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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 22.1900

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Nr. 4
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Thilenius, Georg: Das aegyptische Hausschaf
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https://doi.org/10.11588/diglit.12425#0229

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DAS yEGYPTISCHE HAUSSCHAF

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geben. Es sind dies indessen, wie gesagt, Vermutungen, welche nach jedèr Richtung
hin noch cler Stùtze bedûrfen. Weitere Fôlgerungen, als die erwâhnten, gestattet das
zur Zeit vorhandene Material nicht; doch werden neuerliche Untersuchungen welche
auf der vorliegenden Zusammenstellung fussen, schwerlich ergebnislos enden, sobald
sie an Ort und Stelle unternommen werden.

Ëine letzte Frage, welche noch der Beantwortung bedarf, ergiebt sich aus dem
Vorkommen mehrerer Worte fur « Schaf ». Es ist anzunehmen, dass nach den obigen
Ausfùhrungen eigene Bezeichnungen vorhanden waren fur

1) Wildes Mâhnenschaf,

2) Hausschaf, Mâhnenrasse,

3) Hausschaf, Fettschwanzrasse.

Da jedes dieser Tiere gleichsam in doppelter Form einmal als lebendes, dann als
heiliges Tier in Darstellungen und Texten vorkommen k on rite, so wûrde im âussersten
Falle fur 6 Worte Platz vorhanden sein. Entsprechend dem Ersatz einer Schafrasse
durch die andere wird ferner eine zeitliche Gruppirung der Worte fur « Hausschaf »
erwartet werden mùssen. Unter ilmen wird « Mâhnenschaf » nach dem bisher Bekann-
ten allgemein bis zur XII. Dynastie, von cler XVIII. ab nur noch vereinzelt vorkommen,
umgekehrt wird « Fettschwanzschaf » kaum vor der XII. Dynastie zu belegen sein.
Von Bedeutung fur die Bestimmung der Bezeichnungen konnte in diesem Zusammen-
hanaje die Form und das erste Erscheinen eines Wortes fur die feine Schafwolle werden,
wie sie zur Herstellung von Perrûcken u. A. verwendet wurde. Genûgendes Material
fur dièse Frages in indessen einstweilen nicht vorhanden.

Es bedarf wohl nicht des Hinweises, dass ich hierbei vollstândig auf die freundliche
Hùlfe der Fachleute angewiesen war, die mir in liebenswùrdigster Weise ihre Er-
fahrungen zur VerfUgung stellten. Ausser Herrn Prof. Dr Spiegelberg, verdanke ich
den brieflichen Mitteilungen cler Herrn Griffith, Prof. Dr Erman und Dr Borchardt eine
ganze Reihe wertvoller Notizen.

Danach ergiebt sich, abgesehen von den « heiligen Tieren », Folgendes :

1) bbw wilcles Mâhnenschaf (kebsh),

2) sr(j') Hausschaf cler Mâhnenrasse, afrikanisches Schaf (A. P.).

Eine gewisse Schwierigkeit besteht hier clarin, dass in der spâten Zeit sic} als
« Hausschaf » erscheint, ein Wort, clas Herr Prof. DL' Erman auf sr(j) zurùckfùhrt.

Der merkwurclige Parallelismus zwischen dem Ersatz einer Schafrasse durch die
andere und dem Ûbergange des sr(j) in sic; legt nun aber die Frage nahe, ob das
letztere unbedingt aus dem ersteren abgeleitet werden muss, oder ob ein solcher Zu-
sammenhang lediglich eine Môglichkeit darstellt, welche durch don Nachweis einer
Rassenverschiebuno; an Bedeutung verliert. Sind beide Worte identisch, so hat die
Sprache von dem Wechsel der Rassen keine Notiz genommen und nur eine Wandlung
des Wortes erfahren, wie sie in allen Sprachen sich vollziehen mag. Im Falle der Ver-
schieclenheit beider Worte wird vor Allem die Frage in den Vorclergrund treten, ob
nicht das spâtere, das asiatische Schaf bezeichnencle Wort ein scmitisches Lehn-
wort ist.
 
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