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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ u. )
Preis vierteljährlich nur Mk. 1.20 bei der Poſt abge-
915 pol Pes oft täglich in's Haus gebracht Mk. 1.60.


Awinger traße 7



Anzeige- Blatt für die Amtsbezirte Heidelberg,

gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Bi
1 Adelsheim, Walldürn q.
Druck von Gebr. Huber, Heidelberg, Zwinger


*

Deutſches Reich.
e eee ee ee el 1 . i
— Die Nationalzta. hört: Der Entſchluß des Kai-
dente tem ar ck in e zu beſuchen, war, als
er Kaiſer Berlin verließ, Niemanden bekannt Erſt
bei der Rückreiſe von Alkona wurde mitgetheilt, daß der
Zug in Friedrichsruh halte. Bismarck war bei der Tafel
ſehr vergnügt und ließ zum Schluß Wein kommen, den er,
wie er ſagte, von ſeinem Freunde Criſpi erhalten habe.
Halle a. S., 19. Dez. Bei den geſtrigen Stichwah-
len zur Stadtverordnetenverſammlung wurde gegen die
. hereifii%\’n bbgr%erläéägtt%sarteten ein zweiter ſo zialiſti-
ſcher Kandidat gewählt. 1 5
Aus Weſtfalen, 19. Dez. (Proteſtantiſche


be he Stöckers wird in der „Mindener Ztg.“
folgende proteſtantiſche Exko mmunika-

tions androhung des Presbyteriums u. deſſen
Vorſitzenden, Pfarrer Pape, an den Gaſtwirth Rohl-

fing in Nordhemmern veröffentlicht: „Nachdem Sie
im verfloſſenen Sommer zweimal Tanzmuſik ab-
gehalten haben, werden Sie nach vorhergegangener


lich von der Kanzel bekannt gemachten
Beſchluſſes des Presbyteriums auf Grund der
Kirchenordnung verwarnt. Falls Sie nochmals
Tanzmuſik abhalten, wird Ihnen das Recht der
Taufpathenſchaft und der Theil nahme
am heil. Abendmahl entzogen werden.“ (Das
ſollte einmal in Baden geſchehen. Der evangel.
Pfarrer würde zum Dorfe hinausgejagt. Red.)

15 Ausland.

Wien, 18. Dez. Die neuerlichen Gemein-
derathswahlen in Wien werden nun allem An-
ſchein nach doch in kurzer Zeit ſtattfinden, während
urſprünglich die Meinung vor herrſchend war, daß die
kommiſſariſche Verwaltung diesmal beſonders lange
dauern ſolle. Schon werden die Wählerliſten ver-
ſendet, volle zehn Tage früher, als dies nach der
Wiener Gemeindeordnung geſetzlich nothwendig ge-
weſen wäre. So heißt es denn, daß die Wahlen be-
reits in der zweiten Hälfte des Februar ſtattfinden
ſollen. Die liberale Partei hat bis jetzt noch ſo gut

wie gar nichts für die Wahlen vorbereitet, während

die autiſemitiſche Partei bereits ſeit Wochen
ihre Heerſchaaren immer wieder von neuem diszip-
linirt, durch zahlloſe Verſammlungen in Athem hält

arbeitet.
15) Eine

zu gerathen. . ; . °
; } g@ß ?väre überflüſſig, hier den Inhalt meines Briefes
zu wiederholen. Es lautete wie alle Liebesbriefe und war
nur eine erneute Verſicherung meiner rechtlichen Absichten,
um derer willen ich Martha beſchwor, mir einige Zeilen
zu erwidern, um mit mir eine neue Zuſammenkunft zu
verabreden. ; . . 5 .
_ (Ein zweiter Beweis meiner Freigebigkeit be stimmte die
Magd, den Brief zu beſorgen. Ich hatte dur ch die ſkru-
pulöſe Treue, mit der ich mein Verſprechen, ſie nicht zu
verrathen, gehalten, das Vertrauen dieſer Perſon ſo ſehr
gewonnen, daß ſie ſich bereit erklärte, mir ſtets hilfreiche
Hand zu bieten, ſo lange ihre Mitweſſenſchaft Herrn Sher-
win verborgen bleiben würde. .

. Vergebens wartete ich den ganzen Tag über auf eine
Antwort. Die Magd konnte mir keine Erklärung über das
Schweigen ihrer Miß geben, denn letztere hatte ſeit ihrem
Zuſammentreffen mit mir nicht ein einziges Wort über
mich geäußert. „% . ;

. 0 0 hielt es für nöthig, einen zweiten Brief zu ſchrei-


ſames Agitationsmittel geſchaffen; er verauſtaltet faſt


Frauenverſammlungen, die von Tauſenden beſucht
werden und erregt dort unter Mitwirkung der üb-
rigen Führer, des Fürſten Liechtenſtein, Dr.
Geßmann u. a., wahre Stürme antiſemitiſcher
Begeiſterung. Es ſind meiſt Frauen aus dem in
Wien noch ſo zahlreichen Kleinbürgerthum, die Gat-
tinen von kleinen Beamten, Geſchäſtsleuten u. Hand-
werksmeiſtern. VV FFF
* Budapeſt, 20. Dezbr. Der Erfinder der Zünd-
hölzchen, der Chemiker und Akademiker Johann Irinyi,
iſt in der Nähe von Debreezin geſtern im Alter von 79
Jahren geſtorben. ( S 1
Rom, 19 Dez. Die neueſten Meldungen be-
ſtätigten, daß die Schvaner nicht vorrückten u.
daß in ihren Lagern große Unentſchiedenheit herrſche.


kalle beförderte eingeborene Soldaten befinden ſich auf
dem Wege der Beſſerung. Die Geſundheitsverhält-
niſſe der anderen in Adigrat angekommenen 100 Maun
ſind teſriedigend e Gca an silnbılad dbre amı

Rom, 19. Dez. Der Kavallerielieutenant Auguſtin
Chigi, Prinz Farneſe, älteſter Sohn des Marſchalls der
römiſchen Kirche und Hüters des Konklave, Fürſt Mario
Chiai, erbat und erhielt die Erlaubniß den Feldzug in
Erythräa (Afrika) mitzumachen. VVA

* RNeapel, 19. Dez. Geſtern Abend ſind die Schiffe
Umberto !“ und „Adria“ mit den für Afrika beſtimmten
Truppen nach Maſſauah in See gegangen. .

Heidelberg, 18. Dez. In der heutigen Stadtraths-
ſitzung wurden u. a. folgende Gegenſtände zur Kenntniß
bezw. Erledigung gebracht: 1: Von dem Jahresberichte der
Ackiengeſellſchaft „Gaſthaus Kohlhof“ für das abgelaufene
Geſchäftsjahr wird Kenutniß genommen. 2. In dem jüd-

lichen Theile der Römerſtraße ſollen 2 neue Gaslaternen
aufgeſtellt werden. 3. Die Verträge mit den Unternehmern


migt. 4. Das Kümmel bächlein ſoll auf gemeinſame Koſten
der Stadtgemeinden Neckargemünd und Heidelberg gerei-
nigt und von Steinen ꝛc. befreit werden. 5. Für die Er-
richtung der ſtädt. Neckarbadeanſtalt wird die Lieferung der

die Lieferung der eiſernen Schwimm⸗Cylinder ſowie weite-
rer Eiſentheile der Firma C. Maquet dahier um ihre
bezüglichen Submiſſionsangebote übertragen. 6. Das Er-
gebniß der Chriſtbaumverſteigerung vom 14. d. M. mit ei-
nem Erlös von 394 M. wird genehmigt, n
Heidelberg, 19. Dez. In der Antiſemitendebatte


let, ihre Hände hatten es ja be-
rührt, und kroß ihrer Einſprache war ich entſchloſſen, ſie
wiederzuſehen. ;

Ich wandte mich abermals an die Magd, die endlich
nach einigem Zaudern, womit ſie meine Geduld auf eine
harte Probe ſetzte, einwilligte, mich mit Miß Martha zu-
ſammenzuführen. z | .

Am nächſtfolgenden Nachmittage, als Herr Sherwin
und ſeine Frau in die Stadt gegangen waren, fand ich
durch die Vorſorge der Magd die Thüre des Gartens offen
und ich trat in denſelben, als eben Martha damit beſchäf-
tigt war, ihre Blumen zu begießen.

zurück. Sie entzog mir dieſelbe, aber ſie entzog ſie mir
ohne Entrüſtung, ohne Zorn. Während ſie zwiſchen Gehen
und Bleiben ſchwankte, wiederholte ich ihr in leidenſchaft-
licher Sprache die Verſicherungen meiner Liebe. ;
„Sie weiſen mich auf den Unterſchied unſerer Stan-
desverhältniſſe hin, Martha,“ ſagte ich, „aber wenn unſere
Stellung in der Welt eine gleiche wäre, würden Sie mich
auch dann noch mit dieſer Kälte behandeln? Vielleicht


mir auf dieſe verfängliche Frage keine Antwort gab

„vielleicht ſind Sie bereiſs nicht mehr


ſie in dem Momente, als ihr dieſe Antwort entſchlüpfte,

wohl fühlte, daß ſi? mehr geſagt, als ich von ihr zu er-
fahren berechtigt war. In ihrer Aufregung war ihre Schön-








dikt iner, Franziskaner, Jeſuiten uſw. ſind
auch Staatsb 14 0 warum will Herr Fieſer mit
ſammt ſeinem nat.⸗lib. Anhang für die Ordens leute
nicht auch gleiches Recht wie für andere Leute? Die
Katholiken ſind doch auch Staatsbürger und die Ord
leute ſind gar nichts anderes als Kakholiken. Wer
Antiſemiten eifert, der muß zunächſt ſel bſt beſſer und
ders ſein als dieſe und nicht noch verfolgungsſüchtiger
die ſchlimſten Antiſemitenn me „
Heidelberg 20. Dez. (Cammelverein für kalſt. Waiſen-
kinder ſieſiger kalk) Da die heil. Weihnachtszeit dazu er-

mahnt, in allen öffentlichen Anſtalten den unglücklichen
Waiſen und ſonſtigen armen verlaſſenen Kindern Weſh-
nachtsbeſcheerungen zu bereiten, will der hieſ. Sammel-
verein für kath. Walſenkinder es nicht unterlaſſen auch
dieſes Jahr unſeren Kleinen in Schwarzach eine Freude


ſcheidenen Antheil zu nehmen ſo glücklich ſind. Wir ver-
weiſen hierbei auf die Anzeige in heutiger Nummer und
ſehen einem guten Erfolg entgegen. . AA

Heidelberg, 19. Dez. (Berfchteden e N eu i at eite


wirklich ein ganz außerordentlicher geweſen ſein. Wir ve

diſchen Zeitungen, z. B. im Bad. Zeobachter, und andern
Blättern darüber erſchienen ſind, noch weiter hier Noliz
zu nehmen, nur der Zuſchrift eines hieſigen Einwohners,
welcher perſönlich bei der Schlußpredigt am Sonntag im
Dome zu Mainz anweſend, wollen wir hier noch Raum
gewähren. Dieſelbe lautet wörtlich: „Es war 2 Uhr als
wir den Dom betraten und glaubten, da die Predigt um
4 Uhr begann, ſicher einen guten Platz zu bekommen, aber
leider war kein Sitzplatz mehr zu erlangen. Bis 4 Uhr
war der ganze Dom Kopf an Kopf angefüllt. Da viele
auswärtige Gläubige herbeigeeilt waren, ſtanden die Zu-
hörer bis vor die Thüren und Viele mußten leider wieder
gehen. Es war unmöglich in den Dom zu gelangen. Der
udrang war auch die ganze Woche hindurch are de
e

Schlußpredigt auf 7000, wie mir ein Mainzer Herr ſpäter
erzählte. Die Predigt an ſich war, wie man ja erwarten
durfte, großartig und ergreifend und galt hauptſächlich den
Männern, denen der hochverehrte Pater es ans Herz
legte, die Liebe zu unſerm hl. Glauben feſt und treu zu
bewahren u. ſ. w. Die Abſchiedsworte an den hochwür-
digſten, ebenfalls anweſenden Biſchof von Mainz, wie an
1175 . 111 8 Volk, waren ſo rührend, daß kein Auge
rocken blieb. l ;

das Haus 5 1 ; }
Was konnte ich mehr wünſchen? Durfte ich von der
jungfräulichen Zurückhaltung eines jungen Mädchens ein
deutlicheres Zugeſtändniß verlangen? }

Unmittelbar nachdem ich in meine Wohnung zurück-
gekehrt war, ſchrieb ich an Herrn Sherwin und bat ihn,
zu beſtimmen, die ihm am angenehmſten

ſprechen. ;
Ich ließ mein Billet von einem Commiſſionär be-
ſtellen, den ich beauftragte, es Herrn Sherwin perſönlich

D


bringen: lln 5
Nach ein paar Stunden

peinlichen Wartens erhielt ich
(Fortſetzung folgt. m 5
 
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