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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.44154#0157
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Erscheint ä g lich mit Ausnahme der Sonn-
Preis wiertehilic Mk. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſt-
aufſchlag. Beſtellungen bei den Poſtanſtalten u. bei der
Expedition Zwingerſtraße 7.

Redakteur:



1
an


Anse iges laßt für die Amtsbesirle, Heldelbe.

ge en ee ee .
„Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen

Tauberbischofsheim, Walldürn ue Buchen.



NI. 30.



Papſt Teo XIII.


eine Audienz beim hl. Vater nachgeſucht und dieſelbe
auch bewilligt erhalten. Y
20. Januar ds. Is. ſtattgehabten Audienz und über
ſeine Unterredung mit Papſt Leo XIII. veröffentlicht


ſtiſchen Parteiorgan ſeines Wahlbezirkes, dem „Petit
Meridional“ von Montpellier, einen ausführlichen
8 wie er verſichert, vollſtändig wahrheitsgetreuen
ericht. 110
Die Perſon Leos XIII. hat auf Vigns einen ſehr
tiefen Eindruck gemacht, den er auch durchaus nicht
zu verheiwlichen ſucht.

der nach Italien gekommen war, um im Hinblick auf
einen von ihm vorbereiteten Geſetzentwurf die Ein-
richtung der italieniſchen Univerſitäten zu ſtudiren.


empfangene franzöſiſche Akademiker Brunetiére den


als er demſelben in einem aufſehenerregenden Artikel
das Wort in den Mund legte, „die Wiſſenſchaft habe
mit ihren Verſprechungen Bankerott gemacht“, er-
widerte der Popſt, er glaube nicht, daß er dieſen
Ausdruck gebraucht habe. Was er habe ſagen wollen,


klärungen der Schöpfung vergeblich geblieben ſeien,
daß man das Räthſel unſeres Urſprunges und unſerer


weder im Leben der Menſchen noch im Leben
Völker die Religion erſetzen könne.

herſtellen wollen, exiſtire in Wirklichkeit nicht, die
Wifſ, ſchaft köaue und müſſe mit der Religion gehen
und die Entdeckungen und Fortſchritte der einen könn-
ten nur zur Verherrlichung der andern dienen. „Die
Wiſſenſchaft muß die Dienerin Gottes ſein, und ſie


etwas einzubüßen. Es wäre Unrecht, wenn wir,
ganz abgeſehen von den rein intellektuellen Genug-
thuungen, die ſie uns verſchafft, nicht anerkennen
wollten, daß aus dem Studierzimmer ſchon unzählige
Wohlthaten für die Menſchheit hervorgegangen ſind
und noch täglich hervorgehen und daß man der


Tüftet im winter.
. Von Dr. med. G. Holländer. (
»Das einzige, was der moderne Kulturmenſch noch un


ie koſtet immer noch nichts, und darum wird ſie wie


eines der wichtigſten Nahrungsmittel des Menſchen. Man
ann ihm tagtäglich Berge von Rehrücken und Fäſſer voll
Moſelwein vorſetzen und enthält ihm die Luft vor — er

geht zu Grunde, wie der Fiſch auf dem Lande.
Wie bei allen andern Nahrungsmitteln ſo müſſen wir


möglich zu verſchaffen. Im Sommer, wo auch der ſeßhaf-
teſte Stubenhocker ſich zuweilen in die freie Natur hinaus-
wagt und die Fenſter ſeiner Wohnung öffnet, wird uns
reine Luft eher zugänglich,

feſt zugeklammert, als ſollte dem böſen Feind der Eintritt
verwehrt werden. Aber gerade in dieſer Jahreszeit iſt


keiten um ſo nothwendiger, denn eben im Winter treffen
viele Umſtände zuſammen, um die Zimmerluft zu verun-
reinigen und zu verſchlechtern. 1 5

Einer der Faktoren für die Verunreinigung der Zim-
merluft iſt der Menſch ſelbſt. Im Winter betheiligt er ſich
an derſelben ſchon deshalb mehr, weil, wie angedeutet, die
natürlichen Ventilationsvorkehrungen unſerer Wohnräume,
die Fenſter und Thüren, nur ganz wenig offen gehalten

werden, und die Bewohnerſchaft durchgängig länger, häufig
ſogar ununterbrochen, in den Zimmern verweilt Ein Jeder
von uns Sterblichen iſt aber eine regelrechte Kohlenſäure-
fabrik, die durch den Athmungsapparat der Luft ſtetig
Sauerſtoff entnimmt und dafür Kohlenſäure abgibt. Im
Durchſchnitt erzeugt der Erwachſene ſtündlich etwa 20 Liter
Kohlenſäure in der Ruhe und 30 bis 40 Liter für dieſelbe
während der Arbeit. Bei einem zehnſtündigen Aufent-





Uns, den
kommt
die Aufgabe zu, dieſe neuen Wohlthaten unter den
Enterbten zu verbreiten und ihnen bis in die tiefſte
Tiefe der leidenden Maſſe Eingang zu verſchaffen.“
„Aber, hl. Vater, das iſt ja Sozialismus“. warf hier
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete ein. „Gewiß“,
antwortete der Papſt, „es iſt das eine Seite der
ſozialen Frage“. ‘

Auf die Frage
ſchritten des Sozialismus in Europa und namentlich
in Frankreich halte, gab Leo XIIl. folgende bedeut-
ungsvolle Antwort: „Wenn Sie unter Sozialismus
die Verſuche verſtehen, die gemacht werden, um in
allmählich fortſchreitender, kluger und vernünftiger Weiſe
die Lage der unglücklichen Klaſſen zu verbeſſern, wenn
Sie dieſes Wort auf alle die Anſtrengungen anwen-

des ſozialen Lebens zu verdanken hat.

Gerechtigkeit einzuführen, dann antworte ich Ihnen,
daß man kein edleres Ziel verfolgen kann. Dies war
das Werk des Chriſtenthums, welches eine Aera der
Milde, des Erbarmens und der wahren Brüderlich-
keit zu einer Zeit eröffnete, wo das grauſame
Heidenthum unumſchränkter Herrſcher
wo die unbarmherzige römiſche Welt auf ihrem
Höhepunkte angelangt war, jene römiſche Welt,
deren blutige Spuren Sie auf ihrer Reiſe in
den Circuſſen und Amphitheatern angetrffven haben.
Sich mit der ſozialen Frage befaſſen im Bewußtſein
der ſchweren Verantwortlichkeiten, die auf allen jenen


das heißt das Werk des göttlichen Meiſters fortſetzen,
wie ich es mir zur Aufgabe gemacht habe.“
„Und was denkt Eure Heiligkeit von den politi-


dieſes Ziel in Europa verfolgen?“ 55
„Ich denke, daß dieſe Parteien unfruchtbar un
ohnmächtig bleiben werden, ſo lange ſie ſich nicht auf
die Religion ſtützen. Sie machen augenblicklich viel
Unruhe. In Italien kounten Sie beiſpielsweiſe, da
Sie dieſer Tage in Rom waren, perſönlicher Zeuge
der tumultuariſchen Kundgebungen, der lärmenden
Ovationen ſein, welche die Univerſitätsſtudenten dem
Profeſſor Enrico Ferri darbrachten, der, wie Sie,
ein fehr radikaler Deputirter iſt und der ſeine Vor-
leſungen mit einer Rede über den Sozialismus be-
gonnen hatte. In Frankreich, in Deutſchland geſtal-
tet ſich die leidenſchaftliche Oppoſition dieſer Parteien
gegen die Regierung von Tag zu Tag furchtbarer;
das Alles aber, ich wiederhole es, iſt eitles Werk,

weiſe 300 bis 400 Liter Kohlenſäure, von einem jeden
Einzelnen produzirt. 1 . }

} Als reine Luft, d. h. ſolche, wie ſie der Menſch eigent-
lich immer nur gthmen ſollte, bezeichnet man diejenige, bei
der auf ein Kubikmeter Luft 4 Liter Kohlenſäure entfallen.
Der Menſch athmet mit jedem Athemzuge etwa 500 Kubik-
eentimeter Luft ein und braucht, da ſich dieſer Vorgang
in der Minute etwa 18 mal wiederholt, für je eine Stunde
540 Liter Luft, für zehn Stunden demnach 5,4 Kubilmeter
Luft. Mit dieſer Luftmenge würde er auskommen, wenn
er nicht, wie gezeigt, ſelbſt fortdauernd große Maſſen
Kohlenſäure ausſonderte. Zieht man dieſen Umſtand in
Betracht, ſo ſind, wenn der Kohlenſäuregehalt nicht über
das zweckdienliche Maß hinausgehen ſoll, nach Erfahrung
und Berechnung rund 60 Kubikmeter Luft für jede Perſon
und jede Stunde erforderlich. So groß iſt alſo der Luft-
hunger unſeres verehrten Ich! Und nun vergleiche man
hiermit die Größe unſerer Wohnräume und die Zufuhr
an reiner Luft, die uns, abgeſehen von dem Luftwechſel
durch die Wände durch die kümmerliche Fenſterlüf-
1 91 wie ſie im Winter allgemein üblich iſt, zu Gebote

Der Menſch verunreinigt demnach durch den Atmungs-
prozeß die Zimmerluft in hohem Maße. Aber er trägt auch
durch ſeine Beſchäftigungen fortwährend dazu bei, ſie in
mannigfacher Weiſe zu verſchlechtern. In wie vielen
1 wird nicht der Feuerungserſparniß halber im

inter in der Wohnſtube gekocht, ganz abgeſehen davon,

ſogar in der Stube wäſcht. Die ſich bildenden Speiſege-
rüche und Kochdämpfe verleihen der Zimmerluft eine Zu-
ſammenſetzung, deren Natur man erſt recht erkennt, wenn
man aus dem Freien in eine derartige Wohnung tritt.
Aber auch da, wo man dieſem Brauch nicht huldigt, wird
genug Gelegenheit gegeben zur Luftverunreinigung durch
Staubentwickelung. Durch den längeren Aufenthalt im

und Staubbewegung. Auch die ſorgſamſte Hausfrau mu


ihrer Häuslichkeit von Staub wimmelt. Nach den Unter ⸗







A

weil die Religion davon verbannt iſt. Die republi⸗ |

Warum ſollte die Republik nicht religiös ſein? Wa-

die Religion regieren zu wollen, iſt die gefährlichſte
von allen Chimären.
Europa, beſonders in Frankreich, iſt eine junge Partei,

tiſchen Fehlern, welche andere Parteien begangen,

weil ſie eben keine Religion hat.“ 18 10435
„Gewiſſe Leute“, ſo ſchließt Vigne ſeinen Artikel,

apoſtoliſchen und römiſchen Kirche um eine Unter-
redung nachſucht; dieſen antworte ich, daß es für die
Erforſchung der Wahrheit nichts Gefährlicheres und
Schädlicheres gibt, als den einſeitigen, extremen Par-
teigeiſt, der aus dem Munde ſo vieler unſerer heuti-
gen Politiker ſpricht.“ Darin hat er ſehr Recht.

Deutſches Reich.

S ) Berlin, 14. Febr.

— Dem preuß. Abgeordnetenhauſe iſt ein Geſetz-

entwurf, betr. die von der Umgeſtaltung der Kaſſen
im Bereich der Verwaltung der direkten Steuern de-

troffenen Beamten, zugegangen. (Die Staatsſteuern
werden dort nämlich ſeither nur durch die ſtaatlichen
Steuerempfänger — kgl. Rentmeiſter — eingezogen. Vom

bezirken nur noch durch die Steuerkaſſen der Stadt-
gemeinden erfolgen, wodurch viele ſtaatliche Steuer-
beamte entbehrlich werden. ! nt arte
— Der Maſſenproteſt deutſcher Profeſſoren,
Schriftgelehrten, Künſtler und ähnlicher Kreiſe gegen
die Umſturzvorlage, den verſchiedene Zeitungen in
Ausſicht geſtellt haben, bleibt allem Anſchein nach ein
ſchöner Traum. Der Proteſt hat auch nur den Zweck,
hauptſächlich der Schmutzliteratur uſw. ihr ſchönes
Daſein zu verlängern. „Asehe
— An Stelle des erkrankten Freiherrn v. Stumm
iſt Abgeordneter v. Mirbach zum Mitglied der Umſturz-
kommiſſion gewählt worden. . 585
L Der „Bund der Landwirthe“ hatte bekanntlich
im Herbſt nach dem Kanzlerwechſel beſchloſſen, eine
Audienz beim Kaiſer nachzuſuchen, was jetzt endlich
ausgeführt werden ſoll.

ſuchungen Aitkens enthält nämlich ein einziger Kubcenti-
meter Luft ſelbſt in einem gut gelüfteten Zimmer in
einer Luftſchicht, die ſich vier Fuß über dem Jußboden be-

findet, durchſchnittlich 1,860,000 Staubtheilchen. Dagegen
enthält dieſelbe Luftmenge an der Decke ſogar 5,420,000
Stauptheilchen. Und wie viel

dieſem Staub vorhanden, Atome der verſchiedenſten Mine-
ralien, Haartheilchen, Faſern von den Geweben unſerer
Kleidungsſtücke, Pflanzentheilchen, Pilzſporen und Bak-

ausbreitet, rühren wir durch unſere Bewegungen und Be-
ſchäftigungen auf, ſo daß er ſich in der Luft zertheilt, die
wir dann ſpäter einathmen Die Menge der beſonders
wichtigen Pilzſporen und Bakterienkeime iſt ſehr verſchieden
und hauptſächlich von der Luftbewegung abhängig. Ab
gerade dieſe befördern wir durch unſern Aufenthalt im

haben die Mikroorganismen, da ſie eiu, wenn auch nur
geringes Eigengewicht beſitzen, beſtändig die Neigung, ſich
zu ſenken und irgendwo niederzuſchlagen. 5
Heſſe lehrreich, der die Schulſtuben auf den Gehalt von

Mikroorganismen prüfte. Vor dem Beginn des Unterrichts
fanden ſich in der Luft verhältnißmäßig wenige Pilzkeime
vor, während deſſelben ſchon bedeutend mehr, nach ſeiner

die Pilzkeime ſchon vor Beginn des Unterrichts im Staub
der Schulzimmer vorhanden, ſie machten ſich aber in der
Luft erſt dann bemerkbar, nachdem ſie mit dem Staub
durch die eintretenden, hin und her laufenden Kinder em-
porgewirbelt worden waren . s \

Selbſt wenn der Menſch einzig und allein die Urſache
der Verunreinigung der Zimmerluft wäre, iſt deshalb
ſchon die Aufforderung berechtigt: Lüftet im Winter

( Schluß folgt.) }

— (Bmeideuti 9 m Streit mit B. ob Schel-

(
oder Stockfiſch b Ach was, i b r
Scgeufſc ode, al Sie — Studfſch n ee
 
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