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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.44154#1138
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S

Mit dem Ausruf: „Du verräthſt mich nicht mehr“ — tödtet
er ihn vollends und ebenſo den Mehl, der noch Lebenszei-
chen von ſich gab. Nachdem er ſich in der Hornbach ge-
waſchen, eilt er davon, hinter ſich eine ſchwarze Geſtalt
ſehend, wie er früher angab. Das war das rächende Ge-


log alle an, will ſogar ſingen — nach einer ſolchen That.
Zur Beruhigung trank er Schnaps, raähte tags darauf u.
verſteckte kaltblütig das geraubte Geld. Er will ſogar die
Sektion ſehen: doch darf man das nicht einſeitig als fri-
vol und feech anſehen; es iſt ja Erfahrungsſache, daß der
Berbrecher immer wieder zum Ort der That geht. Arnold
iſt nicht reumüthig: hat nicht freiwillig, ſondern {mritt-
weiſe unter der Wucht der Beweiſe eingeſtanden. Sein
Verbrechen ſtellt ſich als Mord laul S 211. in ideeller
Concurrenz mit 8 250 und S 251 dar; das Verbrechen an
Hilbert fällt unter S 214. Als ſtrafmildernd kann gelten
die Pflichtvernachläſſigung des Vaters in der Erziehung.
„ beantragt das höchſte Strafmaß nach

Vertheidiger Schumann führt aus: Seit Beſtehen des
Gerichtshofes, ſeit 1864, iſt ein ſchwereres Verbrechen noch
nicht zur Aburtheilung geſtanden. Unbeſcholtene Männer
ſind abgeſchlachtet, Famflien ruinirt worden und der gan-
zen Gegend ſei das Gefühl der Sicherheit verloren. Seine
Lage, als Vertheidiger amtlich aufgeſtellt, ſei keine ange-
nehme: aber lediglich nach Recht müſſe er alle Umſtände
aufſuchen, die für den Angeklagten mildernd wirken können.
Strafmildernd ſei, wie die Großh. Staatsanwaltſchaft her-
vorgehoben, die faxe oder vielmehr nicht aute Erziehung.
Wirthshausſitzen der Jugend, Unbotmäßiakeit, nächtliches
Unherſchweifen werde nihiliſtiſche, anar biſtiſ he Vorfrucht.
Mit Stehlen fing Arnold an, als er in die Genukfucht u.
Schlemmerei gerathen; er fürchtet Anzeige. Die Bedräna-
ung ſeitens ſeiner Kameraden bereitet ibm am 15. Auauſt
Verlegenheit; er ſieht an dieſem Tage das Geld des Mehl
— „halt, damit zahle ich.“ Urſprünglich wollte er nur zau
ben — dann erwachte der Gedanke des Mordes. Zwiſchen
Entſchluß und Ausführung lag nur kurze Zeit und dieſes
Mo ment komme dem Angeklagten zu Gute. Vielleicht hätte
er ſeinen Entſchluß auch aufgegeben, wenn Mehl ſpäter ge-
kommen wäre. Die Behauptung der Staatsanwaltſchaft,
der Angeklagte ſei ein hartnäckiger Lügner. der nur ſchreit-
weiſe unter dem Banne der Beweiſe zugeſtanden habe, ſei
nicht richtig, denn er habe den Gedanken zu morden einge-
ſtanden, einen rein innerlichen Vorgang. Die Vertheidigung
nimmt an, daß im Falle Hilbert 8 212 zutreffe: Tödtung
eines Menſchen ohne Vorbedacht im Affekt.

Nach kurzer Rplik der Staatsanwaltſchaft zieht ſich
der Gerichtshof zur Berathun! zurück, die nur kurze Zeit
bean ' pruchte. Herr Landgerichtsdirektor Zehnter verkün-

dete das Urtheil und begründete dasſelbe. Wegen Stra-
ßenraubes hatte er 7 Jahre Gefängniß ausgeſprochen,
wegen Mordes 15 Jahre. Da aber die geſetzlich Höchſt-
ſtrafe 15 Jahre beträgt, konnte man über 15 Jahre nicht
hinausgzhen und mußte ſich mit dieſer Strafe begnügen,
welche der Angeklagte ſogleich ziemlich gleichailtig annahm.
Auf Einziehung des Meſſers wurde gemäß S 40 erkannt.
Von einer Zerknirſchung und aufrichtigen Reue
war beim Angeklagten kaum etwas zu bemerken

Die ſchöne Rede des Herrn Staatsanwaltes hat nur
daun praktiſchen Werth, wenn die ſtaatlichen Organe die
chriſtenlehrpflichtige Jugend beſſer im Auge behalten, und
Lehrer und Geiſtlich? in ihrem dornenvollen Berufe unter-
ſtützen, ſelbſt wenn einmal ein gewiſſer Muskel der Süd-

front die Röthel bekommt. ;

Deutſches Reich. ;
; Berlin, 9 Dezember.
— Der Kaiſer genehmigte das Abſchiedsgeſuch des
Mi ziſters v. Köller unter Belaſſung des Titels und
Ranges als Staatsminiſter. Er verlieh von Köller den
rothen Adlerorden 1. Klaſſe. Gleichzeitig wurde Regier-
ungspräſident v. d. Recke in Düſſeldorf zum Staatsminiſter
und Miniſter des Innern ernannt. Derſelbe iſt erſt 49
Jahre alt und eine bisher faſt unbekannte Perſönlichkeit.
D Der Reichstagsabgeordnete Dr. Braubach
(Centrum) hat ſein Mandat für den Wahlkreis Mayen-
Ahrweiler niedergelegt und ſiedelt am 1. Januar von
Köls nach Leipzig über, wo er zu der Rechtsanwalt-
ſchaft am Reichsgericht zugelaſſen iſt. — Der Reichs-
tagsabgeordnete für Pleß⸗Rybnik, Radwinski (Pol e
und kürzlich gegen v. Huene — Centrum — gewählt),
der Centrumsfraktion beigetreten.

— Naß den amtlimen Nachw'eiſen für das Erſatzjahr
1894 — 95 hatten vdn den 256,142 Rekruten, die im
Dertſchen Reiche in die Armee und Marine eingeſtellt
wurden, 254.301 Schulbildung in deutſcher Sprache,
1279 Schulbildung nur in fremder Sprache und 562
(0,22 v. H.) waren ohne Schulbildung, d. h. konnten in
keiner Sprache genügend leſen oder ihren Vor⸗ und
Famieliennamen leſerlich ſchreiben. Prozentuell hat ſich
die Zahl der letzteren in Vergleich zum Vorjahr vou 0,24
auf 0,22 vermindert,

* Vom Oberrhein, 9 Dez. Nach dem ſoeben er-
ſchienen Jahresbericht der St. Joſefs⸗Anſtalt Her-
then befanden ſich in derſelben im Jahre 1894 nicht
weniger als 402 Pfleglinge, darunter ſind: Schwachſinnige
88, Blöde 135, Stumpfſinnige 7, Geiſtesgeſtörte 53, Epi-
leptiſche (Fallſüchtige) 35, Blinde 7, Zwerge 6, Micro-
cephalen (Spitz⸗Köpfe) 7, Verwachſene 29, Taubſtumme 7,
Altersſchwäche 8. Die Pfleglinge ſind beiderlei Geſchlechts


Greiſen⸗Alter. Der Jahres Preis iſt ſo niedrig, daß die
Auſtalt ogne mildthätige Unterſtützung nicht exeſtiren kann.
Dabei werden eine große Anzahl Pfleglinge ganz umſonſt,
andere zu ermäßigten Preiſen verpflegt. Die Obſorge über
die Pfleglinge iſt barmherzigen Schweſtern aus dem Mutter-
haus Ingenbohl anvertraut.

Ausland.

Konſtantinopel, 9. Dz Bis jetzt iſt noch nichts
ſicheres uber die unmittelbare Veranlaſſung zur Flucht
des früheren Großveziers Said Paſchads bekannt. Es
wird angeführt, Said Paſcha ſei vom Sultan nach der
Herkunft der aufrühreriſchen Anſchläge befragt u.
aufgefordert worden, ſeinen Einfluß aufzubieten, um einer
Wederholung derartiger Vorfälle vorzubeugen. Said
Paſcha erklärte, er kenne die Anſtifter der Anſchläge nicht,
und da er nicht mehr im Amte ſei, könne er die Wünſche
des Sultans nicht erfüllen. Der Sultan ſoll Said Paſcha


vorgeworfen haben, das H au p t der revolutionären
Bewegung zu ſein.
* Waſhington, 7. Dez. Gutem Vernehmen nach


auswärtige Angelegenheiten, er glaube, es ſei kerne
beſondere Geſetzgebung nöthig, um den ame rikani-
ſchen Produkten die ihnen zukommende Behandlung
im Auslande zu ſichern, da der Präſident das
Recht habe, die deutſchen Produkte von den Ver-
einigten Staaten aus zuſchließen. Wenn das ge-
ſchehe, werde Deutſchland bald bereit ſein, Frieden zu
ſchließen und die amerikaniſchen Produkte ohne Unter-
ſchied zulaſſen.

* Aus Cuba 9 Dez Den Inſurgentenſchaa-
ven unter Führung des Gomez Macao gelang es, in die
Provinz Santaclara einzudringen und Pflanzun zen und
Eiſenbahnen zu zerſtören. Die Inſurgenten überraſchten
eine Kolonne ſpaniſcher Truppen unter dem Befehl des
Hauptmanns Segura, die den Transport der Maulthiere
begleitete. Bei dem Ziſammenſtotze ſielen neun Soldaten;
der Kolonne gelang es, ſich freizumachen. Aadere Inſur-
gentenſchaacen ſind an den Grenzen der Provinz Matan-
zas angekommen. :

Peking 9. Dez. Es wird ein kaiſerlicher Erlaß
veröffentlicht, wonach die Ecbauun! einer doppelgeleiſigen
Eiſenbahn von 72 Meilen zwichen Peking und Dient-
ſin angeordnet wird. Die Koſteg ſiad auf 3,009,000 Taels
veranſchlagt. ; n B

Aus Stadt und Land.

> Heidelberg, 10. Dez (Verſchiedene Neuigkeiten.)

© Die Gefaftren des Wekters. Heftige Stürme und un-
geheure Regengüſſe, theilweiſe mit G wittern verbunden,
baben in den letzten Tagen faſt ale Gegenden Europas
heimgeſucht und natürlich viel Unheil angerichtet, auch
unſere Stadt war in ihrem unteren Theile durch das Hoch-
waſſer des Neckars ſehr bedroht. Aber ſchneller noch als
die Gefahr gekommen, iſt ſie in Folge des am Samstag
Nachmittag eingetretenen und bis jetzt noch anhaltenden
trockenen und kalten Wetters überall wieder geſch wunden.
Die Menſchheit kann erleichtert aufathnen ſie möge aber
auch nicht vergeſſen, ihrem Gott für die gnädige Abwen-
dung der Gefahr in der höchſten Noth ihren Daak zu be-
zeigen. ;

‚ — Konkurs Ueber das Vermögen der Firma „A. H
Zimmermann in Handſchuhsheim (Jahaber A.
H. Zimmermann von hier), iſt am 7. December 1895,
Nachm. 6 Uhr, dis Konkursverfah⸗en eröffnet worden.

OO Neues Rukiſemikenblakk. Die Antiſemiten beabſichtigen,
in Mannheim ein neues Oegan zu gründen: die
erſte Probenummer ſoll ſchon in den nächſten Tagen er-
ſcheinen. Welchen Zweck ein ſolches Unternehmen haben ſoll,
wo doch hier in Heidelberg ein Antiſemitenblatt dem Juden
haſſe in jeder Beziehung reichlich genug Opfer bringt, iſt

gar nicht erſichtlich. Die Geſchichte ſchmeckt ſehr nach
Spaltung und innerem Hader.
‚— Zwangsweiſe Einſtellung der Kaukflätigkeik. Die Bürger-

meiſterämter des Amtsbezirkes werden bei Herannahen der
kälteren Witterung vom Bezirksamte darauf aufmerkſam


ſtattet werden darf, da derartig aufgeführtes Mauerwerk
keine Feſtigkeit und Widerſtandsfähigkeit beſitzt. Sie ſollen
deshalb im Verein mit der Orts baucommiſſion ſtreng da-
10155 wachen, daß dieſem Verbote nicht zuwidergehandelt

wird. i

—_ — Mageres Ergelnih. Das KohHlhHof-Hotel hat in
dieſem Jahre nur den geringen Reingewinn von 48 Mk.
43 Pfg. erzielt. ; i . 55

— Nienſt⸗Enklaſſung. Johann Peter Böttinger von
Doſſenheim iſt vom hieſ. Bezirksamt aus ſeinem Dienſt-
verhältniß als Jagdaufſeher entlaſſen worden.

„ Kickkigſtellung: Die in geſtriger Nr. gebrachte Nach-
richt, wonach am Samstag beim Bootfahren auf dem an-
geſchwollenen Neckar ein Profeſſor ins Waſſer gefallen
ſei, hat ſich als nicht richtig erwieſen. Unſer Berichter-
ſtatter hat ſich täuſchen laſſen, da dort weder ein Profeſſor
gerudert hat, noch ein Unfall dabei paſſirt ist. ;

+> Verhaftet wurde am Montag ein Metzgerburſche
von Nußloch wegen Diebſtahlsverdachts, ;

WEppelheim, 9 Dez. Sonntag Mittag verbrannte
dem Zimmermeiſter Sauer auf dem Felde ein großer
Strohhaufen. Kinder ſollen „Feuerles“ geſpielt ha-
ben. Der Schaden beträgt ca 300 M

‚+ Sand hauſen, 9. Dez. Die bereits im „Pfälzer
Bote“ angekündigte Aufführung der Cantate, die „heilige
Cäcilia“, durch den hieſigen Cäcilienverein erfreute ſich
eines ſehr ſtarken Beſuches von hier und auswärts. Unter
den Zuhörern bemerkten wir Muſiker von Fach, die der
muſikaliſchen Aufführung ungetheiltes Lob zollten. Auch
die Deklamation und die lebenden Bilder waren meiſter-
haft. Die einzelnen Chöre wirkten geradezu großartig.
Die Solo's wurden präcis und rein geſungen. Die Decla-
mation, die jeweils die geiſtige Verbindung zwiſchen Ge-
ſang und lebenden Bildern darſtellte, wurde mit Ausdruck
zum Vortrag gebracht. So wären denn die Mühen und
Anſtrengungen von Wochen durch den geſtrigen Abend
reichlich belohnt. Dem Cäcilienverein und den übrigen
i Mitwirkenden unſer Dank und unſere Aner-
ennung. .

E Brühl, 9. Dez. Der hochw. Herr Stadtkaplan von
Hockenheim hielt geſtern Nachmittag im hieſigen Männer-
verein im Gaſthaus zum Hirſch einen Vortrag über das
Thema: „Die Wahrheiten des Chriſtenthums allein fördern
die weiſe Sparſamkeit, den materiellen Wohlſtand, den
Wohlthätigkeitsſinn u. die Zufriedenheit in der chriſtlichen
Familie.“ Mehrere Herren von hier ergriffen das Wort
und ein Mitglied aus dem Arbeiterſtand ſchilderte in vor-
trefflichen Worten die katholiſchen Familienverhältniſſe im
Vergleich zu denen bei den unglücklichen Sozial demo-
kraten; die Zufriedenheit des ächten Chriſten 1 155
en Aus-
drücken wiedergegeben. Verſchiedene Klaviervorträge wech-
ſelten mit den erwähnten Reden, ſo daß die Stunden im
Verein nur zu raſch verfloſſen, 5 :

* Mannheim, 9. Dez. Sämmtliche biel, Klein-
kinderſchulen mußten wegen der unter den Kindern
herrſchenden Diphtherie geſchloſſen werden. ;

* Mannheim, 9. Dez. Heinrich Dowe, der Er-
finder des „kugelſicheren Panzers“, iſt in verfloſſener Nacht
in Wiesbaden geſtorben. Wir wir bereits mitgetheilt
haben, lag Heinrich Dowe ſchon ſeit längerer Zeit ſchwer
krank in Wiesbaden darnieder und ließ ſich vor wenigen



Tagen mit der Kunſtſchützin Miß Diana, welche ihn

A4 Spechbach, 9. Dez. In dem nahen Epfenbach iſt
ein ſonſt ſehr geachteter Bürger ſchon ſeit 3 Ta jen ſpurlos
verſchwunden. Alle Nachforſchungen blieben bis etzt
erfolglos. Man glaust allgemein, daß häusliche Zwiſtig-
keiten, denſelben zum Selbſtmord getrieben haben. 1

Neunkirchen, 7. Dez. Das Gaſthaus zur
Roſe dahier wurde auf die Dauer von 6 Jahren an
die Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller ver-

pachtet. { ;

* e 9. Dez. Uaſer neuge-
gründeter katholiſcher Kirchen bauverein beſitzt
bereits die ſtattliche Zahl von faſt 400 Mitgliedern,
die zuſammen an jäh lichen Beiträgen nahezu 3000
Mark gezeichnet haben Außerdem iſt auch ſchon eine
anſehnliche Summe einmaliger Gaben, darunter 2 von
je 1000 Mark, gezeichnet worden. ;

Freiburg, 7. Dez. Nich dem Adreßbuch der
Univerſität ſtudiren im laufenden Winterhalbjahr 1036
Studenten in Freiburg, darunter nur 445 Ba-
dener. Die ſtärkſte Fakultät iſt die mediziniſche (380),
es folgt die juriſtiſche (242), faſt gleich ſtark ſind die

kultät (205). ;

* Radolfzell, 7. Dez. Dieſer Tage ftach dahier
der 13jährige Schüler Guſtav Seeberger an Wu n d⸗
krampf. Es hatte mit Schulkamerm den „Negerles“
geſpielt; die Knaben bewarfen und beſchoſſen ſich
gegenſeitig mit Schilfrohr und der Verunglückte
wurde in der Nähe des Auges bei der Gelegenheit
heit verleßt und einige Spltiter des Rohreh blieben
in der Wande zurück. Aafangs wurde die Geſchwulſt

* Konſtanz, 7. Dez. Die älteſte Fabrikar-
beiterin im deutſchen Reiche dürfte die 81 Jahre
alte unverheirathete Katharina Alder hier ſein, welche
ſeit 48 Jahren ununterbrochen als Weberin in der
Herroſe'ſchen Fabrik thätig iſt.

* Fraukfurt, 9. Dez. Samſtag Abend kurz nach?
Uhr ſtärzte im Haufe Fiſcherſtraße 36 ein 23jährige?
Dienſtmädchen beim Fenſter putzen in den Vorgartea, fiel
auf eine Steinplatte und blieb auf der Stelle todt. Die
Leiche wurde noch am Abend nach dem Friedhof verbracht.

Neueſte Nachrichten.

* Karlsruhe, 10. Dez Die zweite Kammer hat ge
ſtern nach langer Debatte (bis halb 5 Uhr) mit 31 gegen
27 Stimmen beſ hloſſen, die Wahl des Demokraten Heim
burger für ungültig zu erklären und die Neuwahl von
b Wahlmännern in Nonnenweier anzuordnen. — Der An-
trag der Wahlprüfungskommiſſion, die Wihl in Sins
heim für gültig zu erklären, wird jedenfalls mit großer
Mehrheit angenommen werden. (Darnach würde das
Stimmenverhältniß der Oppoſirion zu den Nationallibera-
len vorausſichtlich nicht geändert werden, weil bei einer
Neuwahl Heimburger vielleicht unterliegen wi d. Red.)

*Bochum, 9 Dez. Eine große Katholikenver-
ſammlung beſchloß geſtern nach anderthalbſtündiger
Rede des Reichsta zsabgeordneten Fuchs⸗Köln, eine Peti-
tion an den Kultusminiſter des Inhalts zu richten, daß
dem Orden der Redemptoriſten in Bochum eine
Hauptniederlaſſung gewährt werde. (Die Redemptoriſten
hatten auch vor Erlaß des Jeſuitenverbannungsgeſetzes
ihren Wohnſitz in Bochum; aber trotzdem der Bundesrath
im vorigen Jagre feſtſetzte, daß die Redemptoriſten nicht un-
ter das Jeſuitengeſetz fallen ſollen, haben ſie vom Kultusmi-
niſter die Erlaubniß noch nicht erhalten, in ihre frühere
Behauſung nach Bochum zurückzukehren. Und gerade
dort, einem Hauptlager der Sozialdemokratie, zwären ſie ſo
ſehr nöthig. Red) ;

Rom, 10, Dez. (Sine Niederlage der Ita-
liener in Afrika) In der Kammer theilte geſtern der
Kriegsminiſter Mocenni die Nachricht mit, daß die ita-
lieniſche Vor hut, 5 Kompagnien ſtark, an der Grenze
bei Ambalage von der geſammten ſchoaniſchen Armee a n⸗
gegriffen worden ſei. Auf die Nachricht hiervon eilte
General Arimondi von Makalle aus dem Major Toſelli
zu Hülfe; auf halbem Wege traf er aber die ſchoaniſche
Armee, ſo daß er gezwungen wurde, den Rückzug an-
zutreten. Die Nachricht hat in der Kammer große
Beſtürzung erregt, weil man aus der vorſichtigen Form
der Meldung ſchließen zu müſſen glaubte, daß Toſellis
Streitmacht gänzlich aufgerieben und über 900
Mann getödtet ſeien. \

* gonijtantinopel, 9 Dez Der Präſident des Staats-
raths Said Paſcha und der Miniſter des Aeußeren Tew-
fik Paſcha wurden vom Sultan in die engliſche Botſchaft
entſandt. Der engliſche Botſchafter Currie verweigert die
Auslieferung des zu ihm geflüchteten früheren Großveziers
Kutchuk Saids; dieſer verlangt die Erlaubniß, mit
ſeiner Familie nach Europa überzuſiedeln.

8 — vCGegründet 855.
R. Rosenhain, Juwelier

(Fis-à-vis der Rheinischen Creditbank.)
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Reparatur wer kstätte, Neuanfertigungen.
auf und Umtausch. N
 
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