Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44154#0301
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ne Trägerlohn u.

er





8
5



Anzelge⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,

Eberbach, Sinsheim, Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
Len, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Tauberbiſchofsheim, Walldürn 26 1
ruck u. Verlag Sehr. uber, Heidelb., Zwingerſir ‘

S

Ba 21
S 12810

. Geidelbera, Dienötag, en 2. Anil 4605.

ee eee

I in,

Der Staat und der landwirthſchaftliche
BVerufsſtand.“)

den Schreiber Dieſes mehr ſchmerzt
zwiſchen dem Centrum und einem
; n. Die Anſichten ſelbſiſtändiger, denken
er Männer können nicht immer übereinſtimmen. Ein
hriſt aber iſt überzeugt von dem guten Glauben und
M beſten Willen des Andern, ſo lange das Gegen-
eil nicht klar erwieſen iſt. Das muß man auch
M den Vertretern des Centrums ebenſo ſbie von
enen der Bauernvereine erwarten. „In allem
Siebel“ 1 }
Vertrete Jeder ſeine Anſicht mit aller Entſchieden-
eit, ohne den Gegner zu verdächtigen — zeige Jeder
ut klaren Gründen, daß feine Anſicht richtig und
ie des Gegners unhaltbar iſt! Dann wird ſchließ-


Bauern an das Centrum. Man hüte ſich, daran zu

rütteln. Sonſt ſägt man den Aſt ab, auf dem man
felber ſitzt. Dem Schreiber dieſes liegt es fern, Vor-
würfe zu machen; er iſt von dem guten Glauben bei-
der Parteien feſt überzeugt und zweifelt keinen Augen-
lick daran, daß nur Mißverſtändniſſe und mangel-
haft erleuchteter Eifer eine gewiſſe Entfremdung her-
efführen könnten. Er bittet daher ganz dringend
alle Freunde des Volkes, gegenſeitigen Tadel ganz zu

unterlaſſen, die eigenen Hände gründlich zu unterſu-
6 — $

20 „ Man vergleiche den Artikel in Nr. 72 ds. Bl. vom
. März. . .

Edna (Nachdruck verboten)
- Von Marz J. Holmes, 1515 3
frei bearbeitet von Freifrau von Berl epſch.
Edna begann nun zu erzählen von dem einſamen
aus am Kirchhof und der Tante, die es wohl gut ge-

meint, aber das Weſen eines Kindes nicht verſtanden hatte,
wodurch ſich ihr 3 25 Leben trauriger geſtaltet, als es

22

nothwendig geweſen wäre. Dann ſprach ſie von Canandai-
11 und Carl Churchill. Sie glaubte beinahe, der Onkel
ſchlafe, denn er ſaß mit delt Dae Außen bewegungslos
und hielt eine Priſe zwiſchen Daumen und Zeigefinger als
ſie aber Schloß Leighton erwähnte, ſprang er auf und be-
gab ſich in die Küche. — 8 OT RE

des För einmal, Wally,“ flüſterte er halblaut. „bringe
des Mädchens Effecten in's grüne Z mmer“ Die Haus-
hälterin ſagte nicht, daß es bereits geſchehen, ſie erwiderte
einfach; „Ja, Herr,“ und Onkel Philipp kehrte zu Edna

195 für ſie dadurch bedingten Vortheile, ihre Erzählung
ortſetzte und unter heißen Thränen die dunkle Nacht, den
9 tbaren Sturm und den verunglückten Bahnzug, unter
deſſen Ruinen Carls Leiche lag, erwähnte. 9

Onkel Philipp ſchritt ſchnell und aufgeregt auf und
nieder und ſchnupfte ohne Unterlaß. Als Edna Mrs. Dana
und deren Tod berührte, blieb er plötzlich ſtehen. „Arme

Ste feirmes Weſen, will mirs merken. Und John wollte
Abe, 9 5 7 Ja, ja. Thaten beſſer, zu mir zu kommen.
45 iſt die Tante? Sie nannten mir ihren Namen

„Tante Jeruſha Pepper.
„Donner und Doria] ſo

85

u

lch ein Name! Jeruſha Pep-


7“ Die Priſen folgten

Sie zu ihr zurück? Was ſagte ſie
Weiſe umhergeſtreut, daß

85 ſchnell und wurden in ſolcher


eundlich
cht trieb ſie an, ihm Alles zu ſagen, und Onkel Ph
ellte ſolch kurze Querfragen, daß er ein ziemlich richtiges



; BB
chen und zu waſchen. Alle, welche den Streit ſchü-
ren, laden eine Verantwortung auf ſich, die ſie
nicht werden zu tragen vermögen. ; ;
Man räth dem Bauernſtande, ſich mit gebundenen
Händen dem Staate zu überliefern. Daß ſehr große
Grundbeſitzer im Oſten und Capitaliſten im Weſten,
welche ſich in den Beſitz großer und zahlreicher Gü-
ter geſetzt haben, ſolche Vorſchläge machen, iſt erklär-
lich. Wirkliche Bauern aber ſind dafür nicht zu ha-
ben, Die Erfahrungen, die ſie bei Geſchäften mit
Beamten gemacht haben, ſchützen ſie gegen dergleichen
Verſuchungen. Der Verfaſſer hält es gewiß für die
Pflicht jedes guten Chriſten, die Staatsgewalt in ih-
ren Rechten zu ſchützen und zu befeſtigen. Die Ueber-
nahme von Geſchäften aber, für die der Staat
weder Beruf noch Befähigung beſitzt, würde
ſowohl dem Staate wie der Geſellſchaft zum
Verderben gereichen. Auch das ausgezeichnetſte Pferd
geht zu Grunde, wenn ihm zu viele Lasten aufgebür-
det werden. In unſerer Zeit aber ſind beſagte Be-
ſtrebungen doppelt gefährlich. E }
Dem Staate ſind die Rechte zu überlaſſen, die
ihm naturgemäß zukommen. Seine Sache iſt es, die
Rechte aller zu ſchützen, das Böfe zu verhüten, das
Gute zu fördern und den Frieden unter allen Klaſſen
zu erhalten. Ganz beſonders liegt ihm die Pflicht
ob, ſich derjenigen anzunehmen, die des Schutzes und
der Hilfe vorzüglich bedürfen. Die Großen wiſſen


chen ſind es, über die der liebende Vater die ſchü-
tzende Hand hält. Die arbeitenden Stände ſind in
Gefahr, von den großen Capitaliſten ausgebeutet und
erdrückt zu werden. Hier tritt die Pflicht des Staa-
tes ein, nicht den Schwachen die Arbeiten aus der
Hand zu nehmen, ſie in erniedrigender Weiſe zu be-
vormunden, ſondern ihnen bei ihrer Thätigkeit ſeinen
mächtigen Schutz zu Theil werden zu laſſen, Schran-
ken zu errichten, welche die Ausbeutung derſelben
durch die Capitaliſten verhindern, ihnen zu helfen, die
Früchte ihres Schweißes in Ruhe und Frieden zu
genießen. (

Wir haben es gegenwärtig mit dem Bauern-
ſtande zu thun, und da verlangen wir vom Staate
Folgendes ;

1. Er muß durch Geſetz dem organifirten land-
wirthſchaftlichen Berufsſtande das Alleinrecht

Fabrikate, im Inlande übertragen, genauer bezeichnet,
dieſes Recht der Provinzial⸗Genoſſenſchaft für die

Bild von Jeruſha Pepper, ihren Lebensanſichten und ihren


„Ja, ja, ich verſtehe,“ unterbrach er, als Edna ihre
Ausſage mildern wollte, brauchen ſich nicht zu entſchuldi-
gen, kann mir lebhaft denken, was es für ein Geſchöpf iſt.
Ich kannte eine, die ihre Zwillingsſchweſter hätte ſein
können.“ Edna verdroß des Onkels Redeweiſe, ſie ver-
theidigte die Tante und erklärte, daß ſie eine vorzügliche
Frau mit edlen Eigenſchaften ſei und in der Gemeinde ſehr
geachtet werde. ; -

„Bezweifle es nicht im Geringiten, halte ſie für eine
halbe Heilige, groß im Glauben und im Katechismus. Alſo
das iſt Ihre Tante? Wally, da komm her oder warte, ich
komme hinaus. Die Haushälterin wandte ſich auf der
Schwelle und trat zum Heerde zurück. „Höre, Wally,
bringe des Mädchens Sachen lieber in das gelbe Hinter-
zimmer. } ; :

„In Fräulein Mathildens Zimmer, Herr?“

„Ja, in Mathildens Zimmer,“ beſtätigte Philipp
Overton und kehrte zu Edna zurück, die nur wenig mehr
zu ſagen hatte, außer daß ſie zu ihm gekommen, als zu
dem einzigen Weſen in der weiten Welt, das ſie möglicher ⸗
weiſe aufnehme. } 5

„Ich will ja keine Laſt
verdienen und meine Schulden zu bezahlen ſuchen.
Belknap brachte mich hierher, er meinte, ich könnte eine
würden Sie mich hier wohnen laſſen, wenn ich Schüler-
innen fände?“
gangen. „Der mir
Waſſer in die Augen, ſprach er, „als er ſie mit dem
ärmel trocknete und das Mädchen betrachtete, das auf
einem Schemel zu fene Füßen ſaß und flehend zu
ihm aufblickte. „Laſſen Sie mich,
gen Schnupfen,“
die Küche.


br“ Wal
ig iſt ſchändlich kalt heute Nacht, lege die roſa







Provinz übertragen.“) Hier iſt der Angelpunkt des
Ganzen. Wird dieſes Recht dem Berufsſtande nicht
zuerkannt, ſo iſt alle Mühe umſonſt. Dieſer Punkt

ten. Es darf nicht nachgelaſſen werden, bis er nach
allen Seiten klargeſtellt und hierauf mit vereinten
Kräften wirklich durchgeführt worden ift.
2. Der Staat hat die Bedingungen feſtzu-
ſtellen, unter denen er dieſes wichtige Recht überträgt,
damit für alle Mitglieger des Berufsſtandes gut ge-
ſorgt wird, andere Stände nicht ungerecht bedrückt,
das Wohl des Staates und der ganzen Geſellſchaft
gewahrt werden. e 416 .
3. Dem entſprechend kommt dem Staate das Recht
zu, die Statuten zu prüfen und zu genehmigen, ſo-
wie das Oberaufſichtsrecht auszuüben, dami
nach deuſelben wirklich verfahren werde.
4. Der Staat iſt befugt, unter Berückſichtigung
der Verhältniſſe von Ort und Zeit, nach Anhörung
der Intereſſenten aus dem Kreiſe der Erzeuger wie
Abnehmer, einen Höchſtpreis feſtzuſtellen, damit
andere Stände nicht übervortheilt werden, und einen
Mindeſtlohn, damit den Arbeitern ihr Antheil
geſichert ſei. Dies iſt das beſte Mittel, den Frieden
zwiſchen allen Ständen zu bewahren.
5. Der Staat bildet für alle Streitigkeiten unter
den Mitgliedern des Berufsſtandes, wie zwiſchen die-
ſem und andern Ständen, die höch ſte Inſtanz.
Man erkennt, daß unſer Vorſchlag ebenſo weit
davon entfernt iſt, dem Staate ein ihm gebührendes
Recht zu nehmen, wie davon, ihm Vollmachten und

ben, wie zu dem der ganzen Geſellſchaft ausüben
könnte. Dem Bauernſtande würde auf dieſe Weiſe
geholfen und den andern Ständen nicht zu nahe ge-
treten werden. Der Vorſchlag bedeutet nichts mehr ©
und nichts weniger als die treue Erfüllung des Jhd:
nen Wahlſpruches: „Jedem das Seine.“

; Deutſches Reich. E

— Die konſervativen Agrarier ſcheinen in den letz-
ten Tagen ſich zu der Parole „Auflöſung des Reichs-
tages“ entſchloſſen zu haben und in Verbindung damit
zu einer erneuten Agitation für den Antrag Kanitz.
Dieſe Parole hat Herr v. Plötz vorgeſtern in einer

ei Was unter „Provinzial Genoſſenſchaft“ zu ver-
ſtehen iſt, erläutert der Artikel „Hebung der Getreidepreiſe
uſw.“ in Nr. 72 vom 29. März { LA E

Kapaen.“ X .
; Erwartung der Dinge hatte die Haushälterin
ſchon Feuer im gelben Zimmer, des Hauſes beſter Stube
a und ſchürte es nun zu leuchtender, praſſelnder
Flamm. i 5 : ;
„Sie haben im Ganzen ſiebenhundert Dollars Schul-
den ſammt Zinsen“, begann Onkel Philſpp wieder, „wenn
Sie glauben, all das mit Stundengeben verdienen zu kön ⸗
nen, irren 11 0 ’

Sie ſich !
Donn kann ich mich
in der Fabrick arbeiten, ich ſchäme mich ehrlicher Arbeit
nicht, vorausgeſetzt, daß ſie mir Mittel giebt, meinen Ver-
bindlichkeiten nachzukommen, ſprach Edna und trat ſchnell
aus Fenſter, die quellenden Thränen zu verbergen. Als ſie
in die finſtere Nacht hinausblickte, fragte ſie ſich traurig.
ob es nicht doch ein Fehlgriff geweſen, zu Philipp Oberton
830 e ;
„Dieſer hatte ſich inzwiſchen mit drei Priſen regalirt
und die vierte in Angriff genommen. 15
„Kommen Sie her und laſſen Sie uns die Sache völlig

hoffen ließ, er werde ſie nicht verſtoßen. „Fragte Mr.
Belknap nach Ihrem Namen? — „Nein“, — „Fragte
irgend Jemand am Bahnhof?“ — „Nein.“ — „Fragte
eie — „Nein, aber ihr ſagte ich, daß ich Edna
eiße. ;
„Daß doch die Weiber Alles ſagen müſſen, was ſie
wiſſen] Vielleicht hat ſie s auch nicht verſtanden.“ Wieder
begab ſich Onkel Philipp in die Küche, trank ein Glas
Waſſer und fragte ſcheinhar zufällig: 5 .
‘ „„Wie heißt das Mädchen, ich möchte ſie lieber nicht
rag ; 1 85 ;

en ;

„Weiß nicht genau, ich glaube, Sie heißt Emma oder
ſo was dergleichen. Der andere Name iſt wohl Overton,
da ſie Ihre Nichte iſt“ — „Wahrſcheinlich, entgegnete
Philipp befriedigt. „Sie find meine Nichte Louiſe Over-
ton, begann er, nachdem er wieder ruhig im Lehnſtuhl
51000 „verſtehen Sie mich?“ Edna war ſprachlos vor Er-

ſtaunen. (Forſetzung folgt.
 
Annotationen