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Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg. /
Eberbach, Sinsheim Eppingen, Weinheim, Schwegins
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach,
beheben, Sonntag, den ll. Miu le
unſere HRerven und die Honntagsruhe.
10 er beſitzt, ſtändig zu vermehren, aber wenigſteus,
baſelbe zu erhalten. eht
dene Art und Weiſe. Eine derſelben iſt die Uebung.
Die Uebung iß eine wunderbare Einrichtung unſeres
Irganismus. Mit jeder Wiederholung wird eine Ar-
at leichter und ſchließlich gewinnen wir eine Leiſt-
ingsfühigteit, welche wir gar nicht geahnt haben. Die
eſtige Thätigkeit iſt einer bedeutenden Steiger
Fung fähig. Doch wird dieſe Uebung nur dann von
ban heil ſein, wenn ſie nach gewiſſen Geſetzen ge-
handhabt wird. Schon den Alten war bekannt, daß
N hun nicht zu raſch vorgehen dürfe. „Nula dies sine
ea“, und „Nunquam otiosus“, d. h.: „Du ſollſt
den Tag eine Kleinigkeit vorwärts ſtreben.“
emmen will, muß auch dieſes merkwürdige Gefühl
upektiren, das uns die Natur als Signal beigegeben
hat und über das wir nie hinausgehen ſollen — das
Die Ermündung tritt in-
\ ſpäter ein und wir können
ſub der Zeit Arbeiten verrichten, die ein Anfänger
50 nach kurzer Zeit verlaſſen muß. Die Uebung
t die eigentliche Grundlage für die Erziehungsfähig-
ait des Menſchen. Gerade bei der Erziehung un-
inſerer Jugend iſt dieſe Fähigkeit vor Allem zu beob-
f 1 ten. Da möchte ich beſonders auf einen Punkt
nerkſam machen, der immer überſehen wird: Die
bung erſtreckt ſich weniger auf das Wiſſen als
Tu gewiſſe Fertigkeiten. Nicht mit Unrecht nen-
en ſich unſere Mittelſchulen Gymnaſien, d. h.
uf deutſch „Uebungsſtätten“. Ihre Aufgabe iſt nach
geiner Auffaſſung, vom Standpunkt des Arztes aus,
icht, die Leute mit Wiſſen voll zu pfropfen, ſondern
hre geiſtigen Kräfte zu üben an der
eſen, was man ihnen vorlegt. Wenn Jemand an
in Turngerälh hintritt, um ſeine Kräfte zu ſtählen,
9 dürfen wir nicht ſagen, das braucht er ja ſein
anzes Leben lang nicht. Dasſelbe gilt von der gei-
igen Erziehung. Wir brauchen unſer Latein und
Ötiechifch nur ſelten im Leben. Was uns aber ge-
lieben iſt, das iſt eine gewiſſe Kraft des Ver-
tan des, eine analytiſche, eine ſynthetiſche. Dieſer
heſichtspunkt darf bei der Erziehung nicht aus dem
f üdungsgefühl
|
ge der Uebung immer
u Ermüdung berückſichtigt werden und jedem jungen
enſchen, der ermüdet iſt, die Erholung geſtattet
* Per Sonderling (Nachdruck verboten.
i oman von Eb in geen c
. „Man ſagte mir, daß Du während oder nach dem
lege 115 Schlappen erlitten hätteſt,“ bemerkte Lebrecht,
feinen Bruder ſcharf anſehendd i
R
gte das?“ fuhr er auf. „Woher weiß man das?“
emerkte Lebtech, wie er ſich mit Aufbietung aller Kraft
emeiſtern ſuchte, und nach einige Augenblicken fuhr
A } für welche
N indenblicke fehlt. Die Fabrikbeſitzer der ganzen
och nicht wundern, wenn bei
;
}
e,
Wie kommt es nun, daß gerade heutzutage ſo viele
Nervenübel exiſtiren? Unſere Vorfahren haben
auch ganze Nächte durchwacht und ſich ſtark angeſtrengt.
Aber man hat nichts gehört von dieſem Heer von
Nervenübeln. Schuld daran iſt anſere Zeit. Das
iſt das Zuſammenleben von ſo vielen Tauſenden in
den Großſtädten, die enormen Verkehrsverhältniſſe,
welche unbedingt nothwendig ſind, um dieſen Men-
ſchenmaſſen das Leben zu geſtatten. Die Beziehungen
zu anderen Menſchen haben ſich in den letzten fünfzig
deutend mehr in Anſpruch genommen, als früher. In
dieſen Verhältniſſen liegt der Hauptgrund unſerer
Unſer Nervenſyſtem beſteht aus dem Gehirn und
aus dem Rückenmark und die Nerven ſind die Aus-
läufer. Das ſind die Stränge, welche unſere Rand-
Organe mit dem Mittelpunkt, dem Centrum, verbinden.
Den beſten Begriff von Nervenkräften wird mau bekom-
men, wenn man ſie ſich als Spaunkräfte vorſtellt.
Wenn ein Menſch gut geſchlafen hat, daun iſt auch
in ſeinem Nervenſyſtem eine andere Spannung vorhan-
den, als zur Zeit, da er ermüdet ſich zur Ruhe begibt.
daß durch die Arbeit eine Spannkraft
nen werden kann durch den Schlaf, iſt von weittra-
Der Schlaf iſt die wichtigſte Ein-
Haushalt der Nerven. Wenn wir gut
können wir eine Einnahme im Conto-
buch verzeichnen. Und unſere Aktien ſtehen gut, ſo
lange wir uns eines guten Schlafes erfreuen. Halten
wir daher hoch in Ehren
nahmequelle im
geſchlafen haben,
wir ihn
liebenswürdig und coulaut, wie einen guten Kunden,
Leider betrach-
ten viele Menſchen, in erſter Linie die Jugend, den
Schlaf als ein nothwendiges Uebel, als einen aufdring-
lichen Burſchen. Der Menſch in ſeinem Streben nach
Erwerb und Genuß weiß den Schlaf künſtlich zu ver-
treiben. Man greift zu allen möglichen Mitteln, die
Stunden der Arbeit und des Genuſſes zu „prolongiren.“
Man nimmt Kaffee, Thee oder Nikotin. Wehe dem, der
Er kommt unfehlbar zur Er-
ſchöpfung, ſo daß der Schlaf ihn gänzlich flieht. Das
iſt die krankhafte Sch lafloſigkeit. ,
In dieſem Stadium iſt zwar keineswegs alle Hilf
ausgeſchloſſen, wenn der Betreffende den Muth hat,
einzugeſtehen, daß er bankerott iſt. Aber die Men-
ſchen haben in der Regel dieſen Muth nicht. Sie
borgen Kraft, um die Kataſtrophe nur noch ſchlimmer
0 Dir den Daumen doppelt heftig auf das Auge
rücken!“ .
„Nein, das würde mich nicht wundern, aber ich denke,
dieſe Gelegenheit ſollte ſich nicht ſo bald finden!“ 3
„Nun, wie Du meinſt; ich meinestheils würde mich
mehr auf die Billigkeit, auf die Gemeinſamkeit der In-
Arbeiters verlaſſen, als
auf die Möglichkeiten der Zukunft. Doch das iſt D
1 1 50 haft alſo in der That größere Verluſte gehabt,
ruder “
„Allerdings, aber meine Verbindlichkeiten ſind gedeckt,
die Schwierigfeiten ſind überwunden,
ſo feſt als je.“ 1 HE ;
„Ja, ſagte Lebrecht leichthin, „das iſt mir auch ge-
en 1 ; } |
Leopold athmete tief auf, als er das aus dem Munde
ſeines Bruders vernahm. Er fühlte ſich ſichtlich erleich-
dieſen kleinen Symptomen,
ihm vielmehr, daß ſeine kaufmänniſche Ehre ihm ſelbſt
ſeinem Bruder gegenüber den Mund verſchloß. Ob und
in wie weit ſeine Lage bereits kritiſch war, wußte er nicht
allzu große Beſorgniſſe hegen zu ſollen. Jedenfalls mußte
Leopold ſelber noch begründete Hoffnung haben, ſich heraus-
wohl hervorgetreten ſein, da
eine
Frage der Zeit geweſen wäre. Oder es konnte auch ſein,
daß er noch eine ganz beſondere Hilfsquelle im Hinter-
denn auch wirklich in der
ier das Geſpräch durch den Ein-
ſich im Salon einfan-
ſprach jetzt über allgemeine Dinge. Offen-
Tochter einige Ermahnungen
wie unſchicklich es ſei, ihrem
Y H dieſelben Manieren beizube-
als Kind ganz wohl angeſtanden hätten,
aber bei einem bereits erwachſenen Mädchen ſich ſehr kin-
denn Dora hielt ſich ziemlich verſchüch-
That )
Uebrigens wurde
den, und man .
bar hatte Henriette ihrer
zu machen. Sie greifen zu den künſtlichen Schlafs
mitteln, Morphin, Chloral uſw. Der Schlaf, den
dieſe Mittel herbeiführen, iſt nicht normal, er iſt
gehabt haben und ich möchte Jedermann warnen, zu
dieſen Schlafmitteln zu greifen. Der Schlaf iſt aber
nicht das einzige Mittel, die Nervenkräfte zu erhöhen.
Es gibt noch ein Zwiſchenſtadium zwiſchen Arbeit
und Schlaf. Das iſt die Erholung. Mancher,
der ſeine 14 Tage oder 4 Wochen Urlaub erhält,
Da muß dies und jenes noch erledigt werden, dann
raſch kommt der letzte Urlaubstag, man tritt wieder
ein und ein Berg von Arbeit erwartet einem. Ich
Tage ſollſt Du arbeiten und am ſiebenten Tage
ruhen.“ Die Sountagsruhe iſt gemeint,
welche jeden ſiebenten Tag wiederkehrt.
Schulden, die die Woche mit ſich bringt, laſſen ſich
viel eher am Ende derſelben ausbeſſern, als wenn
wir ein ganzes Jahr warten. Die 3—4 Wochen
kommen auch nicht den 52 Ruhetagen gleich. |
Ruhe in ihrer Vertheilung wirkt viel erſprießlicher.
thode der Sonntagsruhe. ;
Deutſches Reich. 10
* Berlin, 9. Auguſt.
das Nationaldenkmal Kaiſer Wilhelms I. geht hervor,
daß auch Fürſt Bismarck eine Einladung er-
halten hat; auch ſeine Theilnahme an der Ceremonie
der Hammerſchläge und zwar hinter den Angehörigen
Fürſt Hohenlohe nimmt das Programm in Ausſicht.
(Selbſtredend iſt „er“ dann ſterbenskrank und wenn
er ſonſt das ganze Jahr geſund iſt.) .
— Der preußiſche Landesfeuerwehrausſchuß hat
wehrweſens in Preußen verhandelt und ſeine Beſchlüſſe ;
in einem dem Miniſter unterbreitenden Geſetzent-
wurf zuſammengefaßt. Dieſer will ſämmtliche politi-
ſche Gemeinden zur Errichtung zweckentſprechend
ausgerüſteter Feuerwehren verpflichten, inſoweit
nicht durch freiwillige Feuerwehren ausreichende Hilfe
bei Feuersgefahr geſichert iſt. .
@ — — M
tert immer dicht bei ihrer Mutter und nahm höchſt ſelten
einen ſehr beſcheidenen Antheil am Geſpräch. Onkel Leb-
recht mißſiel das nicht wenig. Schon als Kind hatte ſich
Dora durch ihr offenes, zutrauliches Weſen in der Gunſt
die ihm bei ihrem Empfange an
b mit
nur ſehr einſilbige Antworten. 1
Nun, Dora, frug er plötzlich, was denkſt Du mit
Deinem alten Onkel anzufangen! Werden wir unſere
weiten Spaziergänge wieder aufnehmen, wo wir Blumen
zuſammen ſuchten und Feldſträuße banden, die ich Dir
auf Deinen Strohhut ſteckte, wo ich Dir die alten Sagen
und Märchen von Feen und Drachen, Turnieren und
königlichen Hochzeiten erzählte, und Du immer ſo herzlich
in die Hände klatſchteſt, wenn wir zuſammen einen
ſreiten erlegten oder eine gefangene Königstochter be-
reiten 3 Man ; '
„Wenn Mama es mir erlaubt, ſo werde ich die Ehre
( arn 5 ;
„Natürlich, wenn Mama es verbietet, wird nichts
daraus, bemerkte Lebrecht ärgerlich. „Wenn Du aber
druch bleiben. Ich meinte, ob Dir das noch Vergnügen
mache?“ ; ;
„Gewiß,“ verſicherte Dora.
Sie hat es auch gewiß nur
ihre Mutter. „ 9
„Frau Schwägerin, im engeren Kreiſe ziehe .
vor, wenn mir die Leute immer das ſagen, was ſie mei-
nen. So finden ſie auch viel leichter die richtigen Worte.
Draußen in der Welt mag der Jormelkram paſſiren: denn
es scheint mir, daß man da nicht ohne Schminke und Pu-
der leben kann. Aber hier würden € |
den, wenn Sie Dora recht warm gnempfehlen wollten,
ſo gemeint,“ bekräftigte
mit mir zu ſprechen, wie es ihr gerabe ums Herz itt!“
Ach ja, Onkelchen, fief Bor in en
der ihr aufgelegten Eiikette durchbrechend, und in einen
Satze war ſie bei ihm, patſchte ihm mit den kleinen Händ-
Anzeige⸗Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg. /
Eberbach, Sinsheim Eppingen, Weinheim, Schwegins
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach,
beheben, Sonntag, den ll. Miu le
unſere HRerven und die Honntagsruhe.
10 er beſitzt, ſtändig zu vermehren, aber wenigſteus,
baſelbe zu erhalten. eht
dene Art und Weiſe. Eine derſelben iſt die Uebung.
Die Uebung iß eine wunderbare Einrichtung unſeres
Irganismus. Mit jeder Wiederholung wird eine Ar-
at leichter und ſchließlich gewinnen wir eine Leiſt-
ingsfühigteit, welche wir gar nicht geahnt haben. Die
eſtige Thätigkeit iſt einer bedeutenden Steiger
Fung fähig. Doch wird dieſe Uebung nur dann von
ban heil ſein, wenn ſie nach gewiſſen Geſetzen ge-
handhabt wird. Schon den Alten war bekannt, daß
N hun nicht zu raſch vorgehen dürfe. „Nula dies sine
ea“, und „Nunquam otiosus“, d. h.: „Du ſollſt
den Tag eine Kleinigkeit vorwärts ſtreben.“
emmen will, muß auch dieſes merkwürdige Gefühl
upektiren, das uns die Natur als Signal beigegeben
hat und über das wir nie hinausgehen ſollen — das
Die Ermündung tritt in-
\ ſpäter ein und wir können
ſub der Zeit Arbeiten verrichten, die ein Anfänger
50 nach kurzer Zeit verlaſſen muß. Die Uebung
t die eigentliche Grundlage für die Erziehungsfähig-
ait des Menſchen. Gerade bei der Erziehung un-
inſerer Jugend iſt dieſe Fähigkeit vor Allem zu beob-
f 1 ten. Da möchte ich beſonders auf einen Punkt
nerkſam machen, der immer überſehen wird: Die
bung erſtreckt ſich weniger auf das Wiſſen als
Tu gewiſſe Fertigkeiten. Nicht mit Unrecht nen-
en ſich unſere Mittelſchulen Gymnaſien, d. h.
uf deutſch „Uebungsſtätten“. Ihre Aufgabe iſt nach
geiner Auffaſſung, vom Standpunkt des Arztes aus,
icht, die Leute mit Wiſſen voll zu pfropfen, ſondern
hre geiſtigen Kräfte zu üben an der
eſen, was man ihnen vorlegt. Wenn Jemand an
in Turngerälh hintritt, um ſeine Kräfte zu ſtählen,
9 dürfen wir nicht ſagen, das braucht er ja ſein
anzes Leben lang nicht. Dasſelbe gilt von der gei-
igen Erziehung. Wir brauchen unſer Latein und
Ötiechifch nur ſelten im Leben. Was uns aber ge-
lieben iſt, das iſt eine gewiſſe Kraft des Ver-
tan des, eine analytiſche, eine ſynthetiſche. Dieſer
heſichtspunkt darf bei der Erziehung nicht aus dem
f üdungsgefühl
|
ge der Uebung immer
u Ermüdung berückſichtigt werden und jedem jungen
enſchen, der ermüdet iſt, die Erholung geſtattet
* Per Sonderling (Nachdruck verboten.
i oman von Eb in geen c
. „Man ſagte mir, daß Du während oder nach dem
lege 115 Schlappen erlitten hätteſt,“ bemerkte Lebrecht,
feinen Bruder ſcharf anſehendd i
R
gte das?“ fuhr er auf. „Woher weiß man das?“
emerkte Lebtech, wie er ſich mit Aufbietung aller Kraft
emeiſtern ſuchte, und nach einige Augenblicken fuhr
A } für welche
N indenblicke fehlt. Die Fabrikbeſitzer der ganzen
och nicht wundern, wenn bei
;
}
e,
Wie kommt es nun, daß gerade heutzutage ſo viele
Nervenübel exiſtiren? Unſere Vorfahren haben
auch ganze Nächte durchwacht und ſich ſtark angeſtrengt.
Aber man hat nichts gehört von dieſem Heer von
Nervenübeln. Schuld daran iſt anſere Zeit. Das
iſt das Zuſammenleben von ſo vielen Tauſenden in
den Großſtädten, die enormen Verkehrsverhältniſſe,
welche unbedingt nothwendig ſind, um dieſen Men-
ſchenmaſſen das Leben zu geſtatten. Die Beziehungen
zu anderen Menſchen haben ſich in den letzten fünfzig
deutend mehr in Anſpruch genommen, als früher. In
dieſen Verhältniſſen liegt der Hauptgrund unſerer
Unſer Nervenſyſtem beſteht aus dem Gehirn und
aus dem Rückenmark und die Nerven ſind die Aus-
läufer. Das ſind die Stränge, welche unſere Rand-
Organe mit dem Mittelpunkt, dem Centrum, verbinden.
Den beſten Begriff von Nervenkräften wird mau bekom-
men, wenn man ſie ſich als Spaunkräfte vorſtellt.
Wenn ein Menſch gut geſchlafen hat, daun iſt auch
in ſeinem Nervenſyſtem eine andere Spannung vorhan-
den, als zur Zeit, da er ermüdet ſich zur Ruhe begibt.
daß durch die Arbeit eine Spannkraft
nen werden kann durch den Schlaf, iſt von weittra-
Der Schlaf iſt die wichtigſte Ein-
Haushalt der Nerven. Wenn wir gut
können wir eine Einnahme im Conto-
buch verzeichnen. Und unſere Aktien ſtehen gut, ſo
lange wir uns eines guten Schlafes erfreuen. Halten
wir daher hoch in Ehren
nahmequelle im
geſchlafen haben,
wir ihn
liebenswürdig und coulaut, wie einen guten Kunden,
Leider betrach-
ten viele Menſchen, in erſter Linie die Jugend, den
Schlaf als ein nothwendiges Uebel, als einen aufdring-
lichen Burſchen. Der Menſch in ſeinem Streben nach
Erwerb und Genuß weiß den Schlaf künſtlich zu ver-
treiben. Man greift zu allen möglichen Mitteln, die
Stunden der Arbeit und des Genuſſes zu „prolongiren.“
Man nimmt Kaffee, Thee oder Nikotin. Wehe dem, der
Er kommt unfehlbar zur Er-
ſchöpfung, ſo daß der Schlaf ihn gänzlich flieht. Das
iſt die krankhafte Sch lafloſigkeit. ,
In dieſem Stadium iſt zwar keineswegs alle Hilf
ausgeſchloſſen, wenn der Betreffende den Muth hat,
einzugeſtehen, daß er bankerott iſt. Aber die Men-
ſchen haben in der Regel dieſen Muth nicht. Sie
borgen Kraft, um die Kataſtrophe nur noch ſchlimmer
0 Dir den Daumen doppelt heftig auf das Auge
rücken!“ .
„Nein, das würde mich nicht wundern, aber ich denke,
dieſe Gelegenheit ſollte ſich nicht ſo bald finden!“ 3
„Nun, wie Du meinſt; ich meinestheils würde mich
mehr auf die Billigkeit, auf die Gemeinſamkeit der In-
Arbeiters verlaſſen, als
auf die Möglichkeiten der Zukunft. Doch das iſt D
1 1 50 haft alſo in der That größere Verluſte gehabt,
ruder “
„Allerdings, aber meine Verbindlichkeiten ſind gedeckt,
die Schwierigfeiten ſind überwunden,
ſo feſt als je.“ 1 HE ;
„Ja, ſagte Lebrecht leichthin, „das iſt mir auch ge-
en 1 ; } |
Leopold athmete tief auf, als er das aus dem Munde
ſeines Bruders vernahm. Er fühlte ſich ſichtlich erleich-
dieſen kleinen Symptomen,
ihm vielmehr, daß ſeine kaufmänniſche Ehre ihm ſelbſt
ſeinem Bruder gegenüber den Mund verſchloß. Ob und
in wie weit ſeine Lage bereits kritiſch war, wußte er nicht
allzu große Beſorgniſſe hegen zu ſollen. Jedenfalls mußte
Leopold ſelber noch begründete Hoffnung haben, ſich heraus-
wohl hervorgetreten ſein, da
eine
Frage der Zeit geweſen wäre. Oder es konnte auch ſein,
daß er noch eine ganz beſondere Hilfsquelle im Hinter-
denn auch wirklich in der
ier das Geſpräch durch den Ein-
ſich im Salon einfan-
ſprach jetzt über allgemeine Dinge. Offen-
Tochter einige Ermahnungen
wie unſchicklich es ſei, ihrem
Y H dieſelben Manieren beizube-
als Kind ganz wohl angeſtanden hätten,
aber bei einem bereits erwachſenen Mädchen ſich ſehr kin-
denn Dora hielt ſich ziemlich verſchüch-
That )
Uebrigens wurde
den, und man .
bar hatte Henriette ihrer
zu machen. Sie greifen zu den künſtlichen Schlafs
mitteln, Morphin, Chloral uſw. Der Schlaf, den
dieſe Mittel herbeiführen, iſt nicht normal, er iſt
gehabt haben und ich möchte Jedermann warnen, zu
dieſen Schlafmitteln zu greifen. Der Schlaf iſt aber
nicht das einzige Mittel, die Nervenkräfte zu erhöhen.
Es gibt noch ein Zwiſchenſtadium zwiſchen Arbeit
und Schlaf. Das iſt die Erholung. Mancher,
der ſeine 14 Tage oder 4 Wochen Urlaub erhält,
Da muß dies und jenes noch erledigt werden, dann
raſch kommt der letzte Urlaubstag, man tritt wieder
ein und ein Berg von Arbeit erwartet einem. Ich
Tage ſollſt Du arbeiten und am ſiebenten Tage
ruhen.“ Die Sountagsruhe iſt gemeint,
welche jeden ſiebenten Tag wiederkehrt.
Schulden, die die Woche mit ſich bringt, laſſen ſich
viel eher am Ende derſelben ausbeſſern, als wenn
wir ein ganzes Jahr warten. Die 3—4 Wochen
kommen auch nicht den 52 Ruhetagen gleich. |
Ruhe in ihrer Vertheilung wirkt viel erſprießlicher.
thode der Sonntagsruhe. ;
Deutſches Reich. 10
* Berlin, 9. Auguſt.
das Nationaldenkmal Kaiſer Wilhelms I. geht hervor,
daß auch Fürſt Bismarck eine Einladung er-
halten hat; auch ſeine Theilnahme an der Ceremonie
der Hammerſchläge und zwar hinter den Angehörigen
Fürſt Hohenlohe nimmt das Programm in Ausſicht.
(Selbſtredend iſt „er“ dann ſterbenskrank und wenn
er ſonſt das ganze Jahr geſund iſt.) .
— Der preußiſche Landesfeuerwehrausſchuß hat
wehrweſens in Preußen verhandelt und ſeine Beſchlüſſe ;
in einem dem Miniſter unterbreitenden Geſetzent-
wurf zuſammengefaßt. Dieſer will ſämmtliche politi-
ſche Gemeinden zur Errichtung zweckentſprechend
ausgerüſteter Feuerwehren verpflichten, inſoweit
nicht durch freiwillige Feuerwehren ausreichende Hilfe
bei Feuersgefahr geſichert iſt. .
@ — — M
tert immer dicht bei ihrer Mutter und nahm höchſt ſelten
einen ſehr beſcheidenen Antheil am Geſpräch. Onkel Leb-
recht mißſiel das nicht wenig. Schon als Kind hatte ſich
Dora durch ihr offenes, zutrauliches Weſen in der Gunſt
die ihm bei ihrem Empfange an
b mit
nur ſehr einſilbige Antworten. 1
Nun, Dora, frug er plötzlich, was denkſt Du mit
Deinem alten Onkel anzufangen! Werden wir unſere
weiten Spaziergänge wieder aufnehmen, wo wir Blumen
zuſammen ſuchten und Feldſträuße banden, die ich Dir
auf Deinen Strohhut ſteckte, wo ich Dir die alten Sagen
und Märchen von Feen und Drachen, Turnieren und
königlichen Hochzeiten erzählte, und Du immer ſo herzlich
in die Hände klatſchteſt, wenn wir zuſammen einen
ſreiten erlegten oder eine gefangene Königstochter be-
reiten 3 Man ; '
„Wenn Mama es mir erlaubt, ſo werde ich die Ehre
( arn 5 ;
„Natürlich, wenn Mama es verbietet, wird nichts
daraus, bemerkte Lebrecht ärgerlich. „Wenn Du aber
druch bleiben. Ich meinte, ob Dir das noch Vergnügen
mache?“ ; ;
„Gewiß,“ verſicherte Dora.
Sie hat es auch gewiß nur
ihre Mutter. „ 9
„Frau Schwägerin, im engeren Kreiſe ziehe .
vor, wenn mir die Leute immer das ſagen, was ſie mei-
nen. So finden ſie auch viel leichter die richtigen Worte.
Draußen in der Welt mag der Jormelkram paſſiren: denn
es scheint mir, daß man da nicht ohne Schminke und Pu-
der leben kann. Aber hier würden € |
den, wenn Sie Dora recht warm gnempfehlen wollten,
ſo gemeint,“ bekräftigte
mit mir zu ſprechen, wie es ihr gerabe ums Herz itt!“
Ach ja, Onkelchen, fief Bor in en
der ihr aufgelegten Eiikette durchbrechend, und in einen
Satze war ſie bei ihm, patſchte ihm mit den kleinen Händ-