Heint täglich mit Ausnahmne der Sonn- u. Zeiertage
;Cei3 bierteljährlih DE 1.20 obhne Trägerlohn u. Bolt-
Qufflag. Beftellungen bei den Boltanitalten u. bei der
} Erpebition Zwingerftraße.7.
Luzeige⸗ Blatt MirDie Amtabezirie Heidelb
Cberhach, Sinsheim, Cypingen, Weinheim, * 4
4
gen, Wiegloch, Bruchjal, Bretten, Mozbadı,
Druck u. Berlag Sehr, Muber, Heidelb., Zwing
mä{ebafteuiz Sof. Cremerius, Hauptitr. 121, Heidelberg.
— den 12 Seplender 100
Tauberbiſchofsheim, Waldürn ee
— | 29 Jiſt
tember. 1804
—
s. wocheutundſchau.
Sind wir auch im Monate Septemher, in einer
zahreszeit, weiche an Neuigkeiten auf dem großen
Gebiete der Bolitik für gewoͤhnlich ſehr wenig bietet,
d Die man deshalß noch zu der „Sauregurken-
eit“ rechnet; ſo ſorgen dach in der Regel die großen
anbver — bei uns in Deutſchland Kaiſermanöper
jenannt — dafür, daß doch wenigſtens etwas in der
Welt „(o3“ iſt Fa faſt ſcheint e8, als ob unſer
berſter Mıiegaherr dieſe wilitäriſchen Schauſpiele ge-
ade in der todien Jahreszeit abhalten läßt, Damit
ie neuigkeitshungrigen Zeitungsleſer nicht aus Man-
gel an „geiftiger Nahrung“ verderben. Die Ddies-
ährigen Wanböder bei Köntgsberg haben nun gerade
ejonderS viel Staub oufgeloirbelt, weil erſtens die
Enthüllungsfeier des dem alten Kaiſer Wilhelm ge-
midmeten Deukmales in der Stadt Königsberg Dda-
Mit verbunden war, und weil zweilens der Kaiſer hei
ſer Gelegenheit eine Tiſchrede gehalten hat, die
eigentlich in den Reichstagsfaal gehörte und an die
Strafreden“ in Bismarck ſchex Zeit erinnert.
immerſatten Agrariern, inzbeſondere den nothleiden-
den“ Großgrunoͤbeſitzern und Hauptraͤdelsführern vom
Gerichteten Hetze, wegen ihrer maßloſen Auſprüche
jabe bewilligen laſſen Damit nun aber dieſe harten
votte die empfindfamın Herzen der confjervativen
Froß rundbeſſtzer und Traͤger uralter preußiſcher
delSironen nıcht zu ſehr verwunden ſollten, legte der
Raifer fofort ein linderndes Pflaſterchen auf die
Wunden, indem er ihnen, wie einſt Gott im Bara-
diejfe Adamı und Eva naͤch dem Sündenfalle, ſofort
Verzeihung anfündigte, falls die verren ſich
leffern woͤllen. Um nun ſchließlich dem preußiſchen
Ut- und Großadel noch mehr zu ſchmeicheln und an
ie preußiſchen Traditionen zu ketten, gab der Kaiſer
gar fünf der um Königsöerg neueroͤguten Forts
die Namen alter preußiſcher Adelsfamilien (Auers-
wald, Doͤnhof, Dohna, Eulenburg, Lehndorf). Daß
die „nothleidenden“ Großadligen der altpreußiſchen
gar nicht zu bezweifeln, der Kaiſer wird ſicher
m nunm au in allen Hauptfrıgen viele Freude an
Nicht mindern werden ift ebenfo ficher.
— —
Tajos, das Lindelkind.
Etzählung von A. Marby.
Eine Annchmlichkeit, füx die ich wrklich dankdar bin,
Herr Regierungsrath,” jagte Ludwig. „Außerdbem zählt diefe
eneroͤffaͤete Toͤnr im keiner Weiſe zu den langweiligen,
Ondern ‚gewährt den RKeijenden in reidher Abwechjelung
maHrbhaft überrajchende Landjhaftsbilder.” — „IN _ Dde
That? Da KKönnte ja Sinen die Luft antwandeln, die hühſche
Gegend in Augenjehein zu nehmen. Ueberdies foll, na
Beitungsberichten, das prächtige gangeneck ſche Belibthum
ußerit jehensmwerth jein und Dürfte dies ſchon allein den
Musflug dorthin Lohnen. Ob
Sie werden
5
; y jener Nabob wohl in Wirk-
ichfeit jo {teinreich jein mag, wie das @erücht wijfen will ?"
„Nın, mag da und dort auch ein wenig Uebertreibung
erlaufen — reich, jehr reich iſt Herr von Langenet
_ jedenfalls. Lafjen Sie midh hinzufügen : Zum Segen jeiner
Mitmenjchen ; er macht von jeinem blinkenden Golde den
deliten Gebrauch; in befieren Händen fönnte e& wahrlich
ür ruhen.“ Der junge Mann hatte mit ſolch üb-:rzeugen-
er Wärme gefprochen, Ddaß der hHochaufhorchende NReagter-
ngsrath erwartungsvoll fragte:. „Kennen Sie den Frei-
xn vielleicht perfünlich?” Ludwig Tädhelte. 39 habe
allerdings die Chre.” N *
Foͤren Sie, das intereſſirt mich! rief dex alte Herr
n {tärfer erwachender Neugier; „Dda müſſen Sie mir ge-
entlid) mehr „ von ihm erzählen. Von Ddem, was die
Beitungen, die Dderlei bedeutende Perfzulichkeiten aleich zu
er Yrt Heros zu ftempeln pflegen, berichten Ddarf man
ufig faun die Hälite glauben. _ E3 war da erft vor
“ einigen Tagen ein Langes und Breites zu leſen vIN des
Frelherrn VBerlobung ; ‚er muß alſe wobl noch ein Mannn
N den beften Sahren fein. Wie hoch ſchätzen Sie wohl
Ater?
Wert von Langeneck verlobt? Von allen Fraoen und-
— Bemerkungen ariff Ludwig nur die eine, ihn am meiſten
verblüffende heraus. „SFawohl,“ beitätigte_der Regierungs-
aih: „Sie mußten Ddavon noch nicht? Sie pflegen wohl
ie Berfonalnachrichten zu überjehen?” — „Neine Arbet-
. nahmen mich mährend der letzten Tage ſo vollſtändig
in Zukunft hoͤchſtens ſchlauer ſein und das Diele
Heulen und SpeftakeIn Taffen, dafür aber mehr in der
Stille und hinter den Kouliſſon wühlen, was für das Ge
ſammtwohl aber um ſo gefährlicher iſt Darum aufgepaßt,
damit dürch übermäßig große Förderung der Son-
derintereſſen eines einzelnen Standes die Geſammtheit
nicht gefährdet wird. — Das diesjährige Sedanfeſt.
— richtiger Sedangtag, weil wir von einem allge-
meinen deutſchen Feſte hier nicht reden können —
iſt {o ruhig verlaufen, wie die meiſten ſeiner Vor-
gänger; einzelne Zeitungen können es zwar nicht
Zänkereien auf die Vaterlandeliebe andersgeſinnter
Jürger zu benutzen. Die Kaͤtholiken freuen ſich der
großaͤrtigen Erfolge des heißen Tages vom 2 Sept.
1870 ebenſo wie die Proteſtanten, — aber ſie haben
es ſelbſtverſtändlich abgelehnt, dieſen Tag in dem
Sinne zu feieru, wie die Libera'en e3 lange Jahre
hindurch verlangt haben, als einen Sieg des Protes
ſtantizmus über den Katholizi8mus. Weil
Gegenden keinen Geſchmack abgewinnen konnte, und
tendenzibfen Feiern ärgern konnte, deshalb hat auch
{
in Altpreußen, keinen Eingang gefunden,
prechende Lebensweiſe, Maßhalten und Vorſie
Eſſen und Trinken 20.! — Die großartige Kathoͤl
Verſammlung in Köln gibt den Zeitungen, befon
den uns feindlichen, noch immer Stoff zu län
Ausführungen, worcus man trotz vieler H
Angriffen. allerlei verfuchter Rerdrehungen der Waͤhrht
erſieht, daß die katholiſche Einheit und Macht unjer
Gegnern gewaltigen Reſpekt eiugeflößt hat, zum
Liberalen ſich vorher ſchon ſo ſehr gefreut Hatt
Köln die Eintracht der Katholiken in Stücke ze
zu ſehen. Und nun iſt das gerade Geg
eingetroffen. Man verſteht den Aerger über
Wir Katholiken lernen daraus
die Bedeutung der Kath
Jammervoll nimmt ſich demgeg
immer mebr
einer haͤllandilchen Stadt abgehalten wurde un
ein buntes Sammelſurium von alerlei Sekten
Geiſteskindern ergab. Haß, Haß und wieder
gegen die fath. Kirche begeiſterte ſie, gerade wi
„ebang. Bundeshrüder“, wenn dieſe in ihren
ſammlungen ihr Herz ausgießen. Wir Kat
lernen gus dieſen Borgängen erſt recht die Vorzüg
die Größe, den Glanz und die Wahrheit unſer
einen und allgemeinen, unveränderlichen Ke
gion erkennen und lieben. — In unſerem Heimat
zuerſt zu einer Feier Veranlaſſung hätte, dieſen Tag
ganz und gar nicht; die Tiuppen exercieren und
manöveriren am 2. Sept. genau wie an jedem andern !
gewöhnlichen Tage. Ob im nächften Jahte — am 25,
Zahrestage der Schlacht — zum letzten Male
offenbar erfunden. Ein Schreckensgeſpenſt hat in
letzier Woche die Bewohner von ganz Deutich-
land in Furcht geſetzt, nämlich die Nachricht
im Herzen
von Deutſchland und das ſogar noch im Mändver-
felde, im Dorfe Bürgeln bel Marburg. Auch dort
hat ſich gezeigt, daß Unreinlichkeiten die Hauptver-
breiter, wenn nicht gar die Erzeuger der ſchrecklichen
Krankheit fi%bf denn thatſächlich fand man die Cho-
lerakranken auf einem Lager von Schmutz und unter
en ekelhafteſten Verhältniſſen. Glücklicherwriſe wird
euche ſich eindämmen laſſen; nur iſt e& den
rien noch immer ein NRäthjel, wie die Seuche
ſo weit entfernt von den übrigen Chole-
eten, entſtehen konnte. Zeshaib: Reinlichkeit
ebenshaltung und eine ſtets der Geſundheit ent-
fpruch daß ich ſogar auf die flüchtigite Furchſicht
age3blätter verzichten mußte. Alſo Ddie Heitungen
hHten die Anzeige? Verzeihung, Herr Regierungsrath,
t e3 nicht vielleicht ein Frrthum, eine Namiensverwech'
Ha — *
Bewahre ein Irrthum iſt ganz ausgefchloffjen,“ _ver-
rte der alte Herr mit nachdritcklichem Eifer. „Der Ftei
Ewaͤrten Sie einmal — Sudwig — niht? Alio Sud-
ig von Langeneck Herrſchaft Lanaeneck bei Dornburg, ſo
%anb’ä ihwarz auf weiß zu lefen — und die Braut ? —
m !” Sr hielt nachflanend inne. — „Nun, Ddie Braut?“
ängte @udwig gejpannt. — „Ia, jehen Sie” — dex Re-
erungsrath rieb ſich heftig die Stirn —, „meine fatale
höchſten
MAriftofvatie natärich — Halt, war es nicht? Hm!
Möchte faſt Ihwören, der Name hHätte au Dornburg ge-
Yautet.“ Sinen ugenblick fühlte Ludwig Braun ales Blut
Heiß zum Herzen drängen, gher gleich daxauf belädhelte er
jeinen Schreden. „Unmöbglich, verr Reıgierungsrath !”
Jagte er beitimmt abweijend. „Meinen Sie? Iſt mir doch
als hätten Irts und Zamilienname jehr ahnlich geklungen,
übrigens jollen Sie daruber bald Gewißheit erhalten, . ich -}
ſchicke Jhnen das betreffende BZeitungsblatt her. Und nun
1 . College! Bor Hhrer
Mbreife jehe ich Sie hoffentlich nochmals bei mir! Meine
l nach Ihrer Rückkehr
müffen Sie erff recht ſpornſtreich? zu uns fommen, denn
vermuthlidh bringen Sie eine der interejjantelten Neutig-
feiten mit über ihren Dornburger Nabod und deſſen Braut
— ein Thema, das meine Jrauw und Toͤchter beſonders
feifeln wird.“ Nach Ddiejem Wortſchwall hatte der -ge-
Hand; doch noch bevor er ſie aufdrückte, wurde nach kurzem
reichte dem jungen Baumeilter mehrere Briefe. Sie flüch-
daͤs iſt ja Ddes Freiherrn von Langeneck
vaͤndſchrit ſaate ex/ daraut Ddeutend. . — —
„ 291“ Der Reaierungsrath betrahtete neugierig die in
*
zu als in den vorhergehenden; denn die liberal
Zeitungen und die Hochgradig charakter -feſten Am
verkündiger haben augenblicklich nicht ſo viel Zo
mehr zu verpulvern, ihr Gift und ihre Galle ift fa
ganz verſpritzt und ſie müſſen erſt wieder friſche
Vorrath ſammeln, um dann aufs neue gegen
Herrn Geiſtl. Rath Wacker zu Felde ziehen zu
Denn einen beſſeren Dienſt können ſie uns Katholit
und der Centrumspartei ſowie ihren Beftrebung
nicht leiſten, als wenn ſie recht tüchtig über unſer
verehrten Führer und unſere gute Sache herfall
dann ſehen wir, daß wir auf dem rechten Wege ſin
daß wir die richtigen Waffen gefunden haben u
als deſſen
viei Furore macht — den wohl gezielten und gu
ird
ſichr kommen, wo der wüthende Stier, der badiſche
großen, feſten Zügen ageſchriebene Adreſſe „Sine f
ausdrucsvole Handſchrift! Sc% wette, der Inhalt beſt
Shnen meine Mittheilung.“ Es war erfichtlıch, Dder
KRegierungsrath. Hätte gern Jofort Gewißheit erlangen
gen, allein ein triftiger Grund zur weiteren Berlängeru
dem ſtand die Zimmerthlir noh offen. E3 blieb ihm
hin nichts übris, al ih zu empfehlen. Und zwar empfahl
er ſich mit gefteigerter Hochadhtung für den jungen Ba
meijter, angẽſichts deſſen Correfpondenz mit dem berühm-
ten Freiheren von Langenek. HDogleih dem KRegierungsrath
vielfad) verpflidhtet — Ddefjen gewichtige Stimme hatte bei
der Concurrenzbewerbung für Sudwigs Project mit
geijterndem Eijer Propaganda gemacht und auch für
Berufung als Leiter des großartigen Baues den Ausf:
gegeben. — athınete der junge Mann Doch erleichtert
al3 er jih allein befand. . Die Horigen Briefe undea
faͤffend/ vffnele er in größter Spannung Ddas ihn au
raͤſch die folgenden Zeilen!
Schloß Langeneck
Mein werthgejhäßter Junger Freund!
Wie die Zeitungen berichten, befinden Sie ſich
ſeit acht Tagen wieder in der Heimath! Hoffentlich du
fen wir Alle, voran Ihre Eltern — fKürzlihH lernt
das wirklich vprächtige alte Paar p:rfönlih kennen
Zhre Anfkunft in fürzelter Zeit erwarten ?
_ Burg freut ſich auf Ddie Nückfehr feines berühmten Soh
j:doch am ungeduldigjten fieht Dverjelben der Unterzei
nete entgegen. Erinnern Sie ſich vielleiht noh, wie
ebedemt mein Wille war, Ddie Fünftlerijhe Ausfhmicung
der 44 Frauengemächer in meinem Schloſſe
dem Geihmade eines {päteren Beligers rorbeh
bleiben? Zener Wunfh . ift unvermuthet Hinfällig
‚ jon in der Gegenwart dienen, und Ihrer, mein kiebe
Baumeijter, Harret die Aufgabe, eine Harmonifche Neber-
einftimmung mit den angrenzenden Ranmen Herzujtellen,
Joͤter bewundernzwerthen Genialität für vollendet {Höne
_ becorative Gejammtwirkungen vertraue ich einzig, daß
*
;Cei3 bierteljährlih DE 1.20 obhne Trägerlohn u. Bolt-
Qufflag. Beftellungen bei den Boltanitalten u. bei der
} Erpebition Zwingerftraße.7.
Luzeige⸗ Blatt MirDie Amtabezirie Heidelb
Cberhach, Sinsheim, Cypingen, Weinheim, * 4
4
gen, Wiegloch, Bruchjal, Bretten, Mozbadı,
Druck u. Berlag Sehr, Muber, Heidelb., Zwing
mä{ebafteuiz Sof. Cremerius, Hauptitr. 121, Heidelberg.
— den 12 Seplender 100
Tauberbiſchofsheim, Waldürn ee
— | 29 Jiſt
tember. 1804
—
s. wocheutundſchau.
Sind wir auch im Monate Septemher, in einer
zahreszeit, weiche an Neuigkeiten auf dem großen
Gebiete der Bolitik für gewoͤhnlich ſehr wenig bietet,
d Die man deshalß noch zu der „Sauregurken-
eit“ rechnet; ſo ſorgen dach in der Regel die großen
anbver — bei uns in Deutſchland Kaiſermanöper
jenannt — dafür, daß doch wenigſtens etwas in der
Welt „(o3“ iſt Fa faſt ſcheint e8, als ob unſer
berſter Mıiegaherr dieſe wilitäriſchen Schauſpiele ge-
ade in der todien Jahreszeit abhalten läßt, Damit
ie neuigkeitshungrigen Zeitungsleſer nicht aus Man-
gel an „geiftiger Nahrung“ verderben. Die Ddies-
ährigen Wanböder bei Köntgsberg haben nun gerade
ejonderS viel Staub oufgeloirbelt, weil erſtens die
Enthüllungsfeier des dem alten Kaiſer Wilhelm ge-
midmeten Deukmales in der Stadt Königsberg Dda-
Mit verbunden war, und weil zweilens der Kaiſer hei
ſer Gelegenheit eine Tiſchrede gehalten hat, die
eigentlich in den Reichstagsfaal gehörte und an die
Strafreden“ in Bismarck ſchex Zeit erinnert.
immerſatten Agrariern, inzbeſondere den nothleiden-
den“ Großgrunoͤbeſitzern und Hauptraͤdelsführern vom
Gerichteten Hetze, wegen ihrer maßloſen Auſprüche
jabe bewilligen laſſen Damit nun aber dieſe harten
votte die empfindfamın Herzen der confjervativen
Froß rundbeſſtzer und Traͤger uralter preußiſcher
delSironen nıcht zu ſehr verwunden ſollten, legte der
Raifer fofort ein linderndes Pflaſterchen auf die
Wunden, indem er ihnen, wie einſt Gott im Bara-
diejfe Adamı und Eva naͤch dem Sündenfalle, ſofort
Verzeihung anfündigte, falls die verren ſich
leffern woͤllen. Um nun ſchließlich dem preußiſchen
Ut- und Großadel noch mehr zu ſchmeicheln und an
ie preußiſchen Traditionen zu ketten, gab der Kaiſer
gar fünf der um Königsöerg neueroͤguten Forts
die Namen alter preußiſcher Adelsfamilien (Auers-
wald, Doͤnhof, Dohna, Eulenburg, Lehndorf). Daß
die „nothleidenden“ Großadligen der altpreußiſchen
gar nicht zu bezweifeln, der Kaiſer wird ſicher
m nunm au in allen Hauptfrıgen viele Freude an
Nicht mindern werden ift ebenfo ficher.
— —
Tajos, das Lindelkind.
Etzählung von A. Marby.
Eine Annchmlichkeit, füx die ich wrklich dankdar bin,
Herr Regierungsrath,” jagte Ludwig. „Außerdbem zählt diefe
eneroͤffaͤete Toͤnr im keiner Weiſe zu den langweiligen,
Ondern ‚gewährt den RKeijenden in reidher Abwechjelung
maHrbhaft überrajchende Landjhaftsbilder.” — „IN _ Dde
That? Da KKönnte ja Sinen die Luft antwandeln, die hühſche
Gegend in Augenjehein zu nehmen. Ueberdies foll, na
Beitungsberichten, das prächtige gangeneck ſche Belibthum
ußerit jehensmwerth jein und Dürfte dies ſchon allein den
Musflug dorthin Lohnen. Ob
Sie werden
5
; y jener Nabob wohl in Wirk-
ichfeit jo {teinreich jein mag, wie das @erücht wijfen will ?"
„Nın, mag da und dort auch ein wenig Uebertreibung
erlaufen — reich, jehr reich iſt Herr von Langenet
_ jedenfalls. Lafjen Sie midh hinzufügen : Zum Segen jeiner
Mitmenjchen ; er macht von jeinem blinkenden Golde den
deliten Gebrauch; in befieren Händen fönnte e& wahrlich
ür ruhen.“ Der junge Mann hatte mit ſolch üb-:rzeugen-
er Wärme gefprochen, Ddaß der hHochaufhorchende NReagter-
ngsrath erwartungsvoll fragte:. „Kennen Sie den Frei-
xn vielleicht perfünlich?” Ludwig Tädhelte. 39 habe
allerdings die Chre.” N *
Foͤren Sie, das intereſſirt mich! rief dex alte Herr
n {tärfer erwachender Neugier; „Dda müſſen Sie mir ge-
entlid) mehr „ von ihm erzählen. Von Ddem, was die
Beitungen, die Dderlei bedeutende Perfzulichkeiten aleich zu
er Yrt Heros zu ftempeln pflegen, berichten Ddarf man
ufig faun die Hälite glauben. _ E3 war da erft vor
“ einigen Tagen ein Langes und Breites zu leſen vIN des
Frelherrn VBerlobung ; ‚er muß alſe wobl noch ein Mannn
N den beften Sahren fein. Wie hoch ſchätzen Sie wohl
Ater?
Wert von Langeneck verlobt? Von allen Fraoen und-
— Bemerkungen ariff Ludwig nur die eine, ihn am meiſten
verblüffende heraus. „SFawohl,“ beitätigte_der Regierungs-
aih: „Sie mußten Ddavon noch nicht? Sie pflegen wohl
ie Berfonalnachrichten zu überjehen?” — „Neine Arbet-
. nahmen mich mährend der letzten Tage ſo vollſtändig
in Zukunft hoͤchſtens ſchlauer ſein und das Diele
Heulen und SpeftakeIn Taffen, dafür aber mehr in der
Stille und hinter den Kouliſſon wühlen, was für das Ge
ſammtwohl aber um ſo gefährlicher iſt Darum aufgepaßt,
damit dürch übermäßig große Förderung der Son-
derintereſſen eines einzelnen Standes die Geſammtheit
nicht gefährdet wird. — Das diesjährige Sedanfeſt.
— richtiger Sedangtag, weil wir von einem allge-
meinen deutſchen Feſte hier nicht reden können —
iſt {o ruhig verlaufen, wie die meiſten ſeiner Vor-
gänger; einzelne Zeitungen können es zwar nicht
Zänkereien auf die Vaterlandeliebe andersgeſinnter
Jürger zu benutzen. Die Kaͤtholiken freuen ſich der
großaͤrtigen Erfolge des heißen Tages vom 2 Sept.
1870 ebenſo wie die Proteſtanten, — aber ſie haben
es ſelbſtverſtändlich abgelehnt, dieſen Tag in dem
Sinne zu feieru, wie die Libera'en e3 lange Jahre
hindurch verlangt haben, als einen Sieg des Protes
ſtantizmus über den Katholizi8mus. Weil
Gegenden keinen Geſchmack abgewinnen konnte, und
tendenzibfen Feiern ärgern konnte, deshalb hat auch
{
in Altpreußen, keinen Eingang gefunden,
prechende Lebensweiſe, Maßhalten und Vorſie
Eſſen und Trinken 20.! — Die großartige Kathoͤl
Verſammlung in Köln gibt den Zeitungen, befon
den uns feindlichen, noch immer Stoff zu län
Ausführungen, worcus man trotz vieler H
Angriffen. allerlei verfuchter Rerdrehungen der Waͤhrht
erſieht, daß die katholiſche Einheit und Macht unjer
Gegnern gewaltigen Reſpekt eiugeflößt hat, zum
Liberalen ſich vorher ſchon ſo ſehr gefreut Hatt
Köln die Eintracht der Katholiken in Stücke ze
zu ſehen. Und nun iſt das gerade Geg
eingetroffen. Man verſteht den Aerger über
Wir Katholiken lernen daraus
die Bedeutung der Kath
Jammervoll nimmt ſich demgeg
immer mebr
einer haͤllandilchen Stadt abgehalten wurde un
ein buntes Sammelſurium von alerlei Sekten
Geiſteskindern ergab. Haß, Haß und wieder
gegen die fath. Kirche begeiſterte ſie, gerade wi
„ebang. Bundeshrüder“, wenn dieſe in ihren
ſammlungen ihr Herz ausgießen. Wir Kat
lernen gus dieſen Borgängen erſt recht die Vorzüg
die Größe, den Glanz und die Wahrheit unſer
einen und allgemeinen, unveränderlichen Ke
gion erkennen und lieben. — In unſerem Heimat
zuerſt zu einer Feier Veranlaſſung hätte, dieſen Tag
ganz und gar nicht; die Tiuppen exercieren und
manöveriren am 2. Sept. genau wie an jedem andern !
gewöhnlichen Tage. Ob im nächften Jahte — am 25,
Zahrestage der Schlacht — zum letzten Male
offenbar erfunden. Ein Schreckensgeſpenſt hat in
letzier Woche die Bewohner von ganz Deutich-
land in Furcht geſetzt, nämlich die Nachricht
im Herzen
von Deutſchland und das ſogar noch im Mändver-
felde, im Dorfe Bürgeln bel Marburg. Auch dort
hat ſich gezeigt, daß Unreinlichkeiten die Hauptver-
breiter, wenn nicht gar die Erzeuger der ſchrecklichen
Krankheit fi%bf denn thatſächlich fand man die Cho-
lerakranken auf einem Lager von Schmutz und unter
en ekelhafteſten Verhältniſſen. Glücklicherwriſe wird
euche ſich eindämmen laſſen; nur iſt e& den
rien noch immer ein NRäthjel, wie die Seuche
ſo weit entfernt von den übrigen Chole-
eten, entſtehen konnte. Zeshaib: Reinlichkeit
ebenshaltung und eine ſtets der Geſundheit ent-
fpruch daß ich ſogar auf die flüchtigite Furchſicht
age3blätter verzichten mußte. Alſo Ddie Heitungen
hHten die Anzeige? Verzeihung, Herr Regierungsrath,
t e3 nicht vielleicht ein Frrthum, eine Namiensverwech'
Ha — *
Bewahre ein Irrthum iſt ganz ausgefchloffjen,“ _ver-
rte der alte Herr mit nachdritcklichem Eifer. „Der Ftei
Ewaͤrten Sie einmal — Sudwig — niht? Alio Sud-
ig von Langeneck Herrſchaft Lanaeneck bei Dornburg, ſo
%anb’ä ihwarz auf weiß zu lefen — und die Braut ? —
m !” Sr hielt nachflanend inne. — „Nun, Ddie Braut?“
ängte @udwig gejpannt. — „Ia, jehen Sie” — dex Re-
erungsrath rieb ſich heftig die Stirn —, „meine fatale
höchſten
MAriftofvatie natärich — Halt, war es nicht? Hm!
Möchte faſt Ihwören, der Name hHätte au Dornburg ge-
Yautet.“ Sinen ugenblick fühlte Ludwig Braun ales Blut
Heiß zum Herzen drängen, gher gleich daxauf belädhelte er
jeinen Schreden. „Unmöbglich, verr Reıgierungsrath !”
Jagte er beitimmt abweijend. „Meinen Sie? Iſt mir doch
als hätten Irts und Zamilienname jehr ahnlich geklungen,
übrigens jollen Sie daruber bald Gewißheit erhalten, . ich -}
ſchicke Jhnen das betreffende BZeitungsblatt her. Und nun
1 . College! Bor Hhrer
Mbreife jehe ich Sie hoffentlich nochmals bei mir! Meine
l nach Ihrer Rückkehr
müffen Sie erff recht ſpornſtreich? zu uns fommen, denn
vermuthlidh bringen Sie eine der interejjantelten Neutig-
feiten mit über ihren Dornburger Nabod und deſſen Braut
— ein Thema, das meine Jrauw und Toͤchter beſonders
feifeln wird.“ Nach Ddiejem Wortſchwall hatte der -ge-
Hand; doch noch bevor er ſie aufdrückte, wurde nach kurzem
reichte dem jungen Baumeilter mehrere Briefe. Sie flüch-
daͤs iſt ja Ddes Freiherrn von Langeneck
vaͤndſchrit ſaate ex/ daraut Ddeutend. . — —
„ 291“ Der Reaierungsrath betrahtete neugierig die in
*
zu als in den vorhergehenden; denn die liberal
Zeitungen und die Hochgradig charakter -feſten Am
verkündiger haben augenblicklich nicht ſo viel Zo
mehr zu verpulvern, ihr Gift und ihre Galle ift fa
ganz verſpritzt und ſie müſſen erſt wieder friſche
Vorrath ſammeln, um dann aufs neue gegen
Herrn Geiſtl. Rath Wacker zu Felde ziehen zu
Denn einen beſſeren Dienſt können ſie uns Katholit
und der Centrumspartei ſowie ihren Beftrebung
nicht leiſten, als wenn ſie recht tüchtig über unſer
verehrten Führer und unſere gute Sache herfall
dann ſehen wir, daß wir auf dem rechten Wege ſin
daß wir die richtigen Waffen gefunden haben u
als deſſen
viei Furore macht — den wohl gezielten und gu
ird
ſichr kommen, wo der wüthende Stier, der badiſche
großen, feſten Zügen ageſchriebene Adreſſe „Sine f
ausdrucsvole Handſchrift! Sc% wette, der Inhalt beſt
Shnen meine Mittheilung.“ Es war erfichtlıch, Dder
KRegierungsrath. Hätte gern Jofort Gewißheit erlangen
gen, allein ein triftiger Grund zur weiteren Berlängeru
dem ſtand die Zimmerthlir noh offen. E3 blieb ihm
hin nichts übris, al ih zu empfehlen. Und zwar empfahl
er ſich mit gefteigerter Hochadhtung für den jungen Ba
meijter, angẽſichts deſſen Correfpondenz mit dem berühm-
ten Freiheren von Langenek. HDogleih dem KRegierungsrath
vielfad) verpflidhtet — Ddefjen gewichtige Stimme hatte bei
der Concurrenzbewerbung für Sudwigs Project mit
geijterndem Eijer Propaganda gemacht und auch für
Berufung als Leiter des großartigen Baues den Ausf:
gegeben. — athınete der junge Mann Doch erleichtert
al3 er jih allein befand. . Die Horigen Briefe undea
faͤffend/ vffnele er in größter Spannung Ddas ihn au
raͤſch die folgenden Zeilen!
Schloß Langeneck
Mein werthgejhäßter Junger Freund!
Wie die Zeitungen berichten, befinden Sie ſich
ſeit acht Tagen wieder in der Heimath! Hoffentlich du
fen wir Alle, voran Ihre Eltern — fKürzlihH lernt
das wirklich vprächtige alte Paar p:rfönlih kennen
Zhre Anfkunft in fürzelter Zeit erwarten ?
_ Burg freut ſich auf Ddie Nückfehr feines berühmten Soh
j:doch am ungeduldigjten fieht Dverjelben der Unterzei
nete entgegen. Erinnern Sie ſich vielleiht noh, wie
ebedemt mein Wille war, Ddie Fünftlerijhe Ausfhmicung
der 44 Frauengemächer in meinem Schloſſe
dem Geihmade eines {päteren Beligers rorbeh
bleiben? Zener Wunfh . ift unvermuthet Hinfällig
‚ jon in der Gegenwart dienen, und Ihrer, mein kiebe
Baumeijter, Harret die Aufgabe, eine Harmonifche Neber-
einftimmung mit den angrenzenden Ranmen Herzujtellen,
Joͤter bewundernzwerthen Genialität für vollendet {Höne
_ becorative Gejammtwirkungen vertraue ich einzig, daß
*