dakt
Zwinger ſtraße 7
Eberbach, Sinsheim, Eppingen,
ber, Heidelberg, Zwingerſtr. „
. en
8
3. Jiheg-
die Eröffnung des geiſtlichen Studien-
hauſes für die Erzdiöreſe Freiburg.
M Freiburg, 15. Okt.
kit dem heutigen Tage wird in der Metropole
„ oberrheiniſchen Kircher provinz, die in den letzten
ren des öftern ehrenvolle Proben wieder erſtarkten
bens abgelegt hat, eine neue Auſtalt eröffne,
zucche für die Erzdibeeſe Freiburg und weit über de-
10 Grenzen hinaus Segen in reichem Maße zu ſpen-
berufen iſt.
; bes
lla
dudienhaus „Colegium Sapientiae“, worin talent-
le lunge Prieſter aus den verſchiedenen Dih-
m unſeres Vaterlandes nach Beendigung ihrer be-
6 gen Vorbildung in der Theologie, ſowohl, wie im
chlſchen und weltlichen Recht, als auch in der Phi-
r dle, Nationalökonomie, Geſchichte ꝛc. unter ent-
nachender Anleitung und mit Benützung der Vorleſ-
gen der Univerſität ſich weiter ausbilden ſollen.
ie gen Namens aus dem ausgehenden Mittelalter an,
15 nach Jahrhunderte langer ſegensreicher Thätigkeit
Stürmen der Revolution zum Opfer fiel. (Grün-
G war der durch Gelehrſamkeit, Klugheit u. Frömmig-
u 9r Sgezeichnete Johann Kerer, geboren um 1436
1 Wertheim a. M., in Freiburg nach einander in den
utern eines Moderators der Stadtſchule, Münſter-
abend Friedrich von Zollern in Augsburg ge-
2 er Sond erlin 9 (Nachdruck verboten)
Roman von Philipp Laieus.
en fin, noch lauteres Gelächter erſcholl und aus demſel-
ſahalter man die Worte heraus: „Blutſauger!“ „Skla-
Faigter !“ Und nicht blos in dieſem Saale erſcholl das
en Ster, man hatte auch ſeine Worte in dem daranſtoßen-
d dale, deſſen Thüre offen ſtand, bereits vernommen,
lied ort ſtand gerade Derjenige, dem Bernau als Mit-
Aich di entalten. die Thüre gewieſen hatte. Dort hat-
S
M grul;"nemflune" verſammelt, und die glühenden Augen,
In en Wangen, die heftigen Geberden ließen nichts
2 Ahnen wenn Bernau jetzt erſchien. Der Werkfüh rer
en S otheilung wollte ſich deßhalb in den daranſtoßen-
Par al, begeben, um den Fabrikanten zu warnen, aber
bed zue ſpät. Bereits hatte ſich die Thüre geöffget und
enen 85 Sälen hatte man die Worte vernommen, mit
) ernau ein Drittel des erſten Arbeitsſaales entließ.
„Vas,“
ſen 7 D
brüllte der entlaſſene Deputirte, „auch noch
Worten nahm er einen großen ſchweren Ham-
ſchlug damit auf die Werkbank, daß ſie in Stücke
Rafer, Werkführer der Abtheilung ſprang hinzu, um
0 erlenden ſeine Zerſtörungswaffe zu entreißen. Die
5 traten ſchreiend dazwiſchen, es entſtand ein kur-
nd gemenge, und mitten in dem Knäuel der ſchreien-
in der Luft herumfuchtelnden Menſchen befand
enold, der weder Zeit hatte, den Werk führer zurück-
get noch ſich ſelbſt zurückzuziehen. Alles Auſehen
die verfehle ſowie ſeiner Perſon war in dieſem Augen-
berſch hn nicht,
barten duc Tumult di
banzen Hauſes auf ſich. Aus allen
eee eee
mit je einem vertreten. ö
Somit iſt unſere Erzdihceſe beſonders berückſichtigt
fh wird auch in Zukunft ſtets an erſter Stelle
tehen. . .
Zur finanziellen Sicherſtellung und Förderung des
Unternehmens hat ſich eine „Geſellſchaft mit beſchränk-
ter Haftung“ gebildet, die ſowohl den Ankauf und die
Ausſtattung des Hauſes, als auch den Neubau über-
nommen hat. Geſchäftsſührer iſt der Verlags⸗Buch-
händler Herder. Wie auerkennenswerth die Opfer-
willigkeit der einzelnen Mitglieder iſt, ergibt ſich da-
raus, daß neben den Mindeſt⸗Einlagen von 500 Mk.
eine Reihe ſolcher von 1000 Mark und mehr, ja zwei
zu 10,000 Mark verzeichnet find. Freilich reichen
die bisher zuſammengebrachten Gelder bei weitem nicht
zum vollen Betrieb und zur Weiterführung des Unter-
ſchenken durch Freunde der Auſtalt ernſtlich bedacht
ſein muß. Wünſchen wir der neuen „Sapienz“ beim
viele Jahrhunderte und recht viele Gönner, in ihrer
Freigebigkeit ähnlich dem Gründer ihres mittelalterli-
chen Vorbildes. |
Deutſches Reich.
* Berlin, 16. Oktober.
Die 25jährige Kͤapitulation von Metz und
mit ihr das Gedächtniß des Prinzen Friedrich Karl wird
am 27. d. durch ein Feſtmahl im Kaiſerhofe begangen
— Der Kultusminiſter hat Halten von Vorleſun-
gen über das neue bürgerliche Geſetzbuch an
der Berliner Univerſität angeordnet. Amtsrichter Dr. Crome
aus Frankfurt a M., wurde unter Ernennung zum außer-
ordentlichen Profeſſor damit beauftragt, in dieſem Semeſter
bereits damit zu beginnen. .
— Die Unterſuchung gegen den Abg. Liebknecht
wegen Majeſtätsbeleidigung iſt nach der „Poſt“
dem ſozialiſtiſchen Parteitage, daß man unter dem Schutze
der höchſten Staatsmacht die Sozialdemokratie beleidige u.
ihr den Fehdehandſchuh hinwerfe, den ſie trotz Millionen
von Bajonetten aufnehmen werde. ‘ 1 1
München, 15. Okt. Die ſieben niederbaieriſchen
bauernbündleriſchen Abgeordneten mit Dr.
Ratzinger und die vier konſerbativen Aogeord-
neten konſtituirten ſich heute Nachmittag als freie
Vereinigung. — Vorgeſtern wurde in einer Ver-
ſammlung des Arbeiter wahlvereins des Cen-
trums einem Redner vom auweſenden Polizeikom-
miſſar das Wort entzogen, als der Reduer über die
die Arbeiter herbeigeeilt, um zu ſehen, was es 1 00 1 5
i f daß er
ſich endlich losmachen konnte. Es kamen da nämlich nicht
blos Arbeiter herbei, welche ihre Luſt am Skandale hat ⸗
ten, ſondern auch ſolche, welche noch ihre Ruge dadurch
behalten, daß ſie dem erſten Wortwechſel, der allmählig
die Gemüther echitzt, nicht beigewohnt hatten. Es waren
nun Viele darunter, welche zwar mit der Forderung einer
Lohnerböhung einverſtanden, aber ſolchen Auftritten durch-
aus feind waren. Dazu kam noch, daß jeder Werkführer
einige Leute hatte, auf die er unter allen Umſtänden zäh-
en konnte. Das war nun allerdings die Minderzahl, aber
es gelang ihnen doch, ſich wie einen Keil in den Knäuel
er die Fabrikräumlichkeiten verlaſſen konnte. .
Bleich, mit verwirrtem Haar, zerriſſenen Kleidern
und einem leichten Riß an der Wanges aus welchem einige
Tröpfchen Blut herabliefen, eilte er in den Hof, während
innen der Tumult ſich vergrößerte. Seine Frau und ſeine
Tochter waren in ein nach dem Hofe liegendes Zimmer ge-
eilt, um womöglich zu erfahren, was der ungewöhnliche
Lärm bedeute. Henriette fiel in Ohnmacht, als ſie ihren
Gatten in dieſem Zuſtande erblickte. Dora hatte alles
Mögliche zu thun, Um ſie wieder zu ſich ſelbſt zu bringen.
Inzwischen beſann ſich Bernau nicht lange. Sobald er
ſich perſönlich nicht mehr bedroht ſah, hatte er ſeine geistige
Klarheit wieder erlangt. Er eilte ſofort in's Hans und in
das Zimmer, an deren Jenſter er ſeine Frau und Tochter
erblickt hatte,
„ zUeberlaſſe mir die Sorge um die Mutter, Dora, und
eile ſo ſchnell Da kannſt zu Lebrecht. Er möge gleich kom-
men. Wenn Dir auf dem Wege Polizeimannſchaft begeg-
net, ſo ſage Ihnen, daß ſte ſich beeilen möchten.“ $
Er hatte dieſe Worte noch nicht geſprochen, als auch
höher.
anderer Redner dieſe Maßregel ſpäter ungeſetzlich ta-
delte, wurde die Verſammlung unter großem Tumult
aufgelöſt. Der Tumult war ſo groß, daß der
Kommiſſar frug, ob er ſich ungefährdet entfernen
Auflöſung nicht den Abſin ten der Polizeidirektion
entſpreche und das Verhalten des Polizeikommiſſärs
dafür beauſtandet worden ſei. Kathol. Blätter
hatten heute bereits eine Erörterung der Auflöſung in
der Abgeordnetenkammer in Ausſicht geſtellt.
* Pleß, 16. Okt. Für die Reichstagswahl in
Pletz Rybnik haben die Polen endgültig den Rechts-
reits angenommen hat.
b ee, |
Stuttgart, 16. Okt. Die Vereinigung der nord-
deutſchen Freiſinnigen Partei mit der Deutſchen
Volkspartei, die bis jetzt nur in Süddeutſchland vertreten
war, macht weitere Foriſchritte. So bemerkt zu einem Ar-
tikel der Berliner „Volkszeitung“ über die „Ueberſchreitung
der Mainlinie durch die deutſche Volkspartei“ der Stutts-
garter „Beobachter“: „Die Volkspartei werde auch
künftig Treibereien und Verſtimmungen gegen die Führer
der freiſinnigen Volkspartei nicht fördern. Wo aber
ſachliche Beweggründe, die man in ihrer Berechtigung wohl
aner kenne, die norddeutſchen Geſinnungsfreunde bei der
freiſinnigen Volkspartei nicht das finden laſſen, was ſie
ſuchen und was die deutſche Volkspartei ihnen bietet, da
ſollen der letzteren alle dieſe Elemente von Herzen will-
kommen ſein. Nicht gegen die Freiſinnigen, ſondern mit
ihnen wolle die deutſche Volkspartei für die Verwirklichung
ihres Programms eintreten.“ . ;
* Weſel, 16. Okt. Die hieſige Citadelle, welche in der
erſten Hälfte der 70er Jahre vielfach für maigeſetzlich be-
troffene kathol. Geiſtliche ein Ort unfreiwilligen Auf-
enthaltes war, beherbergt zur Zeit wieder einen katholiſchen
Prieſter als Gefangenen. Derſelbe entſtammt der Dibceſe
Breslau und ſoll im Jahre 1882, als bekanntlich für
katholiſche Geiſtliche die Militairpflicht noch beſtand,
dieſer Pflicht ſich, entzogen“ haben, indem er am Germani-
Centrums⸗Kandidat iſt Frhr.
cum in Rom kheologiſchen Studien oblag.
Ausland.
Wien, 16. Okt. Die antiſemitiſchen
Journaliſten und Schriftſteller Oeſterreichs haben einen
eigenen Journaliſten⸗ und Schriftſtellerverband „Ha-
merling“ gegründet, der ſeine Thätigkeit über ganz
Oeſterreich ausdehnen ſoll. . - 1
Budapeſt, 16. Okt. In einer geſtern abgehal-
tenen von 100 ungarländiſchen Rabbinern be-
ſuchten Konferenz wurde mit allen gegen eine Stimme
die Einſegnung gemiſchter Ehen abgelehnt. (Alſo
ſelbſt die Juden in Ungarn ſind darnach kein
Freunde der Civilehe.) ;
„Meine Herren, eilen Sie hinauf in meine Wohnung
Ich hoffe, Sie werden mir zur Seite ſtehen, dieſelbe zu veb-
theidigen. Gehe doch Einer von Ihnen raſch auf die Po-
e
Dabei war Herr Bernau nicht müßig geblieben. Er
räumte ſeine Geſchäftsbücher in den Kaſſenſchrank und
verſchloß denſelben. Dann folgte er ſeinen Commis in
die oberen Räumlichkeiten der Wohnung, woſelbſt ſich dann
wareg, etwaige Angriffe der Arbeiter abzuwehren. ,
Unterdeſſen tobte das Handgemenge in der Fabrik
weiter und die Gemüther wurden immer noch mehr auf-
geregt. Einzelne ruhigere Arbeiter zogen ſich zurück, da
und dort ſachten auch Verwundete zu entkommen. Der
große Haufe war bereits ſiegesgewis und ging in dm
Rauſch des Triumphes an das Zerſtörungswerk.
Inſtinktmäßig hatten ſich einige Werkführer mit etwa
ſechszehn Arbeitern an die Zugänge zu dem Maſchinen-
fährlich ſei, wenn ſich die Zerſtörung auch über dieſe Räume
erſtrecke. Es mochte dann der Ausgang ſein, welcher er
wolle, ſo mußte der Betrieb der Fabrik auf längere Zeit
eingeſtellt werden, und ſie waren dadurch brodlos. So
vertheidigten ſie denn mit der Dampfmaſchine ihre Exiſtenz.
Es waren entſchloſſene, zum großen Theil verheirathete
Männer oder deren Söhne, die ſich mit Stuhlbeinen und
eiſernen Werkzeugen bewaffnet hatten. 1 '
Der Haufe war in den Übrigen Theilen der Fabrik
Herr geworden, und man begab ſich nun an das Zerſtör-
ungswerk. Es blieb kein Fenſter ganz. Selbſt die Rih-
men wurden herausgeſchlagen, die Werkbänke und Arbeits ⸗
tiſche zertrümmert, und dazu johlte der Haufe, der ich
noch durch den Genuß von Branntwein von Minute zu
Wuth war man bereits
Minute mehr aufregte.
Auf dieſem Gipfelpunkte der ) ;
angelangt, als Lebrecht mit Dora und ſeinem Schwarzen
Gortſetzung folgt.) pr $
ankam.
Zwinger ſtraße 7
Eberbach, Sinsheim, Eppingen,
ber, Heidelberg, Zwingerſtr. „
. en
8
3. Jiheg-
die Eröffnung des geiſtlichen Studien-
hauſes für die Erzdiöreſe Freiburg.
M Freiburg, 15. Okt.
kit dem heutigen Tage wird in der Metropole
„ oberrheiniſchen Kircher provinz, die in den letzten
ren des öftern ehrenvolle Proben wieder erſtarkten
bens abgelegt hat, eine neue Auſtalt eröffne,
zucche für die Erzdibeeſe Freiburg und weit über de-
10 Grenzen hinaus Segen in reichem Maße zu ſpen-
berufen iſt.
; bes
lla
dudienhaus „Colegium Sapientiae“, worin talent-
le lunge Prieſter aus den verſchiedenen Dih-
m unſeres Vaterlandes nach Beendigung ihrer be-
6 gen Vorbildung in der Theologie, ſowohl, wie im
chlſchen und weltlichen Recht, als auch in der Phi-
r dle, Nationalökonomie, Geſchichte ꝛc. unter ent-
nachender Anleitung und mit Benützung der Vorleſ-
gen der Univerſität ſich weiter ausbilden ſollen.
ie gen Namens aus dem ausgehenden Mittelalter an,
15 nach Jahrhunderte langer ſegensreicher Thätigkeit
Stürmen der Revolution zum Opfer fiel. (Grün-
G war der durch Gelehrſamkeit, Klugheit u. Frömmig-
u 9r Sgezeichnete Johann Kerer, geboren um 1436
1 Wertheim a. M., in Freiburg nach einander in den
utern eines Moderators der Stadtſchule, Münſter-
abend Friedrich von Zollern in Augsburg ge-
2 er Sond erlin 9 (Nachdruck verboten)
Roman von Philipp Laieus.
en fin, noch lauteres Gelächter erſcholl und aus demſel-
ſahalter man die Worte heraus: „Blutſauger!“ „Skla-
Faigter !“ Und nicht blos in dieſem Saale erſcholl das
en Ster, man hatte auch ſeine Worte in dem daranſtoßen-
d dale, deſſen Thüre offen ſtand, bereits vernommen,
lied ort ſtand gerade Derjenige, dem Bernau als Mit-
Aich di entalten. die Thüre gewieſen hatte. Dort hat-
S
M grul;"nemflune" verſammelt, und die glühenden Augen,
In en Wangen, die heftigen Geberden ließen nichts
2 Ahnen wenn Bernau jetzt erſchien. Der Werkfüh rer
en S otheilung wollte ſich deßhalb in den daranſtoßen-
Par al, begeben, um den Fabrikanten zu warnen, aber
bed zue ſpät. Bereits hatte ſich die Thüre geöffget und
enen 85 Sälen hatte man die Worte vernommen, mit
) ernau ein Drittel des erſten Arbeitsſaales entließ.
„Vas,“
ſen 7 D
brüllte der entlaſſene Deputirte, „auch noch
Worten nahm er einen großen ſchweren Ham-
ſchlug damit auf die Werkbank, daß ſie in Stücke
Rafer, Werkführer der Abtheilung ſprang hinzu, um
0 erlenden ſeine Zerſtörungswaffe zu entreißen. Die
5 traten ſchreiend dazwiſchen, es entſtand ein kur-
nd gemenge, und mitten in dem Knäuel der ſchreien-
in der Luft herumfuchtelnden Menſchen befand
enold, der weder Zeit hatte, den Werk führer zurück-
get noch ſich ſelbſt zurückzuziehen. Alles Auſehen
die verfehle ſowie ſeiner Perſon war in dieſem Augen-
berſch hn nicht,
barten duc Tumult di
banzen Hauſes auf ſich. Aus allen
eee eee
mit je einem vertreten. ö
Somit iſt unſere Erzdihceſe beſonders berückſichtigt
fh wird auch in Zukunft ſtets an erſter Stelle
tehen. . .
Zur finanziellen Sicherſtellung und Förderung des
Unternehmens hat ſich eine „Geſellſchaft mit beſchränk-
ter Haftung“ gebildet, die ſowohl den Ankauf und die
Ausſtattung des Hauſes, als auch den Neubau über-
nommen hat. Geſchäftsſührer iſt der Verlags⸗Buch-
händler Herder. Wie auerkennenswerth die Opfer-
willigkeit der einzelnen Mitglieder iſt, ergibt ſich da-
raus, daß neben den Mindeſt⸗Einlagen von 500 Mk.
eine Reihe ſolcher von 1000 Mark und mehr, ja zwei
zu 10,000 Mark verzeichnet find. Freilich reichen
die bisher zuſammengebrachten Gelder bei weitem nicht
zum vollen Betrieb und zur Weiterführung des Unter-
ſchenken durch Freunde der Auſtalt ernſtlich bedacht
ſein muß. Wünſchen wir der neuen „Sapienz“ beim
viele Jahrhunderte und recht viele Gönner, in ihrer
Freigebigkeit ähnlich dem Gründer ihres mittelalterli-
chen Vorbildes. |
Deutſches Reich.
* Berlin, 16. Oktober.
Die 25jährige Kͤapitulation von Metz und
mit ihr das Gedächtniß des Prinzen Friedrich Karl wird
am 27. d. durch ein Feſtmahl im Kaiſerhofe begangen
— Der Kultusminiſter hat Halten von Vorleſun-
gen über das neue bürgerliche Geſetzbuch an
der Berliner Univerſität angeordnet. Amtsrichter Dr. Crome
aus Frankfurt a M., wurde unter Ernennung zum außer-
ordentlichen Profeſſor damit beauftragt, in dieſem Semeſter
bereits damit zu beginnen. .
— Die Unterſuchung gegen den Abg. Liebknecht
wegen Majeſtätsbeleidigung iſt nach der „Poſt“
dem ſozialiſtiſchen Parteitage, daß man unter dem Schutze
der höchſten Staatsmacht die Sozialdemokratie beleidige u.
ihr den Fehdehandſchuh hinwerfe, den ſie trotz Millionen
von Bajonetten aufnehmen werde. ‘ 1 1
München, 15. Okt. Die ſieben niederbaieriſchen
bauernbündleriſchen Abgeordneten mit Dr.
Ratzinger und die vier konſerbativen Aogeord-
neten konſtituirten ſich heute Nachmittag als freie
Vereinigung. — Vorgeſtern wurde in einer Ver-
ſammlung des Arbeiter wahlvereins des Cen-
trums einem Redner vom auweſenden Polizeikom-
miſſar das Wort entzogen, als der Reduer über die
die Arbeiter herbeigeeilt, um zu ſehen, was es 1 00 1 5
i f daß er
ſich endlich losmachen konnte. Es kamen da nämlich nicht
blos Arbeiter herbei, welche ihre Luſt am Skandale hat ⸗
ten, ſondern auch ſolche, welche noch ihre Ruge dadurch
behalten, daß ſie dem erſten Wortwechſel, der allmählig
die Gemüther echitzt, nicht beigewohnt hatten. Es waren
nun Viele darunter, welche zwar mit der Forderung einer
Lohnerböhung einverſtanden, aber ſolchen Auftritten durch-
aus feind waren. Dazu kam noch, daß jeder Werkführer
einige Leute hatte, auf die er unter allen Umſtänden zäh-
en konnte. Das war nun allerdings die Minderzahl, aber
es gelang ihnen doch, ſich wie einen Keil in den Knäuel
er die Fabrikräumlichkeiten verlaſſen konnte. .
Bleich, mit verwirrtem Haar, zerriſſenen Kleidern
und einem leichten Riß an der Wanges aus welchem einige
Tröpfchen Blut herabliefen, eilte er in den Hof, während
innen der Tumult ſich vergrößerte. Seine Frau und ſeine
Tochter waren in ein nach dem Hofe liegendes Zimmer ge-
eilt, um womöglich zu erfahren, was der ungewöhnliche
Lärm bedeute. Henriette fiel in Ohnmacht, als ſie ihren
Gatten in dieſem Zuſtande erblickte. Dora hatte alles
Mögliche zu thun, Um ſie wieder zu ſich ſelbſt zu bringen.
Inzwischen beſann ſich Bernau nicht lange. Sobald er
ſich perſönlich nicht mehr bedroht ſah, hatte er ſeine geistige
Klarheit wieder erlangt. Er eilte ſofort in's Hans und in
das Zimmer, an deren Jenſter er ſeine Frau und Tochter
erblickt hatte,
„ zUeberlaſſe mir die Sorge um die Mutter, Dora, und
eile ſo ſchnell Da kannſt zu Lebrecht. Er möge gleich kom-
men. Wenn Dir auf dem Wege Polizeimannſchaft begeg-
net, ſo ſage Ihnen, daß ſte ſich beeilen möchten.“ $
Er hatte dieſe Worte noch nicht geſprochen, als auch
höher.
anderer Redner dieſe Maßregel ſpäter ungeſetzlich ta-
delte, wurde die Verſammlung unter großem Tumult
aufgelöſt. Der Tumult war ſo groß, daß der
Kommiſſar frug, ob er ſich ungefährdet entfernen
Auflöſung nicht den Abſin ten der Polizeidirektion
entſpreche und das Verhalten des Polizeikommiſſärs
dafür beauſtandet worden ſei. Kathol. Blätter
hatten heute bereits eine Erörterung der Auflöſung in
der Abgeordnetenkammer in Ausſicht geſtellt.
* Pleß, 16. Okt. Für die Reichstagswahl in
Pletz Rybnik haben die Polen endgültig den Rechts-
reits angenommen hat.
b ee, |
Stuttgart, 16. Okt. Die Vereinigung der nord-
deutſchen Freiſinnigen Partei mit der Deutſchen
Volkspartei, die bis jetzt nur in Süddeutſchland vertreten
war, macht weitere Foriſchritte. So bemerkt zu einem Ar-
tikel der Berliner „Volkszeitung“ über die „Ueberſchreitung
der Mainlinie durch die deutſche Volkspartei“ der Stutts-
garter „Beobachter“: „Die Volkspartei werde auch
künftig Treibereien und Verſtimmungen gegen die Führer
der freiſinnigen Volkspartei nicht fördern. Wo aber
ſachliche Beweggründe, die man in ihrer Berechtigung wohl
aner kenne, die norddeutſchen Geſinnungsfreunde bei der
freiſinnigen Volkspartei nicht das finden laſſen, was ſie
ſuchen und was die deutſche Volkspartei ihnen bietet, da
ſollen der letzteren alle dieſe Elemente von Herzen will-
kommen ſein. Nicht gegen die Freiſinnigen, ſondern mit
ihnen wolle die deutſche Volkspartei für die Verwirklichung
ihres Programms eintreten.“ . ;
* Weſel, 16. Okt. Die hieſige Citadelle, welche in der
erſten Hälfte der 70er Jahre vielfach für maigeſetzlich be-
troffene kathol. Geiſtliche ein Ort unfreiwilligen Auf-
enthaltes war, beherbergt zur Zeit wieder einen katholiſchen
Prieſter als Gefangenen. Derſelbe entſtammt der Dibceſe
Breslau und ſoll im Jahre 1882, als bekanntlich für
katholiſche Geiſtliche die Militairpflicht noch beſtand,
dieſer Pflicht ſich, entzogen“ haben, indem er am Germani-
Centrums⸗Kandidat iſt Frhr.
cum in Rom kheologiſchen Studien oblag.
Ausland.
Wien, 16. Okt. Die antiſemitiſchen
Journaliſten und Schriftſteller Oeſterreichs haben einen
eigenen Journaliſten⸗ und Schriftſtellerverband „Ha-
merling“ gegründet, der ſeine Thätigkeit über ganz
Oeſterreich ausdehnen ſoll. . - 1
Budapeſt, 16. Okt. In einer geſtern abgehal-
tenen von 100 ungarländiſchen Rabbinern be-
ſuchten Konferenz wurde mit allen gegen eine Stimme
die Einſegnung gemiſchter Ehen abgelehnt. (Alſo
ſelbſt die Juden in Ungarn ſind darnach kein
Freunde der Civilehe.) ;
„Meine Herren, eilen Sie hinauf in meine Wohnung
Ich hoffe, Sie werden mir zur Seite ſtehen, dieſelbe zu veb-
theidigen. Gehe doch Einer von Ihnen raſch auf die Po-
e
Dabei war Herr Bernau nicht müßig geblieben. Er
räumte ſeine Geſchäftsbücher in den Kaſſenſchrank und
verſchloß denſelben. Dann folgte er ſeinen Commis in
die oberen Räumlichkeiten der Wohnung, woſelbſt ſich dann
wareg, etwaige Angriffe der Arbeiter abzuwehren. ,
Unterdeſſen tobte das Handgemenge in der Fabrik
weiter und die Gemüther wurden immer noch mehr auf-
geregt. Einzelne ruhigere Arbeiter zogen ſich zurück, da
und dort ſachten auch Verwundete zu entkommen. Der
große Haufe war bereits ſiegesgewis und ging in dm
Rauſch des Triumphes an das Zerſtörungswerk.
Inſtinktmäßig hatten ſich einige Werkführer mit etwa
ſechszehn Arbeitern an die Zugänge zu dem Maſchinen-
fährlich ſei, wenn ſich die Zerſtörung auch über dieſe Räume
erſtrecke. Es mochte dann der Ausgang ſein, welcher er
wolle, ſo mußte der Betrieb der Fabrik auf längere Zeit
eingeſtellt werden, und ſie waren dadurch brodlos. So
vertheidigten ſie denn mit der Dampfmaſchine ihre Exiſtenz.
Es waren entſchloſſene, zum großen Theil verheirathete
Männer oder deren Söhne, die ſich mit Stuhlbeinen und
eiſernen Werkzeugen bewaffnet hatten. 1 '
Der Haufe war in den Übrigen Theilen der Fabrik
Herr geworden, und man begab ſich nun an das Zerſtör-
ungswerk. Es blieb kein Fenſter ganz. Selbſt die Rih-
men wurden herausgeſchlagen, die Werkbänke und Arbeits ⸗
tiſche zertrümmert, und dazu johlte der Haufe, der ich
noch durch den Genuß von Branntwein von Minute zu
Wuth war man bereits
Minute mehr aufregte.
Auf dieſem Gipfelpunkte der ) ;
angelangt, als Lebrecht mit Dora und ſeinem Schwarzen
Gortſetzung folgt.) pr $
ankam.