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Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0573

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Litteraturbericht.

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17. Bande der Zeitschrift für bildende Kunst vorgeführt hat; also ein weiterer
Repräsentant jener so seltenen, ihrer Zeit aber so beliebten genreartig-alle-
gorischen Motive. — Dem Bernaert von Orley schreibt er eine Madonna
(Nr. 283) und eine Kreuzigung Petri zu. — Bei Besprechung der grossen Altar-
flügel des Jean Bellegambe weist er dem Meister die Madonna Nr. 47 des
Brüsseler Museums, die Scheibler nicht verzeichnet, zu. — Zu den Werken
des 17. Jahrhunderts übergehend zählt H. zwei Rubens auf: Pan und Ceres,
und die meisterhafte Skizze zu zwei Trauben pressenden Genien; auch die An-
betung der Hirten ist er geneigt, trotz der trockenen Ausführung für ein Werk des
Meisters zu halten, das bald nach seiner Rückkehr aus Italien entstanden wäre.
Van Dyck ist durch eine Beweinung Christi, ferner eine Composition in lebens-
grossen Figuren: die hh. Placidius und Maurus, welche vom h. Benedict im
Beisein zweier Personen (deren eine auf Grund der Porträtähnlichkeit als
Richard Weston Herzog von Portland bestimmt wird, wodurch sich die Ent-
stehungszeit des Bildes auf die Jahre 1632—34 festsetzen lässt) empfangen
werden, und ein fälschlich dem Jordaens zugeschriebenes Bildniss, welches
durch Vergleichung mit einem Stich als dasjenige des Hubert Duhot und so-
mit als ein Werk des van Dyck nachgewiesen wird, vertreten. Dazu kommen
drei prächtige Studien von Jordaens; ein Selbstbildniss des Peeter Snayers, das
im Katalog fälschlich für eine Gopie nach van Dyck ausgegeben wird; ein früher
und vortrefflicher Teniers, eine Hexenscene von 1633; ein ländliches Fest von
M. van Hellemont, und endlich das imposante Reiterbild Ludwig XIV. von
Adam Frans van der Meulen, welches der König selbst der Stadt nach er-
folgter Annexion im Jahre 1668 geschenkt hat.
Unter mehreren holländischen Bildern der Galerie zu Arras wird ein weib-
liches Porträt von Nie. Maes vom Jahre 1667 besonders hervorgehoben, dann
aber ausführlich die grosse (in einer Phototypie beigegebene) Grablegung be-
sprochen, welche auf Grund der Vergleichung mit den Radirungen in über-
zeugender Weise dem Jan Corn. Vermeyen zugeschrieben wird. In der Leucht-
kraft des Colorits wirkt noch die Weise des Quentin Massys bis zu einem
gewissen Grade nach; Composition dagegen, Formgebung und Gesichtstypen
gehen, wie die Abbildung des sehr interessanten Werkes deutlich zeigt, bereits
völlig auf italienische Vorbilder zurück. Das Studium Raphael’s und besonders
den Einfluss seiner unmittelbaren Schüler machen sich hier unverkennbar
geltend. Zu berichten ist auch, dass das Bild aus dem Besitz der Francis-
caner von Arras stammt, die in besonders nahen Beziehungen zu Karl V.,
dem Gönner Vermeyen’s, standen. In der Kathedrale von Arras werden noch
die beiden bekannten Gemälde des Bellegambe besprochen.
Das Museum von St. Omer besitzt ein Selbstbildniss von Alb. Cuyp nebst
Frau und Kind in hübscher Landschaft, welches sich als aus dem Anfang der
sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts stammend datiren lässt.
Im Museum von Dünkirchen ist ein miniaturartig ausgeführtes Feld-
lager von Rob. van den Hoecke, von 1665, hervorzuheben.
Das nahe gelegene Bergues aber besitzt in seiner Martinskirche eines
der schönsten Bilder des Otto Venius, Magdalena die Füsse Christi waschend,
 
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