Beispiel Aktivitätsbereiche des Hauses getrennt oder
miteinander verbunden, Wege und Orte des sozialen
Kontaktes vorgezeichnet oder die Zugänglichkeit ein-
zelner Hausbereiche für bestimmte Mitglieder des
Haushaltes und Besucher des Hauses geregelt werden
(ebenda 69-71).
Es ist nicht zu erwarten, daß in archäologischen
Untersuchungen die Symbole in Häusern in jedem Fall
richtig interpretiert werden können, aber sie sollten
zumindest beschrieben und als kulturspezifisch erkannt
werden. Dabei ist auf Funde und Befunde der folgenden
Arten besonders zu achten:
Abgeknickte Grundrisse, axial versetzte Türen, ge-
sonderte Türräume oder erhöhte Türschwellen können
dazu dienen, die psychologische Schwelle zum Betreten
eines Hausbereiches oder Raumes zu erhöhen. Durch-
blicke und axial liegende Türen erleichtern optische Ein-
sichten und die Kommunikation und erhöhen damit die
Offenheit eines Hausbereiches. Die Breite der Haus-
zugänge und die Art und Höhe der Ummauerung eines
Hauses kann die Abgeschlossenheit und Abgrenzung
des Haushaltes gegenüber den benachbarten Haushal-
ten symbolisieren. Auch die Ausstattung eines Hauses
mit Gästeräumen oder Sitzpodien kann auf die Offen-
heit des Haushaltes für sozialen Kontakt und Kommu-
nikation hinweisen (Gauvin - Altman - Fahim 1983,
194 ff.).
Besonders ausgestattete und verzierte Türen oder
ohne topographische Notwendigkeit angelegte Stufen
sind Anzeichen für die repräsentative, ideelle oder zere-
monielle Bedeutung eines Raumes oder Hausbereiches.
Den gleichen Zweck können Dekorationen, ein Farb-
anstrich oder die motivliche Bemalung von Wänden er-
füllen.
Die räumliche Anordnung von Aktivitätszonen kann
eine Trennung von Geschlechtern oder Altersgruppen
innerhalb eines Hauses andeuten, falls sie in immer glei-
cher Weise auftreten sollte. Selbst an Hand von Abfall
kann untersucht werden, ob seine Verteilung so regel-
mäßigen Mustern folgt, daß an ein strukturiertes, kon-
ventionalisiertes Verhalten zu denken ist. Falls beim
Vergleich von Häusern erkennbar ist, daß Abfall nicht
nach Zufälligkeiten oder praktischen Gesichtspunkten
entsorgt, sondern immer an einer bestimmten Stelle
deponiert wurde, kann dies kulturellen Konventionen
entsprechen (vgl. Hodder 1987). Eventuelle Bestattun-
gen von Erwachsenen oder Kindern innerhalb der Häu-
ser können Ausdruck religiöser, ideeller und sozio-psy-
chologischer Vorstellungen sein.
Funde mit symbolischem Wert wie Statuetten, Mas-
ken oder importierte Waren in einem Haus verweisen
auf die Bedeutung von kultischen, ideellen oder reprä-
sentativen Funktionen im betreffenden Haushalt. Instal-
lationen und Objekte zur rituellen Verwendung wie
Hausaltäre oder Opfergefäße liefern Hinweise auf die
Bedeutung von religiösen, zeremoniellen oder rituellen
Praktiken in einem Haus. Auch die räumliche Anord-
nung und Verteilung von symbolischen Objekten ist in
diesem Zusammenhang zu untersuchen.
Diese Beispiele zeigen, daß es möglich ist, Symboie in
einem archäologisch überlieferten Haus zu erkennen.
Dies kann nicht unabhängig von einer funktionalen,
ökonomischen und sozialen Analyse erfolgen, weil die
symbolischen Merkmale in enger Beziehung zu den
sozialen und wirtschaftlichen Kennzeichen eines Hauses
stehen. Eine symbolische Analyse ist deshalb argumen-
tativ von den Ergebnissen der erstgenannten Analysen
abhängig.
Konzept 7: Die Wobnbausklassifikation
Im allgemeinen wird ein Haus auf der Basis seines
Grundrisses einem «Haustyp» zugeordnet. Dies impli-
ziert, daß der Grundriß einem festen Schema folgt, das
beim Bau entworfen oder übernommen und im Fauf des
Bestehens eines Hauses unverändert beibehalten wird.
Dieses Verständnis folgt Erfahrungen mit dem europäi-
schen Wohnhaus, das nur in seltenen Fällen nach seiner
Erbauung sekundär verändert wird, ein Umstand, der
auch mit der neolokalen Wohnfolge der modernen mit-
teleuropäischen Gesellschaft (vgl. Imhof 1977, 74) in
Zusammenhang steht. In der zweiten Hälfte des
19. Jhdts. n. Chr. führte eine Debatte über den Mindest-
standard von Wohnungen der städtischen Arbeiter-
klasse zur Definition einer standardisierten Palette von
funktional getrennten Räumen (Bad, Kinderzimmer
etc.) und damit zur Herausbildung von festen und meist
unveränderbaren Wohnhaustypen (Fawrence 1990,
85 f.).
In der traditionellen Wohnhausarchitektur der mei-
sten vorindustriellen Gesellschaften ist der Grundriß
eines Hauses ständigen Veränderungen unterworfen.
Dies trifft in besonderem Maß für die Fehmarchitektur
zu, weil sie auch mit technologisch einfachen Mitteln
modifizierbar ist. Aber auch die englischen «cottages»
des 18. Jhdts. zeichnen sich durch ständige bauliche
Veränderungen, Umbauten, Anbauten, Raumuntertei-
lungen und Zusetzungen aus (Faslett 1972a, 38). Die
Haushaltsgröße und die Zusammensetzung der Familie,
die Funktionen eines Hauses, die Art und der Umfang
der häuslichen Aktivitäten und die räumliche Anord-
nung der Aktivitätszonen in einem Haus können sich
verändern. Dies kann mehrmalige, einschneidende ar-
chitektonische Umbauten oder Nutzungsänderungen
in einem Haus im Fauf seines Bestehens erforderlich
machen.
Archäologische «Haustypen» wurden meist an Hand
des letzten Zustandes eines Hauses definiert, da in den
überwiegenden Fällen nur diese Phase ausgegraben wor-
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miteinander verbunden, Wege und Orte des sozialen
Kontaktes vorgezeichnet oder die Zugänglichkeit ein-
zelner Hausbereiche für bestimmte Mitglieder des
Haushaltes und Besucher des Hauses geregelt werden
(ebenda 69-71).
Es ist nicht zu erwarten, daß in archäologischen
Untersuchungen die Symbole in Häusern in jedem Fall
richtig interpretiert werden können, aber sie sollten
zumindest beschrieben und als kulturspezifisch erkannt
werden. Dabei ist auf Funde und Befunde der folgenden
Arten besonders zu achten:
Abgeknickte Grundrisse, axial versetzte Türen, ge-
sonderte Türräume oder erhöhte Türschwellen können
dazu dienen, die psychologische Schwelle zum Betreten
eines Hausbereiches oder Raumes zu erhöhen. Durch-
blicke und axial liegende Türen erleichtern optische Ein-
sichten und die Kommunikation und erhöhen damit die
Offenheit eines Hausbereiches. Die Breite der Haus-
zugänge und die Art und Höhe der Ummauerung eines
Hauses kann die Abgeschlossenheit und Abgrenzung
des Haushaltes gegenüber den benachbarten Haushal-
ten symbolisieren. Auch die Ausstattung eines Hauses
mit Gästeräumen oder Sitzpodien kann auf die Offen-
heit des Haushaltes für sozialen Kontakt und Kommu-
nikation hinweisen (Gauvin - Altman - Fahim 1983,
194 ff.).
Besonders ausgestattete und verzierte Türen oder
ohne topographische Notwendigkeit angelegte Stufen
sind Anzeichen für die repräsentative, ideelle oder zere-
monielle Bedeutung eines Raumes oder Hausbereiches.
Den gleichen Zweck können Dekorationen, ein Farb-
anstrich oder die motivliche Bemalung von Wänden er-
füllen.
Die räumliche Anordnung von Aktivitätszonen kann
eine Trennung von Geschlechtern oder Altersgruppen
innerhalb eines Hauses andeuten, falls sie in immer glei-
cher Weise auftreten sollte. Selbst an Hand von Abfall
kann untersucht werden, ob seine Verteilung so regel-
mäßigen Mustern folgt, daß an ein strukturiertes, kon-
ventionalisiertes Verhalten zu denken ist. Falls beim
Vergleich von Häusern erkennbar ist, daß Abfall nicht
nach Zufälligkeiten oder praktischen Gesichtspunkten
entsorgt, sondern immer an einer bestimmten Stelle
deponiert wurde, kann dies kulturellen Konventionen
entsprechen (vgl. Hodder 1987). Eventuelle Bestattun-
gen von Erwachsenen oder Kindern innerhalb der Häu-
ser können Ausdruck religiöser, ideeller und sozio-psy-
chologischer Vorstellungen sein.
Funde mit symbolischem Wert wie Statuetten, Mas-
ken oder importierte Waren in einem Haus verweisen
auf die Bedeutung von kultischen, ideellen oder reprä-
sentativen Funktionen im betreffenden Haushalt. Instal-
lationen und Objekte zur rituellen Verwendung wie
Hausaltäre oder Opfergefäße liefern Hinweise auf die
Bedeutung von religiösen, zeremoniellen oder rituellen
Praktiken in einem Haus. Auch die räumliche Anord-
nung und Verteilung von symbolischen Objekten ist in
diesem Zusammenhang zu untersuchen.
Diese Beispiele zeigen, daß es möglich ist, Symboie in
einem archäologisch überlieferten Haus zu erkennen.
Dies kann nicht unabhängig von einer funktionalen,
ökonomischen und sozialen Analyse erfolgen, weil die
symbolischen Merkmale in enger Beziehung zu den
sozialen und wirtschaftlichen Kennzeichen eines Hauses
stehen. Eine symbolische Analyse ist deshalb argumen-
tativ von den Ergebnissen der erstgenannten Analysen
abhängig.
Konzept 7: Die Wobnbausklassifikation
Im allgemeinen wird ein Haus auf der Basis seines
Grundrisses einem «Haustyp» zugeordnet. Dies impli-
ziert, daß der Grundriß einem festen Schema folgt, das
beim Bau entworfen oder übernommen und im Fauf des
Bestehens eines Hauses unverändert beibehalten wird.
Dieses Verständnis folgt Erfahrungen mit dem europäi-
schen Wohnhaus, das nur in seltenen Fällen nach seiner
Erbauung sekundär verändert wird, ein Umstand, der
auch mit der neolokalen Wohnfolge der modernen mit-
teleuropäischen Gesellschaft (vgl. Imhof 1977, 74) in
Zusammenhang steht. In der zweiten Hälfte des
19. Jhdts. n. Chr. führte eine Debatte über den Mindest-
standard von Wohnungen der städtischen Arbeiter-
klasse zur Definition einer standardisierten Palette von
funktional getrennten Räumen (Bad, Kinderzimmer
etc.) und damit zur Herausbildung von festen und meist
unveränderbaren Wohnhaustypen (Fawrence 1990,
85 f.).
In der traditionellen Wohnhausarchitektur der mei-
sten vorindustriellen Gesellschaften ist der Grundriß
eines Hauses ständigen Veränderungen unterworfen.
Dies trifft in besonderem Maß für die Fehmarchitektur
zu, weil sie auch mit technologisch einfachen Mitteln
modifizierbar ist. Aber auch die englischen «cottages»
des 18. Jhdts. zeichnen sich durch ständige bauliche
Veränderungen, Umbauten, Anbauten, Raumuntertei-
lungen und Zusetzungen aus (Faslett 1972a, 38). Die
Haushaltsgröße und die Zusammensetzung der Familie,
die Funktionen eines Hauses, die Art und der Umfang
der häuslichen Aktivitäten und die räumliche Anord-
nung der Aktivitätszonen in einem Haus können sich
verändern. Dies kann mehrmalige, einschneidende ar-
chitektonische Umbauten oder Nutzungsänderungen
in einem Haus im Fauf seines Bestehens erforderlich
machen.
Archäologische «Haustypen» wurden meist an Hand
des letzten Zustandes eines Hauses definiert, da in den
überwiegenden Fällen nur diese Phase ausgegraben wor-
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