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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.44154#1190
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t, von der Poſt täglich in's Haus gebracht Mk. 140.
ktion und Verl

Swinger ſtraße 7





Anzeige⸗Blat

gen, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,

Wiesloch,
Adelsheim, Walldürn ꝛc.

Druck von Gebr. Huber, Heidelberg, Zwingerſtr. 7
... 0

Seielberg, Dienstag, den A. Dezenber 188

s Bas hehre Weihnachtsfelt.

X 4

Zwar erſcheint es alle Jahre vou neuem, das
ebe Weihnachtsfeſt, aber nichts deſto weniger wird
S faſt mit derſelben Sehnſucht von Klein und Groß
rwartet und begehrt, als ob es uns heuer zum erſten
Male durch des Himmels Huld beſchert werden ſollte.
ieſen Eindruck könnte auch derjenige empfinden,
elcher der Weihnachtsfeier des Chriſten fern ſteht

inſtrengungen an allen Ecken und Enden gemacht

länzend auszugeſtalten.

Leider hat unter den Sorgen und Arbeiten, welche
ich als der ſichere Vorbote eines hohen Feſttages ein-
uſtellen pflegen, der Gedanke an den erhabenen Sinn
uſeres chriſtlichen Hauptfeſtes bei Manchen viel au
iner Kraft eingebüßt, und beſonders jene, welche,
om Zeitgeiſte angekränkelt, weder an die göttliche Führ-
ng der Welt glauben, noch die Wahrheiten des
hriſtenthums zu erfaſſen vermögen, werden das hl.
eihnachtsfeſt nur als eine gemüthliche Familien⸗ u.
inderfeier empfinden. Aber vom echt chriſtlichen
tandpunkte aus iſt das hl. Weihnachtsfeſt ein er
abenes Friedensfeſt mit göttlichen Weihe. Es
ill uns den Frieden bringen, wie eiuſt die Engel
uf Bethlehems Fluren den erſtaunten Hirten ver-

det haben, und deshalb geht bei ſeinem Erſcheinen
uch heutzutage überall ein Hauch des Friedens durch
le ganze Welt. Sogar die „große Poli ti k“, dieſes
rzeuguiß unſers modernen Staats- und Völkerlebens,
iht in gewiſſem Sinne, indem ſie ihre Thätigkeit
uf die nothwendigſten Dinge beſchränkt. „Die Parla-
ente ſind geſchloſſen für 1515 Zeit, die Säle, in denen
ch vor kurzem die heftigſten Wortkämpfe ſich ab-
ielten, wo die Geiſter aufeinander platzten, ſie gleichen
koßen Einöden, in denen ſich kein lebendes Weſen
gt. Die Fürſten und Staasmänner, bei denen es
uſt Tag für Tag aus⸗ und eingeht, wie bei einem



den engeren Kreis ihrer Familie zurück und laſſen
$ Staatsſchiff, das ja niemals ſtill ſtehen darf, in
ugſamſtem Tempo über ruhige Wäſſer dahingleiten.
In dieſer Weiſe äußert ſich der wirkliche Zauber
3 hehren Feſtes auf allen Gebieten des Lebens.

Eine Srrfahrt im Omnibus.
5 Von H. von Veltheim.

Mein Herz ſchlug heftig, und hatte ich nichts Anderes
han, 9 7 il nackten Worten ausgeſprochen, was ſeit
mem Zuſammentreffen mit Martha der innigſte Wunſch
ines Herzens war. ; 7 ; 5

„Gerechter Herr des Himmels,“ rie erwin, indem
auf en Suhl zurückſank und die Augen verdrehte.
es möglich? Sie wollen ſich um die Hand meiner
chter bewerben? Bei Gott, das iſt eine außerordentliche

(Nachdruck
verboten.)

e ehrenwertger Herr, denn ich geſtehe Ihnen offen, daß

rauen und Mädchen, beſon-
opf: Aber davon iſt alſo

en, daß ſie ein rechtſchaffener Gentleman ſind. Alſo hat
n liebes Töchterchen einen ſo gewaltigen Eindruck auf
gemacht? In der That, Sie ſehen mich gerührt
bin ganz außer mir!... Und |
ihr geſprochen, Sie Böſer? . Meiner Treu, als
uger Vater ſollte ich Ihnen deßhalb zürnen . aber
die Sache ſo steht, da Sie ſolche Abſichten haben, muß
ſich in das Geſchehene zu finden wiſſen Meine
rtha, ſie ſoll Ihre Frau Gemahl werden? Nun, ich
n nichts anderes ſagen, als daß ſie dieſe Auszeichnung
ient, denn ſie iſt eine brave Tochter, ein wohlerzogenes
dchen .. mit Recht der Stolz ihres Vaters

bung verſetze.“

„Sprechen Sie, ſpechen Sie, mein ſehr ehrenwerther
‚ icg bin ganz Ohr .... erwiederte Herr Sherwin,







und daß in dieſer Nacht das größte Ereigniß ſeinen
Anfang nahm, welches je die Welt geſehen hat und
überhaupt ſehen wird, und ſollte unſere Erde noch
hunderte von Millionen Jahren in bisheriger Weiſe
die Sonne umkreiſen.
Stiftungsfeſt des Chriſtenthums, indem der Gründer
dieſer erlöſenden und beſeligenden Lehre in dieſer
Nacht vom Himmel herabkam und ſeinen Wandel auf
Erden begann.
Wunder, von welchem die Menſchheit jemals wird
erzählen können, daß nämlich Gott der Allmächtige
ſeinen eingeborenen Sohn auf dieſe Welt geſandt hat.
Nur einmal iſt Goit für uns Menſch geworden-
nur einmal konnte eine Religion wie das Chriſtent
thum gegründet werden, weil Gott die Wa hrheie
iſt und weil deshalb auch ſeine Lehre, die chriſtlichr
Religion allein die Wahrheit enthält. Es kann nur
einen Gott, eine Wahrheit geben und deshalb
auch nur ein Chriſtenthum, nur eine wahre Reli-
gion. Darum kaun aber auch das Ereigniß der
Sendung Gottes auf Erden, welche nur den Zweck
chriſtliche Religion und ihre Heilsmittel
vom Himmel herabzubringen, n ur ein einziges Mal
in alle Ewigkeit vorkommen.

So ſehr wir alle von den Früchten dieſes großen
Ereigniſſes genießen, ſo gibt es doch nur wenige,
welche ſich einen Begriff davon zu machen pflegen,
wie es bei uns oh ne das Eqriſtenthum ausſehen
würde. Das auszumalen iſt hier nicht der Ort und
nicht die Zeit dazu. Wir können es ahnen, wenn wir
einen Blick auf ſene Länder werfen, in denen noch
die Macht des Heidenthums herrſcht. Und
wenn auch hier bei uns, die wir alle Gnaden beſitzen,
welche uns Chriſtus vom Himmel gebracht hat, nicht
immer reinſter innerer und äußerer Friede herrſcht,
ſo muß man bedenken, daß ſolches eben nur Schuld
der Menſchen iſt, — daß Wohlthaten Nie-
man den a 1 git werden, und daß nicht
alle Meuſchen desgute n Willens ſind, den die Engel
in der erſten Weih enacht als Vorbedingung zur Er-
langung eines ſüßen, h iligen Friedens in ihrem Lob-
geſange gefordert haben. Darum bemühen wir uns
al be, das koſtbare Gut des Friedens durch guten
Willen zu erlangen, dann wird jeder die Wahrheit
der Worte empfinden, welche die Engel in jener Nacht
den Hirten auf dem Felde verkündeten.

Ded Ne

wobei ſein Geſicht wieder den liſtigen, verſchmitzten Aus-
ihm ſo ſehr mißfiel.

——— kewiem

Zurückhaltung nur in dem Pflichtgefühle 1 ſein,
2

ſt. nen zu nahe treten zu wollen, Herr
Sherwin, die Ungleichheit unſeres Standes, in der Miß
feht ein Haupthinderniß unſerer einſtigen Verbindung

„Wirklich, mein ſehr ehrenwerther Herr,
ter hat alſo auch daran gedacht?
chen! . Ein Beweis, mein Herr,
nete Grundſätze beſitzt und daß, Gott ſei Dank, die Er-
ziehung, die ſie genoſſen, die beſten Früchte getragen hat.“
37ich bin gewiß nicht der Letzte, der das Feingefühl
der Miß zu würdigen weiß, aber Sie werden es begreif-
lich finden, daß ich dieſen Einwand zurückweiſe, denn von
Miß Martga's Beſitz hängt das Glück meines Lebens ab.

meine Toch-
Vortreffliches Mäd-
daß Martha ausgezeich-

Die, Tugend, Liebenswürdigkeit und Schönheit ind Eigen-
ſchaften, die ich an Ihrer Tochter höher ſchätze, als alle



9 9 i
8 30. Jahn.

Deutſches Reich.

Serlin, 23. Dezember.
. d. M. abgehaltenen Sitzung des
Congreſſes für den Bau der oſtafrikankſchen 5
Centralbahn wurden die Berichte und Anträge Wiß.
manns, des nach Oſtafrika entſandten Geheimraths Bor-
mann und des Lieutenants Schlebach verhandelt und er-

ledigt. Die Vorarbeiten ſchreiten in erfreulicher Weiſe

fort. ;

„Der in Glatz ſeine Feſtungsſtrafe wegen des Duells
mit, Herrn v. Kotze abbüßende Ceremonienmeiſter von
Schrader iſt begnadigt worden und nach Berlin
abgereiſt. (Das überraſcht gar nicht mehr, macht es aber
auch begreiflich, wenn die unteren Stände ſich ein Beispiel
an den vornehmen Raufbolden nehmen.)

Die konfttituirende Verſammlung der Siedelungs-
geſellſchaft für Südweſtafrika fand am Freitag unter
dem Vorſitz des Staatsminiſters Hofmann ſtatt. Die Ge-
ſellſchaft wurde nach Genehmigung des Reichskanzlers als
„Deutſche Kolonialgeſellſchaft“ mit einem
Grundkapital von M. 300.00 begründet. Dieſelbe be-
zweckt die wirthſchaftliche Erſchließung der Schutzgebiete
in Südweſtafrika, kann Grundeigenthum erwerben, Han-
delsgewerbe ſelbſtſtändig betreiben und wird auf möglichſt
direkte und häufige Schiffsverbindung zwiſchen Deutſch-
1115 und dem ſüdweſtafrikaniſchen Schutzgebiete Bedacht
nehmen. . 1

München, 23. Dez. Der bekannte Frhr. v.
Zoller (welcher durch ſeine ſchroffe Haltung das Un-
glück der Fuchsmühler herbeigeführt hat) iſt zum

— In der am 19.

worden. Selbſtverſtändlich kann Frhr. v. Zoller als
gut qualificirter Richter nicht
Allein es hätte ſein Avancement in der Obe r pfalz
ausgeſchloſſen ſein müſſen. Freilich iſt Herr v. Zoller
in der Oberpfalz (Fuchsmühl) begütert, indeß kann er
unmöglich nach deu peinlichen Fuchsmühler Vorgän-
gen verlangen, daß ſein Avancement ihn nach der
Kreishauptſtadt der Oberpfalz führe. Daß es den-
noch geſchieht, zeigt eine unglaubliche Verkennung der
Verhältniſſe im Lande. ;

* Straßburg, 23. Dez. Wachstuchfabrikant Mie tz
(Centr.) wurde als gemeinſamer Kandidat der Rechtslibe-
ralen und des Centrums für die am 11, und 12. Januar
in Straßburg Oſt ſtattfindende Bezir kstagswahl

aufgeſtellt. ; : 25
Aus dem Elſaß, 23. Dez. Franzöſiſche
Geſetze im Reichslande. Von dieſer Wohlthat kön-
nen wieder zwei Colporteure erzählen. Es waren 2
arme Kerle, welche das patriotiſche Werk „Unſer Volk
in Waffen“ zu vertreiben ſuchten, aber die vielen 1255
malitäten, die hierfür im Reichslande nöthig ſind,
nicht erfüllt hatten. Sie waren deshalb ſeit Anfang
Dezember hinter Schloß und Riegel geſetzt u. wurden
am 19. ds. vom Gericht zu Hochfelden zu einem

Titel der Welt: es ſind dieß Eigenſchaften, die meinen
Ehrgeiz vollſtändig befriedigen. An dieſe Verſicherung

denklichkeiten Ihrer Tochter zu heben und ſie etwas weni-
ger ſtreuge gegen mich zu ſtimmen ſuchen.“ N
„Sie ſcheinen mich alſo für weniger vernünftig zu
halten, als meine Tochter?“ erwiederte Herr Sherwin.
„Ich wil gerne glauben, daß Sie ſelbſt auf den Rangun-
terſchied kein Gewicht legen, allein was würde Ihre hoch-
angeſehene Familie, was würde Ihr ſehr ehrerwerther
Herr Vater dazu ſagen, der gemäß ſeiner Stellung berech-
tigt iſt, ſich in den höchſten Kreiſen des Landes für ſeine
Söhne Frauen zu wählen? S 1
„Sie berühren da einen Punkt, Herr Sherwin, der
allerdings des Räheren erörtert werden muß. Mein Va-
ter, von dem ich als zweitgeborener Sohn mehr oder min-
der abhängig bin, hat in Betreff der Rangverhältniſſe
ſeine eigenen Anſchauungen, er hat in dieſer Beziehung
Vorurtheile, die er nie ablegen wird.“ 1 .
„Das begreift ſich: ich finde das ſehr natürlich. Ein
Mann, wie Ihr ſehr ehrenwerther Herr Vater, hat ein
Recht dazu, ſeine eigenen Anſichten für die maßgebenden f
zu halten. Wer ſolche Güter beſitzt wie er, darf auch ſeine
Vorurtheile haben, und ich ehre dieſelben, weil ich den
Mann ehre, der ſie hegt.“ 5 ; ; e
„Ich bin ſehr erfreut, Herr Sherwin, daß Sie ſich in
einer ſo nachſichtigen Weiſe äußern, denn nun darf ich
hoffen, daß Sie ſich in einer ſo nachſichtigen Weiſe äu-
ßern, denn nun darf ich hoffen, daß ſe es mir nicht ver-
übeln werden, wenn auch ich den Anſichten meines Vaters
Rechnung trage.“ : ;
; .. das läßt ſich

„O, er mißbilligt Ihr Vorhaben n
denken! Mag immerhin meine Tochter ein rechlſchaffenes
Mädchen, mag der Vater dieſes Mädchens ein Mann ſein,
der ſich durch glückliche Speculationen eines Tages zur
Stütze ſeines Staates emporſchwingen kann das reiche
Parkamentsmitglied von kann nicht dulden, daß ſein
Sohn ſich mit der Tochter eines einfachen Herr Sherwin
verbinde , , er kann es nicht.“ ;

Gortſetzung folgt.)
 
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