199 f.). Eine Verknüpfung kultureller und gesellschaft-
licher Ursachen ist auch für die Hausform der cAbbäd
verantwortlich. In ihnen sind sowohl wirtschaftliche
Faktoren (neue Produktionsweisen, Baumaterialien, Aus-
stattungsgegenstände) als auch traditionsbedingte Fak-
toren (überlieferte räumliche Organisation der Zelte)
wirksam (Fayne 1990, 369). In den Häusern der Kek-
chi-Maya ist ein Zusammenwirken von sozialen Fakto-
ren (wegen der sozialen Organisation der Kekchi be-
steht zunächst eine einheitliche Bauweise), wirtschaft-
lichen Ursachen (durch wirtschaftliche Veränderungen
eines Teils der Kekchi entsteht eine abweichende Bau-
weise) und ideeller Werte (durch die veränderte Wirt-
schaftsweise verändern sich die kulturellen Konventio-
nen gegenüber der Bauweise) zu erkennen (Wilk 1990,
38 f.). Die Wechselwirkung von sozio-ökonomischen
Faktoren (Raumbedarf für Mitglieder und Aktivitäten
des Haushaltes) und Bausubstanz-bezogenen Ursachen
(Kompromisse in der räumlichen Organisation eines
Hauses auf Grund schon vorhandener Räume) wird in
den Häusern der Zulu deutlich (Oswald 1990, 340).
Die Beispiele verdeutlichen, daß keine monokausalen
Zusammenhänge zwischen einer Gesellschaft bzw. Kul-
tur und der Form ihrer Häuser bestehen. Den Hausfor-
men liegt ein System von Ursachen zugrunde, die in
gegenseitiger Abhängigkeit voneinander wirksam sind
und sich verändern. Das Modell eines systemischen
Kontextes der Ursachen von Hausformen entspricht
dem Konzept der Systemtheorie zur Erklärung histori-
scher Vorgänge.
4.4. Methodische Grundlagen
von Haushaltsanalysen
Archäologische Fragestellungen
und methodische Konzepte
Die Theorie der Hausformen liefert die Voraussetzung
zur Formulierung einer Methodik für die Analyse von
archäologisch dokumentierten Wohnhäusern. Zu die-
sem Zweck ist eine Anzahl von Fragen zu formulieren,
deren Beantwortung eine Interpretation der Wohnfor-
men ermöglichen soll (Abb. 1).
Zur Beantwortung der Fragen dienen sieben metho-
dische Konzepte:
Konzept 1: Die Aktivitätszonenanalyse
Die Fokalisierung von Aktivitäten in einem Haus erfolgt
durch die Bestimmung von Installationen, d. h. festen
Einbauten innerhalb des Hauses und durch die Auswer-
tung der Funde. Die Aktivitätszonen (zur Definition s.
Kap. 4.1.) können pro Raum bestimmt werden oder
innerhalb eines Raumes spezifisch lokalisiert werden.
Dies geht davon aus, daß mehrere Aktivitäten in einem
Raum stattgefunden haben können. Während mit Hilfe
fester Einbauten, wie Öfen, Herdstellen oder Vorrats-
gruben die Aktivitäten räumlich direkt bestimmt wer-
den können, müssen bei der Zuordnung von Aktivitäts-
zonen an Hand von Kleinfunden zunächst die Fund-
umstände und die Fundassoziation untersucht werden,
um beurteilen zu können, ob der Fundort eines Objektes
auch der Ort seiner Verwendung gewesen sein kann (s.
Kap. 5.).
Funde, die zur Rekonstruktion von Aktivitäten bei-
tragen, können entweder Geräte oder Objekte sein, die
aktiv benutzt wurden, wie Werkzeuge (z. B. Mörser,
FRAGE
METHODISCHES KONZEPT
1
Was wurde in einem Haus gemacht ?
Die Aktivitätszonenanalyse
2
Wo innerhalb des Hauses wurden die Aktivitäten ausgeführt ?
Die funktionale Analyse
3
Von was lebte der Haushalt ?
Die ökonomische Analyse
4
Wie setzte sich der Haushalt zusammen und wieviele Personen
umfaßte er ?
Die soziale Analyse
5
Wie entwickelte sich der Haushalt ?
Die diachronische Analyse
6
Welche Elemente eines Hauses sind nicht funktional, sondern
kulturell bestimmt ?
Die symbolische Analyse
7
Wie läßt sich die Hausform beschreiben und vergleichen ?
Die Wohnhausklassifikation
Abb. 1 Fragenkatalog einer Haushaltsanalyse
24
licher Ursachen ist auch für die Hausform der cAbbäd
verantwortlich. In ihnen sind sowohl wirtschaftliche
Faktoren (neue Produktionsweisen, Baumaterialien, Aus-
stattungsgegenstände) als auch traditionsbedingte Fak-
toren (überlieferte räumliche Organisation der Zelte)
wirksam (Fayne 1990, 369). In den Häusern der Kek-
chi-Maya ist ein Zusammenwirken von sozialen Fakto-
ren (wegen der sozialen Organisation der Kekchi be-
steht zunächst eine einheitliche Bauweise), wirtschaft-
lichen Ursachen (durch wirtschaftliche Veränderungen
eines Teils der Kekchi entsteht eine abweichende Bau-
weise) und ideeller Werte (durch die veränderte Wirt-
schaftsweise verändern sich die kulturellen Konventio-
nen gegenüber der Bauweise) zu erkennen (Wilk 1990,
38 f.). Die Wechselwirkung von sozio-ökonomischen
Faktoren (Raumbedarf für Mitglieder und Aktivitäten
des Haushaltes) und Bausubstanz-bezogenen Ursachen
(Kompromisse in der räumlichen Organisation eines
Hauses auf Grund schon vorhandener Räume) wird in
den Häusern der Zulu deutlich (Oswald 1990, 340).
Die Beispiele verdeutlichen, daß keine monokausalen
Zusammenhänge zwischen einer Gesellschaft bzw. Kul-
tur und der Form ihrer Häuser bestehen. Den Hausfor-
men liegt ein System von Ursachen zugrunde, die in
gegenseitiger Abhängigkeit voneinander wirksam sind
und sich verändern. Das Modell eines systemischen
Kontextes der Ursachen von Hausformen entspricht
dem Konzept der Systemtheorie zur Erklärung histori-
scher Vorgänge.
4.4. Methodische Grundlagen
von Haushaltsanalysen
Archäologische Fragestellungen
und methodische Konzepte
Die Theorie der Hausformen liefert die Voraussetzung
zur Formulierung einer Methodik für die Analyse von
archäologisch dokumentierten Wohnhäusern. Zu die-
sem Zweck ist eine Anzahl von Fragen zu formulieren,
deren Beantwortung eine Interpretation der Wohnfor-
men ermöglichen soll (Abb. 1).
Zur Beantwortung der Fragen dienen sieben metho-
dische Konzepte:
Konzept 1: Die Aktivitätszonenanalyse
Die Fokalisierung von Aktivitäten in einem Haus erfolgt
durch die Bestimmung von Installationen, d. h. festen
Einbauten innerhalb des Hauses und durch die Auswer-
tung der Funde. Die Aktivitätszonen (zur Definition s.
Kap. 4.1.) können pro Raum bestimmt werden oder
innerhalb eines Raumes spezifisch lokalisiert werden.
Dies geht davon aus, daß mehrere Aktivitäten in einem
Raum stattgefunden haben können. Während mit Hilfe
fester Einbauten, wie Öfen, Herdstellen oder Vorrats-
gruben die Aktivitäten räumlich direkt bestimmt wer-
den können, müssen bei der Zuordnung von Aktivitäts-
zonen an Hand von Kleinfunden zunächst die Fund-
umstände und die Fundassoziation untersucht werden,
um beurteilen zu können, ob der Fundort eines Objektes
auch der Ort seiner Verwendung gewesen sein kann (s.
Kap. 5.).
Funde, die zur Rekonstruktion von Aktivitäten bei-
tragen, können entweder Geräte oder Objekte sein, die
aktiv benutzt wurden, wie Werkzeuge (z. B. Mörser,
FRAGE
METHODISCHES KONZEPT
1
Was wurde in einem Haus gemacht ?
Die Aktivitätszonenanalyse
2
Wo innerhalb des Hauses wurden die Aktivitäten ausgeführt ?
Die funktionale Analyse
3
Von was lebte der Haushalt ?
Die ökonomische Analyse
4
Wie setzte sich der Haushalt zusammen und wieviele Personen
umfaßte er ?
Die soziale Analyse
5
Wie entwickelte sich der Haushalt ?
Die diachronische Analyse
6
Welche Elemente eines Hauses sind nicht funktional, sondern
kulturell bestimmt ?
Die symbolische Analyse
7
Wie läßt sich die Hausform beschreiben und vergleichen ?
Die Wohnhausklassifikation
Abb. 1 Fragenkatalog einer Haushaltsanalyse
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