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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.44154#1161
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Jeſuit erſt preuß. Gerichtsaſſeſſor, wurde dann


nach einiger Zeit Jeſuit. Red.))


Oberkirchenraths gegen die
chriſtlich ſoziale Bewegung der Naumann'ſchen Rich-
tung unter den Geiſtlichen bevor. Es wird ein all-


Perintendenten und Generalſuperintendenten anweiſen
wird, die Bewegung im Auge zu behalten und auf;
die Geiſtlichen
treten. \ . A

— Die ſeit dem 1. Auguſt geführten M a j e {t äts-

beleidigungsprozeſſe, welche zu Verurtheil-

ungen geführt haben, ſind von der „Stett. Abendzig.“

Die Geſammthöhe

Der Verurtheilungen beträgt danach 31 Jahre 2 Monate

Gefängniß und 5 Monate
53 Fälle, in 17 Fällen handelt es ſich um Redakteure.

‚— Ueber die Neubeſetzung des türkiſchen Bot-
ſchafte g poſtens iſt es zwiſchen der Reichsregierung
und der Pforte zu Streitigkeiten gekommen. Die Reichs-

regierung hatte auf Anfrage der Pforte Turchan Pa-

Ich a als genehm bezeichnet. Er wurde aber nicht für

Berlin ernannt, ſondern ohne weitere Verſtändigung für
London beſtimmt. Mfg en hat die hieſige Regierung

den ihr nun bezeichneten Zra Paſch

obwohl gegen ſeine Perſon nichts einzuwende iſt.

Stuttgart, 14. Dez. Reichstags nach-

wahl im 15. württembergiſchen Wahlkreiſe: Gröber

(Ctr.) 10,209, Schmied (Deutſchparteilec) 2239,

Quidde (Volkspartei 3275, Kloß (Soz.) 128 Stimmen.

Gröber iſt wiedergewählt. /

München, 14. Dez. Der Geſchäftsordnungs-

ausſchuß der Kammer der Abgeordneten hat heute be-
ſchloſſen, daß dem Erſuchen auf Strafverfol-
gung verſchiedener Blätter wegen Beleidigung

der Kammer in keinem Falle Folge gegeben wer-

den ſoll. \ 1

München, 14. Dez. Der frühere Reichstags-

Abgeordnete Georg Biehl iſt geſtorben. ;
Köln, 14. Dez. Kardinal Paulus

Melchers iſt heute Morgen um 6 Uhr im Alter

von 83 Jahren geſtorben.

Tagen traf die Nachricht ein, daß er an einer Lungen-
entzündung ſo ſchwer erkrankt ſei, daß auf Beſſerung

kaum gehofft werden dürfe. Nach kurzem Kranken-

lager hat nun Gott ſeinen treuen Diener zu ſich
gerufen. Die Beiſetzung des Kardinals Melchers iſt
auf den 17. ds. in der Kirche San Bernardo alle

Derme feſtgeſetzt. Nach einer anderen Nachricht


* Schwerin, 14. Dez. Der Landtag nahm die

Vorlage über die Penſionirung und die Erhöhung
des Dienſteinkommens der Volksſchullehrer an.

Ausland.
Wien, 14. Dez. 220 rutheniſche Bauern u.
Geiſtliche ſind geſtern Abends aus Lemberg hier angekom-
men. Sie wollen beim Kaiſer eine Audienz nehmen,
um ſich über Beeinfluſſung bei den galiziſchen Landtags
wahlen, (unter dem jetzigen Miniſterpräſident v. Badeni)
zu beſchweren. Jeder demonſtrative Empfang ſeitens der


anlaßten, wurde durch ein ſtarkes Polizeiaufgebot verhin-
dert. Die Ruthenen begaben ſich bald darauf in eine Ver-
ſammlung, in der ſie von Dr. Lueger begrüßt wurden.
Rom, 14. Dez. Der Keiegsmmiſter wird
eine Jahr esklaſſee der Dienſtpflichtigen einbe-
rufen zum Erſatze der ausgedienten Mannſchaften der
beiden nach Afrika geſandten Regimenter und zur
eventuellen Entſendung anderer Bataillone nach Afrika.
Die hierdurch entſtehenden Ausgaben ſollen durch den
Fortfall des Garniſonwechſels und Unterlaſſung der
großen Manöver im nächſten Jahre gedeckt werden.
Rom, 14. Dez. Kammer. Nach einer ſtürmiſchen
Debatte fetzte Giolitti (Crispi's öffentlicher Ankläger
und größter Gegner, der früher ſelbſt Miniſterpräſident

war) es durch, daß die Kammer ihm erlaube zu 1 95
in der

Frage der Römiſchen Bank vorzutragen. Unter großer


Giolitti ſprach darauf fünfviertel Stunden und wies nach,
daß er nie Dokumente unterſchlagen habe. Er klagte die


klärte, daß er die Verfolgungen ſeit zwei Jahren nur im
Bewußtſein ſeines reinen Gewiſſens habe ertragen können.
Niemand könne ihm vorwerfen, daß er ſein Amt zum Geld-
gewinn mißbraucht habe. Die Rede machte durch ihre

Schlichtheit einen tiefen Eindruck. Nach einer langen Pauſe
ſpricht der Juſtizminiſter Calenda, der wegen der
dabei begangenen Ungeſchicklichkeiten oft durch Lachen oder
Lärm unterbrochen wird. In Folge deſſen gilt ſein Sturz,


Wandelgängen hieß es, das Entlaſſungsgeſuch ſei
ſchon ein gereicht. Wahrſcheinlich erfolgt die Umbil-
dung des Miniſteriums erſt nach dem Seſſionsſchluß, der

in vier bis fünf Tagen erfolgt. ; ;

Aus Afrika, 14. Dez. Der Volksraad des
Orange Freiſtaates genehmigte den Rücktritt des
Präſidenten Reitz und ehrte ſeine Verdienſte durch


ihm zugleich eine Jahrespenſion von 28,000 Mk. —

dern von allen Bürgern des Landes gewählt.
ſollen nur zwei Kandidaten eruſtlich in Betracht kom-
men, nämlich Fraſer, der Präſident des Volksraads

und der Richter Steyn.









„Aus Madagascar, 14. Dez. Ein Haufen von 6000
Nov. die Miſſionsſtation Ramainandro.
aton und deſſen Familie gelang es, ei-
Landdiſtrikte wohnenden Europäer ſind aufgefordert, ſich

nach der Hauptſtadt zu begeben. 600 Mann franzböſiſche
Truppen ſind gegen die Aufrührer entſandt worden.

Aus Stadt und Land.

erhielten: Vikar Joh. Zimmermann in Grafenhauſen (Lahr
i. g. E. nach Griesheim (Offenburg); Vikar Vitus Münch


ikar Franz Joſeph Koch in Meersburg i. g. E. nach Of
fenburg; Vikar Anton Hattler in Malſch (Ettlingen), i. g.
E, an die Untere Stadtpfarrei Mannheim; Vikar Ludwig


Mannheim; Vikar Chriſtian Heitzman an der Unteren
Stadtpfarrei Mannheim als Pfarrverweſer nach Waib-
ſtadt: Kaplaneiverweſer Viktor Raible in Bingen (Hohen-
1775 als Pfarrverweſer nach Sigmaringendorf; Prieſter

ebhard Weber in Herthen als Vikar nach Schutterthal;
Pfarrverweſer Oskar Witz in Dettenſee als Kaplaneiver-
weſer nach Haigerloch. — Ernannt wurde Kaplaneiver-
weſer Albert Fritz in Haigerloch zum Pfarrer von Detten-
ß ;

Heidelberg, 15. Dez. Amtsaktuar Heinrich Teub-
ner in Heidelberg wurde zun Amtsregiſtrator in Engen


loch ver ſetzt. . }

R Heidelberg, 16 Vez. Ueber die für das Centrum
{ ( Wahlmännerwahl in
Ulm bei Oberkirch erfahren wir noch verſchiedene Einzel-
eiten. Am Vorabend der Wahl fand eine nationalliberale
Wahlverſammlung ſtatt. Auf dieſer erſchienen auch die
beiden Centrumsabgeordneten Kopf und Schüler und
erzielten mit ihrem Auftreten einen vollſtändigen Erfolg.
In der ſicheren Erwartung eines glänzenden Wahlſieas
kehrten die beiden Herren nach Karlsruhe zurück. Da
lief am vorigen Mittwoch die Hoospoſt ein, daß die Gegner
mit 129 gegen 108 Stimmen geſiegt hatten. Da etwa


abgeſtim ne, gewiß ein Zuchen, daß von beiden Seiten
tüchtig gearbeitet worden war. Es wäre nun unrichtig,
anzunehmen, daß ſämmtliche 129 gegneriſche Stimmen von
Centrumsfeinden herrührten. Dies iſt ſicherlich nicht der
Fall. Jedenfalls haben örtliche und Jamilienverhältniſſe
eine große Rolle geſpielt. Vielleicht mögen auch die ſtar
ken perſönlichen Angriffe, die in letzter Zeit wiederholt
gegen ihren Bürgermeister gerichtet wurden, einen Theil
der Ulmer geärgert und ins feindliche Lager getrieben
haben. — Damit iſt aber die eigentliche Urſache unſerer Nie-
derlage immer noch nicht genügend erklärt. Wir werden
daher nach Beendigung der Hauptwahl, die am nächſten
Mittwoch ſtattfinden ſoll, auf die Angelegenheit nochmals

ausführlich zurückkommen. C .
Heidelberg, 15. Dez. (Verſchiedene Neuigkeiten.
„ Beſtämpfung der Trunkfucht. Der hieſ. Verein gegen
Mißbrauch geistiger Getränke, welcher erſt in dieſem Jahre
hier gebildet wurde, beabſichtigt, im Bergheimer Viertel
eine Kaffeeſtube für Arbeiter zu errichten. Desgleichen
hat Dr. med. Führer hierſelbſt die Abſicht, in Eberbach
demnächſt eine Heilanſtalt für Trunkſüchtige zu

errichten. ; ;
== HGilliges Keiler — billige Schuhe, . Dieſer Ruf ertönt


Preiserhöhung eingetreten iſt. Das vor einigen Mo-
naten eingetretene Steigen der Lederpreiſe hat näm-
lich nicht lange angehalten. Die Einkäufe Amerikas ha-
ben ihr Ende erreicht und macht ſich jetzt ein Fallen des
Preiſes bemerkbar. Amerika führt nun wieder das
ſeinerzeit eingeführte Leder nach Europa aus. Die Beſitzer
von hundert großen Lohgerbereien, den bedeutendſten der
Vereinigten Staaten, haben ſich zuſammengethan und be-
ſchloſſen, ihre Favriken während zwei Monaten zu ſchließen,
was das Sinken der Fellpreiſe zur Folge hatte.
Dieſe haben ihren alten Stand wieder erreicht, ſo daß die
Kaufleute und Loygerber, welche große Vorräthe aufge-
ſpeichert haben, ſich derſelben gegenwärtig nur unter ſehr
großen Opfern eatledigen können.

Ein Spißbube von ſelkener SFcemhheit iſt der Schloſſer
Friedrich Deubler genannt Kaber aus Heidelberg, ein
als Dieb öfters vorbeſtrafter Menſch. Derſelbe verübte in
der Nacht vom 27. auf 28. Oktober 1895 in der Schloß-
kaſerne in Bruchſal, in welcher die zur äußeren Be-
wachung des Männerzuchthauſes beſtimmte Truppenabthei-
lung untergebracht iſt, folgenden Diebſtahl. Nach einge-
tretener Dunkelheit ſchlich ſich der direkt von Heidel-
berg gekommene Angeklagte in die ihm aus ſeiner Militär-
{ chdem ſich die Soldaten zu
Bett begeben hatten, in den Schlafſaal, deſſen Eingang
wegen Ausbeſſerung der Thüre, mit einem Teppiche ver-
ängt war, legte ſich in ein Bett, vis ein Vizefeld-
webel kontrolirt hatte, und nahm dann 5 Soldaten aus
ihren Bruſtbeuteln 1 M. 62 Pf., 3 M, 5 M. 85 Pf.,
M. 90 Pfg. und 90 Pfg., weiter entwendete er einen

Hoſen, darunter 1 Paar Unterhoſen im Geſammt werthe
von 12 M. 50 Pf.. Als er in Soldatenkleidern
wurde er feſtgenommen
und an die Polizeiwache abgeliefert. Schon früher,
nämlich in der Nacht vom 15/16. September, war in dem
gleichen Schlafſaal ein Diebſtahl verübt und werden die


dieſen Diebſtahl ausgeführt hat. Deubler, der erſt am
27. Juli 1895 nach Verbüßung einer Zuchthausſtrafe von
1 Jahren entlaſſen worden war, erhielt am Samstag,
14. Dezbr, von der Strafkammer in Karlsruhe wegen im
wiederholten Rückfall begangenen ſchweren Diebſtahls 3
Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverluſt. Auch wurde
auf Zuläſſigkeit von Polizeiaufſicht erkannt. .

. Colesfal. Blerbrauereibeſitzer Friedrich Ziegler
wurde am Sonntag Abends zwiſchen 10 und 11 Uhr von
ſeinem Sohne im Keller todt aufgefunden. Nach Ausſage
955 1 ſoll ein Herzſchlag die Urſache des Todes ge-
weſen ſein.

XJ Diebſtal. Einer Frau vom Lande kam auf dem
eihnachtsmarkt ein Portemonnaie mit 8 Mk. abhanden.
er Thäter iſt unbekannt. | : S

7 Polizeiliches. In der Eppelheimerlandſtraße prü-
gelten ſich einige Burſchen durch, wobei einer derſelben
eine Körperverletzung erhielt, ſo daß er alter akad. Kran-
kenhauſe verbinden laſſen mußte. — Verhaftet wurde eine
Perſon wegen Bettels und Landſtreicherei. f




1, Offenburg 4, Baden 5, Karlsruhe 1,
heim 1, Mosbach 13. } a
Mosbach, 14. Dez. Bei einer dieſer Tage
abgehaltenen Treibjagd wurden 7 Rehe, 18 Haſen
In Roſenber

wurden dei der Treibjagd 16 Haſen und 2 R

* Bruchſal, 14 Dez. Herr Hofpfarrer Kun
hat die hieſige Stadtpfarrei B. M. V. erhalten. — Bei D
geſtern ſtattgehabten Treibfſagd des Herrn Karl Au gu
Wörner dahier wurden 140 Haſen und 1 Reh erlegt.
Karlsruhe, 14. Dez. Die geſtern in Nonne
weier vorgenommene Neuwahl von 5 Wahlmänner
iſt konſervativ⸗liberal ausgefallen. Es kann kaum bezwe
felt werden, daß Roth an Stelle Heimburgers den B
zirk Lahr Land vertreten werde — Die Abgeordnetenwah
im Wihlbezirk Oberkirch Achern findet am 18. De
zember ſtatt. . '
* Freiburg, 14. Dez. Geſtern ſpendete der H
Weihbiſchof in der Konviktskirche dem ſeitherigen Dia
kon Wilhelm Kilian Dietrich aus Boxberg da

Sakrament der hl. Prieſterweihe. 1

Worms, l. Dez. Die Kreisverwaltung des Krei
ſes Worms will beſo adere Pfade für Radfahrer au
den Kreisſtraßen einrichten. Erhebungen ſeien im Gang

Vom badiſchen Landtage.

4. Sitzung der Erſten Kͥammer.
50 : „Karlsruhe, 13. Dezember.
Präſident Prinz Wilhelm eröffnet 11 Uhr die Sitz
ung. Der Präſident macht kurze geſchäftliche Mitthei
lungen. Eingegangen waren einige Petitionen. Frhr. vo
Göler erſtattete Namens der Budgetkommiſſion Berich
über die Nachweiſungen der in den Jahren 1893 und 189
eingegangenen Staatsgelder und deren Verwendung. An
knüpfend an die Ausführungen Irhrn. v. Gölers ſprache
Geh. Kommerzienrath Diffens und Geh Hofrath Dr. Meyer

Fünfte Sitzung der erſten Kammer.
| Karlsruhe, 14. Dezember.

Zur Berathung ſteht der Geſetzentwurf betreffend di
Abänderung und Ergänzung des Polizeiſtrafgeſetz
buches. Berichterſtatter Landesgerichtspräſident Schnei-
der führt aus, daß es ſich hier um drei Punkte handle
um Erweiterung der Verbotsbeſtimmungen über das Waf
fentragen, um Aufnahme der Vieh⸗ und Hagelverſicher
ungsgeſellſchaften in die ſtaatliche Anzeigepflicht, und Ver-
ſchärfung der baupolizeilichen Vorſchriften zur Herſtellung
 
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