DAS HEILIGE TIER DES GOTTES SET
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ein mythisches Tier, so besteht dasselbe doch ebenso, wie and ère Fabelwesen aus
Teilen, welche im Einzelnen der Natur entlehnt sind und er'st durch ihre Zusammen-
stellung ein unter normalen Verhâltnissen fabelhaftes Tier ergeben.
Es muss also môglich sein, entweder ein lebendes Tier als dem Set heilig mit
Wahrscheinlichkeit zù bezeichnen, odcr doch dasjenige ausfindig zu machen, das die
auffallendsten Merkmale der Darstellung besitzt.
Die Ansichten, welche bisher ùber das heilige Tier des Set vorgebracht worden
sind, stellt Maspero {Histoire ancienne de l'Orient, I, p. 103) zusammen. Danach hat
man an die « gerboise », die Springmaus, gedacht, eine Degeneration des Esels oder
der Oryx-A util ope fur môglich gehalten, oder, wohl mit Unrecht, das Tier als nicht
existirend betrachtet.
Unter den Tieren der Wùste ist die vorhandene Auswahl insofern eine beschrânkte,
als den Darstellungen unzweifelhaft ein Saugetier zu Gruncle liegt. Man kônnte nun
zunàchst daran denken, durch Messungen an den Abbiklungen bestimmte Proportionen
zu ermitteln, und dann dasjenige Tier suchen, welches clieselben oder doch annàhernd
gleiche Verhâltnisse aufweist. Dieser exacte Weg fùhrt indessen zu keinem Ziele, da
eben die Darstellungen zu verschieden sind und keinen brauchbaren Durchschnitt der
einzelnen Maasse ergeben. So bleibt der weniger genaue Weg allein ùbrig, der von den
charakteristischen Merkmalen der Abbiklungen ausgeht.
Der Tierkopf des Set zeigt ein langes, schmales Gesicht; die Ohren sind lang,
dabei ist der Ansatz der Ohrmuschel von geringer Breite, wàhrend ihr obérer Rand
rechteckig abschliesst. Aufïallender noch ist die Gestaltung der Lippen und der Nase.
Beide Lippen werden ausgezogen dargestellt, jedoch so, dass die obère erheblich ùber
die untere hinausragt; die Nasenlôcher liegen gegen das Encle der « Oberlippe » hin.
Dazu kommt eine eigentUmliche Abknickung des ganzen Vordergesichtes gegen die
Ebene der Stirne; augenscheinlich wollte der Kùnstler einen Ru.ssel abbilden. Sucht
man in gleicher Weise die Darstellung der Ohren auf ein morphologisch môgliches
Vorbild zurUckzufuhren, so bedeutet die horizontale Linie, welche den oberen Rand
der Ohrmuschel bildet, dass das Olir stumpf endet.
Nun hat aber jecles Ohr eine Spitze; es kann also nur gemeint sein, dass die Ohr-
spitze nicht gleichzeitig der hôchste Punkt der aufrecht stehenden Ohrmuschel ist. Sie
kann dann nur durch die vordere oder hintere obère Ecke des annàhernd rechtvvinklig
gezeichneten Ohres dargestellt sein.
Somit ergiebt sich ein Saugetier der Wùste, dessen Gesicht durch einen Rùssel
verlângert ist; die breiten Ohren haben eine vergleichsweise schmale Basis, wàhrend
ihr obérer stumpfer Rand die wenig hervortretencle Spitze tiàgt. Dièse Anhaltspunkte
mùssen genugen.
Auszuschliessen sind von vorne herein unter den Sàugetieren die grossen Raub-
tiere, da sie nicht eigentlich der Wùste angehôren, wenn sie auch gelegentlich in
solchen Gebieten angetrofîen werden môgen. Eher konnte man schon das heilige Tier
des Set unter den Caniden suchen; besonders an den kleinen Wtistenfuchs, den Fenek
(Canis cerdo), wàre zu denken. Das Tier hat ein schmales Vordergesicht; die langen
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ein mythisches Tier, so besteht dasselbe doch ebenso, wie and ère Fabelwesen aus
Teilen, welche im Einzelnen der Natur entlehnt sind und er'st durch ihre Zusammen-
stellung ein unter normalen Verhâltnissen fabelhaftes Tier ergeben.
Es muss also môglich sein, entweder ein lebendes Tier als dem Set heilig mit
Wahrscheinlichkeit zù bezeichnen, odcr doch dasjenige ausfindig zu machen, das die
auffallendsten Merkmale der Darstellung besitzt.
Die Ansichten, welche bisher ùber das heilige Tier des Set vorgebracht worden
sind, stellt Maspero {Histoire ancienne de l'Orient, I, p. 103) zusammen. Danach hat
man an die « gerboise », die Springmaus, gedacht, eine Degeneration des Esels oder
der Oryx-A util ope fur môglich gehalten, oder, wohl mit Unrecht, das Tier als nicht
existirend betrachtet.
Unter den Tieren der Wùste ist die vorhandene Auswahl insofern eine beschrânkte,
als den Darstellungen unzweifelhaft ein Saugetier zu Gruncle liegt. Man kônnte nun
zunàchst daran denken, durch Messungen an den Abbiklungen bestimmte Proportionen
zu ermitteln, und dann dasjenige Tier suchen, welches clieselben oder doch annàhernd
gleiche Verhâltnisse aufweist. Dieser exacte Weg fùhrt indessen zu keinem Ziele, da
eben die Darstellungen zu verschieden sind und keinen brauchbaren Durchschnitt der
einzelnen Maasse ergeben. So bleibt der weniger genaue Weg allein ùbrig, der von den
charakteristischen Merkmalen der Abbiklungen ausgeht.
Der Tierkopf des Set zeigt ein langes, schmales Gesicht; die Ohren sind lang,
dabei ist der Ansatz der Ohrmuschel von geringer Breite, wàhrend ihr obérer Rand
rechteckig abschliesst. Aufïallender noch ist die Gestaltung der Lippen und der Nase.
Beide Lippen werden ausgezogen dargestellt, jedoch so, dass die obère erheblich ùber
die untere hinausragt; die Nasenlôcher liegen gegen das Encle der « Oberlippe » hin.
Dazu kommt eine eigentUmliche Abknickung des ganzen Vordergesichtes gegen die
Ebene der Stirne; augenscheinlich wollte der Kùnstler einen Ru.ssel abbilden. Sucht
man in gleicher Weise die Darstellung der Ohren auf ein morphologisch môgliches
Vorbild zurUckzufuhren, so bedeutet die horizontale Linie, welche den oberen Rand
der Ohrmuschel bildet, dass das Olir stumpf endet.
Nun hat aber jecles Ohr eine Spitze; es kann also nur gemeint sein, dass die Ohr-
spitze nicht gleichzeitig der hôchste Punkt der aufrecht stehenden Ohrmuschel ist. Sie
kann dann nur durch die vordere oder hintere obère Ecke des annàhernd rechtvvinklig
gezeichneten Ohres dargestellt sein.
Somit ergiebt sich ein Saugetier der Wùste, dessen Gesicht durch einen Rùssel
verlângert ist; die breiten Ohren haben eine vergleichsweise schmale Basis, wàhrend
ihr obérer stumpfer Rand die wenig hervortretencle Spitze tiàgt. Dièse Anhaltspunkte
mùssen genugen.
Auszuschliessen sind von vorne herein unter den Sàugetieren die grossen Raub-
tiere, da sie nicht eigentlich der Wùste angehôren, wenn sie auch gelegentlich in
solchen Gebieten angetrofîen werden môgen. Eher konnte man schon das heilige Tier
des Set unter den Caniden suchen; besonders an den kleinen Wtistenfuchs, den Fenek
(Canis cerdo), wàre zu denken. Das Tier hat ein schmales Vordergesicht; die langen