rechtſprechung! O
Das Recht, das die Juriſten in todten Buchſtaben
aufgebahrt haben, iſt ſehr häufig geundverſchieden von
dem ſozialen Rechte, welches zur oberſten Richt-
ſchnur die chriſtlich? Nächſtenliebe nimmt. Das Recht
der Juriſten, das geſchriebene Geſetz, hat dem Frei-
herrn v. Zoller guͤnſtig entſchieden.
das Recht zugeſprochen den Holzbauern von Fuh3
mühl gegen ihren Willen ſtatt Holz Geld zu geben,
Und das fociale Recht? Würde es auch zu
Gunſten des Herrn Baron ſprechen?? Vom ſozialen
Rechtsſtandpunkte aus iſt die Ablöſung der Holzrechte
im Fuchsmühler Falle nicht zuzugeben. Die
Die
Gerechtſamen faſt ſamt und ſonders ſind HypotHelarij
belaſtet. Wenn heute die Ablöſung erfolgt, legen w
erſter Linie die Hypothekargläubiger die Hand darauf
Nachdruck verboten)
Das Wrark des Piraten,
_ 21) Erzählung von Friedr. Gerſtäcker.
“ von Stimmen {chrie mild durcheinander — vor der Ihür
— ihreg Haufes hielten fie an, es wurde gepocht, und in der
“ nächiten Minute irugen die vier Matrojen den befinnungsS-
loſen Rörper des jungen Offiziers in das Haus.
Die Sennora {Orie laut auf vor Entjegen und ſchlug
ie Hände über dem Kopf zufammen ; ſelbſt Warequita und
Huana ftanden ſpraͤchlos vor Schreck über den 10 plöß-
_ lchen Tod des jungen Mannes, der noch vor Wenigen
— Minuten in voller Lebensirijche ihr Haus verlaffen Hatte;
— Yur Manuela war gefaßt. So lange ihr die Gefahr noh
— Drohte, brad faft ihr Herz unter den entjeglihen Gefühl,
ir begegnen zu jollen, jeBt aber, da das Gräßliche ge-
I%ehen war, da das Schiefjal ernit und kalt in ihr Leben
— Dineingrijf und defjen fhönfte BlüthHen zeritörte, war auch
— in demjelben Augenblik jede Schwäche, jedes verzagte Ges
fihi verfchwunden, und fie traf mit einer Ruhe und Be-
; Jonnenbheit die für den Augenblick nöthigen AWnordnungen,
?1%1 felbſt ihre Mautter mit Staunen und Bewunderung er-
Tüälten.
Der Verwundete — Ddenn { {
todt geglaubt und nur die Matrojen verſicherten fie, daß
_ erjcheinen würde, um na feiner Wuunde zu fehen, —
— wurde in das Heine Hinterzimmer, das ruhioſte Stübchen
es Haufes, getragen, dort raſch ein Lager für ihn Dereitet,
und Manuela entfernte dann mit eigener Hand die Ober-
- Meider des Unglüclichen, um das Blut zu ſtillen, bis ärzt-
liche Hilfe mehr für ihn thun Knne. *
. Mit dem Verwundeten waren eine Maſſe HNeugieriger
er Schänfe zugegangen, und von dieſen erfuhr Sennora
Oftero, bald Wlles, was dieſs Leute ſelher über Ddie Dis-
DYerigen Vorgänge wußten. Noch ım heſten Erzählen kam
Aber einer vorbeige[prungen und verkündete ihnen, Ddaß
ennor Capitano der Kueſtra Sennora fünfhundert Dol-
_ lar®, ein förmlihes Bermögen fuͤr diefe Leuie, auf das
Weg gelegt, ja den ſie in ibrem ganzen Leben vielleicht
noch nicht einmal gefehen oder von ihm gehört hatten, daß
fünf Minuten ſpäter auch nicht eıne Seele weiter in dem
Haufe blieb, Jondern Alles in wilder Haſt nach dem Ufer
dienen zu Helfen. Das warnende Beijpiel aber, was ſie
noch eben vor Augen gehabt, machte ſie zu gleicher BZeit
mit dem Gekaunt, was fie zu erwarten Hätten, fals fie zu
leichtſinnig ſich in Gefahr begäben, und Manche von ihnen
famen gewiß zu dem lobenswerthen Vorſatz auf ihre eigene
* * diejer Gelegenheit ein beſonders wachfames Auge
zu haben.
Der Arzt war indeſſen gefommen, und Manuela hatte
nach einem Prieſter gefchidt, um dem Sterbenden, falls er
es verlangen ſollte, die letzte Delung 3zu geben. Sie ver-
gaß, daß er einer inr fremden Keligion anaehöre — ſie
ja9 mur den vom Leben ſcheidenden Geliebten in ihnr, und
ihr eigeneS, wehgepreßtes Herz verlangte ſelbſt in fieberhaf,
ter Anaſt nach dem Teoſt der KirdHe — war ihr denn auf
Erden noch ein anderer Troſt geblieben ?
Manuela kniete in ſprachloſem Jammer an dem Bette
des ſterbenden Geliebten
Der Arzt, der ihre wachſende Verzweiflung fad, und
für fie jelber vielleicht, wenn ſte ſich einer zu heffigen Auf-
vegung hingäbe, böſe Jolaen befürchtete, ſuchte ſie iest zu
tröften und bat ſie, ſich zu mäßigen. Die Wunde des
jungen Mannes jet allerdingS gefährlich doch Rettuna
bielleicht noch möalich, und nır wenn fieihn ſelber zu ſehr
errege, fönnte er für nichts einſtehen. Das ſtebende
Muge ließ ſich aber nicht durch foldhe Worte täuſchen,
in den Zügen Iag der Zod, und die Troſtſprüche, ſtatt
7* beruhigen, erſchütterten ſie nur noch mehr und
eftiger.
Da hob der Verwundete pittend die Hand, und ver-
ſuchte ſich etwas empor zu richten Der Arzt wollte ihn
daran verhindern und baͤt ihn, uur ſo wenig als moͤglich
zu ſprechen, da ihm das jedenfalls gefährlich werden würde
und ſagte leiſe:
wenb geit hiex zu verlieren, und will mir ſelber eine frohe,
ruhige Sterbeftunde bexeiten wie dieſem holden Weſen an
Herz gießen.“
Stimme, die faſt ganz ihre alte Krait und Biegung wieder
erbalter, an den Geiftlihen „wollen Sie die Bitte eines
Sterbenden erfüllen, der vor ſeinem Tode zu Ihrex Kirche
überzutreten und mit dem Troſt zu ſterben wünſcht, den
Ihre heilige Religion ihm verſtatien kann?“
Sennoxa Zoſtero hatte indeſſen, während, die vorbe-
ſchriehene Scene in ihrem oberen gimmer ſtatſfand, wobl
eine
nes Gefühl hielt ſie aber zuxück, ihre Tochter, deren tiefer
rende Herz drang nicht zu Hören, und fie 309 ſich deshalb
leiſe wieder von der Thuͤr zurück. ;
Auf der Straße war eS indeſſen uuch zu lebhaft ge-
machen. Sie ging aljo wieder in die unteren Zımmer, ſah
und wollte eben nach der kleinen Hin-
zugeriegelt waͤren!
terpforte ſehrn, ob ihre Mädchen dieſe nicht etwa hente
zu ſchließen — denn ſie hHatte Marequita und Fuana ſch
on
vor einer geraumen Weile auf ihr Zimmer geſchickt. Da
Hauſe lieqenden Hof binaus führte, plozlich und raſch,
und die aite Frau blieb vor Schreck und Entſetzen regung3=
außerdem noch ſo gefürchtete Geſtalt des Fremden,
Aller Ausiage nach ein aͤräßlicher
von deſſen Opfern eines
Hauſe lag, vor ihr ſtand.
Fortſetzung folat)
Pixat ſein ſolite, und
ſogar blutend in ihrem eigenen