eint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ u. Feiertage
is vierteljährlich Mk. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſt-
chlag. Beſtellungen bei den Poſtanſtalten u. bei der
xpedition Zwingerſtraße 7
Cremerius,
M
Be 7.
Hauptſtr 121 Heidelberg.
ſit Stadt.
Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg
Eberbach, Sinsheim Eppingen, Weinheim, Schwe en
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
; Tauberbiſchofs eim, Walldürn 4
Druck u. Verlag Gebr. Huber, Heidelb., Swinger
Fchruar 1615
A. U.
Saſtenordnung
der Erzdiözeſe Freiburg für das Jahr 1895.
1. Der Genuß von Fleiſchſpeiſen iſt unterſagt an
/
ertag fällt, iſt der Genuß der Fleiſchſpeiſen geſtattet.
uch geſtatten Wir denſelben mit Berückſichtigung
chließlich des Charfreitags) allen Reiſenden, ferner
9er ganz Armen, welchen ihre Dürftigkeit keine Wahl
er Speiſen erlaubt, den Handwerksgeſellen, Lehrlingen
Ebenſo geſtatten Wir, daß die Gläubigen an Frei-
tagen zum Schmelzen der Speiſen Thierfett verwen-
den dürfen mit Ausnahme des Charfreitags.
5 3. Die vorgeſchriebenen Faſttage ſind: alle Tage
der Faſtenzeit, mit Ausnahme der Sonntage während
8555 Faſtenzeit, ferner alle Quatembertage, wie auch
ie Vortage (Vigilien) der hohen Feſte, Weihnachten,
Pfingſten, Peter und Paul, Mariä Himmelfahrt und
Allerheiligen (wo die Faſten jeder Zeit von der
Kanzel verkündet werden). An dieſen Tagen iſt nur
eine Imalige Sättigung erlaubt; ausgenommen von
dieſem Geſetz ſind jene Perſonen, welche das 21. Jahr
noch nicht zurückgelegt haben, die Kranken, Alters-
ſchwachen, mit ſchwerer Arbeit Belaſteten und die
Reiſenden.
4. Jedem Ortsſeelſorger und Beichtvater ertheilen
ir die Ermächtigung, vom Abſtinenz⸗ und Faſten-
gebote mit Rückſicht auf beſondere Verhältniſſe aus
6. Es iſt unterſagt, an den Quatember⸗ u. Vigil-
woch bis Oſtern — alſo auch die Faſtenſonntage
eingeſchloſſen, bei einer und derſelben Mahlzeit Fiſch
und Fleiſch zugleich zu genießen.
6. Während der Faſtenzeit haben ſich die Gläu-
bigen von allen lärmenden Ergötzungen, Tanzbeluſti-
gungen und Zerſtreuungen zu enthalten, dagegen des
öfteren Kirchenbeſuches, der Anhörung des göttlichen
Wortes, der häuslichen Gebete und Betrachtungen,
e und auderer guten Werke ſich zu be-
en.
7. Wir verordnen ferner, daß in größeren Städten
1 Edna.
5 „Von Mary J. Holmes, .
frei bearbeitet von Freifrau von Berlepſch.
Wohl hatte ſie gerne mit Carl geſchäkert, wenn aber
oment vorüber und ſie zu ihren Zöglingen zurückge-
war, dachte ſie kaum mehr ſeiner. Ais ihr die Todes-
Nachdruck verboten.)
dielleicht regte ſich im Herzen doch ein Gefühl gekränkter
Eitelkeit, daß ſie ſchnell vergeſſen worden war, aber ſie
nährte deshalb keine unfreundliche Geſinnnung und die
Ist Edna zu ſchwer verwundet, um des Gatten Leiche
zur Gruft und in die Heimath zu begleiten?“
„Heimkommen? hierher kommen! dieſes Mädchen!
wußte, wie „dieſes Mädchen“ von der Familie ihres Man-
„Um zu erfahren, was Robert von der Sache halte, be-
gab ſie ſich zu ihm und fragte direkt, ob er es nicht für
rathſam erachte, daß Carls Frau die Leiche 9 vor-
gleich nun
Weſen und er
{ thiſches
genen geduch 1s Peathilden
bis
orte ihn daran erinnerten.
„Sie wird natürlich kommen,“ entgegnete er, 1
uſſe
Mädchen möge
4 Stunden verwitwet zu ſein.“ 8 885
Sprich nicht davon, Kind. Mir iſt, als ſei ſie ſchuld
Karls Tod, und ich hatte ganz andere Abſichten mit
Om“, ſchluchzte Mrs. Curchill, und Mathilde ſtrich ſanft
In den Städten, in denen die Abendpredigten
Andacht vor ausgeſetztem Allerheiligſten in der Mon-
ſtrauz zu halten. In jenen Ortſchaften, wo keine
Wochenpredigten ſtattfinden, ſind am Schluſſe der
täglichen hl. Meſſe abwechſelnd einmal das allgemeine
Gebet und die offene Schuld, das andere Mal die
Litanei vom bittern Leiden und Sterben Jeſu Chriſti
vorzubeten. Hierbei kann das Allerheiligſte im Speiſe-
kelch ausgeſetzt und am Schluſſe mit demſelben der
Segen gegeben werden.) Einmal in der Woche aber
iſt eine Abendandacht nach dem „Magnifikat“ vor
ausgeſetztem Allerheiligſten in der Monſtranz abzu-
halten. Wo die Verhältniſſe es rathſam erſcheinen
laſſen, kann dieſe Andacht auch Morgens nach der hl.
Meſſe gehalten werden, wobei das Allerheiligſte erſt
nach der hl. Meſſe auszuſetzen iſt.
8. Mit Rückſicht auf den immer noch großen
Prieſtermangel beginnt die Zeit der öſterlichen Beicht
und Kommunion mit dem 2. bezw. 3. März (erſten
Sonntags in der Faſten) und ſchließt mit dem zweiten
Sonntage nach Oſtern, den 28. April.
Zur Vermeidung allzu großer Beichtkonkurſe ſind
von den Seelſorgern zweckmäßige Abtheilungen zu
treffen und die benachbarten Seelſorger an Werktagen
zur gegenſeitigen Aushilfe zu erſuchen. Die Gläubigen
werden ernſtlich ermahnt, an den Tagen, auf welche
ſie beſtellt ſind, zur öſterlichen Beicht zu erſcheinen.
Die hl. Erſtkommunion der Kinder bleibt auf den
weißen Sonntag feſtgeſetzt. ;
Schließlich machen Wir bei dieſer Gelegenheit
bekannt, daß der löbliche Gebrauch, an den 3 Faſt-
nachtstagen vor dem ausgeſetzten Allerheiligſten das
40ſtündige Gebet abzuhalten, gerne allgemein geſtat-
tet wird. B ; B
Die Gnade unſeres Herrn Jeſu Chriſti und die
Liebe Gottes und die Gemeinſchaft des Heiligen Gei-
ſtes ſei mit Euch Allen! Amen. N
Gegeben zu Freiburg am Feſte des hl. Biſchofs
und Kirchenlehrers von Alexandrien, den 9. Februar
1895.
Johannes Chriſtian,
Erzbiſchof.
) Die Ausſetzung hat nach Vorſchrift des Rituale durch
Oeffnen des Tabernakels zu erfolgen. Auf dem Altare ha-
ben während derſelben ſechs Kerzen zu brennen. Vor dem
heil. Segen iſt das Tantum ergo zc. mit Verſ. und Oration
zu fingen oder wenigſtens zu beten; beim Segen aber das
Velum zu gebrauchen.
nach kurzer Pauſe wieder, „ſonſt wurde er nicht ihr zu
Liebe Ihr — Mrs. Churchills s — Mißfallen zugezogen
haben. Dieſes Bewußtſein mag Ihren Schmerz lindern,
und vielleicht wird Ihnen die junge Frau noch eine liebe
Stütze, um ſo mehr, als ſie ſonſt keine Tochter haben.“
„Du biſt ein Engel, Mathilde, weil Du nach den Er-
eigniſſen des letzten Sommers ſo ſprechen kannſt.“ Mrs.
Churchill wollte ſichs nicht nehmen laſſen, daß zwiſchen
Carl und Mathilde eine Herzenseinigung beſtanden habe,
und fragte, ob ſie nicht Trauer tragen wolle, ſie würde ihr
gerne alles Nöthige geben. „Nein, liebe Mrs. Churchill“,
erwiderte Mathilde lächelnd, „wie kann ich für Karl
trauern, wenn die Exiſtenz einer Witwe den direkten Wi-
derſpruch des einzig annehmbaren Grundes dieſer Trauer
bildet? Ich hätte auch dazu kein Recht. Wir waren Freunde
weiter nichts, und dieſe Freundſchafk will ich auf Edna
übertragen.“ Des edlen Mädchens Herz war voll Sym-
pathie für das arme junge Weſen, deſſen Leben ſich in
Leigthon traurig geſtalten mußte
„Mrs. Churchill wird ſie kränken und verletzen,“ dachte
Mathilde: „Robert ſie durch Gleichgültigkeit erkälten, Mrs.
Burton und Hedwig kein gutes Haar an ihr laſſen, ich
aber will für ſie thun, was in meinen Kräften ſteht, und
zunächſt ihr Stübchen wohnlich und einladend machen.“
Sie beſchäftigte ſich emſig den ganzen Vormittag,
Carls Zimmer für Edna zu ordnen. Es fanden ſich dort
viele Erinnerungen an den Verſtorbenen und Mathildens
Auge wurde thränenfeucht bei dem Gedanken, daß er all'
das nie wieder ſehen ſolle. RE { |
Bald nahm ſich das Gemach koſig und reizend aus.
Die lichten Vorhänge waren als einziges Zeichen der
Trauer von ſchwarzem Crepp gehalten, am Kamine ſtand
der Lehnſtuhl und von allen Tiſchen und Schränken
lächelten Blumen ihr freundliches Willkommen. „Sie
115 gleich mit mir hierher kommen, 11 Mathilde be-
riedigt und ſchürte noch einmal das Feuer zu luſtiger
mme. :
Hedwig's ſchön geformtes Haupt umgab blauſchwarzes
Haar in reichen Locken und ließ ſie jugendlicher erſcheinen
W n
Deutſches Reich.
: * Berlin, 27. Febr.
— Die Rede des Kaiſers auf dem Feſtmahl des
brandenburgiſchen Provinzial⸗Landtags, worin er die
Landwirthe vor überſpannten Hoffnungen und Utopien
warnt und an die Gleichberechtigung aller Stände er-
innert, wird von den meiſten Blättern als bedeutſame
nung an die agrar iſche Agitation, zu der der Kaiſer
durch die Erfahrungen der letzten, der ſogenannten
grotzen landwirthſchaftlichen, Woche veranlaßt worden
iſt. Die „Voſſ. Ztg.“ fragt, ob nunmehr die Sieges-
zuverſicht der Agrarier einigermaßen nachlaſſen wird,
und ebenſo fragt die „Germania“, ob man nunmehr
ſtehen wird, oder ob Herr Ruprecht⸗Ranſern nun
wieder mit dem Uebertritt zur Sozialdemokratie
drohen wird? „„ a
— Ueber die Wirkungen des ruſſiſchen Han-
delsvertrages hat der Centralverband deutſcher
Induſtrieller eine Umfrage bei 127 hervorragenden
Firmen gehalten, deren Ergebniß gezeigt hat, daß die
berechtigten Erwartungen erfüllt werden. Es ſei feſt-
geſtellt worden, daß ſich ſeit Abſchluß des Vertrages
ſehr erfreuliche und lebhafte Handelsbeziehungen wie-
der herausgebildet haben. „„
— Gegen die Tabakſteuervorlage ſind von der
Sozialdemokratie auf nächſten Donnerſtag 8 öffentliche
Volks ⸗Verſammlungen in Berlin zuſammengerufen
worden. ; ;
— Sämmiliche zu der deutſchen Armee komman-
dirten japaniſchen Offiziere ſind jetzt abberufen
worden, um im Feldzuge gegen China verwendet zu
werden. . 3 ;
— Den Freunden der Umſturzvorlage iſt der
Antrag des Centrums auf Beſtrafung der Gottesleug-
nung uſw. höchſt unbequem. Die „Nationalztg.“ klagt,
daß der Geſetzentwurf durch ſolche Anträge verdäch-
tigt wird, ebenſo wie durch den konſervativen Antrag,
der zwar das Chriſtenthum, aber nicht jede Religion
gegen beſchimpfende Aeußerungen ſchützen will. Der
„Reichsbote“ erklärt den Centrums ⸗Antrag für un
annehmbar, und die „Nordd. Allg. Ztg.“ bemüht ſich,
in einem Leitartikel nachzuweiſen, daß er aus dem
Rahmen des Geſetzes völlig heraustritt und deſſen
Charakter und Zweck ändern würde. Er ſei deshalb
für den Reichstag und, falls dieſer ihn annehmen
ſollte, für die Regierung unannehmbar. Es iſt mög-
lich, daß darüber das ganze Geſetz nicht zu Stande
als ſie war. Ihr friſches blühendes Ausſehe {
[ „Ihr friſches blühende usſehen veranlaßte
böſe Zungen von künſtlichen Roſen zu munkeln, damit 915
geſchah dem Mädchen Unrecht; die einzigen Schönheits-
Luft und regelmäßiges Leben. Der Erfolg bewies die
Weisheit dieſes Thuns. Sie war nicht Mrs. Freemann
Burton's Tochter, ſondern eine Nichte, welche erſt vor fünf
Jahren an Kindesſtatt angenommen worden war. Nie aber
hatte man ein eigen Kind mehr geliebt und gehätſchelt
hältniſſen ſich geiſtig und körperlich immer mehr entfaltete.
Zwei Jahren noch beſuchte ſie ein Inſtitut und verwendete
jede Kraft auf das Aneignen jener Kenntniſſe, die auf dem
neuen Lebenswege unerläßlich ſchienen.
Und da ſie endlich als Mrs. Burton's Tochter und
Erbin in die Geſellſchaft eingeführt wurde, glänzte ſie ſo-
fort als Königin der Feſte und erlaubte keiner Rivalin,
ihr auch nur einen Zoll der Herrſchaft zu entreißen. Mrs.
Burton gegenüber aber war ſie die liebende, zärtliche Toch-
ter, die keinen Willen kannte, als den der verehrten Mut-
ter. „Sie iſt ein wahrer Engel!“ pflegte Mrs. Burton zu
ſagen und duldete niemand, der nicht wenigſtens ſchweigend
Hedwig alle Tugenden, die ein weibliches Weſen möglicher-
weiſe beſitzen konnte, einräumte.
Für Mathilde Somerton aber war Hedwig ein leben-
des Räthſel; ſie ahnte, daß jene nicht ſei, was ſie ſcheine.
Dennoch behielt ſie dieſe Anſicht für ſich und hörte gedul-
dig zu, wenn Mrs. Burton ſtundenlang der Adoptivtochter
Lob ſang. Nur in einem Punkte konnte ſie ihr nicht bei-
rau
für Robert Leighton ſei, daß dieſer ſich ſelbſt im Wege
ſtehe, wenn er die nicht bald heimführe, als ſeines Herzens,
ſeines Hauſes Königin. Ueber die Gründe dieſer Anſchau-
ung vermochte Mathilde ſich keine Rechenſchaft zu geben,
aber ſie fühlte unwillkürlich, daß Robert bei dieſer Wahl
irgendwie betrogen würde, daß ſich in Hedwigs Vergangen-
heit Erlebniſſe fänden, welche ſie ihm um jeden Preis zu
verheimlichen wünſche, und vor welchem er zurückſchrecken
würde-
3 (Fortſetzung folgt.)