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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 22.1900

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Nr. 1-3
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Spiegelberg, Wilhelm: Die Northampton Stele
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https://doi.org/10.11588/diglit.12425#0129

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DIE NORTHAMPTON STELE

denen Nachrichten1 im sùdlictien Teil der Totenstadt von Drah Abu! Neggah erwar-
teten, gingen wir von dem Grabe des Hri aus \

Indem wir clen hier zu Tage liegenden Berghang nach Sùden zu vôllig frei legten,
gelangten wir etwa 20 m. sùdlich in einen grossen Vorhof, durch dessen Wostwand*
ein Eingangj einst durch eine Thùr verschlosscn, in das Grab fùhrte. Zu beiden Seiten
dièses Eingangs sind zwei grosse Stelen in die Felswand gegraben. Die sùdliche mit
einem Hymnus an Amon-Re ist stark zerstôrt, die nôrdliche —■ redits vom Eingang —
neben welcher sich in einer Nische die sehr beschâdigte Statue des Verstorbenen
befindet, ist fast ganz erhalten.

Un ter den Zerstôrungen dieser Inschrift bemerkt man leicht zwei Arten, einmal
zufâllige,welche von dem Loslôsen von Flickstùcken herrûhren, und dann absichtliche,
systematisch durchgefùhrte Auskratzungen. In den zerstôrten Namen des Amon tritt
uns die Zeit des Echnaton-Amenophis IV entgegen, daneben aber weisen andere Aus-
meisselungen in eine frùhere Epoche. Dennùberall wo derName der Hatsepsut und des
Thuti, sowie die Darstellung des letzteren auâgekratzt ist — und das ist ùberall grùnd-
lich besorgt4 — sehen wir zweifellos die Spuren der Thronwirren unter den Thutmosiden
vor uns.

Demi dass hier, wo neben dem Namen der Kônigin auch der des Beamten zerstôrt
ist, nur eine zeitgènôssiche Tilgung vorliegen kann, nicht etwa eine spâte Zerstôrung
durch Ramses II, liegt auf der Hand. Der Umstand, dass der Name des Amon nicht
wieder « erneuert » worden ist, zeigt ja deutlich, dass man sich zur Zeit Sethos' I,
des grossen Restaurators der wàhrend der Reformation geschândeten Denkmâler3, um
dièses Grab nicht mehr kûmmerte. Vermutlich war es bereits damais vom Sande
bedeckt.

Es ist wobl kaum zu bezweifeln, dass die hier in Frage stehenden Zerstôrungen
nur von Thutmosis III herrùhren kônnen, welcher das Andenken der Hatsepsut und
ihrer Parteiganger verfolgte. Unter diesen war bislang Senmut der bekannteste.
Jetzt lernen wir einen zweiten Gùnstling der Kônigin kennen, welcher gewiss keine
geringere Rolle am Hofe spielte als der erstgenannte Grosse. Die ungewôhnliche
Grosse des Grabes, und vor allem die weiter unten (S. 124, X) besprochene Darstellung
im Tempel von Der el-Bahri sprechen genùgend fur die Bedeutung dièses Beamten.
Und noch an einer anderen Stelle dièses Tempels ist, wenn ich redit sehe, unser
Beamter dargestellt gewesen. Unter den drei hohen Beamten, welche im 9ten Re-
gierungsjahr der Hatsepsut vor dem Throne der Kônigin erscheinen6, die in ihrer

1. S. Spiegelberg, Zwei Boitrâge sur Geschichte und Topographie der thebanischen Nécropoles, p. 1 fï.

2. S. Champollion, Not., I, 543, und JE. Z., 1896, p. 164, A. 1.

3. Zu Lepsius' Zeit muss ein Teil dieser Wand sichtbar gewesen sein, denn in den « Denkmàlern » sind
einige Zeilen der inschrift (L., D., III, 27) mitgeteilt.

4. Nur seiten sieht der Name noch aus einer Rasur hervor. Dagegen ist er auf den zahlreich verstreuten
Thonkegeln unversehrt geblieben. Bei so wertlosen Gegenstânden hielt man es.nicht fur nôtig, den Namen zu
tilgen. Ùbrigens spricht auch dieser Befund gegen die lange ùbliche Deutung auf Brote. Man wùrde gewiss
dem verhassten Toten nicht Speisen zum Genuss gelassen haben.

5. S. Recueil, t. XX. p. 38.

6. Naville, Der el-Bahri, Tafel 86.
 
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