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wurden Birnen, Aepfel, Käs und Brot gereicht, in silbernen Bechern der Wein
geſchenkt. Kramläden, die mit Schleiern und Borten ausgeschlagen waren, enthielten
Silber- und Zinngeschirr, ein Rotschmied bot zierliche Leuchter zum Kaufe aus. In
einer Kochhütte gab es warme Speisen, Fische und Wildbret, für den ,Trink-
keller“ hatte der Fürstbischof ein Fuder Wein gestiftet. Da saß man zusammen
zum Essen und Trinken, Spielen und ,„Karden“. Und zwar nicht blos die
Schützenbrüder, sondern auch die Bürger :

Und welicher nit daheymb wollt playben,
Der da wollt volgen seinem synn,
Er gang hinaus, steckt Geld zu Im.

Abends war wieder feierlicher Einzug. Das Schießen dauerte mehrere Tage
bis zur Preisverteilung; das Beste betrug 50 Fl., jeder Preisträger erhielt
eine seidene Fahne mit dem Wolf bestickt (Bild 62). Auf 173 Schützen fielen 33
Preiſe; die Schießfertigkeit war sehr gut, auf 672 Schuß 583 Treffer. Die
Schützen waren zum Teil sehr weit hergekommen, aus Wien, Salzburg, Augs-
burg, Ulm, München, Kitzbühel und Schwaz. Vom Adel waren verschiedene
beteiligt, der Herr Graf von Ortenburg ,hatt selbs parschenolich geschossen“. 1577
war wieder ein Freiſchießen für Armbruſt und Büchse. Die Schießstätte war
am Schulerberg; zur Belustigung war ein Tanzplatz vorgesehen, dann eine
Kegelbahn, ein Stand für Würfelspiel und einer zum Türkenwerfen. Wieder
gab es reiche Preise, das Best zu 100 Fl. In Salzburg hatte man eigene Ge-
denktaler schlagen lassen. Das Schützenfest kostete 1254 Fl. und brachte der
Passauer Schützenkasſe einen Gewinn von 444 Fl. 1591 war nochmal ein
Freischießen, im folgenden Iahrhundert war aber die Zeit zu Feſtlichkeiten
nicht angetan; doch ging der Schießbetrieb fort. Die Ordnung wurde 1690
und 1725 zeitgemäß erneuert, besonders mit Rücksicht darauf, daß verschiedene
Bürger in der Schützenkompanie dienten. 1764 wurde wieder ein besonders fest-
liches Haupt- und Freisſchießen abgehalten, das der Fürstbischof selbst eröffnete.

Am Sebaſstianstag begaben sich die Armbruſt- und Büchsenschützen alljährlich
in feierlichen Aufzug zur Stadtpfarrkiche, wo sie an einem Hochamt teilnahmen.
Daraus entwickelte sich 1560 eine St. Seb aſtians Bruderschaft, die wieder
vom Schützenwesen getrennt heute noch besteht. Aus der Schießgesellenrotte von
1379 ist in fortlaufender Linie hervorgegangen die Priv. Feuerſchützengesell-
schaft Passau, die sich alſo mit einer Dauer von fast 550 Iahren zu den
ältesten Deutschlands zählen kann.'")

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