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Pfälzner, Peter
Haus und Haushalt: Wohnformen des dritten Jahrtausends vor Christus in Nordmesopotamien — Mainz am Rhein, 2001

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29472#0063

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ARCHÄOLOGISCHER

BEFUND

WOHNHAUSKLASSIFIKATION

Ursprungsplan

ursprüngl. Hausform

= Hauskonzept

Zwischenpläne

modifizierte Hausform


Endplan

letzte modifizierte Hausform

Abb. 10 Methodisches Modell der Wohnhausklassifikation

den ist. Der letzte Zustand muß aber mit dem ursprüng-
lichen Hausplan morphologisch und funktional nicht
viel gemeinsam haben. Aus diesen Gründen ist für
eine archäologische Haushaltsanalyse das Konzept des
«Haustyps» nicht geeignet. Dies muß nicht heißen, daß
es in traditionellen Gesellschaften keine geplanten Häu-
ser gegeben hat. Es wird aber behauptet, daß das ur-
sprüngliche Schema eines Hauses mit einer konventio-
nellen Haustypologie nicht oder nur schwer erkannt
werden kann.

Alternativ wird vorgeschlagen, «Hausformen» an
Hand der Existenz und der räumlichen Organisation
von Aktivitätszonen zu unterscheiden. Dafür liefern die
Ergebnisse der Aktivitätszonenanalyse und der funktio-
nalen Analyse die Grundlage. Als zusätzliche Merkmale
zur Beschreibung einer Hausform können die Bautech-
nik sowie die Ergebnisse der ökonomischen, sozialen
und symbolischen Analyse berücksichtigt werden. Eine
Hausform beschreibt nur einen bestimmten Zeitpunkt

in der Entwicklung eines Haushaltes. Mit Hilfe der dia-
chronischen Analyse lassen sich ältere Hausformen des-
selben Haushaltes bestimmen. Die stratigraphische Ab-
folge von Phasenplänen eines Hauses und von assoziier-
ten Funden liefert die dazu nötigen Daten. Der älteste
Hausplan repräsentiert die «ursprüngliche Hausform»
(Abb. 10). Oft kann ihr genaues Aussehen durch die
Subtraktion aller späteren Einbauten oder durch die
Rekonstruktion von sekundär entfernten Mauern oder
Räumen nur erschlossen werden.

Die ursprüngliche Hausform ist auf ein Konzept zu-
rückzuführen, das der Hausbesitzer oder Baumeister (in
traditionellen Gesellschaften handelt es sich dabei häu-
fig um dieselbe Person) für die Wohnstätte des Haushal-
tes hat. Dieses Konzept beruht auf einer Reihe von Ent-
scheidungen, die von den Ideen über ein Haus und von
den konkreten funktionalen Notwendigkeiten abhängig
sind (Wilk 1990, 35). Deshalb wird der Ursprungsplan
als «Hauskonzept» bezeichnet (Abb. 10).

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