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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 22.1900

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Nr. 4
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Thilenius, Georg: Das aegyptische Hausschaf
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https://doi.org/10.11588/diglit.12425#0219

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DAS ^EGYPTISCHE HAUSSCHAF

201

Beni Hasan nach einer kleinen Skizze (Brit. Mus., MSS., Hay) « ail of a pale colour ».
Zur Zeit der Darstellung war auch dièses Schaf seit vielen Generationen domestizirt.

Wenn nun ura das Jahr 2000 v. Chr. in Agypten zwei Schafrassen gehalten
wurden, welche beide seit langen Jaliren Haustiere waren, so ist natùrlich die Frage
nach ihrer Herkunft von Interesse. Darstellungen beider Rassen neben einander
scheinen vor der XII. Dynastie nicht gefunden worden zu sein; die Denkmàler frûherer
Zeiten kennen nur die Rasse mit dem ausgezogenen Gehôrn. Sie flnden sich,wenn auch
seltener, als z. B. die von Rindern, wâhrend des ganzen alten Reiches; die anscheinend
âlteste, nâchst denen der Gràber, befindet sich auf einer Steinplatte des Muséums in
Gizeh, welche aus der prâhistorischen Zeit stammt. Das Schaf ist hier in etwas rohèr,
aber unverkennbarer Weise gezeichnet, die Zusammenstellung mit dem Rinde und
dem Hausesel fùhrt zu dem Schlusse, dass es zu dieser Zeit domestizirt war. Das Tier
làsst sich also jenseits der XII. Dynastie bis in die ersten Anfânge der Kultur im
Nilthale verfolgen; diesseits aber ist es bald nicht mehr vorhanden. In den Grâbern
der XVIII. Dynastie1 scheinen sich die letzten Abbildungen zu finclen. Wohl sieht man
es noch zu Câsars Zeit, aber bezeichnender Weise als Emblem ; auch der Gott Chnumis
trâgt das ausgezogene Gehôrn der alten Schafe. Man kônnte schliesslich noch die Hié-
roglyphe hierher rechnen, aber sie beweist nichts fur das gleichzeitige Dasein des
lebenden Tieres. Es scheint demnach, als bezeichnete die XVIII. Dynastie die unge-
fâhre Zeitseines Verschwindens.

Die Rassenmerkmale des Hausschafes der L-XII. Dynastie sind so deutlich aus-
geprâgt, dass die Bestimmung des Wildschafes, von welchem es abstammt, mit
Sicherheit gelingt; es kann sich da nur um clas « kebsh » handeln, das afrikanische
Mâhnenschaf2 (Ammotragus tragelaphus),
welches schon den alten Jâgern bekannt war
und noch heute in ganz Nordafrika Berge
mâssiger Hôhe bewohnt, vorausgesetzt dass
sie nicht von geschlossenem Wald bedeckt
sind. Das alte Hausschaf der Agypter war
demnach ein autochthones. Lebend ist das-
selbe heute im mittleren und unteren Nilthale
nicht mehr anzutrefïen, aber seine Spuren
finden sich noch bei den Dinka, Schilluk und
Nuer am oberen Nil. Deren Hausschaf (Fig. 2)3
ist kurzhaarig bis auf die Mâhne am Vorderkôrper, langschwânzig, trâgt aber nicht
das Gehôrn des altâgyptischen ; es ist plumper und niedriger gebaut. Dies spricht aber
nicht dagegen, dass die alte Tragelaphusrasse, wie C. Keller4 sie nennt, nach Sùden
gedrângt wurde; das Dinkaschaf ist sehr wahrscheinlich ein im Laufe der Zeit etwas

Fig. 2. — Hausschaf der Dinka usw.
(nach Schweinfurth).

1. Z. B. Boussac, Le Tombeau d'Anna, Mém. Miss, franc., Tome XVIII, 1.

2. Vergl. Wilkinson, The ancient Egyptians, Vol. II, p. 90, und Lanzone, Dinionario, etc.. Tav. LXVII, 1.

3. Schweinfurth, Im Hersen von Afrika, Bd. I, S. 174, 1874.

4. C. Keller, Die Abstammung der Rassen unseres Hausschafes. Œsterr. Molkerei-Zeitg., 1899.

recueil, xxii. — nouv. sér., VI. 26
 
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