Reibsteine) und Gefäße (Eß-, Koch-, Vorratsgefäße),
oder Abfälle von bestimmten Aktivitäten. Zu letzteren
gehören Aschespuren, Speisereste (Tierknochen) oder
Bearbeitungsrückstände (Abschläge, Schlacken etc.).
Außerhäusliche Aktivitäten eines Haushaltes können
rekonstruiert werden, wenn die dazu benutzten Geräte
im Haus aufbewahrt wurden (z. B. Sicheln für die Feld-
arbeit) oder die Produkte oder Objekte der außerhäus-
lichen Aktivitäten ins Haus gebracht werden (z. B. Ge-
treide, Früchte, Jagdtiere, Fische etc.).
Diejenigen häuslichen Tätigkeiten, die am ehesten ar-
chäologisch erkennbare Spuren hinterlassen, gehören zu
den fünf übergeordneten Aktivitätskategorien Versor-
gung (mit Nahrung), Verarbeitung (von Nahrung),
Konsum, Herstellung (von nicht-Nahrungsprodukten)
und Abfallbeseitigung (Brooks - Yellen 1987, 70 f.).
Ferner ist zu berücksichtigen, daß viele andere Aktivi-
täten keine oder wenig Spuren hinterlassen, zum Bei-
spiel Schlafen, Spielen, Kommunizieren oder die Unter-
haltung von Gästen.
Konzept 2: Die funktionale Analyse
Aufbauend auf den Ergebnissen der Aktivitätszonen-
analyse kann eine Bestimmung der Raumfunktionen
vorgenommen werden. Zusätzlich zu den schon bei den
Aktivitätszonen berücksichtigten Funden und Installa-
tionen sind hier auch architektonische Details einzu-
beziehen, wie Türbreiten, Dekor, Verputz oder die Art
der Fußböden. Die Konsistenz des Fußbodens kann An-
haltspunkte dafür liefern, ob der Raum selten oder häu-
fig benutzt wurde, sorgfältig saubergehalten wurde,
überdacht oder offen war, oder möglicherweise als Stall
genutzt wurde (Christensen 1967, 96. 110). Auch Ge-
brauchsspuren der Wände geben Hinweise auf Raum-
funktionen. In Aliabad (Iran) sind die Wände von
Küchen meist von Rauch grau gefärbt, während die
Wände der Wohnräume sorgfältig weiß gekalkt sind
(Kramer 1982, 102 f.).
Da gleichzeitig oder nacheinander, eventuell sogar
in jahreszeitlichem Wechsel, mehrere unterschiedliche
Aktivitäten in einem Raum stattfinden können, ist
grundsätzlich die Möglichkeit multifunktionaler Räume
in Erwägung zu ziehen. Wie ethnoarchäologische Unter-
suchungen im Vorderen Orient (Kramer 1982, 99 ff.;
Krafeld-Daugherty, 1994) oder Studien zur Maya-Kul-
tur (Feventhal - Baxter 1988, 53. 69) zeigen, sind multi-
funktionale Räume vor allem in der einfachen, länd-
lichen Hausarchitektur die Regel. In dem oft mißver-
ständlich als «Küche» bezeichneten Raum rezenter
Häuser im Vorderen Orient können die Aktivitäten
Kochen, Nahrungszubereitung, Vorratshaltung, Essen
und Trinken, Weben, Schlafen, Spielen und Unterhal-
tung konzentriert sein, vor allem, wenn ein zusätzlicher
«Wohnraum» fehlt (Kramer 1982, 102; Krafeld-Daug-
herty, 1994). Eine monofunktionale Küche, die nur
der Aktivität «Kochen» dient, existiert lediglich in der
europäisch-amerikanischen Vorstellung von modernen
Küchen des Industriezeitalters. In traditionellen Kontex-
ten ist eine Trennung zwischen dem Kochbereich und
dem Wohnbereich von Häusern oft schwer zu treffen.
Unter Umständen kann die Küche und der Hauptwohn-
raum eines Hauses zusammenfallen. Aus diesen Grün-
den sollte die Bezeichnung «Küche» bei der Beschrei-
bung altorientalischer Häuser vermieden oder nur mit
einer sehr weit gefaßten Definition verwendet werden.
Auch eine Trennung von Wohn-, Arbeits- und Schlaf-
bereich, der an altorientalischen Wohnhäusern vorge-
nommen wurde (vgl. Woolley - Mallowan - Mitchell
1976, 25), entspricht einem subjektiven, eurozentristi-
schen Ansatz (Krafeld-Daugherty, 1994).
Ein weiteres Merkmal, das in besonderem Maße die
Lehmarchitektur charakterisiert, ist die Variabilität von
Raumfunktionen. Wenn für Mauern und Installationen
überwiegend Lehm als Baumaterial verwendet wird, kön-
nen Strukturen leicht verändert oder modifiziert werden.
Mit veränderten Anforderungen, etwa bei einem An-
wachsen der Familie durch Geburt oder Heirat, können
Raumfunktionen auf diese Weise erweitert oder ausge-
tauscht werden. Am Beispiel von neuzeitlichen Häusern
im Iran wird beschrieben, daß häufig Küchen oder
Wohnräume in Vorratsräume oder Ställe, sowie Spei-
cher in Ställe oder umgekehrt umgewandelt werden
können (Kramer 1982, 96 f. 107; Christensen 1967,
114; Horne 1983, 20; Krafeld- Daugherty, 1994).
Wegen der Multifunktionalität und der diachroni-
schen Variabilität von Raumfunktionen, die beide ein
besonderes Kennzeichen der Lehmarchitektur sind, kön-
nen feste Funktionsschemata weder an altorientalischen
Häusern noch an anderen vergleichbaren Hausformen
entwickelt werden. Die Verknüpfung eines Bauplanes
oder Bautyps mit einem festliegenden Raumfunktions-
plan kann deshalb nicht das Ziel einer Hausanalyse
sein, sondern wäre ein willkiirliches wissenschaftliches
Konstrukt.
Stattdessen ist die Palette der Funktionen eines Hau-
ses und ihre räumliche Organisation unter wechselnden
Bedingungen im Einzelfall zu untersuchen. Hilfreich ist
dabei das Studium der Raumanordnung und der Raum-
erschließung innerhalb eines Hauses (s. Kap. 6.3.), die
mit den Ergebnissen der Aktivitätszonenanalyse in Be-
zug gesetzt werden können.
Konzept 3: Die ökonomische Analyse
Die ökonomische Analyse umfaßt zwei Aspekte eines
Hauses: die Wirtschaftsweise und den relativen Wohl-
stand des Haushaltes. Die besten Anhaltspunkte für
25
oder Abfälle von bestimmten Aktivitäten. Zu letzteren
gehören Aschespuren, Speisereste (Tierknochen) oder
Bearbeitungsrückstände (Abschläge, Schlacken etc.).
Außerhäusliche Aktivitäten eines Haushaltes können
rekonstruiert werden, wenn die dazu benutzten Geräte
im Haus aufbewahrt wurden (z. B. Sicheln für die Feld-
arbeit) oder die Produkte oder Objekte der außerhäus-
lichen Aktivitäten ins Haus gebracht werden (z. B. Ge-
treide, Früchte, Jagdtiere, Fische etc.).
Diejenigen häuslichen Tätigkeiten, die am ehesten ar-
chäologisch erkennbare Spuren hinterlassen, gehören zu
den fünf übergeordneten Aktivitätskategorien Versor-
gung (mit Nahrung), Verarbeitung (von Nahrung),
Konsum, Herstellung (von nicht-Nahrungsprodukten)
und Abfallbeseitigung (Brooks - Yellen 1987, 70 f.).
Ferner ist zu berücksichtigen, daß viele andere Aktivi-
täten keine oder wenig Spuren hinterlassen, zum Bei-
spiel Schlafen, Spielen, Kommunizieren oder die Unter-
haltung von Gästen.
Konzept 2: Die funktionale Analyse
Aufbauend auf den Ergebnissen der Aktivitätszonen-
analyse kann eine Bestimmung der Raumfunktionen
vorgenommen werden. Zusätzlich zu den schon bei den
Aktivitätszonen berücksichtigten Funden und Installa-
tionen sind hier auch architektonische Details einzu-
beziehen, wie Türbreiten, Dekor, Verputz oder die Art
der Fußböden. Die Konsistenz des Fußbodens kann An-
haltspunkte dafür liefern, ob der Raum selten oder häu-
fig benutzt wurde, sorgfältig saubergehalten wurde,
überdacht oder offen war, oder möglicherweise als Stall
genutzt wurde (Christensen 1967, 96. 110). Auch Ge-
brauchsspuren der Wände geben Hinweise auf Raum-
funktionen. In Aliabad (Iran) sind die Wände von
Küchen meist von Rauch grau gefärbt, während die
Wände der Wohnräume sorgfältig weiß gekalkt sind
(Kramer 1982, 102 f.).
Da gleichzeitig oder nacheinander, eventuell sogar
in jahreszeitlichem Wechsel, mehrere unterschiedliche
Aktivitäten in einem Raum stattfinden können, ist
grundsätzlich die Möglichkeit multifunktionaler Räume
in Erwägung zu ziehen. Wie ethnoarchäologische Unter-
suchungen im Vorderen Orient (Kramer 1982, 99 ff.;
Krafeld-Daugherty, 1994) oder Studien zur Maya-Kul-
tur (Feventhal - Baxter 1988, 53. 69) zeigen, sind multi-
funktionale Räume vor allem in der einfachen, länd-
lichen Hausarchitektur die Regel. In dem oft mißver-
ständlich als «Küche» bezeichneten Raum rezenter
Häuser im Vorderen Orient können die Aktivitäten
Kochen, Nahrungszubereitung, Vorratshaltung, Essen
und Trinken, Weben, Schlafen, Spielen und Unterhal-
tung konzentriert sein, vor allem, wenn ein zusätzlicher
«Wohnraum» fehlt (Kramer 1982, 102; Krafeld-Daug-
herty, 1994). Eine monofunktionale Küche, die nur
der Aktivität «Kochen» dient, existiert lediglich in der
europäisch-amerikanischen Vorstellung von modernen
Küchen des Industriezeitalters. In traditionellen Kontex-
ten ist eine Trennung zwischen dem Kochbereich und
dem Wohnbereich von Häusern oft schwer zu treffen.
Unter Umständen kann die Küche und der Hauptwohn-
raum eines Hauses zusammenfallen. Aus diesen Grün-
den sollte die Bezeichnung «Küche» bei der Beschrei-
bung altorientalischer Häuser vermieden oder nur mit
einer sehr weit gefaßten Definition verwendet werden.
Auch eine Trennung von Wohn-, Arbeits- und Schlaf-
bereich, der an altorientalischen Wohnhäusern vorge-
nommen wurde (vgl. Woolley - Mallowan - Mitchell
1976, 25), entspricht einem subjektiven, eurozentristi-
schen Ansatz (Krafeld-Daugherty, 1994).
Ein weiteres Merkmal, das in besonderem Maße die
Lehmarchitektur charakterisiert, ist die Variabilität von
Raumfunktionen. Wenn für Mauern und Installationen
überwiegend Lehm als Baumaterial verwendet wird, kön-
nen Strukturen leicht verändert oder modifiziert werden.
Mit veränderten Anforderungen, etwa bei einem An-
wachsen der Familie durch Geburt oder Heirat, können
Raumfunktionen auf diese Weise erweitert oder ausge-
tauscht werden. Am Beispiel von neuzeitlichen Häusern
im Iran wird beschrieben, daß häufig Küchen oder
Wohnräume in Vorratsräume oder Ställe, sowie Spei-
cher in Ställe oder umgekehrt umgewandelt werden
können (Kramer 1982, 96 f. 107; Christensen 1967,
114; Horne 1983, 20; Krafeld- Daugherty, 1994).
Wegen der Multifunktionalität und der diachroni-
schen Variabilität von Raumfunktionen, die beide ein
besonderes Kennzeichen der Lehmarchitektur sind, kön-
nen feste Funktionsschemata weder an altorientalischen
Häusern noch an anderen vergleichbaren Hausformen
entwickelt werden. Die Verknüpfung eines Bauplanes
oder Bautyps mit einem festliegenden Raumfunktions-
plan kann deshalb nicht das Ziel einer Hausanalyse
sein, sondern wäre ein willkiirliches wissenschaftliches
Konstrukt.
Stattdessen ist die Palette der Funktionen eines Hau-
ses und ihre räumliche Organisation unter wechselnden
Bedingungen im Einzelfall zu untersuchen. Hilfreich ist
dabei das Studium der Raumanordnung und der Raum-
erschließung innerhalb eines Hauses (s. Kap. 6.3.), die
mit den Ergebnissen der Aktivitätszonenanalyse in Be-
zug gesetzt werden können.
Konzept 3: Die ökonomische Analyse
Die ökonomische Analyse umfaßt zwei Aspekte eines
Hauses: die Wirtschaftsweise und den relativen Wohl-
stand des Haushaltes. Die besten Anhaltspunkte für
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