dakti
. Zwinger ſtraße 7
Anzeige ⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heldelberg,
Eberbach, Sinsheim, Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Walldürn ꝛc.
TE
I. Ihn.
— ͤwCỹ6——
gEiniges aus der Kirchengeſchichte Badens.
ugleich ein 9 55 97 1 Kanzleidirektor
5 Dr. Maas.
I. n ;
Die „Heidelberger Zeitung“ widmete in ihrer
266 dem verewigten erzbiſchöflichen Kanzleirath
uk. Maas ein paar Zeilen Nachruf, worin ſie be-
t: „Das Ableben dieſes Maunes entbehre nicht
er gewiſſen politiſchen Bedeutung.“ Sie hat reckt.
. Leben und Wirken im Dienſte unſerer Kirche
des wohl eine größere Bedeutung, als der Verfaſſer
betr. Nachrufes ſich einbilden mag.
tin Ver den beſcheidenen Mann in ſeinem ſchlichten,
nachen Auftreten gekannt, ahnte wohl kaum, welche
che Fülle von juriſtiſchen kirchenhiſtoriſchen und
gedlogiſchen Kenntniſſen in dieſer einen Perſon ver-
d war, ahnte wohl kaum, daß in ihm ein großer
fel unſerer badiſchen Kirchengeſchichte verkörpert iſt.
beit es, der neben Hofklaplan Dr. Strehle der
nüeſte und ergebenſte Diener des hochſeligen Be-
nerbiſchoßs Herrmann von Vicari geweſen
Und wenn es dieſem vielgeprüften und vielange-
deten Metropoliten, der mit Recht ſeiner Zeit von
ſeiner biſchöflichen Amtsbrüder der Athana-
us der deutſchen Kirche genannt wurde, gelungen
die katholiſche Kirche Baden's aus den entwürdi-
8 Feſſeln des Staatskirchenthums herauszureißen,
.
Das ſtaatliche Plecet (Genehmigung) verbot
erzbiſchöflichen oder päpſtlichen Erlaſſe, bevor ſie
y zenehmigung der Regierung erhalten hatten!
Im welch unwürdiger Weiſe dieſes Placet geübt
mie, dafür nur ein Beiſpiel. Im Jahre 183 7
Fal agte auf Grund des Plocets die Regierung die
ail eſung des alljährlichen Faſtenhirtenbriefes,
d In demſelben wie gewöhnlich für alle Freitage
i, ganzen Jahres Enthaltung von Fleiſch-
eiſen angeordnet war. Und Erzbiſchof Demeter
aaubte deswegen in ſeinem Faſtenhirtenbrief an allen
wöhnlichen Freitagen des Jahres Fleiſch zu
6 805 J Erſt nachdem die katholiſchen Laien, Prie-
bt und benachbarte Biſchöfe dagegen ihr entſchiedenes
Mullen äußerten, verlangte der Erzbi ſchof Demeter
r ——...—
Der Sonderling. (Nachdruck nerboten)
Roman von Philipp Laicus.
gal Du wirſt Dora dieſe hundertzwanzigtauſend Tha-
Len 2“ fragte Leopold.
y ebrecht ſah ſeinen Bruder ſtarr an und lachte. „Dora
einmal ſpäter viel mehr von mir bekommen, und
Schmuck koſten; wenn Du aber meinſt, von den hun-
zwanziatauſend Thalern, von welchen Du ſprichſt, be-
eule einen einzigen, ſo wirſt Du Dich ſehr getäuſcht
en Brüderchen!“
Gets a wie ſoll ich das verſtehen? fragte Leopold, deſſen
ich ſich um die Hälfte verlängerte.
e das iſt ſehr natürlich,“ meinte Lebrecht.
y un Willprand gebeſſert, wenn ich Dora das Geld
te? Der bliebe ganz derſelbe arme Schlucker, der er
die und käme in eine Abhängigkeit, die für einen Mann
e Dauer unerträglich würde..
* Nähen ſagte Leopold, „wie denkſt Du denn die Sache
„Um was
kene n Stückes Geldes, damit der Herzenswunſch Dora's
X b@rfullung finden kann. Dazu iſt es aber nothwen-
Fans ß nicht ſie dem Manne, ſondern der Mann ihr ein
miünbiete, und wenn Du Dich, wie das ja natürlich
ii Deinem künftigen Schwiegerſohne aſſociirſt, ſo muß
aßen können; dieſes mein Geld ſchieße ich in Dein
ben
3 Jonit würde er ſtets Buchhalter von Deiner Gnade
win Wenn Du alſo in die Heirath der Beiden willigſt,
1 95 Du in der That einen Schwiegerſohn bekommen,
Mddermögen dem Deinen gleich iſt; aber er wird nicht
D ädchen bekommen, das ihm außer ſeiner Perſon eine
hafte Mitgift einbringt.“ NVE
ügte Las ſcheint mir denn doch ziemlich gleichgiltig zu ſein,“
kater Leopold, deſſen Züge ſich wieder allmählich aufhei-
dolge 8 115 2 e dies Vermögen doch immer in
mer Heirat.“ 15 1in e Snmß
lag Fuel Unterſchied, Brüderchen,“ ſagte Lebrecht. „Für
ermögen bleibt er mir zu Dank verbunden, und ich
die Geneh migung der Regie rung, ſeinen
Diöceſanen die Beobachtung des 3. Kirchengebotes
daß von allen früheren Biſchöfen ja auch das Frei-
tagsgebot angeordnet geweſen und daß „ſeine Auf-
hebung dieſes Gebotes bei gebildeten Katholiken jene
günſtige Aufnahme nicht gefunden, die er erwartet
habe“. Dies nur ein Beiſpiel aus vielen ähnlicher
Art. — . N
Mit dieſer Kuechtung der kirchlichen Freiheit ging
Hand in Hand der alles zerſetzende, auf den theolo-
giſchen Lehrſtühlen gepflegte ſeichteſte Rationa-
lis mus. In Freiburg tractirte ein kathol. Pro-
feſſor die Kirchengeſchichte in ſolch empörender Weiſe,
daß nach der Tüb. theol. Quartalſchrift Jahrgang
zenloſer Verachtung gegen das Chriſtenthum er-
füllt wurde.“ Er ſtellte ſich nach ſeinen eigenen Aeußer-
ungen in der Kirchengeſchichte die Aufgabe, „die Entſteh-
ung der Lehre von der Gottheit Chriſti u. der Dreinigkeit
im rationaliſtiſchen Sinne darzuſtellen, die Anmaßung
des Papſtthums, die Unſittlichkeit des römiſchen Ho-
fes nachzuweiſen.“ An der gleichen Hochſchule war
der Profeſſor der Paſtoraltheologie und Stadt-
pfarrer in Freiburg, Dr. Joſeph Schwagl Stuhl-
meiſter der Freimaurerloge geweſen. Daß
die Schüler ſolcher Lehrer nicht viel beſſer ſein
konnten als dieſe, verſteht ſich von ſelbſt. So berich-
tet dieſer oben genannte Profeſſor der Kirchengeſchichte
vorausgegangenen Nacht ſaßen die Candidaten
Daher auch jene traurige Thatſache, die in der Ge-
ſchichte des badiſchen Clerus der ſchwarzeſte Punkt für
ewige Zeiten bilden wird, daß im Jahre 1831 die
Seminariſten kurz vor der Prieſterweihe in einer
Adreſſe an die badiſche Kammer um Abſchaffung
des Cölibates nachſuchten: Abſchaffung der Ehelo-
ſigkeit der kath. Prieſter und das von Staatswegen!!
Nicht viel beſſer war ein Theil des activen Seel-
ſorge⸗Klerus, welcher Synoden abhielt, in welchen
er gegen Erzbiſchöfliche Verordnungen Proteſt erhob.
So lud im Auguſt 1832 der kath. Pfarrer Burg von
Welſchlingen zur Abhaltung einer Laienſynode auf dem
Hohentwiel mit den Worten ein: „In ſtaatspolizeilicher (!)
und kirchlicher Beziehung kommt wenig Gutes von oben,
von Königen od. Biſchöfen. Im abgelegenen Hohentwiel
wollen wir in allgemeiner Verſammlung gegen die pha-
(06 0ãſ//ſ/d/ſꝓ:„Vẽsßꝗßſ ˙5—ſm;i: .... E
bin nicht ſein Aſſocis. Dir bringt er zu und fühlt ſich da-
her in Geſchäftsſachen als Dir vollſtändig gleichſtehend,
wie ſich das auch ſchickt, und wenn Ihr nicht zuſammen
gewähren könnt, ſo kann er, ohne eine Pflicht der Dank-
barkeit zu verletzen, ſein Geld herausziehen und ein eige-
nes Geſchäft gründen. Es iſt nichts drückender für einen
Mann, als das Gefühl, von ſeiner Frau und ſeinen Schwie-
gereltern abhängig zu ſein, und ich will nicht, daß dieſer
Keim einer ſolchen Fülle ehelichen Unglücks in Dora's Ehe
eingebracht werde.“
„Das iſt eine barocke Idee!“ meinte Leopold. ;
„Sei es,“ entgegnete Lebrecht. „Du weißt, über meine
Ideen, und namentlich über meine barocken Ideen iſt von
jeher ein Streit unmöglich geweſen. Am Morgen des Ta-
ges, an welchem Willbrand Dora heirathet, ehe er zur
Kirche geht, bekommt er von mir ſein Heirathsgeſchenk.“
„Gegen ein ſo entſchiedenes Wort Lebrecht's ließ ſich
nichts mehr einwenden. Indeſſen konnte Leopold nicht in
Abrede ſtellen, daß ein derartiges Verhalten ganz den
Worten entſprach, die Lebrecht ſeiner Zeit geäußert. Es
wäre ihm freilich lieber geweſen, wenn das junge Ehepaar
das Geld durch die Vermittlung Dora's bekommen, und
ſeinen Bemerkungen. Er hatte die geheimſten Gedanken
Leopold's klarer als dieſer ſich ſelbſt geſtand ausgesprochen.
Denn in der That hatte Leopold einen etwaigen Geſell-
ſchaftsvertraa mit Willbrand nur als eine Förmlichkeit be-
trachtet, welche deſſen Stellung dem Geſchäftsperſonal ge-
genüber als eine ſeines Schwiegerſohnes würdige erſcheinen
ließ, aber ihn in der Leitung der Fabrik durchaus nicht
beſchränken dürfe. Gerade ſolche unklare Verhältniſſe aber
waren Lebrecht in tiefſter Seele verhaßt; denn ſeiner An-
ſicht nach legte dieſe Unklarteit den Grund zu hundert
Schwierigkeiten und Mißhelligkeiten, welche ſtörend in das
tägliche Leben eingreifen. Und dies war mit eine der Ur-
Gatten Dora's eine klare und wür-
Aber auch nach den Erklärungen Lebrecht's blieb Will-
brand ein ſehr annehmbarer Gatte für Dora. Nach den
Eröffnungen Lebrecht's konnte er in der That als ein Mann
brauchen. Wir wollen berathen eine Dankadreſſe
an Weſſenberg, eine Adreſſe an den Erzbiſchof um
Abſchaffung der Weihung des Salzes, der Bittgänge,
der Ohrenbeich e, der Einführung der deutſchen Litur-
gie, Abſchaffung des Cölibates.“ Die Gemeinde Wel-
ſchingen mußte ihren eigenen Pfarrer mit Ge-
walt nöthigen, daß er nicht die Wallfahrtskirche
ließ. (Schluß folgt.)
Deutſches Reich.
* Berlin, 15 November
— Die längere Konferenz des Kaiſers am
Donnerſtag Abend mit dem Reichskanzler und dem
Staatsſekretär Freiherrn von Marſchall vor der Sitz-
ung und dem Diner im Reichsjuſtizamt, und die un.
terhaltung, die ſich unmittelbar nach dem Diner mit
im Orient. Die Audienz, die der Kaiſer dann
in ſpäter Abendſtunde dem öſterreichiſchen Botſchafter
Szögoeny ertheilte, weiſt direkt darauf hin, daß es
ſich um die von Oeſterreich⸗Ungarn ausgegangene An-
regung zu einer Verſtändigung der Mächte über ein
gemeinſames Verhalten gegenüber den Schwierigkeiten
in der Türkei gehandelt hat. Es wäre falſch, zu glau-
ben, daß etwa Ereigniſſe der letzten Tage den Plan
zu beſtimmten Maßnahmen hervorgerufen hätten. Das
iſt nicht der Fall, wie auch aus einer Bemerkung des
Kaiſers zu einem der Herren bei dem Diner hervor-
geht. Es handelt ſich vielmehr bei den öſterreichiſchen
Vorſchlägen wohl nur um ganz allgemeine Verabre-
dungen für etwaige Fälle, die in der Türkei eintreten
könnten, und wohl um nicht mehr, als um die Ueber-
gemeinſam unternehmen ſollen. Die Vereinbarung iſt,
wenn ſie zuſtande kommt, eher ein Ausdruck der noch
beſtehenden allgemeinen Abſicht, den Frieden zu
erhalten. Die Entſendung der Schiffe der
verſchiedenen Staaten war ſchon früher beſchloſ-
ſen; ſie iſt lt. Frkf. Ztg. nicht als eine Flotten-
demonſtration aufzufaſſen, ſondern bezweckt weit mehr,
wie ſchon die Vertheilung der Schiffe beweiſt, den
Schutz der verſchiedenen Staatsangehörigen bei etwai-
gen Unruhen. ;
— In der königl. Gewehrfabrik und Muni-
tionsfabrik zu Spandau waren bisher die Meiſter nicht
gegen Gehalt angeſtellt, ſondern ſie waren gewiſſermaßen
betrachtet werden, deſſen Vermögen nicht nur dem Leopolds
gleichkam, ſondern faſt um die Hälfte übertraf. Dazu ver-
einigte er alle Eigenſchaften des Herzens und des Geiſtes,
die einem jungen Manne wohl anſtehen, und beſaß die
Liebe Doras. . A
Unter ſolchen Umſtänden konnte die Antwort Leopolds,
nachdem ſein anfängliches Mißbehagen verraucht war, nicht
unzweifelhaft ſein. Er lud den jungen Mann ein, ihn za
beſuchen und über ſeine Verhältniſſe nähere Auskunft zu
geben. — — ..
Es iſt leicht begreiflich, in welchem Zuſtande furchtba-
rer Aufregung Willbrand die Antwort des Vaters ſeiner
Geliebten erwartete. Er vermochte nichts zu eſſen und nichts
zu trinken. Er ſuchte zu malen, aber der Pinſel zitterte
in ſeiner Hand. Er wollte in's Freie, aber kaum gefaßt,
verwarf er wieder den Gedanken. Er wollte leſen, aber
die Buchſtaben ſchwammen vor ſeinen Augen. 3
Endlich gegen vier Uhr Nachmittags hörte er die ihm
wohlbekannte Stimme des Bedienten aus dem Bernauſchen
Hauſes, der ſich nach Herrn Maler Willbrand erkundigte.
Wie der Blitz ſchoß er zu ſeiner Stube hinaus, ſtolperte
9 0 128 hinunter und nahm das Schreiben dem
edienten ab. : . 5 ;
Er las es. Es war leine Abweiſung. Er that einen
beleien zu verſinken. A ; k ;
„Sch ſoll kommen, alſo werde ich nicht abgewieſen;
aber ich ſoll über meine Verhältniſſe Auskunft geben. Du
lieber Gott, meine Verhältniſſe!“ redete er zagend vor ſich
hin. „Indeſſen,“ fügte er ſich ermuthigend bei, „fetzt iſt
einmal in den Apfel hineingebiſſen, und es mag jezt
gehen, wie es will. Es bleibt mir nun keine andere Wahl
mehr übrig. 1 an e
Haſtig kleidete er ſich nun an und eilte in die Woh-
aufgenommen, und die e um welche man ſich
erkundigte, betrafen keineswegs ſein Vermögen, ſondern
Fortſetzung folgt.)
. Zwinger ſtraße 7
Anzeige ⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heldelberg,
Eberbach, Sinsheim, Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Walldürn ꝛc.
TE
I. Ihn.
— ͤwCỹ6——
gEiniges aus der Kirchengeſchichte Badens.
ugleich ein 9 55 97 1 Kanzleidirektor
5 Dr. Maas.
I. n ;
Die „Heidelberger Zeitung“ widmete in ihrer
266 dem verewigten erzbiſchöflichen Kanzleirath
uk. Maas ein paar Zeilen Nachruf, worin ſie be-
t: „Das Ableben dieſes Maunes entbehre nicht
er gewiſſen politiſchen Bedeutung.“ Sie hat reckt.
. Leben und Wirken im Dienſte unſerer Kirche
des wohl eine größere Bedeutung, als der Verfaſſer
betr. Nachrufes ſich einbilden mag.
tin Ver den beſcheidenen Mann in ſeinem ſchlichten,
nachen Auftreten gekannt, ahnte wohl kaum, welche
che Fülle von juriſtiſchen kirchenhiſtoriſchen und
gedlogiſchen Kenntniſſen in dieſer einen Perſon ver-
d war, ahnte wohl kaum, daß in ihm ein großer
fel unſerer badiſchen Kirchengeſchichte verkörpert iſt.
beit es, der neben Hofklaplan Dr. Strehle der
nüeſte und ergebenſte Diener des hochſeligen Be-
nerbiſchoßs Herrmann von Vicari geweſen
Und wenn es dieſem vielgeprüften und vielange-
deten Metropoliten, der mit Recht ſeiner Zeit von
ſeiner biſchöflichen Amtsbrüder der Athana-
us der deutſchen Kirche genannt wurde, gelungen
die katholiſche Kirche Baden's aus den entwürdi-
8 Feſſeln des Staatskirchenthums herauszureißen,
.
Das ſtaatliche Plecet (Genehmigung) verbot
erzbiſchöflichen oder päpſtlichen Erlaſſe, bevor ſie
y zenehmigung der Regierung erhalten hatten!
Im welch unwürdiger Weiſe dieſes Placet geübt
mie, dafür nur ein Beiſpiel. Im Jahre 183 7
Fal agte auf Grund des Plocets die Regierung die
ail eſung des alljährlichen Faſtenhirtenbriefes,
d In demſelben wie gewöhnlich für alle Freitage
i, ganzen Jahres Enthaltung von Fleiſch-
eiſen angeordnet war. Und Erzbiſchof Demeter
aaubte deswegen in ſeinem Faſtenhirtenbrief an allen
wöhnlichen Freitagen des Jahres Fleiſch zu
6 805 J Erſt nachdem die katholiſchen Laien, Prie-
bt und benachbarte Biſchöfe dagegen ihr entſchiedenes
Mullen äußerten, verlangte der Erzbi ſchof Demeter
r ——...—
Der Sonderling. (Nachdruck nerboten)
Roman von Philipp Laicus.
gal Du wirſt Dora dieſe hundertzwanzigtauſend Tha-
Len 2“ fragte Leopold.
y ebrecht ſah ſeinen Bruder ſtarr an und lachte. „Dora
einmal ſpäter viel mehr von mir bekommen, und
Schmuck koſten; wenn Du aber meinſt, von den hun-
zwanziatauſend Thalern, von welchen Du ſprichſt, be-
eule einen einzigen, ſo wirſt Du Dich ſehr getäuſcht
en Brüderchen!“
Gets a wie ſoll ich das verſtehen? fragte Leopold, deſſen
ich ſich um die Hälfte verlängerte.
e das iſt ſehr natürlich,“ meinte Lebrecht.
y un Willprand gebeſſert, wenn ich Dora das Geld
te? Der bliebe ganz derſelbe arme Schlucker, der er
die und käme in eine Abhängigkeit, die für einen Mann
e Dauer unerträglich würde..
* Nähen ſagte Leopold, „wie denkſt Du denn die Sache
„Um was
kene n Stückes Geldes, damit der Herzenswunſch Dora's
X b@rfullung finden kann. Dazu iſt es aber nothwen-
Fans ß nicht ſie dem Manne, ſondern der Mann ihr ein
miünbiete, und wenn Du Dich, wie das ja natürlich
ii Deinem künftigen Schwiegerſohne aſſociirſt, ſo muß
aßen können; dieſes mein Geld ſchieße ich in Dein
ben
3 Jonit würde er ſtets Buchhalter von Deiner Gnade
win Wenn Du alſo in die Heirath der Beiden willigſt,
1 95 Du in der That einen Schwiegerſohn bekommen,
Mddermögen dem Deinen gleich iſt; aber er wird nicht
D ädchen bekommen, das ihm außer ſeiner Perſon eine
hafte Mitgift einbringt.“ NVE
ügte Las ſcheint mir denn doch ziemlich gleichgiltig zu ſein,“
kater Leopold, deſſen Züge ſich wieder allmählich aufhei-
dolge 8 115 2 e dies Vermögen doch immer in
mer Heirat.“ 15 1in e Snmß
lag Fuel Unterſchied, Brüderchen,“ ſagte Lebrecht. „Für
ermögen bleibt er mir zu Dank verbunden, und ich
die Geneh migung der Regie rung, ſeinen
Diöceſanen die Beobachtung des 3. Kirchengebotes
daß von allen früheren Biſchöfen ja auch das Frei-
tagsgebot angeordnet geweſen und daß „ſeine Auf-
hebung dieſes Gebotes bei gebildeten Katholiken jene
günſtige Aufnahme nicht gefunden, die er erwartet
habe“. Dies nur ein Beiſpiel aus vielen ähnlicher
Art. — . N
Mit dieſer Kuechtung der kirchlichen Freiheit ging
Hand in Hand der alles zerſetzende, auf den theolo-
giſchen Lehrſtühlen gepflegte ſeichteſte Rationa-
lis mus. In Freiburg tractirte ein kathol. Pro-
feſſor die Kirchengeſchichte in ſolch empörender Weiſe,
daß nach der Tüb. theol. Quartalſchrift Jahrgang
zenloſer Verachtung gegen das Chriſtenthum er-
füllt wurde.“ Er ſtellte ſich nach ſeinen eigenen Aeußer-
ungen in der Kirchengeſchichte die Aufgabe, „die Entſteh-
ung der Lehre von der Gottheit Chriſti u. der Dreinigkeit
im rationaliſtiſchen Sinne darzuſtellen, die Anmaßung
des Papſtthums, die Unſittlichkeit des römiſchen Ho-
fes nachzuweiſen.“ An der gleichen Hochſchule war
der Profeſſor der Paſtoraltheologie und Stadt-
pfarrer in Freiburg, Dr. Joſeph Schwagl Stuhl-
meiſter der Freimaurerloge geweſen. Daß
die Schüler ſolcher Lehrer nicht viel beſſer ſein
konnten als dieſe, verſteht ſich von ſelbſt. So berich-
tet dieſer oben genannte Profeſſor der Kirchengeſchichte
vorausgegangenen Nacht ſaßen die Candidaten
Daher auch jene traurige Thatſache, die in der Ge-
ſchichte des badiſchen Clerus der ſchwarzeſte Punkt für
ewige Zeiten bilden wird, daß im Jahre 1831 die
Seminariſten kurz vor der Prieſterweihe in einer
Adreſſe an die badiſche Kammer um Abſchaffung
des Cölibates nachſuchten: Abſchaffung der Ehelo-
ſigkeit der kath. Prieſter und das von Staatswegen!!
Nicht viel beſſer war ein Theil des activen Seel-
ſorge⸗Klerus, welcher Synoden abhielt, in welchen
er gegen Erzbiſchöfliche Verordnungen Proteſt erhob.
So lud im Auguſt 1832 der kath. Pfarrer Burg von
Welſchlingen zur Abhaltung einer Laienſynode auf dem
Hohentwiel mit den Worten ein: „In ſtaatspolizeilicher (!)
und kirchlicher Beziehung kommt wenig Gutes von oben,
von Königen od. Biſchöfen. Im abgelegenen Hohentwiel
wollen wir in allgemeiner Verſammlung gegen die pha-
(06 0ãſ//ſ/d/ſꝓ:„Vẽsßꝗßſ ˙5—ſm;i: .... E
bin nicht ſein Aſſocis. Dir bringt er zu und fühlt ſich da-
her in Geſchäftsſachen als Dir vollſtändig gleichſtehend,
wie ſich das auch ſchickt, und wenn Ihr nicht zuſammen
gewähren könnt, ſo kann er, ohne eine Pflicht der Dank-
barkeit zu verletzen, ſein Geld herausziehen und ein eige-
nes Geſchäft gründen. Es iſt nichts drückender für einen
Mann, als das Gefühl, von ſeiner Frau und ſeinen Schwie-
gereltern abhängig zu ſein, und ich will nicht, daß dieſer
Keim einer ſolchen Fülle ehelichen Unglücks in Dora's Ehe
eingebracht werde.“
„Das iſt eine barocke Idee!“ meinte Leopold. ;
„Sei es,“ entgegnete Lebrecht. „Du weißt, über meine
Ideen, und namentlich über meine barocken Ideen iſt von
jeher ein Streit unmöglich geweſen. Am Morgen des Ta-
ges, an welchem Willbrand Dora heirathet, ehe er zur
Kirche geht, bekommt er von mir ſein Heirathsgeſchenk.“
„Gegen ein ſo entſchiedenes Wort Lebrecht's ließ ſich
nichts mehr einwenden. Indeſſen konnte Leopold nicht in
Abrede ſtellen, daß ein derartiges Verhalten ganz den
Worten entſprach, die Lebrecht ſeiner Zeit geäußert. Es
wäre ihm freilich lieber geweſen, wenn das junge Ehepaar
das Geld durch die Vermittlung Dora's bekommen, und
ſeinen Bemerkungen. Er hatte die geheimſten Gedanken
Leopold's klarer als dieſer ſich ſelbſt geſtand ausgesprochen.
Denn in der That hatte Leopold einen etwaigen Geſell-
ſchaftsvertraa mit Willbrand nur als eine Förmlichkeit be-
trachtet, welche deſſen Stellung dem Geſchäftsperſonal ge-
genüber als eine ſeines Schwiegerſohnes würdige erſcheinen
ließ, aber ihn in der Leitung der Fabrik durchaus nicht
beſchränken dürfe. Gerade ſolche unklare Verhältniſſe aber
waren Lebrecht in tiefſter Seele verhaßt; denn ſeiner An-
ſicht nach legte dieſe Unklarteit den Grund zu hundert
Schwierigkeiten und Mißhelligkeiten, welche ſtörend in das
tägliche Leben eingreifen. Und dies war mit eine der Ur-
Gatten Dora's eine klare und wür-
Aber auch nach den Erklärungen Lebrecht's blieb Will-
brand ein ſehr annehmbarer Gatte für Dora. Nach den
Eröffnungen Lebrecht's konnte er in der That als ein Mann
brauchen. Wir wollen berathen eine Dankadreſſe
an Weſſenberg, eine Adreſſe an den Erzbiſchof um
Abſchaffung der Weihung des Salzes, der Bittgänge,
der Ohrenbeich e, der Einführung der deutſchen Litur-
gie, Abſchaffung des Cölibates.“ Die Gemeinde Wel-
ſchingen mußte ihren eigenen Pfarrer mit Ge-
walt nöthigen, daß er nicht die Wallfahrtskirche
ließ. (Schluß folgt.)
Deutſches Reich.
* Berlin, 15 November
— Die längere Konferenz des Kaiſers am
Donnerſtag Abend mit dem Reichskanzler und dem
Staatsſekretär Freiherrn von Marſchall vor der Sitz-
ung und dem Diner im Reichsjuſtizamt, und die un.
terhaltung, die ſich unmittelbar nach dem Diner mit
im Orient. Die Audienz, die der Kaiſer dann
in ſpäter Abendſtunde dem öſterreichiſchen Botſchafter
Szögoeny ertheilte, weiſt direkt darauf hin, daß es
ſich um die von Oeſterreich⸗Ungarn ausgegangene An-
regung zu einer Verſtändigung der Mächte über ein
gemeinſames Verhalten gegenüber den Schwierigkeiten
in der Türkei gehandelt hat. Es wäre falſch, zu glau-
ben, daß etwa Ereigniſſe der letzten Tage den Plan
zu beſtimmten Maßnahmen hervorgerufen hätten. Das
iſt nicht der Fall, wie auch aus einer Bemerkung des
Kaiſers zu einem der Herren bei dem Diner hervor-
geht. Es handelt ſich vielmehr bei den öſterreichiſchen
Vorſchlägen wohl nur um ganz allgemeine Verabre-
dungen für etwaige Fälle, die in der Türkei eintreten
könnten, und wohl um nicht mehr, als um die Ueber-
gemeinſam unternehmen ſollen. Die Vereinbarung iſt,
wenn ſie zuſtande kommt, eher ein Ausdruck der noch
beſtehenden allgemeinen Abſicht, den Frieden zu
erhalten. Die Entſendung der Schiffe der
verſchiedenen Staaten war ſchon früher beſchloſ-
ſen; ſie iſt lt. Frkf. Ztg. nicht als eine Flotten-
demonſtration aufzufaſſen, ſondern bezweckt weit mehr,
wie ſchon die Vertheilung der Schiffe beweiſt, den
Schutz der verſchiedenen Staatsangehörigen bei etwai-
gen Unruhen. ;
— In der königl. Gewehrfabrik und Muni-
tionsfabrik zu Spandau waren bisher die Meiſter nicht
gegen Gehalt angeſtellt, ſondern ſie waren gewiſſermaßen
betrachtet werden, deſſen Vermögen nicht nur dem Leopolds
gleichkam, ſondern faſt um die Hälfte übertraf. Dazu ver-
einigte er alle Eigenſchaften des Herzens und des Geiſtes,
die einem jungen Manne wohl anſtehen, und beſaß die
Liebe Doras. . A
Unter ſolchen Umſtänden konnte die Antwort Leopolds,
nachdem ſein anfängliches Mißbehagen verraucht war, nicht
unzweifelhaft ſein. Er lud den jungen Mann ein, ihn za
beſuchen und über ſeine Verhältniſſe nähere Auskunft zu
geben. — — ..
Es iſt leicht begreiflich, in welchem Zuſtande furchtba-
rer Aufregung Willbrand die Antwort des Vaters ſeiner
Geliebten erwartete. Er vermochte nichts zu eſſen und nichts
zu trinken. Er ſuchte zu malen, aber der Pinſel zitterte
in ſeiner Hand. Er wollte in's Freie, aber kaum gefaßt,
verwarf er wieder den Gedanken. Er wollte leſen, aber
die Buchſtaben ſchwammen vor ſeinen Augen. 3
Endlich gegen vier Uhr Nachmittags hörte er die ihm
wohlbekannte Stimme des Bedienten aus dem Bernauſchen
Hauſes, der ſich nach Herrn Maler Willbrand erkundigte.
Wie der Blitz ſchoß er zu ſeiner Stube hinaus, ſtolperte
9 0 128 hinunter und nahm das Schreiben dem
edienten ab. : . 5 ;
Er las es. Es war leine Abweiſung. Er that einen
beleien zu verſinken. A ; k ;
„Sch ſoll kommen, alſo werde ich nicht abgewieſen;
aber ich ſoll über meine Verhältniſſe Auskunft geben. Du
lieber Gott, meine Verhältniſſe!“ redete er zagend vor ſich
hin. „Indeſſen,“ fügte er ſich ermuthigend bei, „fetzt iſt
einmal in den Apfel hineingebiſſen, und es mag jezt
gehen, wie es will. Es bleibt mir nun keine andere Wahl
mehr übrig. 1 an e
Haſtig kleidete er ſich nun an und eilte in die Woh-
aufgenommen, und die e um welche man ſich
erkundigte, betrafen keineswegs ſein Vermögen, ſondern
Fortſetzung folgt.)